#348 – The Booze of Monkey Island

#348 – The Booze of Monkey Island

Wisst ihr noch? Vor gar nicht all zu langer Zeit habe ich in Artikel 249 von einem neuen Spiel in der Monkey Island Reihe mit dem treffenden Namen „Return to Monkey Island“ geschwärmt. Was soll ich sagen? Ich habe einfach eine Schwäche für die Piratengeschichten des Seeräuber-Antihelden Guybrush Threepwood. Arrrrr!

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Leider ist es seitdem wieder ruhig rund um die Affeninsel geworden und die Chancen, dass wir jemals ein neues Monkey Island sehen werden, stehen eher schlecht. Umso erstaunter war ich, als ich neulich durch Zufall über ein weiteres, mir bisher unbekanntes, Monkey Island Spiel gestolpert bin. Es trägt den Durst erregenden Titel „The Booze of Monkey Island“.

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Neues Seemannsgarn von Piratenkapitän Threepwood? I’m sold! Wie konnte mir das Spiel als alter Fan der Reihe verborgen bleiben? Ein Blick in die Beschreibung löst das Rätsel. Bei dem Game handelt es sich um kein offizielles, sondern ein von Fans – konkret vom kleinen italienischen Team der „Bean Adventure Agency“ – entwickeltes Spiel. Kein Wunder, dass mir das entgangen ist!

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Mit knapp zwei Stunden Spielzeit ist The Booze of Monkey Island recht kurz. Genau richtig für einen Abend – oder eben einen kurzen Blogbeitrag! 😉

Fun Fact: Ich spiele das Spiel unter Windows, allerdings gibt es auch Versionen für Linux und Mac. Sehr lobenswert!

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Die Story ist, was die Chronologie der einzelnen Monkey Island Spiele angeht, zwischen Escape from Monkey Island und Tales of Monkey Island angesiedelt. Zwar lässt sich Booze of Monkey Island auch ohne Kenntnis anderer Monkey Island Games spielen, trotzdem ist das Spiel natürlich an versierte Fans der Reihe gerichtet und viele der Gags zünden nur, wenn man schon das ein oder andere Piratenabenteuer überstanden hat. Los geht es – wie immer – tief in der Karibik…

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Ähnlich wie in Teil 3 (The Curse of Monkey Island, siehe Artikel 117) befinden wir uns zu Beginn des Spiels im Rumpf eines mehr oder weniger gekenterten Schiffes. Der Abschnitt dient gleichzeitig als Tutorial und erklärt die Steuerung des Spiels. Linksklick um Guybrush zu bewegen, Rechtsklick, um das Inventar zu öffnen, Leertaste für Hotspot-Anzeige. Kalter Kaffee für alte Adventure-Hasen! 😉

Fun Fact: Ganz so einfach ist es dann doch nicht: Hält man die linke Maustaste gedrückt, erscheint ein Aktionsmenü, in welchem man die Befehle Lupe (ansehen), Papageienkopf (essen, lecken, sprechen) und Faust (nehmen, schlagen, benutzen) auswählen kann.

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Nicht nur die Menüsteuerung, auch Grafik und Sound sind stark an Monkey Island 3 angelehnt. Guybrush kann Gegenstände in sein Inventar (im Design einer alten Schatztruhe) aufnehmen und von dort aus mit anderen Gegenständen im Inventar oder der Spielwelt kombinieren. Wie bei Adventure-Spielen üblich, wird ausprobieren mit lustigen Sprüchen oder neu einzusammelnden Gegenständen belohnt. Wer nicht kleptomanisch veranlagt ist, hat in solchen Spielen eh nichts zu suchen! 😛

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Apropos lustige Sprüche: Generell steckt das Spiel voll von Referenzen an bisherige Teile. So treffen wir z.B. den Kartenzeichner Wally oder die Charterschiffskapitänin Kate Capsize. Deren Design ist erstaunlich gut gelungen und ich könnte mir vorstellen, dass sich viele Fans diesen Grafikstil für Return to Monkey Island gewünscht hätten.

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Man merkt einfach, dass die Entwickler seit 2018 an dem Titel arbeiten. Gerade die Hintergründe der einzelnen Schauplätze sind so gut, dass ich sie – wenn ich es nicht besser wüsste – nicht von einem offiziellen Monkey Island Spiel unterscheiden könnte. Auch die Animationen sind sehr ansehnlich, wenn auch etwas holprig.

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Wisst ihr, was auch holprig ist? Ein paar der Dialoge. Diese sind zwar witzig gestaltet, klingen aber häufig sehr nach „KI“ oder besser gesagt „Google Translator“.

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Das überrascht mich nicht, wenn man bedenkt, dass die deutsche Übersetzung auf Basis der englischen Version (welche ja bereits aus dem Italienischen übersetzt ist) erstellt wurde.

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Etwas schade ist, dass keiner der Charaktere vertont ist. Das wäre aber vermutlich bei einem Fan-Projekt auch etwas viel verlangt und es wäre sowieso jeder enttäuscht, wenn nicht die originalen (vermutlich unbezahlbaren) Sprecher mit an Bord wären.

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Zurück zur Story: Um was geht es nochmal? Guybrush ist auf Booty Island gestrandet und versucht, sein Schiff zu reparieren. Mal wieder hat der Geisterpirat LeChuck unsere geliebte Elaine entführt und es ist unsere Aufgabe, dem Unhold Einhalt zu gebieten. Ernsthaft? Wie häufig haben wir bitte schon die süße Elaine aus LeChucks Klauen befreit? Die Geschichte wird irgendwie nie alt. Fast so wie bei Mario und Peach oder Link und Zelda! 😉

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Ok, und wie lässt man auf Booty Island sein Schiff reparieren? Helfen kann uns nur unser alter Freund der Barmann, welcher im Gegenzug dafür von uns verlangt, ein paar Kunden in seine Bar zu bringen. Klingt einfach, was kann da schon schief gehen? Wer Monkey Island kennt, weiß, dass die einzige korrekte Antwort auf diese Frage „fast alles“ ist, aber viel mehr will ich an der Stelle von der sowieso schon recht kurzen Story nicht spoilern.

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Wie man es von dem tollpatschigen Möchtegern-Piraten gewohnt ist, interessiert sich Guybrush nicht für das Wohl anderer, sondern verfolgt eigene Ziele. Der arme Wally muss mal wieder ziemlich leiden…

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…und selbst die taffe Kate kann Guybrushs charmant-nerviger Art…

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…sowie seinen verrückten Ideen nicht entkommen und landet letztendlich volltrunken in einer Bar. Passt! Schließlich heißt das Spiel ja „The Booze of Monkey Island“! 😛

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Was mich persönlich neben der Grafik am meisten beeindruckt hat, ist die akustische Untermalung des Spiels. Während bei den Soundeffekten etwas gespart wurde, ist der Soundtrack ein wahrer Ohrenschmaus und klingt tatsächlich so, als könnte er aus der Feder von Michael Land, dem Komponisten des Soundtracks des dritten Teils von Monkey Island, stammen.

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Natürlich kommt auch der alberne Humor, für den die Serie bekannt ist, nicht zu kurz. Wie seine Vorgänger ist auch Booze of Monkey Island vollgestopft mit Schenkelklopfern und Anspielungen. Da wären zum Beispiel die Sprüche, welche Guybrush beim Betrachten ein paar gebrauchter Särge vor der „Thimble Bar“ (eine Anspielung auf Ron Gilberts klassisches Point-and-Click-Adventure „Thimbleweed Park“) vom Stapel lässt. Jack Narrow – wer kennt ihn nicht?

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Besonders schön finde ich auch die Auswahlmöglichkeiten zur Grafikanzeige im Optionsmenü. Auch wenn hier etwas von „Auflösung“ steht, kann man hier de facto keinerlei Einstellungen vornehmen und erst recht nicht „12k Raytracing“ (was für ein 2D-Spiel auch ungewöhnlich wäre) auswählen. Der Cursor springt einfach immer auf die jeweils andere Option, wenn man versucht eine der beiden Einstellungen zu aktivieren! 😀

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Ich denke viel mehr möchte ich über das Spiel auch gar nicht erzählen. Alles in allem bin ich den Entwicklern für diesen Liebesbrief an Monkey Island – insbesondere den dritten Teil der Reihe – sehr dankbar, denn mir hat The Booze of Monkey Island wirklich Spaß gemacht. Wer ein kurzweiliges Adventure mit liebevoll gezeichneten Hintergründen, stimmungsvoller Musik, sowie zahlreichen Anspielungen auf Popkultur, sowie andere Teile der Reihe sucht, wird hier fündig.

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Und jetzt entschuldigt mich bitte. Von dem ganzen gesponnenen Seemannsgarn habe ich doch glatt etwas Durst bekommen! 😉

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In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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