#101 – (S)NES Controller MODs

Was haben diese Controller gemeinsam, außer, dass sie beide von Nintendo sind?

Richtig, sie sind beide krank und brauchen dringend ärztliche Hilfe! Ich vermute mal es ist nichts Ernstes, was sich ambulant beheben lässt. Wobei – wenn wir schon einen Eingriff machen, dann bekommen die beiden Controller gleich ein kleines Facelifting! 😉

Hä? Was ist denn damit gemeint? Keine Angst, ihr werdet es gleich verstehen. Fangen wir mit dem ersten Patienten an:

Ein stinknormaler NES-Controller. Optisch ist dieser noch in erstaunlich gutem Zustand, alle meine anderen NES-Controller sind schon ziemlich vergilbt. Doch leider funktioniert er nicht mehr. Woran das liegt? Ich zeig’s euch. Dafür müssen wir den alten Knaben erst mal öffnen. Das geht nicht mit einem Skalpell, sondern durch das Lösen der sechs Kreuzschlitzschrauben auf der Rückseite.

Ich hatte den Patienten schon öfter in meiner Praxis und habe immer ein defektes Kabel, oder dreckige Kontakte als Fehlerquelle vermutet, aber leider scheint der Chip (Schieberegister) defekt zu sein. Klar könnte man nach einem Ersatzorgan Ausschau halten und es einbauen, aber so ein komplizierter (teurer) Eingriff lohnt sich bei einem so alten Patienten nicht mehr! 😉

Stattdessen wollen wir einen anderen Weg gehen: Heute wollen wir dem Controller ein neues Herz samt Herzschrittmacher verpflanzen und so seine lange Leitung (das Kabel) loswerden. Dafür gibt es extra Modkits von 8bitdo. Darin enthalten ist eine Anleitung, ein Schraubenzieher, die Platine selbst und ein kurzes USB-Kabel zum Aufladen des Controllers – nice! 🙂

Die Platine besitzt die gleichen Kontaktfelder wie das originale PCB. Das ist gut, so sollte es keine Komplikationen nach der Operation (wie z.B. ein abgestoßenes Organ) geben.

Im Endeffekt muss eigentlich nur die originale Platine entnommen und durch die kabellose Platine ersetzt werden.

Fun Fact: Bei dieser Gelegenheit macht es Sinn das Gehäuse, die Knöpfe und die Tastengummis mit Wattestäbchen und Isopropylalkohol von dem Dreck der letzten 35 Jahre zu befreien! 🙂

Das Hineinfummeln der Buchse zur Aufladung des integrierten Akkus für den Herzschrittmacher erfordert höchstes Geschick – da dürfen nur Chefärzte ran! 😉

Jetzt müssen wir unseren Patienten nur noch wieder sauber verschließen – fertig! 🙂

Damit er sich vollständig regenerieren kann, sollten wir den Patienten noch etwas an den Monitor (Strom) hängen:

Nach guten drei Stunden ist der Controller bereits wieder auf den Beinen und bereit einige Tests zu durchlaufen. Durch sein neues Herz kann man ihn jetzt mit diversen Geräten und Systemen (Nintendo Switch, Windows, Android) via Bluetooth (durch das Drücken bestimmter Tastenkombinationen) koppeln (Systemtyp wird durch unterschiedliche Blink-Signale angezeigt).

Als erstes wollen wir die Funktion an einem Windows-Laptop probieren. Zur einmaligen Kopplung muss der Controller mit einer bestimmten Tastenkombination (START+UP) gestartet und in den Windows-Einstellungen als Bluetoothgerät hinzugefügt werden.

Fun Fact: Ich habe diesmal einen Laptop verwendet, weil mein Desktop-Rechner kein Bluetooth kann! 😀

Test erfolgreich – das neue Organ funktioniert ohne Probleme via Bluetooth an einem Windows PC. Hier spiele ich gerade „Castlevania“ über den „FCEUX“-Emulator! 😉

Fun Fact: Der Controller kann jederzeit aus- und eingeschaltet werden. Auch nach einem Neustart wird die Verbindung wieder automatisch aufgebaut – sehr geil! 🙂

Und wie sieht es mit dem guten alten Nintendo Entertainment System aus? Kann man den Controller daran auch noch verwenden? Na aber sicher – dank einem 8bitdo-NES-Receiver! 🙂

Fun Fact: Normalerweise kostet alleine der Empfänger ca. 30 USD, aber ich hatte Glück und habe ihn gebraucht für 5 € bekommen! 🙂

Die Handhabung ist denkbar simpel. Adapter anstecken, Controller anschalten, zocken. Yeah – NES-Klassiker auf originaler Hardware mit originalem (wenn auch getuntem) Wireless-Gamepad! 🙂

Der „Retro Receiver“ hat sogar eine Micro-USB-Buchse. Damit kann man die Firmware aktualisieren und ihn z.B. an einem PC anschließen, der kein Bluetooth hat (wie mein Desktop-Rechner)!

Doch genug vom NES-Controller, widmen wir uns nun dem zweiten Patienten…

Dessen Problem ist eigentlich ganz klar: Die Schultertasten (L+R) sind eingedrückt und lassen sich so nicht mehr vernünftig bedienen.

Bevor wir jedoch voreilige Schlüsse ziehen, sollten wir den Patienten erst mal auf den Operationstisch hieven und öffnen:

Oha, das sieht doch nach einem etwas komplizierteren Bruch an den Schultergelenken aus.

Aber keine Panik, nichts, was sich nicht durch etwas Sekundenkleber und einen Tag Geduld beheben ließe! 😉

Auch dieser Patient soll noch ein kleines „Upgrade“ erhalten. Da ich bereits genügend – deutlich bessere – SNES-Controller für das SNES an sich besitze, dachte ich mir wir verpassen ihm anstatt des proprietären SNES-Ports einen USB-Anschluss! Hierfür habe ich mir ein RetroKit von retrousb geordert. Letztendlich ist das nur ein USB-Kabel samt kleiner Platine mit Chip, welcher die Signale für USB umsetzt.

Fun Fact: Ja, ich weiß, es gibt bereits fertige USB-SNES-Controller, aber das sind alles Nachbauten und vom Gefühl kommen die – meiner Meinung nach – nicht an das Original heran. Außerdem wollte ich mal wieder etwas basteln, also lasst mich! 😛

Bevor wir das Kit einbauen, sollten wir gleich noch eine kleine Fettabsaugung durchführen und unseren Patienten erst mal etwas säubern.

Fun Fact: Ich weiß nicht, wo sich der Kollege die letzten Jahre herumgetrieben hatte, aber da hat sich einiges an Schmutz angesammelt! 😀

Damit die Operation gelingt, muss das Kabel des Controllers abgeschnitten und die einzelnen Adern abisoliert werden.

Den Lötvorgang erspare ich euch jetzt einfach mal. Wie was zu verlöten ist, sagt einem ein Diagramm auf der retrousb-Webseite. Damit der USB-Controller besser hält, kann man ihn mit etwas Heiß- oder Sekundenkleber auf der Hauptplatine befestigen.

Was mir vor der Operation noch nicht klar war, ist, dass ich zusätzlich eine Niere entfernen muss, damit der USB-Controller mit in das Gehäuse passt. Was soll’s – dann kommt eben die kleine rotierende Knochensäge (Dremel) zum Einsatz, denn auf die eine Niere mehr oder weniger kommt es auch nicht an. 😀

Abschließend muss alles wieder sauber an die richtige Stelle gesetzt und der Körper verschlossen werden. Operation geglückt – zumindest optisch sieht unser Patient noch ganz gut aus! 😉

Und siehe da, das neue Organ wird einwandfrei angenommen:

Den Testlauf habe ich mit dem „Snes9x“-Emulator durchgeführt und das Programm „Top Gear“ laufen lassen. Alle Ergebnisse positiv! 🙂

Nach so einem anstrengenden Tag hat sich auch ein Arzt mal etwas Auszeit verdient – natürlich auf dem Golfplatz! 😉

Bis zum nächsten Mal in einem anderen Krankenhaus…

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