#210 – Game Boy Camera – III – flash cart

Uff – da haben wir uns schon wieder zwei Artikel über die „Game Boy Camera“ um die Ohren gehauen. Und tatsächlich bin ich so dreist und quäle euch heute nochmal mit der obsoleten Digitalkamera. Was? Das soll wohl ein Scherz sein! Was zum Geier kann man denn noch über das olle Teil erzählen?!

Tatsächlich geht es heute nur bedingt um die Kamera, vielmehr möchte ich euch ein kleines Projekt namens „Gameboy Camera Flashcart“ vorstellen:

Rein optisch hat sich im Vergleich zur Game Boy Camera nicht viel verändert. Kein Wunder, denn letztendlich handelt es sich bei dem Teil um ein „Upgrade“ der Spielzeugkamera, bei welchem die originale Platine ersetzt wird, um so der alten Stück Hardware ein paar neue Tricks beizubringen! 😉

Fun Fact: Das modifizierte Modul hat mir ein netter Forumskollege für ein paar Euro überlassen. Wer Zeit und Lust hat, kann sich auch selbst die Platine sowie ein paar elektronische Bauteile ordern und bestücken. Ich bin froh, dass ich es nicht machen muss – das ist eine Sisyphusarbeit!

Einer der Vorteile des Upgrades ist, dass der per Knopfzellenbatterie gehaltene SRAM durch einen FRAM („nicht-flüchtigen“ elektronischen Speicherchip) ersetzt wurde. So bleiben die Bilder auf dem Modul hoffentlich viele Jahrzehnte erhalten – und das ohne eingebaute Batterie! 🙂

Fun Fact: Das ist das gleiche Prinzip wie bei dem Controller Pak für das N64 aus Artikel 32! 😉

Doch das war noch nicht alles, denn der Game Boy Camera wurde auch ein 2MB großer Flashbaustein spendiert, auf welchem zwei (jeweils 1 MB große) Game Boy oder Game Boy Color ROM-Dateien mit einem entsprechenden Gerät („Cart Flasher“ oder „Programmer“ genannt) programmiert werden können. Im Endeffekt ist es das gleiche Prinzip wie bei einer einfachen Flashkarte, nur eben mit der Möglichkeit zwei unterschiedliche Spiele aufspielen zu können. Das Umschalten der beiden ROM-Bänke klappt dabei mit Hilfe eines an der Seite angebrachten Schalters:

Soweit so klar, und wie lässt sich unsere „Gameboy Camera Flashkarte“ nun beschreiben? Nun, wie es der Zufall will, soll das angeblich mit dem Open Source Cart Reader klappen. Na, da bin ich aber froh, dass wir bereits in Artikel 184 so ein Teil gebaut haben und uns jetzt nicht extra weitere Hardware anschaffen müssen! 🙂

Tatsächlich wurde der Support für die modifizierte Game Boy Camera erst kürzlich in einer neuen Firmwareversion des Cart Readers eingebaut. Dementsprechend müssen wir erst mal dessen Software updaten. Dazu stecken wir den Cart Reader (bzw. den Arduino) via USB am PC an, laden die neueste Firmwareversion herunter, kompilieren den Cart Reader Sketch und spielen ihn mit Hilfe der Arduino IDE auf den Mikrocontroller auf. Ich weiß – kalter Kaffee – das kennen wir ja bereits alles aus Artikel 184! 😉

Beim Aufspielen oder Updaten der Firmware gibt es einige Einstellungen (wie z.B. Board, Prozessor, Port, Hardware-Version) zu beachten. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich das gemacht habe, aber natürlich hatte ich die ganzen Besonderheiten schon wieder vergessen und bin dementsprechend in ein paar „Anfängerfehler“ getappt. Tja, so ist das Leben… xD

Not so fun Fact: Auch gab es noch einen Bug in der Firmware des Cart Readers, welcher das Schreiben der Gameboy Camera Flashcart verhindert hatte. Dieser konnte erst in Absprache mit dem Entwickler der Firmware (sowie etlichen Testzyklen meinerseits) ermittelt werden. Hier in die technischen Details zu gehen würde definitiv zu weit führen, ich vermute es lag an einem Timingproblem zwischen ein paar Schreibbefehlen – ganz sicher bin ich mir aber bis heute nicht. Egal, Hauptsache es geht jetzt! 😀

Anschließend können wir im Game Boy Menü mit der Auswahl „Flash GBC Cart“ und „29F Cart (CAM)“ eine ROM-Datei auf die modifizierte Game Boy Camera aufspielen. Ich habe mich zum Testen natürlich standesgemäß für den Klassiker „The Legend of Zelda: Link’s Awakening“ entschieden!

Fun Fact: Zwar lassen sich beide ROM-Bänke beschreiben, allerdings macht es Sinn, einen der beiden Slots mit der „Game Boy Camera“-ROM-Datei zu belassen. Sonst verliert man ja die Möglichkeit die hochklassigen Fotos mit der Kamera aufzunehmen! 😉

Der Schreibvorgang ist erfolgreich und so können wir tatsächlich Zelda über die Game Boy Camera spielen – echt abgefahren! ^^

Fun Fact: Auf jede der beiden 1024kB großen ROM-Bänke lässt sich so gut wie jedes Game Boy Spiel aufspielen. Was Game Boy Color Spiele angeht, muss man aber schon etwas selektiver eine ROM-Datei auswählen, da doch einige Titel zwei oder vier Megabyte betragen und so für den verlöteten Flashspeicher zu groß sind. Ebenso muss man auf Spiele verzichten, welche irgendwelche Sonderfunktionen (wie z.B. Zeitgeber-Chips) im Modul verbaut hatten.

Abhängig von der Schalterposition an der Seite der Kamera können wir nun entweder Fotos mit der Game Boy Camera aufnehmen oder alternativ Link auf seinem Abenteuer begleiten – sehr cool! 🙂

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Ein kleiner Nachteil des Moduls ist, dass sich beide Flash-ROM-Bänke den FRAM zum Erhalt von Spielständen teilen. Das bedeutet konkret, dass sobald wir einen Zelda-Spielstand anlegen, die Fotos der Game Boy Camera gelöscht werden und umgekehrt!

Um solche Situationen zu vermeiden, sollte man auf eine der beiden ROM-Bänke besser nur Spiele aufspielen, welche keinen Spielstand speichern und somit keinen SRAM/FRAM benötigen. Ein Vertreter dieser Gattung ist z.B. „Super Mario Land“:

Fun Fact: Das ist schon wild – möchte man Super Mario Land durchspielen, muss man sich auf seinen Allerwertesten setzen und das Spiel schlicht und einfach in einem Rutsch schaffen. Mann, das waren noch Zeiten – heutzutage wäre sowas unvorstellbar! 😀

Alternativ kann man – sofern man (neben einer Game Boy Camera ROM zum Schießen der Bilder) auf die zweite Flashspeicher-Bank doch ein Spiel, welches den SRAM/FRAM benötigt, programmieren möchte – auch richtig tief abtauchen und versuchen die ROM-Datei mit einem Patch so zu modifizieren, dass sie ihren Spielstand direkt im Flashspeicher ablegt. Klingt abgefahren? Ist es auch. Und natürlich nicht ganz trivial, denn letztendlich muss man versuchen die 32kB Daten des Spielstands irgendwo im Code des Spiels unterzubringen. Das ist mir für heute definitiv zu schwere Kost, ein andermal vielleicht! 😉

Schon wirklich interessant, was man mit dem Ding alles tun könnte, aber letztendlich habe ich mich dazu entschieden die Game Boy Camera Flashcart mehr oder weniger für ihren ursprünglichen Einsatzzweck zu verwenden – richtig, zum Knipsen von verpixelten Fotos! 😉

Um dennoch etwas Abwechslung reinzubringen und die zwei Flashbänke der Gameboy Camera Flashkarte sinnvoll zu nutzen, habe ich zwei spezielle Ausprägungen der Game Boy Camera Software auf das Modul gespielt. Auf die erste Bank des Flashspeichers habe ich eine ROM namens „Game Boy Camera Zelda Edition“ geschrieben. Der einzige Unterschied im Vergleich zur „normalen“ Game Boy Camera ist, dass einige Stempel durch Symbole aus „The Legend of Zelda“ ersetzt wurden. Ebenso befinden sich auf dem Modul ein paar Bilder aus dem Zelda-Universum – nice! 🙂

Ein originales Modell dieser speziellen Version der Game Boy Camera ist in freier Wildbahn recht selten, da man es nur für kurze Zeit über das Magazin „Nintendo Power“ erwerben konnte. Ich bin zwar verrückt, aber selbst ich würde niemals tausende von Euros für eine alte Spielzeugkamera ausgeben! Wer so etwas tut, der hat zu viel Geld, oder ihm ist langweilig – oder beides! 😀

Auf die zweite Bank habe ich eine noch exotischere Version der Videospielkamera gepackt. Wusstet ihr, dass es eine „Hello Kitty“-Version der Game Boy Camera gibt? Nein? Kein Wunder! Einerseits seid ihr vermutlich keine Hello Kitty Fans, andererseits wurde das Ding auch nie offiziell veröffentlicht! 😀

Das gute Stück sollte wohl nur exklusiv in Japan erscheinen, wurde aber aus unerklärlichen Gründen nicht veröffentlicht, obwohl die Software dafür schon komplett fertiggestellt war. Im Vergleich zur originalen Game Boy Camera Software wurde hier einiges verändert. Die Menüs wurden überarbeitet, es gibt zahlreiche neue Rahmen, Stempel und sogar andere Minispiele. Schon erstaunlich, dass man sich damals dagegen entschieden hat, das Teil zu veröffentlichen!

Fun Fact: Erst durch einen massiven Leak einiger interner Dokumente von Nintendo im Jahr 2020 sind Informationen über die Existenz dieser Kamera an die Außenwelt gedrungen! 😉

Ich selbst habe die ROM-Datei auch nur, weil sie bereits auf der Kamera aufgespielt war. Als erste Amtshandlung habe ich die Daten natürlich sofort mit dem Cart Reader digital gesichert. Was soll man sagen? „Hello Kitty“ läuft auch auf dem PC im bgb-Emulator! 😉

Doch zurück zur Gameboy Camera Flashcart. Dadurch, dass wir jetzt auf beiden Flash-Bänken letztendlich nur modifizierte Versionen der Game Boy Camera Software am Laufen haben, machen wir den Nachteil des geteilten Speicherbereichs für Spielstände schnell zu einem Vorteil, denn beide Varianten der Game Boy Camera verwenden die gleiche Speicherstruktur und so können wir aus beiden Versionen auf die gleichen Bilder zugreifen – praktisch! 🙂

So, ich denke viel mehr gibt es über die Gameboy Camera Flashcart nicht zu erzählen. Alles in allem ist das Teil ein kleines aber feines Upgrade für die Game Boy Camera, welches zahlreiche Einsatzmöglichkeiten bietet. Möchte man das Ding nur zum Fotografieren verwenden oder spielt man doch lieber ein „normales“ Spiel mit auf die Karte? Fragen über Fragen…

Eines ist mal klar – als Kind hätte es mich umgehauen, einfach so ein „Spiel seiner Wahl“ z.B. auf lange Autofahrten mitnehmen zu können. Der Game Boy (in meinem Fall das Color-Modell) samt Tasche mit Spielen gehörte zum absoluten Pflichtgegenstand im Koffer für die Urlaubsreise! 😉

In diesem Sinne, bis die Tage, ciao!

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