#148 – el commodore – VII – pc transfer

Tja, wir haben Daten geladen und auf unterschiedliche Medien gespeichert. Ernsthaft – was könnte man noch über den C64 erzählen? 😉

Heute wollen wir der Kernfrage auf den Grund gehen, wie wir Spiele von einem PC auf den C64 bekommen. Bisher haben wir uns nur mit den nativen Möglichkeiten auf dem C64 beschäftigt. Damit meine ich das Eintippen von BASIC-Code oder das Laden von Datassette sowie Diskette. Die spannende Frage ist doch – wie lässt sich Software „von außen“ (also z.B. von einem Windows-PC) auf das Gerät bringen?

Puh, gute Frage. Aus dem Bauch heraus fällt mir ein recht umständlicher Weg über ein Kassettendeck als „Brücke“ ein! Hm, wie ist das gemeint?

Im Endeffekt müssten wir ja „nur“ ein C64-Programm in ein Audiosignal konvertieren und anschließend auf eine Kassette überspielen. Diese Kassette müssten wir ja dann mit Hilfe der Datassette am C64 wieder laden können – so die Theorie! 😉

Und wie läuft das in der Praxis? Tatsächlich hängt viel davon ab in welcher Form das C64-Spiel auf dem PC vorliegt. Viele Enthusiasten haben im Laufe der Jahre versucht C64-Spiele digital zu sichern und auf diversen Emulatoren verfügbar zu machen. Dadurch ist ein Wildwuchs an Dateiendungen und Formaten entstanden, das sind die populärsten:

Leider lassen sich nicht alle dieser Dateitypen in ein Audioformat konvertieren, welches wir auf eine Kassette überspielen können. Mit Hilfe der Tools „WAV-PRG“ und „Audiotap“ lassen sich aber zumindest ein paar der Images in eine Audiodatei umwandeln:

Die Frage ist nur, mit welchem Spiel wir die Konvertierung ausprobieren wollen? Wer die letzten Artikel aufmerksam gelesen hat weiß es bereits: Wir haben ja noch mit dem nicht funktionierenden „Donkey Kong“ eine Rechnung offen… 😉

Da es sich bei dem Spiel um ein Datassetten-Image (.TAP) handelt, verwende ich „Audiotap“ zum Konvertieren des Spiels in eine WAV-Datei. In dem Tool gibt es zahlreiche Einstellungen wie „output frequency“ oder „waveform“ (square, triangle, sine), aber ich hoffe, dass ich es mit den Standardeinstellungen zum Fliegen bekomme! 🙂

Wenige Sekunden später haben wir eine knapp dreieinhalb Minuten lange WAV-Datei (8,6 MB groß) erzeugt.

Fun Fact:  Hört man sich die Datei in einem Mediaplayer an könnte man meinen man hat ein Modem am Start! So viel Rauschen mit Piepstönen hab ich schon lange nicht mehr gehört… 😉

In Audacity betrachtet sieht man, dass die Datei „mono“ generiert und relativ laut ist:

Jetzt muss die Datei eigentlich nur noch auf Kassette überspielt werden. Dafür benötigen wir natürlich ein Tapedeck. Ich habe hierfür extra das Technics RS-5 aus Artikel 85 nochmal herausgeholt und an den PC gestöpselt:

Ebenso brauchen wir natürlich eine Kassette, auf die wir das Audiosignal aufspielen können. Hm, mal überlegen. Auf der C15-Kassette aus Artikel 147 belegt das „Billiard“-Programm nur knapp drei Minuten, also sollten auf der siebeneinhalbminütigen A-Seite noch genügend Platz für Donkey Kong (knapp dreieinhalb Minuten) sein. Ich habe die Kassette eingelegt und an die entsprechende Stelle (Bandzählwerk 60) gespult.

Das Recording läuft… Wichtig ist, dass man den Pegel des Eingangssignals im Auge behält. Er sollte etwas höher liegen als bei einer normalen Aufnahme von Audiodateien.

So, jetzt wird es spannend… Ob die Kassette frisst und das Programm laden kann? Probieren geht über Studieren. Nachdem die Kassette in die Datassette eingelegt und an die entsprechende Stelle gespult wurde…

…wird der Ladevorgang wieder mit einem „LOAD“ angestoßen. Jetzt hilft nur noch beten…

Doch was ist das? Selbst der Titel des Spiels wird nicht korrekt erkannt und der C64 hängt sich auf. Ok, das hätte besser laufen können. 😀

Mal nachdenken, was könnte das Problem sein? Passt die Aufnahme nicht? Oder habe ich beim Konvertieren der Datei einen Fehler gemacht? Gott sei Dank bin ich recht schnell auf den Fehler gekommen. Ich habe nochmal das Justage-Programm geladen und mir die Daten auf dem Band angesehen:

Mann, das sieht ja gar nicht gut aus. Sieht so aus als müsste der Tonkopf der Datassette des C64 erneut justiert werden. Kein Problem – ein paar Umdrehungen mit dem Kreuzschlitzschraubenzieher später:

Fun Fact: Erst im Nachhinein ist mir klargeworden, dass das eigentlich völlig logisch ist. Jedes Kassettenlaufwerk und somit auch jeder Tonkopf sind anders! Absolut kein Wunder, dass man das Laufwerk bei einem Programm, welches über ein „normales“ Kassettendeck aufgenommen wurde anders einstellen muss, als bei einem Programm, welches selbst über die Datassette aufgenommen wurde. Während des Bastelns habe ich das natürlich nicht geschnallt… 😀

Ob wir jetzt mehr Glück haben? Zumindest wird schon mal der Titel richtig erkannt:

Und einen „Ladebildschirm“ in Form von Epilepsie-Geflacker haben wir auch! 🙂

Und tatsächlich – es läuft! Ich kann euch gar nicht sagen wie glücklich ich bin, diesen Bildschirm zu sehen! xD Ich hatte echt bedenken, dass wir noch Stunden auf Fehlersuche gehen müssen. Gerade beim Konvertierungsvorgang der Audiodatei sowie beim Recording kann so viel schiefgehen (falsches Format, falscher Pegel, schlechter Tonkopf, defekte Kassette, etc.). Hätte nicht gedacht, dass wir das so schnell ohne Probleme hinbekommen! 🙂

Sehr geil – jetzt kann ich doch noch „Donkey Kong“ spielen und dabei kläglich versagen. Waren alte Spiele immer so schwer? 😀

Fun Fact: Im Nachhinein betrachtet war es vermutlich keine Idee gute Idee Donkey Kong hinter das Billard-Spiel zu packen. So muss ich jetzt jedes Mal auf der gleichen Kassette rumjustieren, wenn ich das ein oder andere Spiel zocken möchte. Oh well, lesson learned! 😉

Nachdem das jetzt besser geklappt hat als erwartet, wollte ich es noch mit einem zweiten Spiel, welches einen anderen Dateityp (PRG) besitzt, probieren. Letztendlich habe ich mich für „Galaxy“ einem C64-Port eines meiner Lieblings-Spiele aus der Spielehalle namens „Galaga“ entschieden:

Zum Konvertieren verwenden wir dieses Mal „WAV-PRG“, weil Audiotap keine PRG-Dateien unterstützt:

Schon fertig! 🙂

Mit knapp 70 Sekunden ist die WAV-Datei nicht gerade lang und sie passt noch gerade so auf die Seite A der Kassette! 🙂

Eine kurze Recordingsession sowie ein zweiminütiger Ladevorgang später kann ich tatsächlich auch Galaxy spielen. Wirklich cool! 🙂

Fun Fact: Die C64-Umsetzung ist schon ganz gut, kommt aber leider bei weitem nicht an seinen Arcade-Bruder „Galaga“ ran.

Hm, auf der Rückseite (Seite B) der Kassette wäre ja eigentlich noch Platz… 😉

Nach einigem Hin und Her habe ich mich dazu entschieden noch die beiden C64-Klassiker „The Great Giana Sisters“ und „Hard ‘n Heavy“ auf die Kassette zu überspielen. Während Giana Sisters auch im TAP-Format war und ich es so via Audiotap konvertieren konnte, musste ich für Hard ‘n Heavy WAV-PRG verwenden, da es sich diesmal um ein T64-Datei handelte.

Aber was soll ich sagen? Selbst das hat ohne Probleme funktioniert und ich konnte beide Spiele ohne Probleme laden! Es fällt auf, dass einige Hersteller (oder spätestens die Cracker, welche kopierschutzfreie Versionen der Spiele erstellt haben) selbst einen eigenen Schnelllader vor das eigentliche Spiel geschalten haben. So kann es (wie im Falle von Giana Sisters) sein, dass beim Ladevorgang nur „Lader“ oder auch mal nichts angezeigt wird, und das Spiel wird trotzdem ohne Probleme geladen! 🙂

Fun Fact: Gerade die Musik des Intros hat sich fest in meinem Hirn eingebrannt. Der C64 (bzw. der SID-Soundchip) sowie Komponist Chris Hülsbeck leisten hier fantastische Arbeit! 🙂

Bei Dateien, welche über WAV-PRG konvertiert werden, kann man sogar angeben, ob man ein Programm als Audiospur im normalen (langsamen) Commodore-Format oder in einem schnelleren (dafür deutlich fehleranfälligerem) Turbo Tape Format speichern möchte. Auch die T64-Datei konnte ohne Probleme konvertiert werden und hier spiele ich eine Runde Hard ‘n Heavy! 🙂

Abschließend habe ich noch die Kassette mit den entsprechenden Bandpositionen gekennzeichnet, sodass ich die Spiele in Zukunft auch wiederfinde! 😉

In diesem Sinne – bis zum nächsten Mal, wo wir uns noch etwas weiter mit dem C64 beschäftigen wollen. Denn ob ihr es glaubt oder nicht – mit etwas Zusatzhardware lassen sich einige coole Dinge mit der alten Mühle anstellen! 😉

Cya!

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