#125 – Nippes und Tand(berg) – III – tape software

Mann, was war denn das für ein Reinfall beim letzten Mal? Erst ist das blöde Laufwerk defekt und dann zickt die Software… Freunde, ich sag’s euch – IT ist nichts für Weicheier, es ist ermüdend… 🙂

Jetzt aber zurück zum Thema. Heute wollen wir mal eine alternative Software namens „TurboTape“ ausprobieren. Vielleicht lassen sich damit mehr Daten auf das Band schreiben?

Fun Fact: Im Handbuch des Bandlaufwerks werden zwar verschiedene Software-Produkte empfohlen, aber meist sind das recht professionelle (und somit unbezahlbare) Produkte wie z.B. „ARCserveIT“ (heute „Arcserve Backup“) oder „Veritas Backup Exec“ mit einem wesentlich größeren Funktionsumfang. Zudem sind die benötigten Versionen so alt – da sehe ich keine realistische Chance die irgendwo her zu bekommen… 🙁

Mal sehen… Auch bei TurboTape muss das Band einmalig initialisiert werden. Leider sind die beiden Tools nicht miteinander kompatibel und so musste ich das Band auch im „Turbo Tape Standard“ nochmals formatieren:

Die Software sieht etwas altertümlich aus, aber immerhin bietet sie laut Changelog Support für Dateien größer als 4 GB! Na, das wollen wir doch gleich mal probieren. Als Testobjekt habe ich das 6,5 GB große retrololo-Verzeichnis hergenommen. Zumindest läuft der Sicherungsvorgang ohne Probleme an:

Und auch bei über 4096 MB scheint es keine Probleme zu geben! 🙂

Fertig! Insgesamt 51 Minuten für 6,5 GB. Nicht gerade schnell, aber wenn es erfolgreich war, ist mir das egal 🙂

Jetzt ist die Frage, ob auch das Wiederherstellen der Sicherung klappt. Angeblich lassen sich mit der Software sogar einzelne Dateien aus einer Bandsicherung wiederherstellen. In jedem Fall muss vor dem Restore der Index vom Band eingelesen werden:

Tatsächlich habe ich es geschafft, einzelne Daten aus der Sicherung wiederherzustellen. Blöd ist nur, dass (egal was man angibt) immer nur die erste Datei oder das erste angegebene Verzeichnis zurückgesichert wird!

Auch scheint die Software nicht wirklich zuverlässig zu arbeiten, denn hin und wieder poppen kryptische Fehlermeldungen auf:

Fun Fact: Angeblich gibt es auch eine inkrementelle Sicherung (bei der nur veränderte oder neu zu sichernde Daten ergänzt werden), doch leider bekommt man auch hier direkt eine Fehlermeldung noch bevor irgendwas aufs Band geschrieben wird…

Was den vollständigen Restore angeht wurden die Daten leider auch nach eineinhalb Stunden Wartezeit nicht ganz vollständig wiederhergestellt. Trotzdem sind 5.880 zurückgesicherte Dateien (von 5.888 gesicherten) keine schlechte Quote und fairerweise muss man sagen, dass das jetzt auch an dem Band oder einem verdreckten Schreib-/Lesekopf liegen könnte.

Fun Fact: Ein Vorteil wäre, dass die Software eine Dateikomprimierung anbietet. Allerdings wird ein recht schwaches ZIP-Kompressionsverfahren verwendet, was nicht viel Platz spart. Und wenn ich ehrlich bin möchte ich eigentlich ganz auf eine Kompression verzichten, um mir nicht noch eine weitere Fehlerquelle einzuhandeln… 😉

Alles in allem nicht wirklich befriedigend. Es hilft alles nichts, wir müssen noch einmal in den Untiefen des Internets graben… Gibt es vielleicht nicht doch die eine Software, die wirklich gut für meinen Anwendungsfall funktioniert? Ich kann euch sagen – ich habe verdammt lang gesucht um was Geeignetes zu finden, aber ich denke ich bin mit „Z-DATdump“ fündig geworden!

Fun Fact: Eigentlich kein Wunder, dass es am Markt fast keine Lösungen (mehr) gibt – wer produziert schon noch Software für alte Bandlaufwerke, die mit einer veralteten Technologie arbeiten und auf einem veralteten Betriebssystem laufen? 😛

Optisch erinnert das gute Stück an Z-TapeDump aus Artikel 124 und ist wohl tatsächlich eine Weiterentwicklung davon. Alleine die Installation war ein „Retro-Abenteuer“ vom feinsten. So mussten z.B. einige DLL-Fehler händisch glattgebügelt werden. Die größte Herausforderung war es, eine alte Version zu finden, welche noch unter Windows 2000 lauffähig ist und trotzdem noch registriert werden kann! 😀

Fun Fact: Um alle Features zu nutzen lohnt sich die Pro-Version definitiv. So können damit auch einzelne Dateien wiederhergestellt und Sicherungen größer als 12GB angelegt werden. Ebenso werden Dateiinformationen (Attribute wie „wann erstellt“, „wann geändert“ oder „letzter Zugriff“) bei der Pro-Version mit übernommen! 🙂

Immerhin startet die Software ohne Probleme und erkennt auch gleich mein Bandlaufwerk!

Zum Testen habe ich ein neues Band verwendet, welches natürlich wieder formatiert werden muss.

Hierfür muss über den Menüpunkt „Laufwerk“ die Option „einrichten“ ausgewählt werden.

Natürlich muss der Software wieder mitgeteilt werden, um welchen Bandtyp es sich handelt:

Anschließend wird die Kassette in mehreren Schritten eingerichtet:

Geschafft! Die Kassette ist startklar und unser neues „retrololo“-Volume wird einwandfrei erkannt! 🙂

Fun Fact: Nach jedem Vorgang (sei es nun eine Formatierung, eine Sicherung oder ein Restore) muss das Band zum Anfang zurückgespult werden. Die Funktion übernimmt die Software automatisch für uns, aber der Vorgang dauert (je nach Volumen der Daten) etwas (bei mir waren es immer ca. 3 Minuten).

Um jetzt auch Daten zu sichern, müssen diese über den Punkt „Einstellungen => Datenauswahl“…

…ausgewählt werden. Für den Test habe ich mir ein großes Verzeichnis mit den bisherigen retrololo-Musikalben (MIDIs, MP3s, Videos, Cover, etc.) erstellt, weil diese Daten mir am wichtigsten sind! 😉

Mit einem Klick auf „Dump“ wird dann die Sicherung gestartet. Natürlich muss zuvor die Dateiliste erstellt werden:

Die Sicherung läuft! 🙂

Fun Fact: Wie schnell die Sicherung läuft hängt davon ab, wie viele Dateien gesichert werden müssen und wie groß diese sind. Generell gilt: Viele kleine Dateien sind schlecht und erzeugen viel Overhead. Je größer die Dateien, desto schneller läuft auch die Sicherung. Das ist nicht nur bei Bandlaufwerken so! 😉

In meinem Fall waren es ca. 42 Minuten für 5.190 Dateien mit einer Gesamtgröße von 6.840MB. Das entspricht einer Übertragungsgeschwindigkeit von ca. 2,65MB/Sekunde. Klar – aus heutiger Sicht ist das nicht die Welt, aber wenn man bedenkt, dass der theoretische Maximalwert für das Laufwerk bei 3MB/Sekunde liegt ist das gar nicht schlecht! 🙂

Über die Menüauswahl „Anzeigen“ lässt sich die Dateiliste mit dem Inhalt der Kassette auslesen:

Fun Fact: Dieser Vorgang dauert nur ca. 15 Sekunden. Kein Wunder, dass das so schnell geht, denn der Index ist am Beginn des Bands gespeichert.

In dem Menü lassen sich auch gleichzeitig einzelne Dateien zurücksichern. Als Test habe ich sieben Dateien aus der Liste ausgewählt und den Restore-Prozess gestartet:

Tatsächlich wurden alle sieben Dateien gefunden und nach insgesamt 22 Minuten wiederhergestellt. Wie lang so etwas dauert, ist natürlich auch davon abhängig, an welcher Stelle die Daten auf dem Band abgelegt sind (je weiter am Anfang, desto besser).

Fun Fact: Immerhin ist die Software so klug und hört auf zu lesen, sobald alle angeforderten Dateien gefunden wurden.

Und siehe da, alles noch heile! 🙂

Abschließend wäre es noch spannend zu prüfen, ob sich die gesamte Sicherung wiederherstellen lässt. Gesagt, getan – mit einem Klick auf Restore (sowie ein paar langweiligen Auswahlmenüs wohin man die Daten zurücksichern möchte) geht’s los:

Puh, ich befürchte das wird was Längeres…

Nach zweieinviertel Stunden war es dann endlich so weit. Laut Programm wurden alle 5.190 Dateien (6.840MB) in einer Geschwindigkeit von ca. 0,85MB/Sekunde zurückgesichert. Zugegeben – nicht gerade schnell, aber verständlich, wenn man bedenkt, dass die Dateien ja wieder einzeln aufgedröselt und auf einen Zieldatenträger geschrieben werden müssen.

Fun Fact: Ich denke, der Restore könnte auch etwas schneller laufen, aber mir ist erst im Nachhinein aufgefallen, dass ich für den Test als Ziellaufwerk leider einen sehr alten und extrem langsamen USB-Stick verwendet hatte. 😀

Und tatsächlich – auch laut Windows sind alle Dateien zurückgesichert worden. Ich bin begeistert, dass das echt funktioniert hat! 🙂

Fun Fact: Lasst euch von den merkwürdigen Datums- und Zeitangaben nicht verwirren – die Uhr des alten Shuttle-PCs ist falsch eingestellt… 😀

Neben den Standardfunktionalitäten bietet die Software noch zahlreiche weitere Möglichkeiten. So gäbe es z.B. zahlreiche Kommandozeilenparameter, mit denen man automatisierte Backupskripte erstellen könnte. Auch lässt sich ein Report über die auf dem Band gesicherten Dateien erstellen und ausdrucken:

Beim Auswurf der Kassette (durch Drücken des Eject-Knopfes) spult das Laufwerk das Band selbstständig auf die Anfangsposition zurück – das nenne ich mal Komfort! 😀

Tja, was bleibt abschließend über das Tandberg-Laufwerk, bzw. die Sicherung von Dateien auf Band zu sagen? Ich denke aus heutiger Sicht hat sich das Thema „Band“ erledigt. Musikkassetten hört schon lange keiner mehr, VHS ist auch schon Geschichte und selbst im professionellen Umfeld kommen Bandlaufwerke immer seltener zum Einsatz. Mir persönlich gefällt so Zeug einfach (welch ein Wunder :P)! Klar, diese Art der Speicherung ist eher als „Langzeitarchiv“ zu sehen und nicht als temporärer Speicher, auf den permanent zugegriffen wird. Ich finde, dafür erfüllt es seinen Zweck sehr gut.

So, jetzt ist aber Feierabend. Bleibt abschließend eigentlich nur noch eine Sache zu tun… 😉

In diesem Sinne – bis die Tage! 🙂

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