#41 – Autoradio ohne Auto

Oha, na was haben wir denn da? Das ist ja mein altes Audi gamma CC Kassettenradio aus meinem allerersten Auto…

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Das Auto gibt es leider schon lange nicht mehr, doch das Radio hat irgendwie überlebt. Eigentlich viel zu schade, dass es nur so herumliegt. Und eigentlich suche ich auch noch ein schönes Gerät für die Werkstatt um etwas Radio sowie meine alten Kassetten (vor allem die zahlreichen Mixtapes, welche ich für lange Autofahren extra stundenlang überspielt habe) abzuspielen. Schreit nach einer Challenge! 🙂

Doch werfen wir erst mal einen genaueren Blick auf das Radio. Das „gamma CC“ wurde von Grundig für Audi produziert. Wobei „produziert“ übertrieben wäre, Grundig hat das Radio letztendlich auch nur von Blaupunkt angekauft.

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Das Radio ist ein sog. „1-Din-Radio“ und passt somit wohl in so ziemlich jedes Fahrzeug welches in den Achtzigern oder Neunzigern produziert worden ist. Auch der Anschluss auf der Rückseite entspricht der Norm (ISO 10487). Neben der für die damalige Zeit gängigen Dolby-Rauschunterdrückung bot das Gerät zusätzlich eine „Auto-Reverse“-Funktion für Kassetten. Bei Bandende wird der Tonkopf von einem kleinen Motor einfach automatisch gewendet. Somit musste man die Kassette nicht händische herausnehmen und umdrehen um an die „B-Seite“ zu gelangen – Raketentechnologie! 😉

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Fun Fact: Das Radio stammt aus meinem ersten Auto, einem Audi A6 C4 (Bj ’96). Der erste A6 der nicht mehr Audi 100 hieß. Auch in meinem zweiten Auto (Audi A4 B5 von 98) konnte ich das Radio anschließen (auch wenn ich dafür zusammen mit meinem KFZler den Kabelbaum leicht modifizieren musste). Gute Zeiten… 🙂

Doch nun zur eigentlichen Challenge. Wie schließt man ein Autoradio an, wenn man kein passendes Auto mehr dafür hat, bzw. wenn man das Radio zu Hause betreiben will? In jedem Fall braucht man ein 12V-Netzteil mit mindestens 5, besser 10A.

Fun Fact: Das Netzteil stammt eigentlich von einer LED-Streifen-Steuerung. 😀

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Bei dem Netzteil war sogar ein Adapterstecker dabei, welcher es ermöglicht, Litzen mit dem Netzteil zu verbinden ohne den Stecker abschneiden zu müssen – cool! 🙂

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Zum Anschluss des Radios habe ich ISO-Stecker verwendet, welche beim Ausbau eines anderen Autoradios übriggeblieben sind:

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Damit es später kein Kabelwirrwarr gibt, habe ich die nicht benötigten Leitungen aus den Steckern mit Hilfe von passend zurechtgebogenen Büroklammern entfernt.

Fun Fact: Noch besser wäre das wohl mit Haarnadeln gegangen, aber welcher Mann hat schon sowas im Haus? 😉

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Anschließend habe ich die Strom- und Lautsprecherleitungen testweise mit WAGO Klemmen verbunden.

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Für das Audiosignal habe ich ein altes Stereokabel, welches als einziges Stück meiner defekten PC-Boxen übrig geblieben ist zusammen mit einer Verlängerungsbuchse verwendet. Selbstverständlich hätte man jede beliebige Klinkenbuchse mit entsprechender Belegung verwenden können, aber ich hatte die Teile sowieso herumliegen. #Upcycling! 😉

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Doch irgendwo muss der Sound ja auch hin, oder? Als Wiedergabegerät verwende ich einen kleinen Yamaha-Verstärker, welchen ich über ein Universalnetzteil (9V) angeschlossen habe. Alternativ könnte man den Verstärker auch mit vier AA-Batterien betreiben.

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Dann wird es Zeit für einen ersten Test – Strom an!

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Hm, die Anzeige „SAFE“ lässt nichts Gutes erahnen. Hier wird wohl der entsprechende Code zum Freischalten des Radios gesucht sein. Doch wo könnte der stehen? Wenn ich Glück habe in der Anleitung. Gut, dass die noch nicht verschollen ist.

Fun Fact: Die beiden kleinen Striche rechts unten in der Anzeige geben an, dass ich den Code bereits zwei Mal falsch eingegeben habe, und eine Stunde (bei angeschaltetem Radio) warten musste, bis sich das zurücksetzt. Erst dann kann ein neuer Versuch gestartet werden. Bei insgesamt 6 falschen Eingaben wird das Radio komplett gesperrt!

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Tatsächlich. Ein netter Vorbesitzer hat den Code mit Bleistift auf eine zufällige Seite der Anleitung notiert! 😀 Na gut, dass wir jetzt den richtigen Code haben. Diesen sollten wir nun schleunigst dem Radio beibringen, damit es uns endlich Musik hören lässt! 🙂

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Und siehe da. Tatsächlich bekommen wir (trotz fehlender Antenne) Empfang. BAYERN 3. Nicht gerade mein Lieblingssender, aber es ist ein Anfang!

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Gut zu wissen, dass das Radio funktioniert. Nur blöd, dass der ganze Kabelwirrwarr nun so offen durch die Gegen fliegt. Ganz klar – ein Gehäuse muss her! Das Ganze soll natürlich möglichst günstig sein…

Was wäre da besser geeignet, als eine einfache Leimholzplatte aus Fichte?

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Diese musste ich natürlich erst mal in passende Stücke zurechtschneiden. Es ist immer gut, wenn man sich vorher eine Skizze macht, nicht nur um einen groben Plan des „Endprodukts“ zu bekommen, sondern auch um die Materialen möglichst effizient zu nutzen.

Fun Fact: Die ganzen Maße erspare ich euch an der Stelle einfach mal, die sind ja auch nicht so wichtig. Für mich kam es nur drauf an, dass ich nur die eine Platte benötige! 😉

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Auf der Suche nach geeignetem Werkzeug um aus den Platten ein Gehäuse zu machen habe ich dann noch eine Kassettenbox gefunden, welche ich damals wohl aus der Mittelkonsole meines Audis ausgebaut hatte. Na, das ist doch die perfekte Gelegenheit auch diesem Relikt noch eine Daseinsberechtigung zu geben! 🙂

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Um die Box mit in das Gehäuse verbauen zu können, mussten erst die unebenen Kanten und Clips entfernt (geschliffen) werden.

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Anschließend habe ich die Frontblende entsprechend zugeschnitten, sodass Radio und Kassettenbox Platz haben:

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Damit das Autoradio nicht aus dem Gehäuse fällt habe ich es mit zwei Winkeln auf sagen wir „kreative“ Weise befestigt. 😀

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Da noch Platz im Gehäuse war, habe ich mich entschieden das Netzteil nach innen zu verlagern. Damit das klappt, habe ich in die Rückseite des Gehäuses neben dem Loch für die Stereobuchse auch noch eine Öffnung für das Stromkabel gefeilt.

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Selbstverständlich mussten die Komponenten im Inneren der Holzkiste auch befestigt werden. Hierfür habe ich das Netzteil geöffnet und einen Teil des Plastikgehäuses entfernt. So konnte ich es sicher am Boden verschrauben.

Fun Fact: Lediglich die Kassettenbox habe ich letztendlich verklebt, da ich einfach keine geeignete schraubbare Befestigungsmöglichkeit dafür gefunden habe. Muss ja kein Meisterstück werden…! 😉

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So sieht die Rückseite in fertigem Zustand aus. Nicht perfekt, aber ich bin damit zufrieden…

Fun Fact: An die Antennenbuchse des Radios habe ich eine kleine Wurfantenne mit Micro-Klinkenstecker angeschlossen. Nicht optimal, aber das Signal wird zumindest etwas verstärkt und ich muss keine weiteren Teile mehr kaufen! 🙂

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Die Vorderseite gefällt mir da schon etwas besser! Damit die Frontblende auch nach etwas aussieht, habe ich mir von einem Kumpel einen Schriftzug mit Modellbezeichnung mit Hilfe einer Graviermaschine in das Holz lasern lassen – echt abgefahren! 😀

Fun Fact: Wer sich über die merkwürdige Modellbezeichnung wundert: Das sind mehr oder weniger die Instruktionen, wie sich das Radio entsperren lässt. Es müssen nach Einschalten des Radios die Tasten “FM ½” und “DX” gleichzeitig so lange (3 Sekunden) gedrückt werden, bis in der Digitalanzeige “1000” erscheint. Mit Hilfe der Stationstasten 1 bis 4 kann dann die Codenummer (in meinem Fall 1252) eingeben werden. Nach erneutem Drücken der Tasten „FM ½“ + „DX“ für drei Sekunden lässt sich das Radio verwenden! 🙂

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Auch die Kassettenbox hat ein zu Hause gefunden. In ihr finden bis zu vier Musikkassetten ihren Platz und sind so vor Staub oder Sonneneinstrahlung geschützt.

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Jetzt müssen wir nur überprüfen, ob das ganze Teil auch noch funktioniert. Daumen drücken… Trommelwirbel … Tadaaaa! – das Radio funktioniert noch einwandfrei! Sehr geil! 🙂

Fun Fact: Wer genau hinsieht, dem fällt auf, dass im untersten Fach eine Kassette eingelegt ist, durch einen Druckmechanismus ändert sich die Farbe des kleinen rechteckigen Ausschnitts von weiß auf rot! 🙂

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Erinnert sich noch jemand an den in eine Holzbox verfrachteten FM-Transmitter aus Artikel 7? Diesen können wir selbstverständlich auch mit dem Autoradio nutzen und so unsere MP3s vom USB-Stick über das Radio hören! Sogar die ID3-Tags der MP3-Dateien werden übertragen und Stück für Stück auf dem Display des Radios angezeigt – krass! Aktuell läuft „Roulette“ von System of a Down! 😉

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Fun Fact: Letztendlich habe ich mich gegen batteriebasiertes Backup des Radios (z.B. zum Erhalt der Radiosender oder des Codes) entschieden. Nicht nur spart mir das Arbeit, ich finde das trifft den Flair bei der – zugegeben eher seltenen Nutzung – des Radios exzellent. Was gibt es schöneres als an einem rauen Wintertag in einen arschkalten Audi einzusteigen, nur um festzustellen, dass die Batterie leer ist, die Karre nicht anspringt und man zu allem Überfluss auch noch den Radiocode eingeben muss! 😉

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In diesem Sinne: Rock on! 🙂

 

 

 

 

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