Wie spät ist es? Ah! Zeit für einen weiteren Blogbeitrag über das Thema Billard! 😛
Ok, ich gebe es zu. Das war eine ziemlich billige Eröffnung. Und das alles nur, um die Billard-Uhr aus Artikel 305 nochmal ins Gespräch zu bringen! Aber warum eigentlich?
Während ich mit der Uhr an sich recht zufrieden bin, gibt es doch eine Sache, die mich an dem Ding, bzw. dem Bastelprojekt, bei dem wir das Teil gebaut haben, stört: Von dem ausgemusterten Kugelsatz sind noch drei Kugeln übrig, die seitdem einfach traurig in der Ecke liegen:
Nanu? Rein rechnerisch betrachtet müssten wir doch noch vier Kugeln übrig haben, oder? Die Zahlen 13 bis 15 sowie den Spielball (weiße Kugel), weil bei der Uhr wurden ja nur zwölf Bälle verwendet. Das ist korrekt, allerdings ist der Ball mit der aufgedruckten 15 mittlerweile im Müll gelandet. Beim Basteln der Billard-Uhr habe ich die Nr. 15 als Testobjekt missbraucht, um zu prüfen, ob der Kleber auch wirklich hält. Und was soll ich sagen – der Kleber hält so fest, dass ich die Kugel nicht mehr aus dem Teststück heraus bekomme! 😀 Dementsprechend können wir den Ball auch nicht mehr für etwas anderes verwenden und so blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu entsorgen.
Ist ja auch egal, die Frage ist eher: Was machen wir mit den übrigen drei Bällen? Klar könnten wir sie für ein zukünftiges Bastelprojekt aufheben, aber ich glaube ich habe da eine bessere Idee: Wir erfinden einfach eine eigene Spielart samt Regelwerk, welche mit nur drei Kugeln auskommt! 🙂
Auweia, jetzt wird es langsam wohl echt Zeit für einen Psychiater, denn ich höre schon wieder diese merkwürdigen Stimmen in meinem Kopf:
„Aber retrololo – hast du nicht in Artikel 305 behauptet, dass du die Kugeln explizit aussortiert hast, weil sie dank der vielen Kratzer ein deutlich schlechteres Laufverhalten an den Tag legen? Und jetzt willst du sie doch weiter zum Spielen verwenden? Wie passt denn das zusammen?“
Nun ihr Klugscheißer – da habt ihr natürlich nicht ganz unrecht. Trotzdem habe ich ein gutes Argument, warum wir die Kugeln doch noch verwenden können: Tatsächlich sind die Abspielungen auf den höheren Nummern viel geringer, als auf den niedrigeren, welche wir in der Uhr verbaut haben. Ich vermute das liegt daran, dass ich mit dem Kugelsatz überwiegend „9-Ball“, eine Variation des klassischen „8-Ball“ (das Spiel mit den „Halben“ und „Vollen“) gespielt habe, bei welcher nur die Kugeln eins bis neun zum Einsatz kommen. Entsprechend gut erhalten sind die höheren Nummern – so auch die 13 und die 14.
Hm, na gut, aber wie soll man denn mit nur drei Kugeln vernünftig Billard spielen? Tatsächlich ist die Idee nicht so neu, denn es gibt bereits einige Billardvarianten, bei denen deutlich weniger Kugeln zum Einsatz kommen. Ebenso gibt es auch für einen vollen Kugelsatz von 15 Bällen zig verschiedene Varianten, wie man Poolbillard spielen kann. Hier nur ein kleiner Überblick der gängigsten Spielarten:
Jede dieser Varianten hat natürlich ihre eigenen Regeln. Auf alle einzugehen, würde vermutlich den Rahmen von zehn Blogbeiträgen sprengen, daher hier nur ein paar Beispiele. Während man bei „One Pocket“ nur Punkte durch das Lochen von Kugeln in eine bestimmte Tasche erzielen kann, müssen z.B. bei „Rotation“ die Kugeln in der Reihenfolge 1 – 15 gelocht werden, um Punkte zu erzielen. Beim „Cribbage Pool“ müssen gar immer Pärchen von Bällen, welche zusammenaddiert die Summe 15 ergeben, versenkt werden. Puh, ist das alles kompliziert! 😀
Doch das war natürlich noch lange nicht alles. Während die meisten von euch vermutlich nur Billardtische mit Taschen kennen, gibt es auch noch sogenannte „Karamboltische“, welche eine geschlossene Spielfläche und somit gar keine Taschen besitzen. Auf solchen Tischen spielt man (abhängig von der Variation) meist nur mit drei Bällen „Karambolagebillard“ (auch Karambol bzw. Carambol genannt). Dabei müssen sich die Bälle auf eine bestimmte Art und Weise berühren („karambolieren“), damit der Spieler einen Punkt erzielt. Manchmal muss sogar eine definierte Anzahl an Banden getroffen werden, damit man einen Punkt erhält. Erst bei einer bestimmten Anzahl erzielter Punkte endet das Spiel. Ähnlich wie beim „Snooker“, gibt es auch für Karambol eigene, speziell angefertigte Kugeln, welche im Vergleich zu „normalen“ Billardkugeln einen anderen Durchmesser (61,5 Millimeter anstatt 57,2 beim Pool, bzw. 52,5 beim Snooker) besitzen.
Fun Fact: Für ganz exotische Kugelschubser gibt es dann noch eine Variation namens „Kegelbillard“, bei der tatsächlich Holz- oder Plastikkegel (in Kombination mit unterschiedlichsten Karambolagen) umgeworfen werden müssen. Mega abgefahren! 😀
Uff, wir sind mal wieder ziemlich abgedriftet, was? 😛 Wollte ich nicht eigentlich eine eigene Variation erfinden, damit wir mit den zwei übriggebliebenen Kugeln spielen können? Ich gebe es ja zu – dieses ganze Vorgeplänkel war nicht zwingend notwendig, aber ich hoffe es hilft euch dabei zu verstehen, was ich mir mit der erfundenen Disziplin „Carampool“ einfallen habe lassen.
Um Carampool zu spielen, werden die beiden Objektbälle (also die 13 und die 14) auf den Kopf- und Fußpunkt gelegt. Der Spielball (die weiße Kugel) wird in der Mitte des Tisches platziert.
Fun Fact: Na, gut, dass wir vor einigen Jahren in Artikel 6 (lang ist es her) den Kopf- und Fußpunkt auf dem Billardtisch eingezeichnet haben! 🙂
Nun muss der Spieler versuchen, mit einem Stoß eine Karambolage zwischen den beiden Bällen zu verursachen. Konkret heißt das, dass wir mit der weißen Kugel die 13 und anschließend die 14 treffen müssen.
Fun Fact: Alternativ könnte man natürlich auch zuerst die 14 anspielen, um anschließend die 13 mit dem Spielball zu treffen.
Gelingt das, erhält der Spieler einen Punkt und kann weiterspielen. Andernfalls ist der Spielpartner (Gegner hört sich immer so brutal an) an der Reihe. Wie häufig der Spielball zwischen dem Treffen der Objektbälle an eine Bande geht (oder ob er überhaupt eine Bande trifft) ist dabei egal. Hier mal eine Grafik, die versucht zu erklären, wie so etwas aussehen könnte:
Wer als erster 15 Punkte hat, gewinnt das Spiel. Abhängig von der Spielsituation (also wie die Kugeln gerade liegen) kann es leichter oder schwerer sein, eine Karambolage auszulösen. In diesem Fall wäre es relativ einfach, einen Punkt zu erzielen:
Um zu vermeiden, dass das Spiel zu einfach wird (z.B. wenn die Kugeln recht nahe beieinander liegen), habe ich mir die „Double-Kiss-Regel“ ausgedacht. Ein „Double-Kiss“ tritt immer dann auf, wenn es eine weitere, ungeplante Karambolage des Spielballs mit einem Objektball gibt. Hört sich kompliziert an, ist es aber eigentlich gar nicht. In unserem Beispiel wäre das z.B. der Fall, wenn die weiße Kugel, nachdem sie die 14 getroffen und anschließend auch die 13 berührt hat, erneut von der 13 getroffen wird. Tritt so ein Double-Kiss auf, bekommt man (auch wenn man beide Kugeln vorher korrekt getroffen hat) keinen Punkt und der Mitspieler ist an der Reihe.
Fun Fact: Die Regel umfasst auch eine weitere, ungeplante Karambolage der beiden Objektbälle miteinander. Somit ist sichergestellt, dass man nicht einfach blind „bolzen“ (also mit voller Wucht stoßen) kann, um durch Zufall eine Karambolage zu erzeugen und Punkte einzuheimsen. Billard ist schließlich ein Sport und kein Glücksspiel! 😉
Da das Spiel auf einem Billardtisch mit Taschen gespielt wird, kann es natürlich auch vorkommen, dass eine der Kugeln in eine Tasche fällt:
Kein Problem, auch hierfür habe ich eine Lösung. Fällt einer der Objektbälle in eine Ecktasche wird er einfach am nächstliegenden Aufsetzpunkt (Kopf- oder Fußpunkt) platziert.
Fällt ein Ball in eine der beiden Mitteltaschen, kann der Spieler sich aussuchen, ob er die Kugel am Kopf- oder Fußpunkt platziert. In jedem Fall bekommt der Spieler trotzdem einen Punkt gutgeschrieben, wenn er mit dem zuvor gespielten Stoß eine gültige Karambolage erzielt hat.
Fällt die weiße Kugel in die Tasche ist das ein „Foul“.
Das bedeutet, dass man einen Punkt abgezogen bekommt und der Mitspieler einen sog. „Ball in Hand“ erhält. Und das bedeutet wiederum, dass er die weiße Kugel frei auf dem Tisch platzieren kann – im Idealfall natürlich so, dass das Erzielen der nächsten Karambolage leicht fällt.
Fun Fact: Es gibt noch eine ganze Liste an weiteren Möglichkeiten, wie man ein „Foul“ (also eine Art „illegalen Stoß“) produzieren kann. Ein Beispiel wäre es, wenn der Spieler z.B. gar keine Kugel trifft oder während des Stoßes seinen Fuß nicht auf dem Boden hat. Auch dann gibt es einen Punkt Abzug und einen Ball in Hand für den Mitspieler.
Billard ist kompliziert – dementsprechend gibt es noch ein paar weitere „Sonderregeln“ für bestimmte Spielsituationen, auf die ich jetzt nicht alle eingehen möchte. Wer sich für „Carampool“ interessiert, kann sich das von mir verfasste, vollständige Regelwerk ansehen. Ich habe versucht, mich dabei an den Aufbau der Regelwerke der „DBU“ (Deutsche Billard-Union) zu halten. Natürlich sind die Regeln nicht so umfassend wie ein offizieller Regelsatz, aber die meisten Spielsituationen sollten damit abgedeckt sein! 🙂
Fun Fact: Wer bei der kleinen „Regelkunde“ aufgepasst hat, wird merken, dass die Spielregeln für Carampool recht nah am Regelwerk des Karambolbillards angelehnt ist. Das stimmt, dennoch gibt es einige essentielle Unterschiede (wie z.B. die Taschen oder die „Double-Kiss-Regel“), welche das Spiel vom klassischen Karambol abgrenzen und zu etwas ganz Eigenem machen! 🙂
Unabhängig davon hoffe ich, dass ich euch halbwegs vermitteln konnte, um was bei „Carampool“ geht und vielleicht sogar bei dem ein oder anderen die Lust am Billard spielen geweckt habe! 😉
So, bitte entschuldigt mich jetzt. Ich habe da noch eine Partie Carampool vor mir:
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!