Wahnsinn – könnt ihr glauben, dass das mittlerweile der 20. Artikel über den Commodore 64 ist? Ich nicht…
Um ehrlich zu sein, hatte ich nie vor mehr als fünf Beiträge über den Retro-Computer zu schreiben, aber es gibt auf dem System einfach so unglaublich viel zu entdecken! So ist es nicht verwunderlich, dass es auch heute noch eine riesige C64-Fangemeinde gibt, welche im Lauf der letzten Jahre eine interessante Hardware-Erweiterung nach der anderen hervorgebracht hat. Ein paar der Stücke haben wir uns ja bereits in vergangenen Comodore-Blogbeiträgen angesehen! 🙂
Oh weh, ich schweife schon wieder ab. Schluss mit der Schwärmerei – wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, beim letzten Mal hatten wir ja abschließend noch eine HD-Diskette mit Klebeband umgebaut, um sie als DD-Diskette am C64 zu verwenden, richtig? xD
Eine Sache, die ich vergessen hatte zu erwähnen, ist, dass sich die umgebauten Disketten natürlich auch problemlos am C64 formatieren lassen. Ihr glaubt mir nicht? Hier kommt der Beweis:
Falls ihr euch (zurecht) die Frage stellt, wieso ich jetzt eine Disk, die ich gerade eben erst mühsam bespielt habe, wieder formatiere, kann ich euch beruhigen: Ich habe in der Zwischenzeit 2-3 umgebaute HD-Disketten erstellt. Wenn schon, denn schon! 😉
Schon echt eine coole und vor allem einfache Möglichkeit, die HD-Disks umzufunktionieren. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Zwar funktionieren diese umgebauten Disketten augenscheinlich gut, die Frage ist nur wie lang! Die Nutzung als DD-Diskette ist alles andere als ideal, denn tatsächlich ist die Metallbeschichtung der Magnetscheibe in HD-Disketten von anderer Beschaffenheit als in DD-Disketten. So wird gerade für Schreibvorgänge bei HD-Disketten ein größeres magnetisches Feld (genannt Koerzitivfeldstärke) benötigt. Nicht alle DD-Laufwerke sind darauf ausgelegt, etwas höheren Strom am Schreib-/Lesekopf anzulegen, um so die Bits auf der Diskette zu verändern.
Die Erfahrung zeigt, dass diese „umgebauten“ Disketten meist nicht so eine hohe Beständigkeit haben und sich die Daten langfristig wohl nicht mehr lesen, geschweige denn schreiben lassen.
Fun Fact: Zumindest dem „Magnetfeld-Problem“ haben wir schon mal etwas entgegengewirkt, da wir ja kein originales 1581er-Laufwerk mit DD-Drive, sondern einen Nachbau (1581-Replica) mit einem HD-PC-Laufwerk verwenden. Dementsprechend müsste die Koerzitivfeldstärke passen! 🙂
Nur um die Sache rund zu machen, habe ich auch versucht, die weiteren, umgebauten HD-Disks mit Images zu beschreiben und dort zeigt sich das Problem häufig schon beim ersten Schreibvorgang bzw. bei der anschließenden Verifizierung (also beim Lesen der geschriebenen Daten). Nicht selten kommt es vor, dass Sektoren nicht mehr gelesen werden können:
Vermutlich werde ich nicht drum herumkommen, mir noch ein paar alte DD-Disks anzuschaffen, um genügend Vorrat für das 1581er-Laufwerk zu haben. Nun, es gibt schlimmeres denke ich. Wisst ihr auch warum? Weil ich genau das tatsächlich schon gemacht habe! 😛
Moment mal – was?! Kein Witz – tatsächlich habe ich in der Zwischenzeit noch eine Hand voll „echter“ DD-Disketten auftreiben können. Ich habe eigentlich gar nicht aktiv danach gesucht, aber bei einer Vielzahl von alten Disketten, welche in einer von mir erworbenen Diskettenbox enthalten waren, waren tatsächlich auch ein paar DD-Disketten dabei. Zur Erinnerung: Die Tatsache, dass es DD-Disks sind, erkennt man prima an der nicht vorhandenen Öffnung rechts unten! 😉
Anhand des Aufklebers würde ich vermuten, dass die Teile bisher auf einem Amiga (und folglich mit 880 kB formatiert) zum Einsatz kamen. Interessant ist, dass auch drei MF1DD-Disks mit dabei waren. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wie die Dinger aktuell formatiert sind. Laut Hersteller sollte man nur eine Seite verwenden, dann wären es maximal (rein physikalisch) bis zu 500 kB, aber ich vermute eher, dass die Disk dennoch beidseitig auf 880 kB (im Amiga-Format) formatiert wurde. Da ich keinen Amiga habe, werden wir das wohl leider nicht herausfinden! xD
Fun Fact: Ich habe die Disks mittlerweile im 800 kB CBM-Format für den C64 formatiert und sie haben sich ohne Probleme beidseitig beschreiben lassen. Gut für mich! 😀
Ebenso waren ein paar umgebaute HD-Disketten mit in der Diskettenbox. Sieht so aus, als hatte der Vorbesitzer die gleiche Idee wie wir! Um ehrlich zu sein weiß nicht, mit welchem Material die Löcher gestopft wurden. Rein optisch betrachtet sieht es wie eine Gummimasse aus, fühlt sich aber deutlich härter an. Allerdings ist es auch nicht ganz so hart wie Epoxidharz. Wer weiß…
Wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht wissen, was das für ein Zeug ist. In jedem Fall wirkt der Verschluss wesentlich professioneller, als meine „Klebeband-Lösung“ vom letzten Mal! 😀
Ich denke damit bin ich gut gerüstet, um auch in Zukunft noch ein paar Disks mit Programmen und Spielen für das 1581er-Replica-Laufwerk zu erstellen! 🙂
Das einzige was jetzt noch fehlt, ist ein passendes Gehäuse für das Laufwerk. Logischerweise kommt das aus dem 3D-Drucker, aber diesmal musste ich den guten Max (sozusagen mittlerweile der offizielle retrololo-3D-Druck-Partner :P) nicht belästigen. Der Verkäufer des Bausatzes hat ein bereits fertig gedrucktes (und extra für PC-Laufwerke angepasstes) Gehäuse angeboten und da habe ich natürlich gleich zugeschlagen:
Wie es für mit dem 3D-Drucker erstellte Objekte typisch ist, haben sich einige feine Fäden zwischen den Schlitzen der „Lüftungsgitter“ gesammelt. Diese habe ich mühsam (Schlitz für Schlitz) mit einer Flachfeile entfernt. Generell macht es Sinn, bei gedruckten Teilen mit Feilen und Schleifpapier die unebenen Stellen zu beseitigen, bevor man Elektronik darin verbaut.
Fun Fact: Dieses Phänomen wird „Stringing“ genannt und tritt dann auf, wenn bei der Positionsveränderung des Druckkopfes (Extruderdüse) noch etwas Plastikmaterial nachläuft. Zwar gibt es zahlreiche Möglichkeiten den 3D-Drucker zu justieren (z.B. Temperatureinstellungen, Filamentrückzugsabstand sowie Filamentrückzugsgeschwindigkeit), aber ganz auf die Fäden wird man – gerade bei günstigeren Geräten – vermutlich nie verzichten können. Aber was weiß ich schon von 3D-Druck?! 😀
Um anschließend das Laufwerk zu verbauen, wird die Mini-LED-Platine vom Mainboard getrennt und in der Frontabdeckung verschraubt. Clever!
Not so fun Fact: Ich hatte die LEDs natürlich zu nahe auf die Platine gelötet und musste dementsprechend die Plastikhalterung etwas mit dem Dremel bearbeiten und ein kleines Stück der LED-Platine abzwicken. Shit happens! 🙂
Das Design des Gehäuses wirkt generell recht durchdacht. So lassen sich z.B. dank einer universellen Plastikschiene PC-Diskettenlaufwerke verschiedener Hersteller in dem Gehäuse verbauen.
Um etwas mehr Stabilität zu gewinnen, wird die Platine mit der Gehäuseunterseite verschraubt. So liegt sie schön plan im Gehäuse und es ist noch genügend Platz darüber um das Diskettenlaufwerk zu verbauen.
Dennoch war es letztendlich gar nicht so einfach alle Komponenten in das Gehäuse zu quetschen. Gerade das viel zu lange Floppy-Kabel war recht störrisch und hat sich ganz schön gewehrt! 😉
Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Ich finde das Teil schaut fast wie ein echtes, leicht vergilbtes Laufwerk aus den Achtzigern aus! Findet ihr nicht? 😀
Zugegeben – die Front des Laufwerks ist noch etwas zu hell, aber ich denke das wird sich im Lauf der Zeit noch geben. Stellt man das 1581er-Laufwerk auf eines vom Typ 1541-II (für 5,25“-Disketten) drauf, fällt der Größenunterschied zwischen den beiden Geräten definitiv auf. Schon irgendwie putzig, der kleine Bruder! 😀
Damit das gute Stück beim Einlegen und Herausnehmen von Disketten nicht verrutscht, können wir noch vier Gummifüßchen auf die Unterseite kleben:
So, viel mehr möchte ich euch heute aber gar nicht erzählen. Ich denke damit sollten wir nicht nur den heutigen Beitrag beschließen, sondern auch das 1581er-Laufwerk endlich hinter uns lassen.
Ich muss sagen, dass ich mit dem Ergebnis (also mit dem Bau des Laufwerks) echt zufrieden bin. Klar macht mir „Retro-Hardware“ grundsätzlich immer Spaß, aber das war einfach ein cooles Projekt. Besonders gut gefällt mir die Art und Weise, wie originalgetreu die Platine aufgebaut ist und dass keine SMD-Komponenten zum Einsatz kommen. Theoretisch ließe sich damit sogar ein defektes, originales 1581er-Laufwerk reparieren. Echt geil! 🙂
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!