Im Beitrag „Once upon Atari“ (Artikel 107) haben wir uns mit dem Atari 2600 sowie seinen diversen Modellvarianten beschäftigt. Ich weiß – lang ist’s her! Auch ich musste mich erst mal wieder (in den von mir selbst verfassten Beitrag) einlesen – peinlich! 😀
„Damals“ haben wir die Modellversion CX-2600 AP (Spitzname „Darth Vader“) von 1983 etwas genauer unter die Lupe genommen, erinnert ihr euch? 🙂
Das gute Stück verfügt über einen „AV-Mod“ und lässt sich so bequem über die allseits bekannten Cinch-Buchsen (Compositsignal) – ggf. mit SCART-Adapter – an einen TV anschließen.
Von Werk aus sind diese Buchsen nicht vorhanden und die Konsole besitzt nur einen Antennenausgang in Form eines RF-Koaxialkabels, welches direkt aus der Konsole (ohne Buchse) rauskommt. Das ist schlecht, denn einerseits hat kaum mehr jemand einen Fernseher, der so einen Eingang besitzt und andererseits ist das Bildsignal über den Anschluss meist recht bescheiden.
Dabei fällt mir ein – hier noch ein kleiner Nachtrag zu Artikel 107: Erst im Nachhinein (so gute 50 Beiträge später) ist mir aufgefallen, dass die Screenshots einiger Spiele mit vertikalen Streifen (Störsignalen) versehen sind. Das liegt tatsächlich nicht (bzw. nur bedingt) an dem AV-Mod, sondern vielmehr an dem Gerät, auf dem das Bild ausgegeben wird. Hier z.B. ein Screenshot von „Pac-Man“:
Der USB Video Grabber, welchen ich zur Aufnahme der Bilder verwendet hatte, kann mit dem Signal einfach nicht umgehen. Als Beweis habe ich die Konsole an einen „normalen“ Fernseher angeschlossen. Sieht schon viel besser aus, oder? 😉
Not so fun Fact: Leider spielt ebenso das Thema „Fernsehnorm“ eine Rolle. Abhängig von der Region, aus der das Spiel stammt (NTSC oder PAL) kann es zu verschobenen Bildern, falsch dargestellten Farben oder inkorrekter Geschwindigkeit im Spielablauf kommen. Der übliche Wahnsinn eben! 🙁
Uff – ich schweife mal wieder ab. Warum erzähle ich euch das eigentlich alles? Nun, wie es der Zufall will, hat mir ein Kumpel folgenden Flohmarktfund „zum Basteln“ überlassen:
Bei dem Gerät handelt es sich um einen „Atari 2600 Jr.“ (genau genommen Rev. A) aus dem Jahre 1987. Unfassbar, dass das Gerät schon 35 Jahre alt ist, oder? 🙂
Fun Fact: Bereits in Artikel 107 habe ich den „Atari 2600 Jr.“ kurz erwähnt. Damals hatte ich das Junior-Modell als das „Facelift“ der 2600er-Modellreihe bezeichnet – kein schlechter Vergleich! 😀
Im Vergleich zum „Darth Vader“-Modell ist der „Junior“ wesentlich kleiner, ansonsten gibt es aber keine nennenswerten Unterschiede. Alle Anschlüsse (Controllerports, Buchsen und Schalter) sind vorhanden, es wirkt nur insgesamt betrachtet alles etwas kompakter. Der Junior ist somit quasi das „Slim-Modell“ des Atari 2600 – fast so wie bei einer PSone oder PS2 Slim! 😉
Fun Fact: Besonders „retro“ finde ich den „TV Type“-Schalter zur Auswahl des Fernsehbildes in Schwarzweiß oder Farbe. Nicht nur konnte damit der Kontrast einiger Spielelemente für echte Schwarzweiß-Fernseher erhöht werden – findige Programmierer haben den Knopf einfach zweckentfremdet und für Sonderfunktionen (z.B. Anzeigen eines Statusbildschirms oder Pausieren des Spiels) verwendet. Ich weiß – absolute Raketentechnologie! 😛
Mit dabei waren auch das Netzteil, ein Antennenkabel, drei Controller sowie ein Spiel. Während ich mit dem Modul („Dschungel Boy“) nicht viel anfangen kann, sind mir sofort die Controller aufgefallen. Diese offiziell „Atari CX24“ getauften Joysticks haben im Vergleich zum „Standard Joystick“ (CX40) einen zweiten Feuerknopf und gehörten zum Standard-Lieferumfang der Junior-Modellreihe.
Not so fun Fact: Leider wirken nicht nur die Joysticks, sondern auch die Feuerknöpfe der beiden Controller recht hakelig. Ich befürchte, wir müssen uns bei Gelegenheit den beiden Spielknüppeln nochmal etwas intensiver widmen und versuchen, diese etwas gängiger zu machen. Vielleicht ist das ja ein Thema für einen zukünftigen Blogartikel…? 😉
Der dritte Joystick im Bunde ist ein von der Firma Spectravideo produzierter „QuickShot II Plus“ aus dem Jahre 1984. Es war das erste Modell, welches nicht mehr auf Metallkontakte, sondern gefederte Klickschalter setzt und damit das ikonische Klicken beim Bewegen des Joystickhebels erzeugt! 🙂
Durch den universell verbauten „Atari joystick port“ (9-poliger D-Sub-Stecker) lässt sich das gute Stück an Atari-Geräten, älteren Commodore-Rechnern oder sogar ein paar Sega-Konsolen (Master System und Mega Drive) verwenden – abgefahren! 😀
Fun Fact: Das merkwürdig aussehende Adapterkabel mit achtpoligem Mini-Din-Stecker ermöglicht den Anschluss an neueren Commodore-Rechnern wie z.B. dem C16, C116 oder Plus/4.
Halt – nicht schon wieder abdriften! 😀 Bevor ich euch wieder mit langweiliger Theorie vollsülze, sollten wir besser mal überprüfen, ob die Konsole überhaupt läuft. Also – nichts wie ran an den TV:
Mit dem Antennenkabel sollte es ja kein Problem sein die Konsole an einen halbwegs modernen Fernseher anzuschließen, oder?
Pustekuchen! Leider wird die Atari-Konsole (im angeschalteten Zustand samt eingestecktem Modul) vom TV nicht erkannt. Dabei habe ich doch extra den Signaleingang von Kabel/Satellit auf Antenne umgeschaltet. Der automatische Sendersuchlauf findet einfach kein Bild und auch beim Versuch, manuell den Kanal zu finden, bin ich ebenfalls gescheitert. Was ist das Problem? Ich könnte mir vorstellen, dass der Fernseher (unabhängig von der Möglichkeit analoge TV-Programme im niedrigen Frequenzbereich zu empfangen) vermutlich schon gar nicht mit der geringen Auflösung (160×228 Pixel) des Atari 2600 umgehen kann. So ein Mist!
Fun Fact: Ich habe drei verschiedene Fernseher im Haus und mit keinem konnte ich das Videosignal des Ataris abgreifen. Läuft wieder gut heute! 😀
Ich habe auch versucht, das Signal durch einen TV-Receiver (samt speziellem Adapterkabel mit F-Stecker) durch zu schleifen, leider ohne Erfolg. Im Nachhinein betrachtet war das eine dumme Idee, da es sich ja um einen DVB-S-Receiver für die Satellitenschüssel handelt, welcher vermutlich sowieso nichts mit dem Antennensignal anfangen kann…
Fun Fact: Erst nach der Erstellung des Blogbeitrags habe ich gelesen, dass man das Signal des Atari 2600 vermutlich auch durch einen Videorekorder durchschleifen könnte, um so ein für den TV gültiges Signal zu bekommen. Tatsächlich hätte ich ja sogar (aus Artikel 180) sogar noch einen VCR rumstehen, aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich keine Lust das Teil wieder raus zu kramen… 😀
Ich sehe schon – wir müssen härtere Geschütze auffahren. Vielleicht sollten wir es einfach mit einem noch älteren Fernseher probieren. Doch woher bekommen wir so ein Ding? Mal überlegen… Ich erinnere mich da noch ganz dunkel an einen alten Fernseher aus Kindertagen, welcher derzeit im Keller meiner Eltern geparkt sein dürfte. Tatsächlich – da steht ja noch die olle Flimmerkiste! 🙂
Darf ich vorstellen? Ein „Sony Trinitron KV-1430D“. Das gute Stück wurde wohl ca. 1995 in Spanien produziert und steht mittlerweile seit gut 15 Jahren im Keller! 😀
Fun Fact: Ich habe kein einziges Bild des Modells im Internet gefunden und würde mal vermuten, dass es einer der letzten seiner Art ist. Definitiv eine schützenswerte Spezies! xD
Der Trinitron ist ein – für die damalige Zeit – äußerst kompakter Röhrenfernseher mit einem (hinter einer Abdeckklappe versteckten) eigebauten Videorekorder. Techniker-Herz, was willst du mehr? 😉
Fun Fact: Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals mit dem Gerät immer Musikvideos von MTV oder Viva auf VHS mitgeschnitten habe, nur um dann (über den Audioausgang auf der Vorderseite) die Musik auf den PC zu bringen. So hatte man immer die „angesagtesten Tracks“ in digitaler Form zur Hand und konnte das gesammelte Taschengeld (anstatt für Musikkassetten oder CDs) für Süßigkeiten oder Game Boy Spiele ausgeben. Gute Zeit! 😛
Das Teil bietet neben einem Scart-Anschluss auch einen Antenneneingang, welcher mit dem VHF-Frequenzbereich (UKW, 30-300 MHz) analoger TV-Programme sowie der geringen Auflösung des Atari 2600 umgehen können sollte. Na, dann wollen wir doch mal die Konsole anschließen:
Fun Fact: Nur die ersten zwölf analogen TV-Kanäle befinden sich im VHF-Frequenzbereich (Kanal 1-4 im VHF-Band I und Kanal 5-12 im VHF-Band III). Alle darüber liegenden Sender waren im UHF-Frequenzbereich (ab 300 MHz) angesiedelt. Ich weiß – aus heutiger Sicht mega unnützes Wissen! xD
Hm, leider bleibt das Bild immer noch schwarz. Was ist denn nun noch falsch!? Achja, wir müssen abschließend noch direkt an der Konsole den Kanalschalter von „3“ auf „2“ abändern (da auf dem TV ja auch aktuell Kanal 2 eingestellt ist). Völlig logisch! 😀
Und dann ist es endlich so weit – samt klobigen Joystick in der Hand spielen wir nun doch tatsächlich den Pitfall-Klon „Dschungel Boy“. Zugegeben – nicht gerade ein „GTA 5“, aber dennoch ist das Spiel erstaunlich gut (und vor allem intuitiv) spielbar! 🙂
Fun Fact: Das Modul wurde ab 1983 über den Quelle-Katalog vertrieben. Kann sich noch jemand an die Zeit vor Internet und Online-Shopping erinnern? 😉
Natürlich konnte ich es nicht lassen und habe gleich noch mit „Berzerk“ einen weiteren Atari-Klassiker eingelegt. Die primitive Grafik und vor allem die Soundeffekte tragen zu diesem typischen „Atari-Flair“ bei und lassen sich schwer in Worte fassen. Ich kann euch nur wärmstens empfehlen mal so ein altes Spiel (sei es nun auf einer originalen Konsole oder über einen Emulator) zur Brust zu nehmen. Das ist eine Erfahrung der besonderen Art – mehr „retro“ geht eigentlich nicht! 🙂
Puh – was für eine Odyssee! Eigentlich hatte ich heute vor, dass wir uns der Konsole selbst etwas genauer widmen, aber ich befürchte dafür ist keine Zeit mehr. Ich hoffe ihr seid mir nicht böse, wenn wir das aufs nächste Mal verschieben? 😉
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!