#267 – retro PC madness – Proline – V

Nachdem wir beim letzten Mal bereits ein paar ältere (MS-DOS-)Spiele auf dem Proline-PC zum Laufen bekommen haben, sollten wir heute noch versuchen, ein paar „neuere“ (Windows-)Games zu installieren. Den Anfang macht „RollerCoaster Tycoon“, eine von Hasbro Interactive veröffentliche Wirtschaftssimulation aus dem Jahre 1999.

Mit seinen läppischen Systemanforderungen sollte die Software doch problemlos auf unserer Kiste laufen, oder? Tatsächlich lässt sich das Spiel recht einfach über die CD installieren.

Auch der Start klappt und wir können sofort damit anfangen, unseren eigenen Freizeitpark zu managen und ein paar Achterbahnen zu bauen! 🙂

Fun Fact: Das Spiel wurde von einem einzigen Entwickler (Chris Sawyer) zu 99% in Assembler-Code entwickelt. Lediglich die Grafiken wurden von einer zweiten Person beigesteuert. Wahnsinn! 😀

Das Problem ist nur, dass zum Spielen die originale CD im Laufwerk benötigt wird. Tatsächlich würde ich das Spiel aber sehr gerne ohne CD spielen, da ich ja nicht permanent (je nach gewünschtem Spiel) am CD-Wechseln sein möchte! 🙁

Für genau solche Fälle gibt es sog. „NoCD-Cracks“, welche – auch heute noch – auf den recht retro wirkenden Seiten „Gameburnworld“ oder „Gamecopyworld“ gefunden werden können. Die Rechtslage rund um den Einsatz dieser kleinen Helferlein ist umstritten. Sofern man eine originale Kopie des Spiels besitzt und nur im privaten Umfeld agiert, sollte man sich in der klassischen Grauzone befinden. Um ganz sicher zu gehen, verzichtet man besser auf diese Tools! 😉

Letztendlich habe ich es mit Hilfe einer modifizierten EXE-Datei zum Laufen bekommen. Jetzt können wir RollerCoaster Tycoon auch ohne eingelegte CD starten! 🙂

Not so fun Fact: Damit das aber funktioniert, müssen zusätzlich bestimmte, versteckte Dateien von der CD in das Anwendungsverzeichnis kopiert werden. Ebenso darf sich keine andere CD im Laufwerk befinden. Puh, das muss man wissen! 😛

Leider gibt es auch eine Vielzahl an Spielen, für die es keine „NoCD-Cracks“ gibt. Im Endeffekt sind diese Tools sowieso keine besonders gute Lösung, da ein Großteil der auf optischen Datenträgern veröffentlichten Spiele exklusiven Zugriff auf die eingelegte Disk benötigen, um weitere Dateien (z.B. Sprachausgabe oder Hintergrundmusik) zur Laufzeit von der CD zu laden. Um auch solche Games ohne CD spielen zu können, habe ich mir eine alte Version der Emulationssoftware „Daemon Tools“ heruntergeladen und installiert.

Not so fun Fact: Um die Software zu installieren, musste ich vorab den Windows Installer auf Version 2.0 updaten. Egal wie alt die Programme schon sind – manche Probleme ändern sich wohl nie! 😀

Die „Dämonenwerkzeuge“ installieren ein (oder bei Bedarf mehrere) virtuelle(s) Laufwerk(e) und ermöglichen so das Einbinden (genannt mounten) von virtuellen CD-ROM-Abbildern (Images).

So können wir ein von mir von der Original-CD erstelltes ISO-Image von „Simon the Sorcerer“ einbinden, das Spiel installieren und konfigurieren (z.B. Soundeinstellungen).

Mit der eingelegten, „virtuellen CD“ lässt sich das Abenteuer des Zauberlehrlings auch einwandfrei ohne echte CD spielen! 🙂

An und für sich ist es kein großes Thema bei Bedarf (also wenn man das Spiel spielen möchte), mit ein paar Klicks das entsprechende ISO-Abbild einzubinden, aber es geht noch besser! Um den Prozess zu automatisieren, habe ich den Mount- und Unmountvorgang im Startskript des Spiels verankert. So wird beim Start das Image eingebunden und beim Beenden des Spiels wieder automatisch entfernt – fast so als würde man eine echte CD einlegen und wieder aus dem Laufwerk nehmen! 🙂

Über den gleichen Weg lässt sich Simons zweites Abenteuer (mit dem etwas ausschweifenden Titel „Simon the Sorcerer II: Der Löwe, der Zauberer & der Schrank“) zum Laufen bekommen! 🙂

Wenn wir schon bei Adventures sind, werfe ich schnell mit „Indiana Jones and the Last Crusade“ eine alte DOS-Perle von 1989 (!) dazwischen. Das Spiel läuft zwar ohne Probleme, allerdings wird in der Standardkonfiguration kein Sound ausgegeben. Erst wenn man die „indyvga.exe“ mit dem Kommandozeilenparameter „a“ (für Ad Lib Soundtreiber) startet…

…ertönt auch die ikonische Indiana Jones Titelmelodie aus den Boxen! 🙂

Ein Spiel aus meiner Kindheit ist „Melker – Die Elchjagd“. Das nur 4MB große und dementsprechend recht simpel aufgebaute Jump ‘n‘ Run ist nicht wirklich etwas Besonderes, aber dennoch ist es für mich persönlich ein absolutes Muss. Ihr wisst schon – Nostalgie und so… 😉

Entgegen dem angriffslustigen Untertitel „Die Elchjagd“ geht es in dem Spiel allerdings nicht um das Abknallen der gleichnamigen Geweihträger. Vielmehr müssen wir dem Elch Melker bei der Flucht verhelfen. Der dumme Hirsch (Wortspiel beabsichtigt) hat nämlich den Beginn der Jagdsaison verpennt! Während sich seine Kumpels bereits in ein Naturschutzgebiet gerettet haben, liegt er faul auf der Wiese und muss sich jetzt alleine durch 14 Levels schlagen, um in Sicherheit vor den Jägern zu sein. Dabei springt er über Hindernisse und verteilt ordentlich Kopfnüsse – wie es sich eben für einen echten Elch so gehört! 😛

Tatsächlich habe ich vor Jahren mal die Vollversion (einen Registriercode) erworben, aber dennoch möchte ich euch folgenden Fund nicht vorenthalten. Aus welchen Gründen auch immer war bei den Installationsdateien ein „Keygen“, also ein Programm zum Generieren eines personifizierten Registriercodes, dabei. In meiner Jugend habe ich diese Tools geliebt! Nicht etwa wegen ihrer eigentlichen Funktion, sondern vielmehr angesichts der einprägsamen Chiptunes, die für gewöhnlich als Hintergrundmusik solcher Programme laufen! 🙂

Und wenn wir schon bei lustigen Funden sind – schaut euch mal diese aufwändig gestaltete Hilfedatei an. Hier hatte definitiv jemand zu viel Zeit! 😀

Mit „Worms World Party“ ist auch eines meiner absoluten Lieblingsspiele mit am Start. Tatsächlich läuft der taktische Artillery-Shooter ohne Installation und kann direkt gestartet werden.

Mann, habe ich das Spiel als Teenager gesuchtet. Ich will gar nicht drüber nachdenken, wie viele Stunden ich mit virtuellen, in sämtlichen Formen explodierenden Würmern verbracht habe! 😀

Fun Fact: Die Bilder wurden mit einer Auflösung von 640×480 erstellt, allerdings lässt sich das Spiel – auch auf diesem PC – bis auf 1024×768 hochschrauben, das habe ich nur leider zu spät entdeckt. 😉

Für einige Spiele haben enthusiastische Fans sogar neue, verbesserte Installationsroutinen gebaut. „The Curse of Monkey Island“, also der dritte Teil der Geschichte rund um den Piratenabenteurer Guybrush Threepwood, ist so ein Fall. Mit Hilfe des „Curse of Monkey Island Launchers“ können wir das Spiel (von beiden CDs) so installieren, dass die Disks nicht mehr zum Spielen benötigt werden.

Ebenso enthält der Launcher ein eigenes Startmenü, welches dem Spieler weitere Optionen (wie z.B. ein Debug-Menü oder einen Fenstermodus) zur Verfügung stellt. Echt cool! 🙂

Not so fun Fact: Leider kommt direkt nach dem Start des Launchers ein Fehler, dass eine DLL-Datei („GDIPLUS.DLL“) fehlt. Eigentlich gibt es die Grafiktreiberbibliothek erst seit Windows XP, aber nach einiger Recherche habe ich herausgefunden, dass es eine inoffizielle Version für Windows 98 gibt. Ist die Welt der IT nicht immer wieder verblüffend (und gleichzeitig beängstigend)? 😀

Damit lässt sich das affenartige Abenteuer perfekt starten und genießen! 🙂

Um 3D-Spiele zum Laufen zu bekommen, benötigen wir einen speziellen Grafiktreiber für unsere ATI Rage Karte. Tatsächlich lässt sich der Treiber für die fast 25 Jahre alte Grafikkarte (selbst für Windows 98) auch heute noch von der offiziellen Hersteller-Webseite herunterladen. Ist das nicht irre? 😀

Ebenso müssen wir unsere DirectX-Version (eine von Microsoft entwickelte Programmierschnittstelle für 2D- und 3D-Grafiken) von Version 6.1…

…auf Version 8.1 updaten, damit auch Direct3D als Grafikbeschleuniger zur Verfügung steht.

Jetzt können wir aber endlich mit „Croc: Legend of the Gobbos“ ein 3D-Spiel zocken, oder? Nicht ganz, denn leider waren noch zahlreiche weitere Handstände nötig, um das Spiel letztendlich zum Laufen zu bekommen. Einerseits müssen wir einen inoffiziellen Patch installieren um überhaupt die Nutzung der DirectX-Grafikschnittstelle mit unserer ATI-Grafikkarte (anstatt der proprietären Glide-Schnittstelle, welche nur bei 3dfx-Grafikkarten funktioniert) zu ermöglichen.

Anschließend läuft das Spiel. Allerdings auch nur, wenn man explizit eine Auflösung von 800×600 wählt. Zu allem Überfluss werden die Audiodaten zu Laufzeit von CD geladen, d.h. wir müssen zum Spielen zwingend die CD einlegen oder alternativ ein CD-Image mit den Daemon Tools mounten.

Not so fun Fact: Damit die Lösung via CD-Image klappt, muss das virtuelle CD-Laufwerk den ersten Laufwerksbuchstaben (also vor dem echten, eingebauten CD-Laufwerk) zugeordnet bekommen. Und selbst dann ist die Geschwindigkeit, in welcher die Daten von der virtuellen CD gelesen werden nicht optimal und das Spiel wird etwas ausgebremst. Bei solchen „Härtefällen“ ist es manchmal tatsächlich besser, wenn man eine echte CD mit einem halbwegs schnellen Laufwerk verwendet.

Gleiches gilt für „Gex 3D: Enter the Gecko“. Auch das Spiel setzt auch auf die proprietäre 3dfx-Technik, dementsprechend müssen wir auch erst einen speziellen DirectX-Patch herunterladen und installieren, um Gex zum Hüpfen zu bewegen. Um die kultigen Sprüche des frivolen Geckos hören zu können, muss die Spiel-CD (real oder virtuell) im Laufwerk liegen. Leider merkt man, dass der Proline-PC samt Pentium 2 Prozessor hier langsam an seine Grenzen kommt. Etwas mehr Rechenpower wäre definitiv nicht schlecht um Gex flüssiger durch die Levels hüpfen zu lassen! xD

So, ich denke damit sollten wir es jetzt aber auch endgültig belassen. Alles in allem bin ich mit dem Proline-PC in seinem jetzigen Zustand schon recht zufrieden. Klar haben mir die anfänglichen Startschwierigkeiten mit den zahlreichen defekten Festplatten fast den Nerv geraubt, aber im Endeffekt haben wir doch einige coole Spiele darauf zum Fliegen gebracht! 🙂

Abschließend möchte ich euch noch einen letzten Screenshot zeigen, welchen ich bei der Installation von „Larry 7“ (offiziell „Leisure Suit Larry 7 – Yacht nach Liebe“ genannt) geschossen habe. Hand aufs Herz – wer könnte einem so charmanten Installationsprogramm widerstehen? Völlig logisch, dass ich dem Spiel die vollen 93 Megabyte Festplattenplatz eingeräumt habe! 😀

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!