#225 – Atari 2600 Jr. AV Mod

Mann, was war das beim letzten Mal für ein Akt, bis wir den Atari endlich zum Laufen gebracht haben! 😀

Es ist schön, dass wir mit dem alten Sony-TV eine Möglichkeit gefunden haben, die Konsole zu betreiben, aber auf Dauer ist das keine gute Lösung. Besser wäre es doch, wenn wir den Junior analog dem „Darth Vader“-Version (CX-2600 AP) aus Artikel 107 über Cinch-Buchsen (samt Compositesignal) – ggf. mit SCART-Adapter – an einen „normalen“ TV anschließen könnten…

Fun Fact: Schon klar – auch Cinchbuchsen und SCART-Stecker gehören längst der Vergangenheit an, aber diese lassen sich – im Vergleich zum Antennenanschluss – deutlich einfacher mit entsprechenden Geräten z.B. auf HDMI umwandeln, um die Konsole so an einem HDTV zu betreiben. 🙂

Spätestens jetzt sollte klarwerden, was wir heute mit der Konsole vorhaben. Ich möchte versuchen dem guten Stück einen sogenannten „AV-Mod“ zu verpassen, um so auf den umständlichen RF-Antennen-Anschluss zukünftig verzichten zu können! 🙂

Hört sich prima an, und wie machen wir das? Die Schaltung für den Mod ist denkbar einfach und benötigt nur ein paar elektronische Bauelemente:

Hier ein Beispiel aus dem Netz, wie dieser Mod aussehen könnte. Die Schaltung wird mit Hilfe von einem Kondensator, ein paar Widerständen, etwas Kabel sowie den Cinch-Buchsen realisiert:

Diese „Freiluftverdrahtung“ hat zwar was (und ist zumindest optisch beeindruckend), aber ich möchte es mir heute trotzdem etwas einfacher machen und den Mod mit Hilfe einer entsprechend vorbereiteten Leiterplatte durchführen. Diese ist bereits mit den benötigten Komponenten bestückt und muss nur noch mit der Hauptplatine der Konsole verlötet werden.

Fun Fact: Ich war echt geneigt, den Mod ohne Zusatzplatine (mit den losen Teilen) nachzubauen, aber die Platine hat mich nur 6€ inkl. Versand gekostet – da konnte ich einfach nicht widerstehen! 🙂

Um das zu tun müssen wir die Konsole erst mal auf „den Bauch“ legen und auf der Rückseite fünf Schrauben lösen:

Wow – sieht so aus als wären wir die ersten, die nach 35 Jahren an dem Gerät herumpfuschen. Das Garantiesiegel ist noch intakt – ein gutes Zeichen! 🙂

Erst mal im Innenleben der Konsole angekommen, müssen wir das Mainboard auf die Rückseite drehen. Dabei sollte man aufpassen nicht das Flachbandkabel, welches zu den Tastern auf der Oberseite führt, abzureißen.

Um besser an der Hauptplatine arbeiten zu können, sollten wir die Oberseite des Gehäuses entfernen. Das lässt sich durch Abziehen des Flachbandkabels bewerkstelligen. Mann, das nenne ich mal ein Flachbandkabel! Im Vergleich zu den heutzutage verbauten Mini-Kabeln wirkt das Teil richtig solide. Gut für uns, so ist die Gefahr eher gering, dass wir etwas kaputtmachen! 😀

Nun müssen wir das Schutzblech entfernen. Glücklicherweise wird das nur von ein paar verbogenen Metalltabs gehalten, welche sich schnell mit einer Zange geradebiegen lassen:

Bevor wir mit dem eigentlichen Umbau anfangen, sollten wir erst mal prüfen, ob unsere Konsole überhaupt für einen Umbau geeignet ist. Dazu suchen wir den Atari-Aufdruck auf der Platine. Der Mod ist recht universell und funktioniert mit fast allen Platinen-Revisionen bis auf mit der (mechanisch unterschiedlichen) Version „D“. Glück gehabt – unser Modell ist vom Typ „F“! 🙂

Damit die AV-Mod-Platine Platz findet, müssen ein paar der Pins von anderen Bauteilen etwas zurechtgebogen werden. Gerade die vier links unten angesiedelten Pins sind echt krumme Hunde! 😀

Nun kann die Platine aufgelegt und an den acht vorgesehenen Punkten verlötet werden.

Mit Hilfe einer Lötbrücke wird festgelegt, ob es sich um ein europäisches (PAL) oder amerikanisches Gerät (NTSC) handelt. Das ist wichtig, da abhängig von dieser Einstellung eine andere Auflösung (NTSC mit 160×192 Pixel bei 60Hz oder PAL mit 160×228 Pixel bei 50Hz) ausgegeben werden muss.

Soweit so gut, der Junior wäre nun theoretisch in der Lage, ein Composite-Signal auszugeben. Die Frage ist nur wohin? Stimmt – es fehlen ja noch entsprechende Cinchbuchsen, über welche wir die Konsole an einen TV anschließen können! Glücklicherweise haben diese drei Cinch-Einbaubuchsen nur schlappe 3€ (inklusive Versandkosten) gekostet! 🙂

Natürlich müssen wir am Gehäuse eine passende Stelle finden, um die Buchsen nach außen zu führen. Leider ist die Rückseite (da wo die anderen Buchsen angesiedelt sind) schon recht voll:

Darum habe ich mich letztendlich für die rechte Gehäuseunterseite entschieden. Dort sollte doch etwas Platz sein um die Buchsen halbwegs ordentlich anzubringen, oder?

Damit das klappt, müssen erst mal die Plastiklamellen (z.B. mit einem Dremel) entfernt und anschließend drei Löcher gebohrt werden.

Fun Fact: Um ein glatteres Ergebnis zu bekommen, habe ich die Oberfläche zusätzlich noch mit etwas Schleifpapier bearbeitet. Das könnte man sicher noch deutlich schöner machen, aber irgendwie fehlt mir dazu die Motivation! 😛

Jetzt können die Buchsen eingefasst werden. Da die Kontaktstifte der Buchsen etwas weit in das Innere des Gehäuses vorstehen, habe ich ein kleines Stück der Hauptplatine wegfräsen müssen, damit sie wieder (unter die Buchsen) in das Gehäuse passt. Das war nicht geplant, aber manchmal muss man eben etwas improvisieren! 😀

Abschließend müssen nur noch Audio- und Videosignal (sowie Masse) verkabelt werden. Theoretisch lässt sich dafür jede Art von Kabel verwenden, sofern es halbwegs gut abgeschirmt ist. Ich habe mir einfach ein zerschnittenes Stück Kabel aus der Elektroschrottkiste gefischt, welches wohl mal bei einem anderen Bastelprojekt übriggeblieben ist. Praktischerweise scheint es der Rest eines alten AV-Kabels zu sein und so können wir einfach direkt zwei Leitungen (mit jeweils einer Ader sowie der Masseummantelung) davon für den Atari hernehmen.

Fun Fact: Die Konsole gibt nur ein Mono-Signal aus, und so wird auch nur eine Audioleitung benötigt!

Sobald die Kabelenden entsprechend abisoliert wurden, müssen wir diese an der AV-Mod-Platine festlöten.

Ist das erledigt, kann auch schon das Schutzblech wieder befestigt werden. Praktischerweise hat das Blech ein paar Aussparungen auf der Unterseite und so kann das andere Ende des Kabels prima unter dem Blech durchgeführt werden, um es in Richtung Gehäuseseite zu verlegen.

Als letzter Schritt müssen nur noch die Kabelenden abisoliert und mit den Buchsen verlötet werden. Um Kurzschlüsse vorzubeugen, habe ich einen Streifen Isolierband zwischen die Leiter geklebt. Zugegeben – diese Verdrahtung ist alles andere als optimal, sollte aber für einen ersten Testaufbau genügen! 🙂

Fun Fact: Da wir zwei Audio-Buchsen haben (Stereo) muss zusätzlich noch eine Brücke von der ersten (roten) zur zweiten (weißen) Cinch-Buchse gelötet werden. So ist sichergestellt, dass beide Lautsprecher des Fernsehers hinterher auch Sound ausgeben.

Geschafft! Und schon können wir den Atari wieder zusammenbauen. Ich bin mal so frei und erspare euch diesen Schritt. Stattdessen schauen wir uns lieber gleich das Ergebnis an. Zumindest optisch gefallen mir die Buchsen an der Seite des Gehäuses echt gut! 🙂

Aber funktionieren sie auch? Das kann uns nur ein Praxistest zeigen. Damit dieser auch klappt, müssen wir ein Composite Video Kabel samt SCART-Adapter (da der TV nur einen SCART-Eingang besitzt) anstecken und am Fernseher auf „AV“ (kleiner Knopf mit Bildschirmsymbol, welcher sich unter der Videorecorder-Klappe befindet) umschalten:

Tatsächlich – es läuft! Ich bin begeistert! 🙂

Das Bild ist schön scharf und kommt auf der alten Röhre richtig gut zur Geltung. Ich gebe es ja zu – für so betagte Spielkonsolen geht eben nichts über einen guten, alten Röhrenfernseher! 😉

Sehr schön, damit haben wir die Notwendigkeit für das Antennenkabel eliminiert und der Atari 2600 Junior ist gut für den Einsatz an „modernen“ TV-Geräten gewappnet. Echt schön, dass das so gut funktioniert hat. Bin ich ja glatt gar nicht mehr gewohnt, dass etwas auf Anhieb klappt! 😛

So, ich hoffe ihr entschuldigt mich – auf mich wartet jetzt noch eine ausgiebige Runde „Berzerk“… 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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