#40 – Floppy-Mania!

Ach ja, genau die richtige Zeit für eines meiner liebsten Speichermedien – die Diskette! 🙂

Wieso jetzt genau die richtige Zeit ist? Ganz einfach, folgendes Laufwerk habe ich von einem ehemaligen Arbeitskollegen geschenkt bekommen:

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Mit dabei waren noch ein paar lose Disketten:

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Ich denke als Erstes sollten wir das Teil mal anschließen und schauen ob es überhaupt noch funktioniert. Doch wie macht man das ohne das Laufwerk in einen alten Rechner einzubauen? Wer sich an Artikel 17 erinnert weiß, dass es hierfür mittlerweile Adapterplatinen gibt. Gut, dass ich damals gleich zwei bestellt hatte (eigentlich für den Fall, dass eine defekt ist und ich nicht mehrere Monate auf Ersatz warten muss). Wie sich herausgestellt hat, funktionieren beide Platinen und so kann ich das Laufwerk mit Hilfe der zweiten Platine anschließen.

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Beim letzten Mal habe ich das Laufwerk in meinen PC eingebaut und konnte somit den Stromanschluss direkt vom Netzteil abgreifen. Ohne Netzteil (oder PC) geht das natürlich nicht. Praktischerweise ermöglicht die Platine auch eine Stromversorgung des Laufwerks über den USB-Port:

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Na dann wollen wir das Laufwerk doch mal testen… Beim Versuch die Diskette zu lesen poppt mir folgende Fehlermeldung entgegen:

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Kein gutes Zeichen, denn entgegen der Vermutung des Fehlertextes lässt sich die Diskette auch gar nicht mehr formatieren…

Fun Fact: Ich habe alle sechs Disketten durchprobiert. Ebenso habe ich diese mit einem anderen Laufwerk getestet um sicher zu gehen, dass es nicht am Laufwerk liegt. Das Ergebnis: Der „Murphy“ ist manchmal echt gnadenlos – es sind schlicht und einfach tatsächlich alle sechs Stück defekt. 😀

Doch nicht verzagen, für (fast) jedes Problem gibt es ja bekanntlich eine Lösung. Oh, was haben wir denn hier? Eine noch verschweißte Box mit neuen Disketten? Ja ist denn schon Weihnachten? 🙂

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Was für „plus“ im Juni 1997 sehr gut war, kann für mich in 2019 ja nicht schlecht sein, oder? 🙂 Und dann auch noch „100% VIRUS FREE“ und auch noch „Made in Europe“ – Techniker-Herz, was willst du mehr? 😀

Also, fix die Vierecke auspacken… Die Büchse der Pandora ist geöffnet! 🙂 Schön, dass auch gleich passende Etiketten dabei sind.

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Und siehe da: Mit den „neuen“ Disketten klappt’s einwandfrei. Zum Testen habe ich ein paar Dateien eines alten Dos-Spiels „Electro Body“ (siehe Artikel 12) kopiert.

Fun Fact: Von den zehn – über 20 Jahre alten Disketten – war tatsächlich keine Einzige defekt. Wahnsinn! 🙂

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Doch was macht man jetzt mit einem losen Laufwerk? So mit dem ganzen Kabelgedöns hintendran ist das nicht gerade komfortabel und vermutlich auch recht fehleranfällig (Stichwort: Staub/Dreck). Ich denke ihr wisst schon worauf das rausläuft, oder? Richtig – wir brauchen ein Gehäuse für das Teil! Nur woher soll man das bekommen? Nach einiger Recherche ist mir die Idee gekommen, einfach ein Gehäuse einer 3,5“-Festplatte zu verwenden. 🙂

Fun Fact: Für 1€ habe ich das – zugegeben etwas heruntergekommene – Festplattengehäuse auf eBay ersteigert. Da der Laufwerkscontroller defekt ist, lässt sich nicht mehr wirklich viel damit anfangen. Vielleicht kann es in seinem „zweiten Leben“ Noch als Gehäuse für mein Diskettenlaufwerk dienen? 🙂

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Schauen wir erst mal in das Gehäuse rein. Neben dem Laufwerksschlitten fällt vor Allem der Kabelwirrwarr auf:

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Bevor wir uns um die Technik kümmern müssen wir das Gehäuse erst mal etwas mit Edelstahlreiniger reinigen um die lästigen noch verbliebenen Buchstaben des Logos loszuwerden.

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Schon viel besser! 🙂

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Nun können wir uns um den Schlitten kümmern. Ohne Kabelzeug sieht der doch schon viel einladender aus.

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Im Idealfall möchte ich die Plastikblende (eigentlich die Hinterseite des Gehäuses) wiederverwenden. Damit genügend Platz ist, die Diskette in das Laufwerk zu schieben, musste die Blende etwas mit dem Schleifer bearbeitet werden.

Blende vorher:

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Blende nachher:

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Dank gleichem Formfaktor kann anschließend das Laufwerk einfach eingesetzt werden. Hierfür mussten lediglich die Schrauben seitlich am Laufwerk entfernt werden.

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Mit aufgeschraubter Blende sieht das doch gleich freundlicher aus:

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Nur hinten könnte es etwas eng werden:

Fun Fact: Da ich den Stecker nicht umlöten wollte, habe ich die Kabel einfach etwas zurechtgebogen. Nicht optimal, aber nicht zuletzt wegen dem Aufwand habe ich mich in diesem Fall gegen Löten entschieden. Ich hoffe einfach mal, dass jetzt nicht der „KabelTÜV“ vorbeikommt um das zu bemängeln. 😉

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Da das Gehäuse hinten (also eigentlich ursprünglich mal „vorne“) keine Abdeckung besitzt, muss ich mir wohl selbst was einfallen lassen.

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Am schönsten/passendsten wäre wohl etwas aus dem 3D-Drucker, aber ich hatte an dem Tag irgendwie Lust auf Holz. Aus einem kleinen Stück eines Rauspundbretts habe ich die ungefähr benötigte Form herausgesägt und zurechtgefeilt.

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Mit viel Geduld und einem Schleifer habe ich dann die Abdeckung auf die passende Größe zurechtgestutzt.

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Das Holzstück konnte ich dann einfach mit zwei Schrauben im Laufwerksschlitten verschrauben.

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Da ich an den Kanten etwas unsauber gearbeitet habe, habe ich diese einfach mit etwas Isolierband überklebt. Das verdeckt den Pfusch und verleiht dem Gehäuse einen etwas schickeren Touch. 😀

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Ein letzter Funktionstest. Läuft das Laufwerk noch? Aber sicher! 🙂

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Zum Abschluss habe ich noch einen Aufkleber erstellt und diesen auf die „schlimmste“ Seite (die mit den meisten Kratzern) geklebt. Von „Design“ kann man hier nicht reden, letztendlich habe ich „nur“ das Logo angepasst (selbst das hat ne gute Stunde gedauert, das ist einfach nicht meine Welt). 😀

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Und wozu jetzt der ganze Aufwand? Klugscheißer könnten ja behaupten, dass es bereits USB-Diskettenlaufwerke gibt. Zugegeben ist das nicht ganz falsch, allerdings musste ich selbst feststellen, dass man sehr lange suchen muss, bis man ein solide funktionierendes (und kompatibles) „USB-Floppy“ findet. Alte IBM-, TEAC- oder Freecom-Geräte stehen hier hoch im Kurs! 🙂

 Fun Fact: Selbst heutzutage werden noch USB-Diskettenlaufwerke hergestellt. Diese werden teilweise sogar mit USB3.0-Support angepriesen, sind meist aber qualitativ so minderwertig, dass man die Dinger eigentlich direkt wieder beim Elektroschrott abgeben kann.

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In diesem Sinne – mögen uns die „Floppys“ noch lange begleiten… 😉