#150 – el commodore – IX – MP32C64

Beim letzten Mal haben wir ja die Datassette so modifiziert, dass wir direkt in Audiodateien (WAV) konvertierte Programme über ein Klinkenkabel auf den C64 laden können. Hier nochmal ein Bild zur Erinnerung:

Ich habe es natürlich nicht lassen können und noch etwas weiter damit herumgespielt! 😉 Tatsächlich ist die umgebaute Datassette relativ tolerant was das Eingangssignal angeht. Damit die Dateien nicht zu groß werden, habe ich sie von WAV auf das handlicherer MP3-Format konvertiert:

So, schon viel besser! 🙂

Den C64, bzw. die modifizierte Datassette stört das nicht und die Spiele werden weiterhin ohne Probleme geladen! 🙂

Besonders cool finde ich, dass der Übertragungsvorgang im Endeffekt mit jedem beliebigen Gerät funktioniert, welches sich über ein Stereokabel an die Datassette anschließen lässt. Wie wäre es z.B. mit einem iPod shuffle? Erinnert sich noch jemand an die Teile? 😀

Fun Fact: Die einzige Voraussetzung ist, dass die Quelle ein möglichst sauberes und lautes Signal ausgibt. Ich habe es zuerst mit einem Uralt-MP3-Player ausprobiert, welcher leider die benötigte Lautstärke nicht herbekommen hat…

Während ich mir beim iPod um die Soundqualität keine Sorgen mache, besteht die Schwierigkeit eher darin überhaupt noch Musikstücke auf das Ding zu bekommen. Ein einfaches „MP3s draufkopieren“ wie bei jedem anderen Player ist nicht drin. Stattdessen müssen die einzelnen Musikstücke über „iTunes“ auf den iPod geschoben werden, damit die Titel-Datenbank auf dem iPod die Musikstücke auch erkennt – ganz großes Kino!

Fun Fact: Ernsthaft Leute – Fuck iTunes! 😀 Wer das Ding für eine gute Software hält, der sollte sofort die Finger von allen technischen Geräten in einem Radius von 5 km lassen. Ich bin kein Apple-Fan, aber die iPods sind echt solide und intuitive Geräte. Wie kann man diese Philosophie nur mit so einer grottigen Verwaltungssoftware zerstören?! Naja, zumindest scheine ich mit dieser Meinung nicht alleine zu sein… 😉

Eins ist klar – iTunes kommt mir auf keinen Fall auf den Rechner. Ich will gar nicht an die vielen Stunden Zeit denken, die ich schon mit der Software verschwendet habe, sei es nun beim iPod oder iPhone. Gut, dass ich mich noch an eine alte Software aus Jugendtagen erinnert habe. Sie ist zwar auch schon knapp zehn Jahre alt, läuft aber selbst auf neuesten Betriebssystemen ohne Probleme. Darf ich vorstellen: „Floola“! 🙂

Damit habe ich die „donkey.mp3“ ohne Probleme auf den iPod übertragen können. Kaum an die Datassette gestöpselt…

…lässt sich tatsächlich Donkey Kong laden – geil! Ist das nicht beeindruckend? Wie laden mit einem 13 Jahre alten iPod shuffle ein fast 40 Jahre altes Videospiel auf einen 33 Jahre alten Heimcomputer – viel mehr „retro“ geht nicht! 😀

Auch die moderne Welt lässt sich mit dem C64 verheiraten! So können die MP3- oder WAV-Dateien z.B. auch über ein Smartphone auf den Commodore gestreamt werden – fancy shit! 😀

Fun Fact: Es gibt für Android-Smartphones wohl sogar eine App namens „tapDancer“ mit welcher TAP, T64 und PRG-Dateien direkt als Audiosignal ausgegeben werden können. So spart man sich den Konvertierungsvorgang im Vorfeld.

Zur Abwechslung habe ich diesmal Giana Sisters ausgewählt – funktioniert auch ohne Probleme! 🙂

Schon cool das alles, aber wenn man ehrlich ist drängt sich doch eine Frage auf: Wozu benötigt man denn jetzt noch die Datassette? Diese konvertiert ja eigentlich nur noch das Audiosignal für den C64. Und irgendwie ist es auch etwas albern, wenn das Laufwerk immer „leer“ (ohne Kassette) mitläuft. Noch besser wäre es, wenn man das Signal „direkt“, also ohne die Datassette dazwischen einspielen könnte. Tatsächlich gibt es auch hierfür eine Lösung – darf ich vorstellen, das „MP32C64“:

Das MP32C64 ist ein Datasettenemulator über welchen wir letztendlich genau das gleiche wie mit unserer modifizierten Datassette durchführen können – nur eben ohne das eigentliche Gerät! 🙂 Analog der Datassette wir das MP32C64 in den Kassettenport des C64 gesteckt…

… und über ein Klinkenkabel mit einer externen Audioquelle verbunden.

Fun Fact: Mit dem Jumper auf der Oberseite lässt sich steuern, ob das Eingangssignal normal oder invertiert ausgegeben werden soll. Im Idealfall muss man hier nichts ändern, aber einige (ältere) Abspielgeräte geben wohl das Audiosignal invertiert aus.

Im Vergleich zu der getunten Datassette muss man beim MP32C64 nicht auf „Play“ drücken (gibt ja auch gar keinen Knopf). Stattdessen beginnt bei einem „LOAD“-Befehl direkt der Ladevorgang und man kann den Abspielvorgang auf der externen Audioquelle starten – praktisch! 🙂

So kann ich auch Donkey Kong über diesen Weg zum Laufen bekommen. Stellt euch vor – dieses Mal habe ich es sogar tatsächlich bis in Level 3 geschafft! 😀

Hm, merkwürdig… Die von mir erstellten MP3-Dateien werden über das MP32C64 leider nicht korrekt geladen, aber mit den original konvertierten WAV-Dateien kann das Teil ohne Probleme umgehen kann. Woran liegt’s?

Tatsächlich ist das MP32C64 – zumindest was MP3-Dateien angeht – etwas zickiger als die modifizierte Datassette – wer hätte es gedacht? 🙂

Damit es auch beim MP32C64 mit den MP3-Dateien klappt, wird eine recht hohe Qualität der Audiodatei benötigt. Im Falle von Donkey Kong habe ich es z.B. nur mit einer Bitrate von 320kBit/s und einer Ausgabefrequenz von 48000 Hz (anstatt dem Standardwert 44100 Hz) hinbekommen. Dafür musste ich zuerst die Quell-WAV-Datei aus dem TAP-Image mit einer höheren Ausgabefrequenz konvertieren…

…bevor ich sie mit dem „fre:ac“ Audio Converter im Zusammenspiel mit dem „LAME MP3 Encoder“ in eine MP3-Datei konvertieren konnte.

Hier die beiden Dateien im Vergleich:

Jetzt funktioniert auch der Ladevorgang via MP3 – sehr schön! 🙂

Cool, dass das funktioniert, aber der ganze Dateiumwandlungsprozess ist doch schon sehr aufwändig. Wenn man sich den umständlichen Konvertierungsvorgang sparen möchte, kann man auf eine große Bibliothek an bereits fertig konvertierten Spielen zurückgreifen! Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen das ein oder andere Spiel aus dem Archiv zu testen. Eins ist auf den ersten Blick ersichtlich – hier hat jemand einiges an Zeit investiert. In den Metadaten der MP3-Dateien sind sogar Vorschaubilder der eigenen Spiele als Albumcover eingepflegt – sehr cool! 🙂

Fun Fact: Das „C64-MP3-Archiv“ wurde von einem Spanier entwickelt, welcher das MP32C64 fertig oder als Bausatz für ca. 20€ verkauft. Ich habe meines bereits vor einigen Jahren als Bausatz gekauft und zusammengelötet. Leider habe ich keine Bilder mehr vom Zusammenbau… 🙁

Ghost ‘n Goblins kenne ich noch vom NES. Ich hatte gehofft es wäre auf dem C64 etwas leichter, aber da habe ich mich wohl geschnitten… 😀

Wer noch fauler ist, für den gibt es sogar ein Online-Archiv auf einer italienischen Seite, auf welcher direkt die MP3-Dateien diverser Spiele abgespielt und so über ein Gerät mit Internetzugang auf den Commodore übertragen werden können!

Fun Fact: Ich habe noch eine weitere Seite mit C64-Programmen zum direkten Abspielen gefunden, allerdings scheint sie nicht vollständig zu sein.

Das ist schon verrückt… Retro-Games per „MP3-Streaming“ direkt aus dem Internet übers Smartphone auf den C64 – läuft! 😀

Fun Fact: Hier spiele ich gerade „Out Run“, einen Arcade-Racer aus dem Jahre 1988. Zu Beginn des Spiels lässt sich sogar ein gewünschtes Musikstück auswählen – gefällt mir richtig gut, was der C64 SID-Soundchip mir hier auf die Ohren zaubert! 🙂

Tja, was soll ich abschließend über das MP32C64, bzw. die modifizierte Datassette noch sagen? Insgesamt betrachtet bin ich überrascht wie gut das alles funktioniert hat. Klar gibt es den ein oder anderen Stolperstein, aber alleine die Tatsache, dass wir Computerprogramme auf Kassetten oder in Form einer MP3-Datei speichern und wieder laden können lässt mich immer noch staunen! 🙂

Trotzdem gibt es aber leider auch ein paar negative Punkte. Zum einen wird man komplexere (größere) Spiele, welche exklusiv auf Diskette erschienen sind, mit dem MP32C64 nicht zum Laufen bekommen. Lediglich Spiele, welche auf Kassette erschienen sind oder nur aus einer Programmdatei bestehen, lassen sich in eine Audiodatei konvertieren. Ein weiteres großes Problem ist das Thema „Nachladen“ bei sogenannten „Multiload-Spielen“. Der Run-and-Gun-Klassiker „Turrican“ von Rainbow Arts aus dem Jahre 1990 ist da so ein Fall. Hier musste ich nach gut eineinhalb Minuten die Wiedergabe stoppen, dann mit dem Joystick eine Auswahl im Hauptmenü treffen und anschließend die Wiedergabe zum Laden des ersten Levels erneut anstoßen – nicht gerade intuitiv und sehr fehleranfällig! 🙂

Generell sind Spiele, welche in irgendeiner Art und Weise die Datassette steuern (anhalten oder nach kurzer Zeit wiederanlaufen lassen) ein Problem. In vielen Fällen (wie z.B. bei Giana Sisters) muss man dann während des Ladevorgangs die Leertaste gedrückt halten um das Intro schnell zu überspringen, sodass der Ladevorgang nicht unterbrochen wird. Das ist unschön, aber daran lässt sich nichts ändern. Die Datassette (oder eben das MP32C64) haben keine Möglichkeit, die Wiedergabequelle zu steuern.

Fun Fact: Für ungeduldige Leute ist vermutlich auch die Ladezeit ein Thema. Selbst bei C64-TAP-Images, welche einen Schnelllader im Bauch haben, muss man etwas Geduld aufbringen, bis ein Spiel geladen ist (meistens so eine bis vier Minuten). Mir persönlich macht das nichts aus, das gehört zum Retro-Erlebnis ja schon fast dazu. 😉

Trotzdem lassen sich echt viele Programme damit zum Laufen zu bekommen und die Verknüpfung von Technologien diverser Jahrzehnte begeistert mich einfach! 🙂

Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen… Ach doch – bevor ich es vergesse: Damit die Platine nicht so lose durch die Gegend fliegt, hat mir mein Kumpel Max ein Gehäuse mit seinem 3D-Drucker ausgedruckt – sehr stylisch! 🙂

Puh, ich denke damit sollten wir das Thema „Datassette“ erst mal ruhen lassen. Durchatmen Leute, beim nächsten Mal werden wir uns ein weiteres Stück Hardware ansehen, mit welchem man Dateien von einem PC zum C64, bzw. auf dessen Disketten übertragen kann. Diesmal sogar ganz ohne Audiokonvertierungsorgien. Wie das wohl geht? Wir werden es herausfinden, aber nicht mehr heute…

Jetzt entschuldigt mich bitte, ich habe da in „Commando“ noch eine Rechnung mit ein paar feindlichen Soldaten offen…

In diesem Sinne – bis die Tage! 😉

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