Offene Baustellen so weit das Auge reicht… Gut, dass ich heute Urlaub habe! Vielleicht schaffen wir es da, ein paar der unerledigten Projekte endlich abzuschließen.
Lange ist es her, da haben wir uns in den Beiträgen 29, 30 und 31 die „Super Wild Card“ angesehen – ein abgefahrenes Zubehör für das SNES, welches das Abspielen von Spielen von Diskette erlaubt.
In Artikel 31 hatte ich noch die Hoffnung, dass wir das Thema ein für alle Mal erledigt haben. Dem ist natürlich nicht der Fall, denn wie es mit alternder Technik so ist, ist innerhalb des Geräts eine tickende Zeitbombe verbaut. Ihr glaub mir nicht? Dann schrauben wir das gute Stück mal schnell auf, vielleicht kann ich euch so leichter zeigen, was ich meine:
Fun Fact: Tatsächlich werden die Gehäusehälften nur durch vier Schrauben gehalten. Sobald man die Strom- und Datenleitung vom Diskettenlaufwerk entfernt, lässt sich die Platine problemlos ausbauen.
Warum bin ich so besorgt? Nun, angeblich ist in der Super Wild Card ein alter Säulenakku zum Erhalt des Spielstands im Zusammenspiel mit einem SRAM-Chip (siehe z.B. Artikel 95) verbaut. Ihr kennt diese Dinger bereits aus diversen PC-Restaurationsprojekten (wie z.B. beim TECH-1260 in den Artikeln 233 und 234 oder beim Tema TC aus den Artikeln 272 und 273). Leider laufen diese Akkus nach einigen Jahren aus und sorgen dadurch für schwere, wenn nicht sogar irreparable Säureschäden durch Korrosion auf den jeweiligen Platinen. Ich weiß, dass sich in der SWC auch so ein Ding befindet, die Frage ist nur, wo es sich versteckt hat? Auf der Oberseite der Platine konnte ich nichts entdecken und auch auf der Unterseite scheint kein Akku verbaut worden zu sein.
Aha! Der Akku hat sich hinter dem Modulport auf der Platinenunterseite versteckt. So wie es aussieht, ist die aufladbare Batterie auch bereits ausgelaufen und hat so für einige Schäden auf der Platine gesorgt. Mann, ich hasse diese Dinger! 🙁
Ausgelötet ist der Akku schnell, aber es hat mich einiges an Zeit gekostet, die durch die ausgelaufene Batteriesäure entstandenen Schäden zu beheben. Mit viel Geduld, etwas Essigessenz und ein paar Wattestäbchen kann man versuchen, die am stärksten korrodierten Flächen zu reinigen. Wir können nur hoffen, dass die Säure die Leiterbahnen noch nicht angegriffen hat.
Um das Problem mit dem leeren Akku zu beheben, könnte man jetzt einfach einen neuen 3,6V Säulenakku verlöten, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich darauf gar keine Lust, denn der würde ja wieder in ein paar Jahren auslaufen. Besser wäre es, wenn wir den Akku durch eine einfache Batterie (z.B. eine CR2032-Knopfzelle) ersetzen. Das sollte funktionieren, wir müssen lediglich dafür sorgen, dass die Batterie nicht (so wie der verbaute Akku) während des Betriebs aufgeladen wird, da sie sonst auslaufen oder im dümmsten Fall explodieren kann. Leider hat das Gerät keine Möglichkeit für einen externen Batterieanschluss (wie z.B. bei unseren PC-Projekten) und so müssen wir selbst mit einer Diode an den bestehenden Kontakten dafür sorgen, dass die Knopfzelle nicht während des Betriebs aufgeladen wird. Sieht schon etwas wild aus, oder? 😀
Aber was soll ich sagen? Es funktioniert! Um das zu testen, können wir einfach ein Spiel (z.B. „The Legend of Zelda: A Link to the Past“) samt entsprechendem Spielstand von Disketten laden und im internen Gerätespeicher hinterlegen. Dank der frischen Knopfzelle hält die Super Wild Card jetzt den Spielstand im SRAM, auch wenn das Gerät ausgeschaltet wurde.
Wisst ihr was richtig cool ist? Wir können den Spielstand aus dem internen Gerätespeicher auch wieder zurück auf Diskette schreiben und diesen dann auf einen PC übertragen, sodass wir ihn z.B. in einem SNES-Emulator verwenden können.
Fun Fact: Es ist immer schön, alte Bekannte zu treffen – wie hier z.B. das „NES-Diskettenlaufwerk“ aus Artikel 46! 😉
Damit das klappt, müssen lediglich die ersten 512 Bytes der Spielstandsdatei mit einem Hexeditor entfernt werden. Dieser Kniff ist notwendig, da die Super Wild Card ein spezielles Dateiformat mit proprietärem Header verwendet.
Anschließend können wir aber dann problemlos Zelda an unserem gesicherten Spielstand in einem Emulator (z.B. Snes9x) weiterspielen. Echt geil! 🙂
Im Endeffekt können wir jetzt komplett frei mit Spielständen jonglieren und diese zwischen dem SRAM in SNES-Modulen, dem Gerätespeicher der Super Wild Card oder einem Backup auf Diskette frei hin und her bewegen – sehr nice.
Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwie mag ich das Teil. Vielleicht ist es die Tatsache, dass es mit Disketten arbeitet und ich einfach ein Fan der flachen Datenträger bin. Vielleicht ist es auch das flexible Einsatzgebiet, das mich überzeugt. Klar, aus heutiger Sicht sind solche Geräte überflüssig, aber hätte ich so ein Ding um die Jahrtausendwende gehabt, hätte ich es für schwarze Magie gehalten. Es ist einfach beeindruckend, was man mit dem Gerät alles machen kann.
Ok, ich schweife schon wieder ab. Damit ist das Thema nun aber endgültig erledigt und wir sollten uns schnell was anderem widmen. In Artikel 326 haben wir uns ja ein paar alte Laptops angesehen. Wenn ich mich recht erinnere, war da noch eine offene Baustelle mit dem Yakumo-Notebook, oder? Was war eigentlich nochmal das Problem mit dem Gerät? Ach ja, jemand hat den Laptop unfachmännisch gelöscht und haufenweise Reste auf dem System hinterlassen. Neben nicht mehr funktionsfähigen Programmen und zur Hälfte geleerten Verzeichnissen wurden auch ein paar Systemfunktionen und Treiber zerstört, sodass sich das Ding nicht mehr vernünftig verwenden lässt.
Ich denke wir sollten das Teil neu aufsetzen und ihm eine frische Windows XP Installation spendieren! Bevor wir das tun, müssen wir uns aber um die Hardware kümmern. Als erstes verpassen wir dem Gerät mal ein kleines Arbeitsspeicher-Upgrade, schließlich sind bisher nur 256 MB RAM verbaut. Letztendlich habe ich mich dazu entschlossen, einen zweiten 256 MB Riegel zu installieren. Vermutlich wäre es besser, gleich zwei 512 MB große Riegel (für insgesamt 1 GB RAM) zu verbauen, aber da habe ich leider keine passenden mehr herumliegen und ich sehe es auch nicht ein, für die mittlerweile nicht mehr ganz so geläufigen Typen (PC2100, DDR-266) bis zu 50€ auszugeben. Wir müssen also mit den jetzt insgesamt 512 MB klarkommen. Zumindest besser als mit nur 256! 🙂
Wisst ihr, was mir beim Tausch der Speichermodule aufgefallen ist? In dem Laptop ist – wie fälschlicherweise in Artikel 326 angenommen – gar kein Diskettenlaufwerk verbaut, es sieht nur so aus! Hinter der Blende befindet sich nämlich nichts. Scheint so als wäre das Diskettenlaufwerk eine optionale Komponente, die bei unserem Modell eingespart wurde. Schade!
Fun Fact: Ich habe nach ewiger Recherche tatsächlich noch das Service Manual des Mainboards auftreiben können. Sieht so aus, als fehlt hier ein Laufwerk vom Typ „YD-702J-6637J“ des Herstellers Y-E Data. Leider sehe ich wenig Chancen, nach all den Jahren irgendwo noch so ein Ding samt speziellem, internen Flachbandkabel zum Anschluss an das Mainboard auftreiben zu können. Und selbst wenn – der Aufwand lohnt sich (selbst für mich als alten Disketten-Fan) nicht wirklich. Zu Windows-XP-Zeiten waren Diskettenlaufwerke einfach schon nicht mehr wirklich relevant.
Jetzt sollten wir uns noch um die leere CMOS-Batterie kümmern. Immerhin müssen wir diesmal keine Chips fräsen oder externe Batteriepacks (wie bei den ganzen alten PCs) installieren, aber im Vergleich zu einem modernen Desktop-System ist der Wechsel trotzdem alles andere als einfach. Zuerst müssen wir die Tastatur entfernen und anschließend die Trägerplatte, auf welcher sich der CPU-Kühlkörper sowie die Lüfter befinden ausbauen.
Fun Fact: So eine Konstruktion, also dass der CPU-Kühlkörper in ein Abschirmblech eingearbeitet ist, habe ich bisher noch nie gesehen. Was meint ihr? Innovativ oder Schrott? In jedem Fall habe ich bei der Gelegenheit etwas neue Wärmeleitpaste angebracht, die alte war komplett vertrocknet.
Mann, ist das wieder alles eng verbaut! Zumindest kommen wir jetzt an die CMOS-Batterie heran. Leider ist diese auch nicht gesockelt, sondern lediglich über zwei Drähte und einen kleinen Stecker mit dem Mainboard verbunden:
Da ich keine Knopfzelle mit Lötfahnen oder angelötetem Stecker zur Hand habe, müssen wir uns selbst was basteln. Ich weiß – die Lösung mit dem DIY-Knopfzellenhalter ist alles andere als schön, aber es ist für mich gerade der einzige Weg eine neue CR2032-Knopfzelle zu verbauen, ohne weiteres Geld auszugeben oder wieder Wochen auf irgendwelche Teile warten zu müssen.
Ob schön oder nicht ist letztendlich auch egal, denn es funktioniert! Der frisch installierte Arbeitsspeicher wird erkannt und die BIOS-Einstellungen werden dank neuer Batterie dauerhaft gehalten. Sehr geil! 🙂
Jetzt müssen wir eigentlich nur noch ein Betriebssystem installieren. Ich habe mich für „Windows XP Home“ entschieden, weil es etwas weniger Systemressourcen fordert und ich für den Laptop keine Funktionen der Professional-Version benötige. Zur Installation brauchen wir natürlich eine Setup-CD. Hand aufs Herz – wann habt ihr das letzte Mal eine CD gebrannt? 😛
Die Installation geht dann recht einfach von der Hand. Auch wenn es Jahre (bzw. eher Jahrzehnte) her ist, dass ich das Betriebssystem letztmalig installiert habe, kommen mir alle Setup-Schritte noch richtig vertraut vor. Das überrascht mich aber nicht – „damals“ (also zu Windows-XP-Zeiten) habe ich zahlreiche Systeme im Verwandtschafts- und Bekanntenkreis neu installiert. Lang ist’s her! 😀
Not so fun Fact: Trotzdem hat es eine gute Stunde gedauert, bis das neue System auf die etwas lahme 20 GB Seagate-Festplatte kopiert war. „Geduld du haben musst“, wie Yoda sagen würde…
Beim Einrichten des Systems macht es wenig Sinn, einen beliebigen Product Key einzugeben, da sich Windows XP mittlerweile weder telefonisch noch über das Internet – selbst mit gültigem Key – aktivieren lässt. Dadurch lässt sich das Betriebssystem eigentlich nur noch 30 Tage verwenden.
Ist es nicht verblüffend, wie diese verdammte Windows-Aktivierung uns knapp 25 Jahre nach deren Einführung immer noch auf den Sack geht? 😛
Um das Problem zu umschiffen, gibt es mittlerweile ein Tool namens „UMSKT“, mit welchem sich gültige Keys generieren und sogar Windows XP ohne Internetverbindung aktivieren lässt. Dessen Benutzung ist allerdings recht komplex, da man sich einerseits das in C programmierte Tool selbst kompilieren, diverse zusätzliche Bibliotheken (CMake, zlib, OpenSSL, etc.) herunterladen und dann auch noch allerlei Systempfade und Einstellungen verbiegen muss. Seht es mir nach, dass ich an dieser Stelle nicht genauer auf die Schritte eingehen kann (oder will?).
Not so fun Fact: Apropos komplex – ich musste mir sogar ein virtuelles System mit Linux Mint aufsetzen, da ich es unter Windows einfach nicht hinbekommen habe. Ganz schön viel Aufwand, nur um ein veraltetes Betriebssystem auf einem noch älteren Laptop zu aktivieren! xD
Egal – denn jetzt läuft das Teil und wir bekommen endlich den legendären Desktophintergrund „Bliss“ zu sehen! 🙂
Nur die Auflösung sieht noch nicht so toll aus und leider bekommen wir auch nicht den ikonischen Startup-Sound zu hören. Kein Wunder – es fehlen ja auch noch ein paar Treiber. Tatsächlich konnten die meisten Hardwarekomponenten bereits von der Windows-CD bedient werden, lediglich für die integrierte Grafik- und Soundkarte müssen wir selbst Hand anlegen.
Auch hier war es nicht einfach, überhaupt noch Treiber in den Untiefen des Internets für ein über 20 Jahre altes Gerät aufzutreiben, aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! 😉
Geschafft! Das Ding läuft wieder und sollte so perfekt für zukünftige Bastelprojekte (oder vielleicht sogar ein paar Retro-Spiele) gerüstet sein. So, jetzt ist aber endgültig chillen mit den legendären Windows Media Player Animationen angesagt! 😉
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!