#55 – Music: game over level up

Erinnert ihr euch noch an die musizierenden Diskettenlaufwerke aus Artikel 50? Ich gehe mal schwer davon aus, denn so lange ist das noch nicht her! 😉

Da ich doch einiges an Zeit in die Erstellung des „Ensembles“ reingesteckt habe, dachte ich mir es macht Sinn ein paar Stücke aufzunehmen und diese in Albumform zu gießen. So kann ich mir die entsprechenden Stücke immer wieder anhören und muss nicht die Diskettenlaufwerke bemühen! 🙂 Doch wie macht man das eigentlich?

Wenn man überhaupt kein Budget hat, kann man „die Geräusche“ einfach mit einem Smartphone mitschneiden. Das ist mit Sicherheit eine der einfachsten und kostengünstigsten Varianten. Ich selbst habe z.B. zum Aufnehmen der Videos aus Artikel 50 ein iPhone verwendet. 😉

Wenn man nicht will, dass sich die Aufnahmen so schwach anhören, dann bleibt keine Alternative als sich geeignetes Equipment anzuschaffen. Aber auch das ist alles kein Hexenwerk. Letztendlich benötigt man zwei Mikrofone um den (Stereo-)Sound abzunehmen. Diese müssen natürlich auch noch irgendwie an den PC angeschlossen werden.

Ich verwende zum Aufnehmen zwei Rode M5 MP Kleinmembran-Kondensatormikrofone.

Die Mikrofone selbst sind im Mittelklassesegment anzusiedeln. Nach oben gibt es wie üblich kein Limit, aber ich denke mit den Mikros habe ich einen guten Preis-Leistungskompromiss gefunden. Für meine Ansprüche sollten sie allemal reichen. Neben den Mikros selbst benötigt man lediglich noch zwei XLR-Kabel um die guten Stücke am PC anzuschließen. Über die XLR-Kabel werden die Mikros auch mit 48V Spannung (Phantomspeisung) versorgt.

Ähm ja, anschließen ist ein gutes Thema. Wie schließt man denn jetzt zwei Studiomikrofone an einen Computer an? Hier kommt ein Audio-Interface ins Spiel. Diese gibt es in zahlreichen Qualitätsstufen, preislich ist kein Limit gesetzt. Ich verwende ein Tapco LINK.usb Audio-Interface mit zwei XLR-Eingängen. Das ist ein eher günstiges Gerät, verrichtet aber seinen Dienst (Stereorecording) einwandfrei.

Ich habe sogar noch die Anleitung samt Treiber-CD gefunden, aber selbst ohne Anleitung ist das Teil gut und einfach zu bedienen.

Fun Fact: Ich hatte extreme Bedenken, was die Treiber angeht, da das Teil aus einer Ära stammt, in welcher Windows XP aktuell war. Aber die aktuellste Version von Windows 10 hat das Gerät ohne Probleme erkannt und passende Treiber installiert, ich habe nicht einmal die CD gebraucht – sehr ungewöhnlich! 😀

So sieht mein „Setup“ dann aus. Weit weg von Professionalität aber immer noch besser als ein Smartphone! 😉

Fun Fact: Die Mikros habe ich absichtlich so positioniert. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen waren viele „Vorabversuche“ mit veränderter Mikroposition notwendig. Ich denke so habe ich einen guten Kompromiss gefunden. In einer perfekten Welt hätte ich 6 Mikrofone, eins pro Laufwerk – aber das wäre wohl zugegeben etwas übertrieben. 😉

Nun ist eigentlich nur noch die Frage, mit welcher Software wir die dudelnden Diskettenlaufwerke aufnehmen wollen. Selbstverständlich gibt es auch hier viele zahlreiche Möglichkeiten. Offiziell war bei dem Interface mal eine Software namens „Tracktion“ dabei. Davon gäbe es auch eine kostenlose Version für Heimstudios, allerdings habe ich keine große Lust mich damit zu beschäftigen. Wer richtig professionell arbeiten möchte, macht das mit Steinbergs „Cubase“, aber das hat eine noch steilere Lernkurve.

Für mein simples Anwendungsszenario nehme ich das kostenlose Open Source Tool „Audacity“. Das kenne ich bereits seit vielen Jahren und habe es schon häufiger für kleinere „Audio-Aufgaben“ (Aufnahme, Schnitt, …) verwendet. Für einfaches Zweikanal-Stereo-Recording sollte das allemal reichen.

Jetzt kann es losgehen – noch ein letzter Check, ob die Einstellungen am Audio-Interface passen. Wichtig ist, dass man die Eingangssignale nicht zu leise regelt, da sonst ein späteres Anheben der Level am PC ohne Hintergrundgeräusche schwierig wird. Ebenso dürfen die Pegel aber auch nicht zu hoch sein, da sonst die Mirkos übersteuern.

Nun müssen wir mit Moppy die zuvor erstellten MIDI-Files laden und zu unseren Laufwerken schicken.

Fun Fact: Das Abspielen ist der leichteste Part, aber das Erstellen der MIDI-Files war wirklich zeitaufwändig. Man muss bedenken, dass hier nicht einfach irgendwelche MIDI-Dateien aus dem Internet heruntergeladen werden können, sondern dass jedes Lied extra angepasst (Kanäle gelöscht, Noten verschoben, Noten gelöscht und Oktaven angepasst) werden muss. Ebenso muss entschieden werden, welcher Kanal des Musikstücks zu welchem Laufwerk am besten passt, denn jedes Diskettenlaufwerk klingt tatsächlich einen Tick anders.

Das Recording beginnt! 🙂

Fun Fact: Dadurch, dass wir nur zweie Kanäle aufnehmen, sparen wir uns das „Abmischen“, weil wir sofort einen entsprechenden Mixdown erhalten.

Immer dann, wenn ich ein Stück aufgenommen habe, schneide ich gleich Anfang und Ende zurecht und fülle die letzte halbe Sekunde mit „Silence“ auf, damit keine Hintergrundgeräusche die Aufnahme stören.

Fun Fact: Es ist echt schade, dass einige Tracks gar nicht so richtig rüberkommen, aber eine Aufnahme ist eben doch nur eine Aufnahme. In „echt“ hört sich das einfach alles nochmal etwas anders an. Akustik, du bist eine Bitch! 😛

Damit die Lautstärke bei allen Stücken noch auf einen gleichen Level angepasst wird, verwende ich ein Tool namens „MP3Gain“. Dieses ist sehr einfach in der Bedienung und bietet sich prima zum Normalisieren von MP3-Dateien an. In einem ersten Schritt werden die Audio-Dateien analysiert.

Anschließend können sie auf den gewünschten Level angepasst (in unserem Fall angehoben) werden, 89dB ist hier ein guter Richtwert.

Fun Fact: Wenn man die Lautstärke zu sehr hochschrauben möchte, weist MP3Gain auch darauf hin und warnt vor Übersteuerung! Nett! 🙂

Damit die MP3s auch alle ihre richtigen Namen tragen, müssen sie noch entsprechend „getaggt“ werden. Hierfür verwende ich die kostenlose Software „Mp3tag“.

Abschließend müssen die einzelnen Stücke in einem letzten Schritt „gemastered“ werden. In meinem Fall bedeutet das, ggf. von den Laufwerken verschluckte Töne etwas hervorzuheben, sowie Anfang und Ende sauber abzuschließen. Auf spezielle Filter oder Effekte verzichte ich gezielt, ich finde der Sound sollte so authentisch wie möglich klingen! 🙂

Fun Fact: Es gibt mehrere „Musiker“ welche auf den Sound von Diskettenlaufwerken setzen. Meist werden die Geräusche jedoch mit weiteren Effekten oder Instrumenten versetzt. Ein sehr populäres Beispiel wäre z.B. „MASTER BOOT RECORD“. Gerade „ANSI.SYS“ vom Album „Floppy Disk Overdrive“ ist der Hammer! 🙂

Und was fehlt jetzt noch zu einem richtigen Album? Korrekt, ein cooles Cover natürlich! Da ich selbst äußerst ungeschickt im Umgang mit Grafikwerkzeugen bin, habe ich mir Hilfe geholt. Vielen Dank, Michi, für die Unterstützung – die Grafiken hätte ich so nicht hinbekommen! 🙂

So sieht das fertige Werk aus. Darf ich vorstellen? „game over level up“!

Auf der „Rückseite“ findet sich natürlich die Tracklist. Das Album besteht aus verschiedenen Videospielthemen der glorreichen 8-Bit-Zeit. Vielleicht ist euch ja das ein oder andere Stück sogar noch von eurem Game Boy oder NES bekannt? 😉

Fun Fact: Mit einer Gesamtspielzeit von 31:45 ist das Album nicht gerade lang geworden, aber das liegt einfach in der Natur der eher kurz gehaltenen Videospielthemen…

Ein richtiges Album braucht natürlich auch ein physisches Release! Also ab mit den Musikdateien in den Brenner (ich verwende dafür das Freeware-Tool „CDBurnerXP“). Das tut was es soll und lässt sich einfach bedienen. 🙂

Anschließend müssen wir noch das Cover samt Backcover ausdrucken. Hierfür habe ich bedruckbares Fotopapier verwendet. Im Vergleich zu normalem Kopierpapier ist es etwas stärker und dank der glänzenden Beschichtung wirken die Farben kräftiger. Zugegeben, alles andere als professionell, aber für meine Ansprüche reicht’s. Das Cover würde definitiv noch deutlich besser aussehen, wenn man es bei einem Dienstleister drucken lassen würde.

Um die Grafikdateien auf die richtige Größe zu bringen verwende ich immer „DVD Slim Free“, ein sehr einfaches Tool zum Erstellen von Covern für sämtliche optische Medien. Fertig ist die erste retrololo-Scheibe! 🙂

Fun Fact: Der QR-Code leitet euch natürlich direkt auf meinen Blog! 😉

Das ist ja alles schön und gut, wirkt aber fast etwas fad. Um dem Ganzen noch etwas mehr „Retrofeeling“ zu verleihen, habe ich neben der „Standard-Version“ in einem ganz normalen CD-Case auch eine „Special Edition“ im PlayStation-Design kreiert! Hierfür habe ich die Hülle von einem alten PS1-Spiel verwendet und das Cover nochmal etwas angepasst, sodass es perfekt in die Hülle passt. Der Aufkleber war schon drauf und ich finde ihn äußerst passend! 😛

Fun Fact: No PS1 games were harmed during the making of this album! 😉

Für die „Special Edition“ habe ich mir spezielle „Vinyl-Rohlinge“ bestellt. Im Endeffekt sind es normale CD-R-Rohlinge mit einer speziellen Beschichtung auf der Oberseite, welche tatsächlich einige Rillen enthält und die Optik einer alten Schallplatte imitieren soll – fancy! 😉

Fun Fact: Der Clou dabei: Dadurch, dass die PS1 auch Audio-CDs unterstützt, könnte man die CD tatsächlich auf einer Playstation 1 abspielen und sich die Musik anhören! 🙂

Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Es hätte, wie bei allem im Leben, natürlich auch noch deutlich besser sein können, aber dafür müsste man definitiv (noch) mehr Zeit investieren. Gerade das Erstellen der Midi-Dateien, sodass Moppy sie ideal für die Laufwerke umsetzt, kostet viele Stunden (meist sogar einen, manchmal mehrere Tage) Zeit. Und das wohlgemerkt pro Lied – leider kein Scherz…

Fun Fact: Bei der Suche nach Vorlagen für Midi-Dateien stößt man auf zahlreiche Seiten „aus der Vergangenheit“. Beepworld, Tripod, Funpic um nur einige Schlagwörter zu nennen. Und tatsächlich sind einige von ihnen noch online – Glück für mich! 🙂

Wer nun „Appetit“ bekommen hat, kann sich das Album gerne hier kostenlos herunterladen.

Fun Fact: Tut euch einen Gefallen und hört euch die Musik mit einem guten Kopfhörer an. Auf PC- oder Smartphone-Lautsprechern hört sich das Ganze noch kratziger an als es sowieso schon ist! 😉

In diesem Sinne – „stay floppy“! 😉

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