#347 – GameCube in neuem Gewand

#347 – GameCube in neuem Gewand

Es war einmal vor vielen Monden, da haben wir uns in Artikel 96 mit dem Nintendo GameCube beschäftigt. In Artikel 97 haben wir uns dann eine per XenoGC-Chip modifizierte Konsole angesehen, welche es erlaubt, Sicherheitskopien und Homebrew-Software (wie z.B. „swiss“) von selbst erstellten Mini-DVDs abzuspielen. Hier ist das gute Stück:

Bild_1

Seit Jahren ist das Ding nun schon in meinem Besitz und wird sogar gelegentlich verwendet. Gerade die Möglichkeit, per SD2SP2-Adapter Images von Spielen über eine Micro-SD-Karte laden zu können, weiß ich sehr zu schätzen. So spart man sich das ständige Wechseln von Disks, welche auf Grund einiger Kratzer häufig schon gar nicht mehr gelesen werden können.

Fun Fact: Mittlerweile gäbe es neben den seit Jahren bekannten Möglichkeiten, eine GameCube zu hacken auch neue Varianten wie z.B. „Picoboot“. Mit Hilfe eines verlöteten Raspberry Pi Pico kann man so gänzlich auf das einlegen einer Mini-DVD verzichten. Definitiv ein cooles Projekt, aber da mein GameCube schon mit einem Xeno-Chip gemoddet ist, lasse ich vorerst die Finger davon! 😉

Bild_2

Alles in allem ist die getunte GameCube Konsole also ein feines Teil. Lediglich eine Sache stört mich an dem Gerät. Das Gehäuse im Farbton „Indigo“ hat definitiv schon bessere Tage gesehen. Der Vorbesitzer hat es scheinbar für nötig gehalten, an ein paar Stellen (z.B. mit einem Lötkolben oder einem ähnlichen Werkzeug) Brandmarken in das Gehäuse zu brennen!

Bild_3

Na das ist ja ganz toll. Was soll das? Der arme GameCube! So können wir das nicht stehen lassen. Zu einer modifizierten Konsole gehört auch ein ansprechendes Aussehen. Es wird Zeit, dass wir der Konsole einen neuen Look verpassen. Nach einiger Recherche habe ich ein passendes, neues Gewand gefunden. Wie immer startet unser Projekt mit einer mysteriösen Box aus China!

Bild_4

Darin befindet sich ein halbtransparentes Nachbaugehäuse eines Drittherstellers. Ich denke damit könnte der GameCube richtig cool aussehen!

Bild_5

Tatsächlich sind es auch gar nicht mal so viele Teile. Ich hoffe einfach nur, dass der Umbau entsprechend unkompliziert von Statten geht. Ich habe da noch ganz schlimme Erinnerungen an Artikel 111, als wir so eine Aktion mit einer Wii Konsole gemacht haben. Das war heftig! 😀

Bild_6

Wie fangen wir an? In jedem Fall müssen wir zuerst mal die Innereien der Konsole aus dem alten Gehäuse befreien. Dafür müssen vier Schrauben auf der Gehäuseunterseite gelöst werden. Natürlich braucht es wieder einen speziellen Schraubendreher mit 4,5mm Außentorx-Kopf. Gut, dass im Hause retrololo schon seit Jahren so ein Ding herumliegt. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich das Werkzeug mal gekauft, um ein Nintendo 64 aufzuschrauben. Scheinbar wurde bei beiden Konsolen der gleiche Schraubentyp verwendet.

Bild_7

Prompt können wir die Gehäuseoberseite abnehmen. Mann hat sich hier viel Staub angesammelt! Wenn wir das Gehäuse schon offen haben, sollten wir die Lüftungsschlitze gleich mal mit etwas Druckluft reinigen.

Bild_8

Als nächstes muss die Vorderseite (das Stück Plastik, an welchem Controller und Memory Cards angesteckt werden können) entfernt werden. Das Panel lässt sich leicht lösen, denn es ist nur geklipst sowie mit einem absteckbaren Flachbandkabel mit dem Mainboard verbunden.

Bild_9

Auch die Rückseite lässt sich durch einfaches abklipsen entfernen. Je nach dem, welches GameCube-Modell man besitzt, sieht die Rückseite etwas anders aus. Bei frühen Revisionen (Typ „DOL-001“) war ein zusätzlicher, digitaler AV-Port mit an Bord, spätere Versionen (Typ „DOL-101“) haben darauf verzichtet. Schön, dass der Hersteller des Nachbaugehäuses das bedacht und zwei unterschiedliche Rückblenden in das Kit gepackt hat.

Bild_10

Bevor wir aber daran denken können, uns mit dem transparenten Gehäuse zu beschäftigen, müssen wir die Konsole weiter zerlegen. Als nächstes ist die Stromschaltereinheit dran. Diese ist lediglich mit einer einzigen Schraube an einem Plastikrahmen befestigt. Zur Entnahme der Platine müssen noch die Stromzuleitung sowie das Kabel zum Betrieb des Lüfters abgesteckt werden.

Bild_11

Apropos Lüfter – das Ding könnte auch mal eine Reinigung vertragen! Gut, dass es nur über zwei Schrauben im Gehäuse an einer eigenen Plastikkonstruktion gehalten wird.

Bild_12

Als nächstes müssen an jeder der vier Gehäuseseiten zahlreiche Schrauben gelöst werden. Hier macht es Sinn, ein paar Fotos zu machen, um nachvollziehen zu können, welche Schraube wo hingehört. Wenn man Glück hat, findet man aber auch online ein Video von jemanden, der ebenfalls so einen Umbau wagt. Innerhalb der Konsole wurden ausschließlich Kreuzschlitzschrauben verwendet. Lediglich die beiden Gehäusehälften sind mit den eher ungewöhnlichen Außentorxschrauben verbunden. Leider ist das eine sehr gängige Praxis der Hersteller von Unterhaltungselektronik. Einerseits nervig, irgendwo aber verständlich – wer hat schon gerne, dass Laien mit einem Standard-Bitsatz das eigene Gerät zerlegen können?

Bild_13

Beim Entfernen der Abdeckungen für die Memory Card Slots ist Vorsicht geboten. Die Blenden sind so designet, dass beim Herausnehmen einer Speicherkarte selbige automatisch zurück klappen. Damit das funktioniert, sind auf der Rückseite der Blenden sehr kleine Federn verbaut. Wer hier nicht aufpasst, verliert schnell eine dieser Mini-Federn. Als ob mir so etwas passieren würde (hust)! 😛

Bild_14

Endlich können wir die Mini-DVD-Leseeinheit abnehmen. Die darunterliegende Hauptplatine wird dann nochmal durch sechs, im Kühlkörper versteckte, Schrauben an der Gehäuseunterseite gehalten. Mann, sind das viele kleine SMD-Teilchen! Wenn ich mir das Mainboard so ansehe, kann ich nur hoffen, dass ich hier nie irgendetwas reparieren muss.

Bild_15

Durchhalten, wir haben es fast geschafft. Als letztes müssen wir ein Abschirmblech, ein paar Metallklammern sowie die Platine zur Spannungsregelung entfernen.

Bild_16

Immerhin haben wir jetzt alle Teile aus dem beschädigten Gehäuse ausgebaut. Ganz so schlimm wie bei der Wii sieht das alles nicht aus, aber trotzdem hätte ich gehofft, dass sich die Konsole etwas leichter zerlegen lässt.

Bild_17

Jetzt müssen wir die ganzen Arbeitsschritte eigentlich nur nochmal in umgekehrter Reihenfolge durchspielen. Konkret heißt das Klammern, Spannungsregler, Schutzblech und Mainboard wieder einsetzen und verschrauben.

Bild_18

Ist es nicht schön, dass wir jetzt die kleinen Blenden der Memory Card Slots samt Mini-Federn wieder hin frickeln dürfen? Eine fummelige Arbeit. Bin ich froh, dass das geschafft ist! 😀

Bild_19

Die Leseeinheit, der Lüfter sowie die Stromschaltereinheit sind schnell wieder aufgesetzt und verschraubt. Es hilft wirklich extrem, wenn man beim Auseinanderschrauben gut aufpasst. So geht der Zusammenbau einfach schneller von der Hand und die Wahrscheinlichkeit einen Fehler zu machen ist auch deutlich geringer.

Bild_20

Die Rückblende ist in Windeseile an den Rest des Gehäuses geklipst:

Bild_21

Die Frontblende benötigt dagegen schon etwas mehr Aufmerksamkeit. Daran ist eine Platine zur Kommunikation mit den Controllern verbaut. An und für sich ist das Ding nur mit zwei Schrauben befestigt, doch leider befindet sich darauf auch eine fest verlötete (!) Knopfzelle, welche zum Erhalt der Datums- und Zeiteinstellungen der Konsole benötigt wird. Wie es fast nicht anders zu erwarten war, ist die Zelle nach über 20 Jahren platt und wir müssen sie austauschen. Ich hasse Batterien.

Bild_22

Ist das nicht bizarr? So langsam kann man die Beiträge, in denen wir uns um irgendwelche alten, defekten Batterien kümmern müssen, nicht mehr an einer Hand abzählen. Um es zumindest dem „Zukunfts-retrololo“ etwas leichter zu machen, habe ich mich dazu entschieden, einen Batteriehalter zu verlöten. So lässt sich die Knopfzelle das nächste Mal (also vermutlich dann im Jahr 2045) leichter wechseln!

Bild_23

Mit frischer Batterie können wir nun endlich auch die Frontplatte zusammenbauen und im neuen, transparenten Gehäuse einsetzen:

Bild_24

Fast geschafft! Mit den letzten vier Schrauben verbinden wir die beiden Gehäusehälften miteinander. In dem Kit waren sogar ein paar Gummifüßchen sowie eine Einlage für den Deckel auf der Oberseite mit dabei. So können wir die Konsole optisch noch etwas mehr Flair verleihen. Echt cool! 🙂

Bild_25

Endlich fertig! Manchmal ärgert es mich fast etwas, dass man solche Aktionen in der Regel nur einmal macht. Mittlerweile wäre ich bei den einzelnen Schritten bestimmt um ein vielfaches schneller, aber wie wahrscheinlich ist es, dass ich in nächster Zeit nochmal eine GameCube-Konsole auseinander und wieder zusammenbauen bauen muss? Und wenn das dann in mehreren Jahren der Fall ist, hat man eh wieder alles vergessen und fängt mehr oder weniger bei null an. Frustrierend! 😀

Bild_26

So oder so – mit dem Ergebnis bin ich diesmal echt zufrieden. Ich finde, die Konsole schaut jetzt viel stylischer aus! Wenn die Konsole an ist, scheint die LED richtig schön durch das Gehäuse. Mir gefällt einfach dieser transparente Look, bei dem man das Innenleben eines Gerätes sehen kann. 🙂

Bild_27

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

Kommentar verfassen