#313 – retro PC madness – Philips P 3202-342 – V

Beim letzten Mal haben wir uns ja bereits einige schöne, einfarbige Spiele auf dem Philips-PC angesehen. Heute wollte ich mir abschließend mit euch noch ein paar weitere Spiele ansehen, doch dann ist mir wieder eingefallen, dass wir ein Problem hatten: Die kleinen, textbasierten MDA-Spiele konnte ich alle auf eine 1,2 MB große 5,25“-Diskette quetschen, aber die meisten meiner Spiele befinden sich auf 3,5“-Disketten (DD mit 720 kB oder HD mit 1,44 MB).

Und wo ist jetzt das Problem? Ach ja, ich erinnere mich – der Philips-PC hat ja gar kein „kleines“ Diskettenlaufwerk! Wie bereits angekündigt habe ich wenig Lust, jedes einzelne Spiel auf 5,25“-Disketten zu kopieren. Einerseits wäre das viel zu aufwändig und andererseits habe ich auch gar nicht so viele freie, große Disketten. Ganz klar – wir brauchen ein zweites, 3,5“ großes Laufwerk.

Wie gut, dass ich vor ein paar Tagen ein passendes 3,5“-HD-Laufwerk samt Einbaurahmen auf den Kleinanzeigen ergattern konnte. Na so ein Zufall! 😛

Ok, ich gebe es ja zu. Natürlich war es kein Zufall und ich habe explizit nach einem Laufwerk, bzw. einem Einbaurahmen gesucht. Mittlerweile ist beides gar nicht mehr so einfach aufzutreiben. Gerade die beigen Plastik-Einbaurahmen sind vermutlich schon größtenteils alle im Müll gelandet. Zur Not könnte man hier sicher etwas mit dem 3D-Drucker zaubern, aber ab und zu tut es auch gut, ein über dreißig Jahre altes, schön vergilbtes Plastikteil in den Händen zu halten! 😀

Bei dem Laufwerk handelt es sich um ein Modell „FD-235HF“ von 1991 – ein sehr gutes Baujahr! 😉 Unter dieser Bezeichnung wurden zahlreiche Diskettenlaufwerke der Marke Teac vertrieben und so ist es kein Wunder, dass man sie auch heute noch des Öfteren in freier Wildbahn antreffen kann.

Die Frage ist nur: Wie schließen wir das Ding an den PC an? Leider hat der PC nur ein Kabel mit „Edge-Connector“ (nach „Shugart-Standard“) verbaut, an welches sich die 5,25“ großen Laufwerke anschließen lassen. Das kleine 3,5“-Laufwerk braucht allerdings einen „normalen“ Diskettenlaufwerksstecker (34-Pin Buchsenleiste). Ein entsprechendes Kabel mit beiden Steckertypen habe ich derzeit leider nicht vorrätig. Auch die Stromversorgung ist problematisch, weil das Netzteil nur Molex-Stecker zur Verfügung stellt und keinen Berg-Anschluss.

Völlig klar, wir brauchen also Adapter. Nach etwas Recherche bin ich in einem holländischen Shop, welcher Zubehörteile für GoTek-Diskettenlaufwerksemulatoren zum Verkauf anbietet, fündig geworden. Ist es nicht ironisch, dass wir zur Reparatur des holländischen PCs ein holländisches BIOS-Setup verwenden und nun Teile aus einem holländischen Onlineshop ordern? Verrückter Zufall! 😀

Das „Molex-to-Berg-Adapterkabel“ hätte man bestimmt auch hierzulande (oder aus China) erwerben können, aber den „34-Pin-IDC-2-Edge-Adapter“ habe ich nirgendwo sonst zum Kauf gefunden. Früher (also in der Anfangszeit der 3,5“-Laufwerke) war dieser kleine Adapter (und meist sogar der Einbaurahmen aus Plastik) häufig beim Kauf eines Laufwerks mit dabei. Im Lauf der Jahre sind die Zubehörteile wohl verloren gegangen. Aber was rege ich mich auf? Konnte ja damals keiner ahnen, dass so alte Technik gut 30 Jahre später noch jemanden interessiert! 😛

Ist jetzt ja auch egal, denn dank der beiden Adapter können wir das Laufwerk nun am PC anstecken und verbauen. Dafür müssen wir es am Einbaurahmen verschrauben und diesen abschließend von unten an der Metallträgerplatte befestigen.

Zu guter Letzt müssen wir dann noch beide Laufwerke wieder einbauen und mit dem Gehäuse verschrauben. Wundert euch nicht – das bestehende, große Laufwerk hatte ich temporär ausgebaut, um besser an die Kabel für das kleine Laufwerk heranzukommen.

Damit unser „neues“ Laufwerk erkannt wird, müssen wir es im BIOS entsprechend konfigurieren. Mein Holländisch ist sehr schlecht, aber dafür reicht es gerade noch so! 😉

Und siehe da – nach einem Neustart wird das Laufwerk tatsächlich von MS-DOS erkannt und wir können darauf zugreifen. Testweise habe ich eine Spieldiskette eingelegt, welche wir im Rahmen von Artikel 238 erstellt haben. Was soll man sagen – es funktioniert auf Anhieb. Ich bin begeistert! 🙂

Fun Fact: Spätestens jetzt bin ich froh, dass ich mich nicht für eine noch ältere DOS-Version (wie z.B. v3.21, die auf der geretteten Systemdiskette vorhanden war) entschieden habe. Erst ab Version 3.3 wurden 3,5“-HD-Laufwerke (für 1,44 MB Disketten) unterstützt. Vorher konnte man lediglich DD-Laufwerke für 720 kB große Disketten verbauen! Puh, da wären wir jetzt in eine üble Falle getappt! xD

Jetzt gibt es endgültige keine Ausrede mehr, dass wir uns nicht noch ein paar weitere Spiele ansehen. Den Anfang macht „Zeliard“ vom japanischen Entwicklerstudio Game Arts. Der Mix aus Action- und Rollenspiel wurde bereits 1987 für den NEC PC-88, einen überwiegend Anfang der Achtziger in Japan populären Heimcomputer, entwickelt. Die Firma Sierra veröffentlichte das Spiel schließlich drei Jahre später im Westen für MS-DOS-kompatible PCs.

Ein Dämon namens Jashiin hat das Königreich Felishika durch einen Sandsturm zu einer Wüste werden lassen und gleichzeitig die einzige Tochter des Königs namens Felicia in eine Steinstatue verwandelt. Es liegt an unserem Protagonisten Duke Garland, neun magische Juwelen zu sammeln, um den Zauber zu brechen und anschließend den bösen Dämonen ein für alle mal zu zerstören. Um das zu schaffen, schlägt sich Duke durch mit Fallen und Feinden gespickte Labyrinthe. In den Städten kann unser Held Energie tanken und Geld für neue Ausrüstungsgegenstände ausgeben – sofern er denn genügend Gold auf seinem Abenteuer gesammelt hat. Zeliard ist einer dieser Titel, der es verdient hätte, dass man ihn sich etwas genauer ansieht. Nur wann? Vielleicht klappt das, wenn ich irgendwann mal in Rente bin… 😀

Weiter geht es mit „Gobliiins“, einem Adventure-Klassiker vom französischen Entwicklerstudio Coktel aus dem Jahre 1991. Ich habe lange suchen müssen, bis ich eine sehr alte Version des Spiels gefunden habe, welche mit dem monochromen Grafikstandard kompatibel ist. Ein fieser Voodoo-Zauber hat den Goblinkönig durchdrehen lassen und jetzt liegt es an Asgard, Ignatius und Oups loszuziehen und ein Heilmittel für den verzauberten Monarchen zu organisieren. Jeder der drei Goblins hat dabei eine spezielle Fähigkeit (Item aufheben, Dinge zerkloppen, Zaubersprüche sprechen), welche meist in irgendeiner Form kombiniert eingesetzt werden muss, um ein Rätsel zu lösen und im Spiel voranzuschreiten.

Gobliiins ist ein humorvoller und vor allem innovativer Titel, welcher durch seine teils absurden Rätsel und brutalen Anfängerfallen einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt. Um ehrlich zu sein, wundert es mich, dass ein so spät erschienenes DOS-Spiel überhaupt noch den antiken Grafikmodus anbietet. Gut für uns, denn so können wir mit den drei Goblins auf ein Abenteuer gehen! 🙂

Wie auch schon in Artikel 280 habe ich mich dazu entschieden, eine eigene Installationsdiskette für „Gobliiins“ zu erstellen. Dafür habe ich die Spieldaten mit PKZIP komprimiert, daraus dann ein selbstentpackendes Archiv erstellt und dafür wiederum eine kleine Installationsroutine, mit welcher das Spiel von Diskette installiert werden kann, geskriptet. Leider konnte ich in dem Installationsskript nicht das „CHOICE.COM“-Programm (zur Abfrage der Tastatureingaben, siehe Artikel 239) verwenden, da dieses erst ab MS-DOS 4.0 lauffähig ist. Moment mal – das Problem kommt mir bekannt vor, hatten wir das nicht schon mal in Artikel 284 bei dem adb-PC? Wie gut, dass wir in Artikel 285 mit „readkb.com“ eine Lösung dafür programmiert haben! 😉

Fun Fact: Alternativ könnte man auch auf das Programm „ASK.COM“ von TrifaWARE ausweichen, das funktioniert auch bereits ab MS-DOS Version 2.0. So oder so – die kryptischen, bzw. irreführenden ERRORLEVEL-Prüfungen bleiben einem leider nicht erspart! 😉

Da der Festplattenplatz so langsam zur Neige geht (46 MB sind selbst mit dem minimalistischen Retro-Betriebssystem und nur ein paar Spielen schnell belegt), sollten wir besser mal etwas aufräumen. Aber wie? Spiele gänzlich löschen kommt natürlich nicht in Frage, aber zumindest können wir nicht verwendete Grafikdateien und Objekte von den jeweiligen Spielen löschen. Da unser System nur im Hercules-Modus arbeitet, können z.B. die Grafikdateien von EGA- oder Tandy-Versionen gelöscht werden. Die CGA-Grafikdateien werden – sofern es keine eigene Datei für Hercules-Grafiken gibt – meist auch für den monochromen Modus verwendet. Ebenso können z.B. nicht benötigte Soundtreiber (Sound Blaster, Ad Lib, Roland MT-32) entfernt werden, da wir ja keine extra Karte verbaut haben und die Soundausgabe lediglich über den PC-Speaker erfolgt. In jedem Fall macht es Sinn, die Dateien vor dem Löschvorgang erst umzubenennen und zu überprüfen, ob das Spiel (im Beispiel auf dem Bild „Arkanoid 2: Revenge of DOH“) auch ohne die Files startet.

Not so fun Fact: Welche Dateien entfernt werden können, ist natürlich bei jedem Spiel unterschiedlich. Beim Löschen muss man aufpassen, nicht irgendwelche kritischen Spieldaten, benötigte Treiber oder vermeintlich unwichtige Dateien, die zum Kopierschutz gehören, zu löschen. Gut, dass ich von jedem Spiel Backups auf Diskette habe, denn ein paar Titel musste ich tatsächlich neu installieren, weil ich versehentlich zu viele Dateien entfernt hatte. So ist das Leben, shit happens! 😉

Zum Abschluss habe ich noch drei kleine, „besondere“ Spiele für euch. Hm, wie ist das gemeint? Lasst es mich erklären: Vor ein paar Tagen hat mich doch glatt ein Arbeitskollege kritisiert, dass ich immer nur alte Retro-Spiele zocke. Frechheit – dem zeigen wir es! 😉 Auf unserem über 35 Jahre alten PC läuft nämlich ein neues Spiel – und zwar von 2021! Darf ich vorstellen? „8088 Tetris Attack“:

Fun Fact: Das Spiel wurde im Rahmen der „PCjam“ entwickelt. Das Event fand am 12.08.2021 statt – am Tag des vierzigjährigen Jubiläums des IBM PC (5150). Während es bei klassischen „Game Jams“ meist um die kompetitive Erstellung von Videospielen geht, war das Ziel der PCjam-Veranstaltung eher, über einen längeren Zeitraum Programme (und so auch Spiele) für den betagten Heimcomputer zu schreiben, um am Ende eine gute Auswahl an 8088-kompatibler Software zu erhalten.

8088 Tetris Attack basiert auf dem Spielprinzip des 1996 erschienenen „Tetris Attack“ für den Supernintendo (welches wiederum auf dem Prinzip des ein Jahr zuvor erschienenen „Panel de Pon“ fußt). Tatsächlich hat das Spiel nur bedingt etwas mit Tetris gemeinsam. Ziel ist es, Blöcke durch Tausch so miteinander zu kombinieren, dass gleiche Blöcke nebeneinander stehen. Sobald jeweils drei gleiche Blöcke in einer Reihe oder Zeile vereint werden, verschwinden sie vom Spielfeld und es gibt Punkte. Den Smartphone-Jüngern unter euch könnte diese Spielidee vielleicht von der App „Candy Crush“ bekannt vorkommen! 😉

Puzzlespiele sind nichts für euch? Und das Jahr 2021 ist auch schon wieder einige Zeit her, sodass man 8088 Tetris Attack nicht mehr als „neues Spiel“ betiteln kann? Kein Problem, denn mit „Supplicant“ hätte ich ein kleines Textadventure aus dem Jahr 2022 (!) im Angebot. Als namenloser Protagonist begeben wir uns auf ein Abenteuer, dem Sonnengott ein Opfer darzubringen, damit er die hereinbrechende „Lange Nacht“ noch etwas hinauszögert.

Fun Fact: Supplicant ist im Rahmen des Game Jams „Ludum Dare“ (LDJAM) von einer Person innerhalb von 72 Stunden auf zeitgenössischer Hard- und Software (486er PC mit 33 MHz, MS-DOS 5.0 und Turbo C++) entwickelt worden. Ist das nicht irre?

Das Spiel ist angeblich recht kurz und so besteht eine gute Chance, dass ich es eines Tages tatsächlich durchspielen werde. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich richtig Lust, mich mal auf so ein Abenteuer einzulassen, eine Karte zu zeichnen und zu versuchen, mich durch die imaginäre Welt zu schlagen. Wenn doch nur die Zeit nicht wäre. Ähnlich wie bei einem guten Buch (oder dem Schreiben eines Blogbeitrags :P) kann man in solchen Spielen einfach endlos viel Zeit versenken.

Ein Spiel von 2022 ist immer noch zu alt? Kein Problem – einen kann ich noch drauf setzen. xyWords“ wurde erst Ende 2023 entwickelt und was soll ich sagen? Es läuft problemlos auf unserem Retro-PC! 😀 Zugegeben – es wurde auch extra für alte IBM PCs entwickelt sowie den MDA-Standard optimiert. Dennoch – ist es nicht beeindruckend, dass sich heutzutage immer noch Leute mit so Dingen wie der Programmierung von MS-DOS-spielen beschäftigen? Ich finde das toll! 🙂

xyWords ist eine Art Kreuzworträtsel, bei welchem wir aus einer Hand voll vorgegeben Buchstaben Wörter erraten müssen. Hat man alle Wörter gefunden, geht es in den nächsten Level, welcher mit einer neuen Buchstabenkombination aufwartet. Das Prinzip ist einfach, trotzdem hat es das Spiel geschafft, mich einige Minuten an die Tastatur zu fesseln. Ich weiß gar nicht warum? xD

Fun Fact: Smartphone-Nutzern könnte das Spielprinzip unter dem Namen „Wordscapes“ bekannt sein. Die App gehört wohl zu den populärsten Mobilspielen im Puzzlesegment und wurde schon über 100 Millionen mal heruntergeladen.

Ist ja auch egal. Hauptsache es macht Spaß! 🙂 Eine Sache, die mir aber auffällt ist, dass die piepsigen Töne, die da aus dem PC-Speaker (welcher sich hinter den Lüftungsschlitzen an der Vorderseite des Gehäuses versteckt) krächzen, sehr leise sind. Ob man da nicht auch etwas machen kann?

Diese „Challenge“ werden wir heute nicht mehr lösen. Eigentlich hatte ich vor, die Beitragsreihe über den Philips-PC heute zu beenden, aber dann drehen wir eben beim nächsten Mal noch eine kleine Ehrenrunde. Durchhalten – ihr habt es fast geschafft! 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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