Beim letzten Mal haben wir ja mit Erschrecken feststellen müssen, dass unsere Seagate-Festplatte im Olivetti-PC schon randvoll gefüllt ist. Mit den verbleibenden 160kB von der insgesamt (nach der Formatierung / Partitionierung) 80MB großen Platte, lässt sich nicht wirklich mehr viel anfangen…
Und jetzt? Entweder wir löschen ein paar Dateien, bzw. Spiele oder wir müssen irgendwie für mehr Platz sorgen. Erstere Variante kommt natürlich auf keinen Fall in Frage, schließlich wollen wir die bereits mühsam installierten Spiele ja nicht wieder von der Platte schmeißen. Wir brauchen also irgendwie mehr Speicherplatz! Doch wie sollen wir das anstellen? In dem Rechner ist nun wirklich kein Platz mehr, um eine weitere Festplatte darin zu verbauen, da geht es jetzt schon recht eng zu:
Not so fun Fact: Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr es mich gegraust hat, den PC nochmal aufschrauben zu müssen. Auch die bisherigen Rechner waren viel Arbeit, aber die Olivetti-Büchse hat jetzt schon mehr Zeit und Nerven verschlungen, als alle anderen PCs zusammengerechnet! 😀
Und nicht nur das: Leider haben wir auch nur einen Molex-Stecker (also eine Stromzuführung) vom Netzteil zur Verfügung – und an dem hängt bereits die Seagate-Festplatte. Vermutlich wäre es auch keine gute Idee, an das betagte Netzteil mit Hilfe von Adaptern eine weitere Platte anzuschließen. Wer weiß, ob das alte, bereits von uns (in Artikel 291) geflickte, Netzteil die zusätzliche (vom Hersteller nicht eingeplante) Strombelastung einer zweiten 3,5“-Festplatte aushalten würde. Das Risiko möchte ich eigentlich nicht eingehen! 🙁
Die Frage bleibt also: Wie können wir an der Kiste noch einen zweiten Datenträger anschließen? Im Endeffekt müsste es irgendwas sein, was möglichst kompakt ist und gleichzeitig wenig Strom zieht, um das Netzteil nicht zu gefährden. Ich habe lange gesucht, aber ich glaube ich habe eine geeignete Lösung gefunden – und zwar in Artikel 266! 😉
Erinnert ihr euch noch an den Proline-PC? Dort hatten wir „damals“ einen IDE-to-CompactFlash-Adapter vom Typ „FB-4652“ samt einer 8GB großen CF-Karte verbaut, da ich zu dem Zeitpunkt keine geeignete zweite Festplatte für den Rechner hatte. Das hat sich mittlerweile geändert, denn vor ein paar Tagen konnte ich eine 6,4GB große Fujitsu-Platte (Typ „MPE3064AT“) für ein paar Euro in der elektronischen Bucht ersteigern:
Für den Olivetti-PC hilft das gute Stück uns nichts, aber wir können die Platte prima im Proline-PC – anstelle des CF-Adapters – verbauen. Glücklicherweise besitzt der Proline-PC ein recht flexibles BIOS (zumindest bis zur 8GB-Grenze) und so wird der Datenträger sofort (ohne händische Konfiguration von Geometriedaten) vom System erkannt:
Not so fun Fact: Das Übertragen der auf der CF-Karte gespeicherten Daten (insgesamt 5,8GB) auf einen USB-Stick hat über den im Proline-PC vorhandenen USB1.1-Anschluss insgesamt fast 2 Stunden gedauert. Das entspricht einer Datenrate von ca. 850kB pro Sekunde. Hier ist viel Geduld gefragt! 😀
Moment mal – wir schweifen schon wieder ab… Ging es nicht um den Olivetti-PC? Richtig! Da wir jetzt den CF-IDE-Adapter zur Verfügung haben, können wir versuchen, diesen in den alten Italiener einzubauen. Das ist leider – auf Grund der eng bemessenen Bauweise – gar nicht mal so einfach, denn bisher ist nur ein sehr kurzes IDE-Kabel zwischen Mainboard und Festplatte verbaut. Ihr erinnert euch vielleicht noch an das blaue Mini-Kabel, welches wir in Artikel 293 bearbeiten mussten, um überhaupt eine andere Festplatte daran anschließen zu können:
Das können wir jetzt leider nicht mehr verwenden, da wir ja einen zweiten Anschluss (Slave) benötigen und das Kabel keinen zweiten Stecker besitzt. Kein Problem – wir nehmen einfach ein anderes, stinknormales ATA-Kabel, oder? Gute Idee, aber leider ist hinter der Metallplatte, an welcher die ISA-Einschubkarten befestigt sind, so wenig Platz, dass wir erst den Stecker ein kleines Stück absägen müssen, damit wir das neue Kabel an der Festplatte anschließen können:
Soweit so gut, doch wie bereits erwähnt, steht uns nur ein Stromanschluss vom Netzteil zur Verfügung. Das Ding ist zu allem Überfluss auch noch abgewinkelt, dementsprechend musste ich sehr lange suchen, bis ich einen entsprechenden Y-Adapter mit gewinkelten Molex-Steckern ergattern konnte. Dieser wird benötigt, da hinter der Metalltrennwand für einen „normalen“ (geraden) Molex-Stecker nicht genügend Platz wäre – einfach nur krank, diese Italiener! 😛
Können wir denn jetzt endlich den CF-to-IDE-Adapter anschließen? Ja, aber auch dafür benötigen wir noch einen weiteren Adapter, um aus dem Molex-Stecker einen Berg-Stecker zu machen. Ich gebe es zu – die Lösung sieht jetzt im Endeffekt leider nicht ganz so schick aus, wie ich es gehofft hätte, aber was will man machen? 🙂
Bevor ich es vergesse – der verbauten Seagate-Festplatte müssen wir mit Hilfe eines Jumpers natürlich auch noch mitteilen, dass jetzt zusätzlich ein Slave-Gerät mit angeschlossen wird. Die Jumper dafür befinden sich auf der Unterseite (und nicht auf der Rückseite, wie bei den meisten anderen Modellen) der Platte, so dass man einen Arm, bzw. Finger wie eine WC-Ente benötigt, um sie setzen zu können, ohne wieder alles komplett auseinanderbauen zu müssen! 😀
Fun Fact: Der CF-to-IDE-Adapter muss natürlich auch auf Slave gejumpert werden! 😉
Uff, was für ein Aufwand! Ich hoffe, das hat sich gelohnt. Nach einem Neustart kommt aber recht schnell die Ernüchterung. Zwar wird der Adapter scheinbar grundsätzlich erkannt, aber das XTIDE-Netzwerkkarten-BIOS kann mit der CF-Karte nicht wirklich viel anfangen:
Theoretisch sollte das BIOS mit Karten bis zu 8GB funktionieren, allerdings ist selbst in der XTIDE-Dokumentation beschrieben, dass die Kompatibilität stark von der jeweiligen Karte abhängt. Tendenziell klappt es mit kleineren Karten besser. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Problem im Zusammenspiel mit BIOS-Limitationen ist, aber wenn ich ehrlich bin, hab ich wenig Lust mir groß Gedanken darüber zu machen. Warum? Nun, wie es der Zufall will, habe ich noch eine 1GB große CF-Karte, mit der wir es mal probieren können:
Und siehe da – die kleinere Karte wird sofort erkannt und lässt sich mit Hilfe von FDISK partitionieren sowie anschließend auf eine knapp 1GB große Partition formatieren:
Fun Fact: Die Adressierung eines 1 GB großen Datenträgers funktioniert allerdings nur dank dem XTIDE-BIOS. Wie wir bereits seit Artikel 293 wissen, würde die Karte ohne XTIDE-ROM (also nativ unter dem Olivetti-BIOS) gar nicht funktionieren. Und selbst wenn sie vom BIOS erkannt werden würde, hätten wir nur 504 MB zur Verfügung (IDE-BIOS-Kombinationsproblem). Es gibt aber noch einen weiteren Vorteil der XTIDE-Lösung: Dadurch sparen wir uns auch das mühsame, händische Eingeben von Geometriedaten der Festplatte, bzw. des Datenträgers! 😉
Gott sei Dank ist das Thema erledigt! Ich denke jetzt sollten wir massig Speicherplatz zur Verfügung haben, um noch ein paar weitere Spiele zu installieren. Bevor wir das tun, müssen wir den PC aber wieder zusammenbauen. Glücklicherweise ist der CF-Adapter (trotz der ganzen Kabel und Adapter) schön flach und findet oberhalb der Festplatte gerade noch so ein Plätzchen:
Jetzt aber schnell zurück zu den Spielen. Als erstes wollen wir der Firma LucasArts nochmal einen Besuch abstatten. Das Grafikadventure „Loom“ ist mit Sicherheit eines der (audiovisuell betrachtet) schönsten, Anfang der Neunziger, veröffentlichten Spiele. Dank Roland MT-32 kommen wir in den vollen Genuss des Intros, nämlich der Ouvertüre aus dem Ballett Schwanensee von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, welches auf dem MIDI-Synthesizer richtig gut zur Geltung kommt.
Fun Fact: Auch mit einer SoundBlaster-Karte hört sich Loom gut an, aber ich habe spaßeshalber mal das Spiel lediglich mit PC Speaker Support gestartet. Für gewöhnlich gefällt mir der piepsige Sound des 1-Bit-Speakers, aber im Falle von Loom hätte es mir fast die Ohren zerrissen. Absolut furchtbar! 😀
Weiter geht es mit „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“ von 1992. Das Adventure ist einer meiner persönlichen Favoriten und darf somit auf keinem Rechner fehlen! Während wir Dr. Jones auf der Suche nach der legendären, versunkenen Stadt Atlantis begleiten, genießen wir die ikonische Indiana Jones Titelmusik. Auf dem MT-32 hört sich das Stück meiner Meinung nach fantastisch an! 🙂
Nach dieser zugegeben recht kurzen archäologischen Expedition machen wir schnell den Schwenk zu einem jungen Zauberlehrling aus dem fernen England. Im 1993 erschienenen „Simon the Sorcerer“ aus dem Hause Adventure Soft begleiten wir den zwölfjährigen Simon auf seiner Mission, dem bösen Zauberer Sordid das Handwerk zu legen. Das Spiel ist vor allem für seine anspruchsvollen Rätsel sowie den schwarzen, englischen Humor bekannt. Was die Soundausgabe über den Synthesizer angeht, klingen die einzelnen Titel sehr warm und einladend, man wird förmlich in die Spielwelt hineingezogen und möchte etwas bei Simon verweilen, um die Welt zu erkunden.
Das erst 2018 erschienene „Planet X3“ kennen wir ja bereits aus Artikel 284. In dem Echtzeitstrategiespiel von David Murray versuchen wir einen neu entdeckten Planeten zu besiedeln. Natürlich hat die dort ansässige Alien-Rasse (Protoids) etwas dagegen und wir müssen uns mit ihnen um die begrenzten Ressourcen zanken. Von Haus aus besitzt das Spiel leider keine Unterstützung für den MT-32, aber ein enthusiastischer Fan hat einen Patch entwickelt, mit dem sich der Support für den Roland-Synthesizer nachrüsten lässt. Sehr geil! 🙂
Habe ich euch eigentlich schon ein Spiel von der Firma LucasArts gezeigt? 😛 Ich weiß, ich weiß… Mittlerweile sollte es kein Geheimnis mehr sein, dass mir die Grafikadventures aus George Lucas legendärer Spieleschmiede gut gefallen. Dementsprechend nehme ich es mir raus, mit „Day of the Tentacle“ ein weiteres Adventure des Entwicklerstudios auf dem Olivetti-PC zu installieren.
Not so fun Fact: Ich schreib das immer so, als wäre die Installation der Spiele recht einfach, aber im Endeffekt müssen dafür meist mehrere Megabyte an Daten – jeweils auf mehrere Disketten aufgeteilt – auf den PC gebracht werden. Im Falle von Day of the Tentacle mussten z.B. sieben Disketten mühsam bestückt und das Spiel davon installiert werden – inklusive nostalgischer Diskettenwechselorgie. Na, was macht ihr so an einem Samstagabend? 😛
Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Die skurrile Story um das böse gewordene Purpur-Tentakel macht auch nach all den Jahren noch verdammt viel Spaß – und hört sich dank MT-32 jetzt auch prima an. Schade ist, dass wir bei der Diskettenversion keine Sprachausgabe haben, aber dafür müssten wir die CD-Version (samt einer 238MB großen Sprachdatei) auf den PC bringen. Hat jemand Lust, die dafür 171 Stück benötigten Disketten zu erstellen? Nein? Schade! 😛 Ist aber auch egal, denn unabhängig von den Daten bräuchten wir für die Sprachausgabe zusätzlich eine Soundkarte, da Stimmen nicht über den MT-32 mit ausgegeben werden können.
Einer geht noch – dann ist aber wirklich Schluss mit LucasArts. Im gleichen Jahr wie auch Day of the Tentacle (1993), erschien mit „Sam & Max: Hit the Road“ das letzte, auf unserem PC gerade noch so lauffähige Adventure der Kalifornier. Auch das Spiel will über sieben Disketten installiert werden und anschließend entsprechend für den Roland-Synthesizer konfiguriert werden.
Die Geschichte rund um die freiberuflichen Polizisten Sam (Hase) und Max (Hund) ist mindestens so schräg wie in „Day of the Tentacle“ und hat in jedem Fall einen Platz auf unserer Compact Flash Karte verdient. Der MT-32-Soundtrack hört sich gut an, allerdings merkt man schon, dass das Spiel eigentlich für den mittlerweile populär gewordenen „General MIDI“-Standard konzipiert wurde und nur aus Kompatibilitätsgründen auch für den MT-32 umgesetzt wurde. Um den Soundtrack also in vollster Pracht genießen zu können, bräuchten wir ein MIDI-Gerät, welches den GM-Standard unterstützt, wie z.B. einen Roland SC-55. Nein, danke – viel zu teuer! 🙁
Not so fun Fact: Anhand der Performance merkt man, dass der PC hier am absoluten Limit ist – das Spiel läuft recht ruckelig, von 30 FPS sind wir meilenweit entfernt! 😀
Wenn es am Schönsten ist, sollte man aufhören, oder? Ich gebe es offen zu – eigentlich wollte ich heute die Beitragsreihe über den Olivetti-PC endgültig abschließen, aber eine Hand voll Spiele gibt es noch zu erkunden. Und sind wir mal ehrlich – mit dem neu gewonnenen Speicherplatz gibt es eigentlich auch keine Ausreden mehr, uns nicht noch ein paar weitere Games anzusehen, oder? 😉
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!