#86 – The Messenger

Der ein oder andere hat vielleicht schon gemerkt, dass ich bei meinen bisherigen Basteleien (z.B. Emulatoren auf diversen Konsolen zum Laufen bringen) häufig zum Testen von NES-Titeln das Spiel „Ninja Gaiden“ hergenommen habe.

Nicht nur bin ich ein Fan des „Run and Gun“-Genres (in diesem Fall eher „run and SCHLITZ“! :D), auch beeindrucken mich die genialen 8-Bit-Kompositionen, die Tecmo uns 1989 (in Europa erst 1991 als „Shadow Warriors“ erschienen) auf den TV zauberte. Ein weiterer Pluspunkt ist die – für die damalige Zeit noch recht ungewöhnliche – Vielzahl an Cutscenes, welche die Story rund um das Abenteuer erklärt.

Ein klarer Abtörner ist dagegen der heftige Schwierigkeitsgrad. Bis heute ist es mir nicht gelungen den ersten Teil von „Ninja Gaiden“ (ohne Savestates) komplett durchzuspielen.

Fun Fact: Jaja, ich weiß – Asche auf mein Haupt… Aber probiert es selbst mal aus. Das Spiel ist gerade in den letzten Levels (inklusive der drei finalen Bosskämpfe) absolut gnadenlos! 😀

Doch lassen wir die Vergangenheit beiseite, denn heute geht es aber nicht um den NES, sondern um was „Aktuelles“. Naja, zumindest so halb! 😉

Heute möchte ich euch über ein Spiel berichten, welches den Spirit von Ninja Gaiden aufgreift und ein modernes Retro-Erlebnis der Extraklasse bietet. „The Messenger“ wurde 2018 von Sabotage Studio für PC und Switch veröffentlicht und schlägt in die gleiche Kerbe („Action Platformer“).

Storytechnisch wird das volle Spektrum an „Ninja-Klischees“ aufgefahren. Die Menschheit ist vom Aussterben bedroht, weil sie von einem bösen Dämonenkönig unterjocht wird. Zusätzlich leiden sie unter einem Fluch, welcher alle 500 Jahre die Dämonenarmee einfallen lässt, mit dem Ziel die Menschheit vollständig auszulöschen. Nur ein kleines Dorf an Ninjas hat überlebt und trainiert in der Dunkelheit, um sich für den Kampf gegen den höllischen Unhold vorzubereiten.

Unser Protagonist (ein unerfahrener Ninja) wird mitten in das Geschehen geworfen, als der böse Dämonenkönig auftaucht um Unruhe zu stiften. Doch plötzlich erscheint der mysteriöse „Held des Westens“, welcher den Ninja entsendet eine Schriftrolle an drei Weise auf einer Bergspitze zu überbringen. Angeblich ist diese Mission für das Überleben des Clans von höchster Bedeutung.

Erst viel später im Spiel erfährt man den Hintergrund der Story, wer oder was ein „Messenger“ ist, warum so viele Gegner dessen Mission verhindern wollen und was es mit der Schriftrolle auf sich hat. Ich selbst war beim Spielen überrascht wie viel Liebe zum Detail in die Hintergrundgeschichte gesteckt wurde. Für ein Spiel dieser Art wurde die Story wirklich toll ausgearbeitet, auch wenn das meiner Meinung nach bei der ganzen Ninja-SCHLITZ-Action völlig egal gewesen wäre! 😀

So zieht der furchtlose Ninja los um die Welt zu retten…

Dabei trifft der Held auf eine Vielzahl von Gegnern, kleinen Schalterrätseln, klaffenden Abgründen sowie schrulligen Charakteren, welche die eigentlich tragische und ernste Handlung hin und wieder mit selbstironischen Bemerkungen auflockern.

Fun Fact: Die beiden Zyklopenbrüder „Colos“ und „Suses“ sind eigentlich friedfertige Wesen, welche im Rahmen eines Bosskampfes nur testen möchten, wie stark der Messenger geworden ist. Tatsächlich warten die einäugigen Bestien nur darauf, dass eine Pflanze (die „stärkende Distel“) endlich wächst und sie sich ihren Eintopf damit zubereiten können um noch stärker zu werden. xD

Um einige Passagen zu überwinden, benötigt der Messenger spezielle Fähigkeiten wie z.B. den „Wolkenschritt“ genannten Doppelsprung, eine wurfsternartige Fernkampfwaffe oder den Enterhaken. Diese Fähigkeiten werden erst im Verlauf des Spiels erlernt. Ebenso können Upgrades wie z.B. mehr Lebensenergie oder eine verbesserte Verteidigung erworben werden. Hierfür steht euch ein Mitglied des Clans der Blaukutten (so werden die mysteriösen Weisen genannt, die eine blauen Kutte tragen) mit seinem Laden zur Verfügung. Als Währung kommen in der Welt des Messengers Zeitkristalle, welche im Lauf des Abenteuers u.a. durch das Besiegen von Gegnern eingesammelt werden können, zum Einsatz.

Fun Fact: Der Ladenbesitzer ist an mehreren Stellen des Spiels anzutreffen. Sein Shop kann durch Zeit und Raum teleportieren. Von ihm kann man neben den Upgrades auch manchmal ein paar Informationen zum aktuellen Gebiet erhalten. Gleichzeitig dient dessen Eingangstür als Speicherpunkt.

Mit von der Partie ist – zumindest zeitweise – auch ein kleiner roter Dämon namens Quarble, welcher unseren Helden bei einem Game Over wiederbeleben (und somit zum letzten Checkpoint teleportieren) kann, dafür aber als Lohn ein paar von den Zeitkristallen haben möchte.

Fun Fact: Neben der finanziellen Belastung lässt Quarble es sich natürlich nicht nehmen, dem Spieler bei jedem Game Over mit einem (stets wechselnden) Spruch zu verhöhnen! 😀

Neben den Charakteren trägt definitiv auch das grandiose Leveldesign zum Gesamtpaket bei. Alle Rätselpassagen sind logisch aufgebaut und das Spielgeschehen wird hin und wieder durch z.B. eine Flugpassage auf einem Drachen etwas aufgelockert. Generell gibt es gameplaytechnisch nicht viel zu meckern. Die Steuerung ist präzise und bietet absolut knallharte Retro-Action. So lassen sich auch schwierige Passagen mit der richtigen Technik meistern!

Fun Fact: Sofern ihr dem Spiel auch eine Chance geben wollt, empfehle ich euch es mit einem Xbox 360-Controller zu spielen. Man könnte meinen die Entwickler haben die Steuerung extra für diesen optimiert…

Meistens sind die Passagen, welche bewältigt werden müssen, schaffbar und nur die „Umwege“ (z.B. zum Einsammeln der Kraftsiegel oder weitere Zeitkristalle) haben es teilweise echt in sich. Trotzdem ist der Schwierigkeitsgrad insgesamt gesehen schon gelinde gesagt „herausfordernd“. Cool bleiben heißt die Devise! 😉

Fun Fact: Ich erinnere mich da ganz dunkel an ein extrem fies platziertes Kraftsiegel in den „Wolkenruinen“. Die Entwickler waren so fair und haben direkt davor einen Speicherpunkt gesetzt, trotzdem hat es mich zahlreiche Versuche gekostet, bis ich das Siegel endlich einsacken konnte. 😉

Als Belohnung für die ganze Mühe darf man sich dann mit gigantischen Bossgegnern anlegen. Diese warten stets mit einem neuen Kampfmuster auf und stellen die Krönung eines Abschnitts (nicht nur storytechnisch sondern auch gerade wegen dem rapiden Anstiegs des Schwierigkeitsgrads) dar.

Nachdem der „erste Teil“ des Spiels (ich will an dieser Stelle nicht zu viel spoilern) überstanden ist, ändert sich die Spielmechanik noch einmal grundlegend. Ab dieser Stelle erscheinen diverse Zeitportale, durch welche der Messenger von der Vergangenheit in die Zukunft wechseln kann. Optisch wird die aktuelle Epoche durch 8- bzw. 16-Bit Grafik gekennzeichnet. Der Zeitsprung erfolgt absolut fließend und selbst die Musik ändert sich entsprechend – Wahnsinn! 🙂

So befinden wir uns rechts des Zeitportals in der Zukunft…

… und links davon in der Vergangenheit!

In wahrer „Metroidvania“-Kultur kann man jeden bereits bekannten Ort noch einmal besuchen und durch die Zeitsprungmechanik auf ganz neue Art und Weise nochmal neu entdecken. Während zum Beispiel die Wolkenruinen beim ersten Durchlauf noch hell und freundlich erscheinen…

… wirken diese in der Vergangenheit dunkel und bedrohlich.

Zugegeben, ab hier wird das Spiel aber gleichzeitig auch sehr kryptisch. Unser Protagonist erfährt, dass die Schriftrolle – auf die er so gut aufpassen soll – in Wahrheit eine Karte ist, welche sämtliche Locations beinhaltet und mit entsprechenden Upgrades aus dem Shop auch aufgerüstet werden kann, sodass sie z.B. die Fundstellen der Kraftsiegel anzeigt.

Fun Fact: Gott sei Dank kann man sich die schwer entzifferbaren Rätsel des Propheten im Shop vom Ladenbesitzer für 300 Zeitkristalle entschlüsseln lassen! 🙂

Ebenso merkt man, dass der Schwierigkeitsgrad nochmal einen gewaltigen Satz nach oben macht. Wer bisher Probleme mit den Grundmechaniken hatte, der wird spätestens an dieser Stelle den Controller voller Frust in die Ecke werfen! 😀 Trotzdem wirkt das Spiel in so gut wie jeder Situation fair. Stirbt man, liegt es meist daran, dass man etwas übersehen hat oder einfach die Steuerung nicht perfekt beherrscht.

Ich habe mich entschieden, das Spiel zu hundert Prozent durchzuspielen. Das bedeutet neben der Hauptquest müssen auch alle 45 Kraftsiegel eingesammelt werden. Insgesamt hat mich das gute 16 Stunden gekostet. Nicht gerade wenig Zeit, aber das war es absolut wert! 🙂

Fun Fact: Mehr an Story werdet ihr von mir nicht erfahren. Spielt das Spiel selbst – es lohnt sich! 🙂

Nachdem „The Messenger“ 2018 wie eine Bombe in die Indie-Szene eingeschlagen ist, haben die Entwickler 2019 ein DLC-Pack namens „Picnic Panic“ veröffentlicht. Was diesen angeht, war es eine kluge Entscheidung die Handlung in einer parallelen, alternativen Zeitlinie spielen zu lassen, denn meiner Meinung nach hat das Setting (trotz bekannter Charaktere) eher wenig mit der Hauptstory zu tun. Optisch und akustisch gibt es nichts zu meckern. Die Gegner wurden passend zum tropischen Stil überarbeitet und es gibt neue Musik für die Ohren. Bedenkt man, dass der DLC völlig kostenlos (ein Jahr später nach Veröffentlichung des Hauptspiels) zum Download angeboten wurde kann man sich erst recht nicht beschweren! 🙂

Fun Fact: Diese Vorgehensweise findet man wohl fast ausschließlich nur noch bei Indie-Studios. Die großen Hersteller verlangen schon für ein paar – mit meist lächerlichen Items bestückten – Lootboxen mehrere Dollar! 😀

So, es wird Zeit zum Ende zu kommen… Vermutlich könnte ich noch stundenlang über „The Messenger“ berichten. Im Nachhinein fallen mir tausend Gründe ein, wieso mich dieses Spiel so gefesselt hat. Offensichtliche Argumente wären der Retro-Stil und der Killer-Soundtrack, aber ich denke es ist mehr das persönliche Nostalgieempfinden an eine längst vergessene Zeit, in der Ninjas cool waren und man der Boss war, wenn man alle 151 Pokémon auf dem Game Boy hatte! 😛

Wie dem auch sei, ich kann euch „The Messenger“ nur ans Herz legen. Wer auf Retro-Grafik steht, einen Soundtrack mit Ohrwurmpotential gebrauchen und über den hohen Schwierigkeitsgrad hinwegsehen kann wird hier viel Spaß haben! 🙂

Fun Fact: Für die richtigen Masochisten gibt es nach dem erfolgreichen Abschluss des Spiels noch weitere Modi mit erhöhten Schwierigkeitsgraden. Ob ich mich dieser Herausforderung stelle? Nein danke! 😀

Hyaaaa!!!

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