#229 – Connecting Consoles – I – setup

Ach, was gibt es schöneres als ein Regal voller Retro-Konsolen?

Nichts – richtig! 😛 Da hätte ich doch glatt Lust mir einen Controller zu schnappen und irgendwas zu daddeln. Klingt gut, doch bevor das geht wollen die betagten Geräte erst mal an einen halbwegs modernen TV angeschlossen werden. Das klingt zwar prinzipiell einfach, stellt aber Fans solcher alten Konsolen in Zeiten von HDTVs und 4K-Fernsehern vor ziemlich große Herausforderungen!

Während heutzutage überwiegend HDMI-Kabel als Technologie zur Übertragung von Audio- und Videosignalen zwischen Geräten der Unterhaltungselektronik verwendet werden, waren zur Hochzeit der Retro-Konsolen ganz andere Übertragungstechnologien und Stecker angesagt!

Die Signalübertragung erfolgte nicht wie heute digital, sondern analog über Composite Video (FBAS), Y/C (Separate Video) oder Component Video (YPbPr). Als Steckertypen kamen Antennenstecker (Koax), Cinchbuchsen (Composite- oder Component-Signal), Mini-DIN-Stecker (S-Video), SCART-Stecker (RGB) oder VGA und BNC-Stecker (VGA-Signal) zum Einsatz.

Fun Fact: Beim letzten Mal (Artikel 228) haben wir ja bereits versucht, eine Wii-Konsole möglichst ideal an einen modernen TV anzuschließen. Erinnert ihr euch? Das war auch schon so ein Drama…! 😀

Für den Anschluss der Geräte an einen Fernseher haben wir so das Problem, dass wir uns mit zig verschiedenen Anschlusstechniken (Videosignalen und Steckern) rumärgern müssen. Kein Wunder, schließlich wurden die Konsolen ja über einen recht großen Zeitraum entwickelt!

Fun Fact: Das Bild ist eigentlich Quatsch bzw. unvollständig, weil darin eine komplette Generation an Konsolen aus den Achtzigern fehlt. Auch vor 1990 gab es bereits einige coole Konsolen wie z.B. den Atari 2600, das Sega Master System oder das Nintendo Entertainment System! 😉

Beispiele gefällig? Während man beim NES die Wahl zwischen einem Antennenanschluss oder einem Composite-Ausgang (zwei Cinch-Buchsen, Audio nur Mono) hat, steht beim SNES dagegen (neben dem Antennenausgang) nur noch eine proprietäre „AV Multi Out“-Buchse zur Verfügung. Immerhin – diese wurde dann auch beim N64 und beim GameCube verbaut, wobei bei letzterem ein proprietärer „Digital Out“-Anschluss (Component-Signal) dazugekommen ist. Dieser wurde dann allerdings aus Kostengründen bei späteren Konsolenrevisionen wieder entfernt. Die Wii besitzt auch nur einen „AV Multi Out“ – allerdings einen anderen Buchsentyp wie bei SNES/N64 und GameCube, welcher nativ ein Composite-, Component- oder RGB-Signal unterstützt.

Not so fun Fact: Während das SNES über den „AV Multi Out“ ein RGB-Signal ausgeben kann, kann ein nicht modifiziertes N64-System das leider nicht, denn das kann nur ein Composite- oder S-Video-Signal ausgeben. GameCube und Wii können dagegen über den Port nativ ein RGB-Signal ausgeben, allerdings nur wenn es sich um PAL-Versionen der Konsolen handelt. Ernsthaft, was für ein Chaos! 😀

Schaut man auf die Konsolen anderer Hersteller wird es auch nicht besser. Sonys Playstation 1 besitzt einen proprietären „AV Port“, welcher ein Composite-Signal zum Fernseher überträgt. Lediglich die ersten PS1-Konsolen der Modellreihe SCPH-1002 (Bild oben in der Mitte) besitzen zusätzlich Cinch-Buchsen, das ändert aber am Ausgabesignal nichts. Der gleiche AV-Port wurde später auch bei der PS2 verbaut, allerdings mit der Möglichkeit, auch ein Component-Signal (mit Hilfe eines speziellen Kabels) auszugeben. Bei Microsofts originaler Xbox findet sich ebenso ein proprietärer AV-Ausgang, welcher Composite- und Component-Signale ausgeben kann. Bei der Xbox 360 ist es dann schon wieder modellabhängig, ob die Konsole neben einem (im Vergleich zur ersten Xbox natürlich wieder anderen) AV-Ausgang zusätzlich bereits einen HDMI-Port besitzt – ich blick nicht mehr durch! 😀

Fun Fact: Trotz der vielen unterschiedlichen Anschlussmöglichkeiten, können immerhin alle Sony- und Microsoft-Konsolen ein RGB-Signal mit Hilfe spezieller SCART-Kabel ausgeben – Daumen hoch! 🙂

Die Anschlussmöglichkeiten des Atari 2600 (Junior) haben wir ja bereits in Artikel 224 ausgelotet. Neben einem Antennenausgang gibt es hier nicht viel zu sehen, allerdings haben wir der Konsole ja dann in Artikel 225 einen AV-Mod verpasst, um so zumindest mit Hilfe von drei Cinch-Buchsen ein Compositesignal ausgeben zu können. Sega war rein technisch betrachtet der Konkurrenz schon immer einen Schritt voraus, dementsprechend haben das Master System sowie deren Erfolgskonsole (das Sega Mega Drive) neben dem altertümlichen Antennenausgang auch einen AV-Port, welcher mit Hilfe des richtigen Kabels neben Composite sogar ein RGB-Signal ausgeben kann – lobenswert! 😛

Not so fun Fact: So wie es aussieht, habe ich die Japaner mit dem blauen Logo vermutlich zu früh gelobt, denn bei den späteren Konsolenrevisionen des Master Systems wurden Kosten gespart und es steht nur noch der vorsintflutliche Antennenausgang zur Verfügung – Pfusch! 😀

Ich weiß – das klingt alles nicht nur extrem langweilig, sondern das ist es auch! Und dabei ist die grundsätzliche Frage doch ganz einfach: Wie zur Hölle schließen wir denn nun die ganzen schönen, alten Konsolen möglichst optimal an einen Fernseher an? Gar nicht so einfach das alles…

Apropos Fernseher – welche Technologie und Steckverbindung auf der anderen Seite der Konsolen-Anschlusskabel überhaupt möglich ist, hängt natürlich auch sehr stark vom Ausgabegerät ab. Besitzt der Fernseher einen SCART-Eingang oder Cinch-Buchsen? Lässt sich ein Component-Kabel anschließen? Wird über SCART ein RGB-Signal unterstützt? Fragen über Fragen…

Im Idealfall besitzt man für so ältere Konsolen einen, bzw. sogar mehrere alte Röhrenfernseher. Einerseits haben diese Geräte meist die gebräuchlichsten Eingänge und Buchsen der damaligen Zeit (Cinch, Scart und Koax) und andererseits kommt das – häufig etwas verwaschene – Bildsignal älterer Videospielkonsolen erst auf einer alten Röhre so richtig gut zur Geltung. 🙂

Doch leider hat auch dieser Plan seine Tücken. Hochqualitative, also zum Zocken geeignete Röhrenfernseher z.B. von Bang & Olufsen oder Sony wachsen leider nicht auf Bäumen und sind mittlerweile meist nur noch sehr teuer zu erstehen. Zu allem Überfluss stehen bei einigen Modellen dann auch nur kryptische BNC-Anschlüsse (für welche wieder spezielle Kabel und Adapter benötigt werden) zur Verfügung. Zu guter Letzt haben solche Kisten auf Grund ihrer Größe leider auch einen eher geringen WAF (woman acceptance factor / wife approval factor)! 😉

Fun Fact: Spaß beiseite – sind wir mal ehrlich: Auch ohne weiblichen Gegenwind hat doch keiner mehr Bock, sich einen oder mehrere 30kg schwere Röhrenfernseher in die Bude zu stellen! 😀

Selbst bei mir (als alten Retro-Fan) hat mittlerweile ein „flacher Fernseher“ (HDTV) den Einzug in das Spielezimmer erhalten. Darf ich vorstellen, ein LG-TV Modell „49LB620V“:

Das Ding habe ich bereits seit Jahren im Einsatz und es ist mir definitiv ans Herz gewachsen. Neben einem USB- und HDMI-Port hat der LCD-TV tatsächlich noch eine vollbelegte SCART-Buchse sowie einen kombinierten Composite/Komponenten-Eingang – somit also eine recht gute Ausgangssituation für den Anschluss der alten Videospielkonsolen! 😉

Besonders witzig finde ich, dass der Fernseher mit Hilfe spezieller Polarisationsfilterbrillen passives 3D unterstützt, sofern man das Gerät mit entsprechendem Bildmaterial (SBS- oder HOU-Filme) füttert. Klar – mittlerweile (in Zeiten von VR-Brillen) lacht man über so etwas, aber ich finde es schon sehr auffällig, dass sich der „3D-Trend“ im privaten Bereich nie richtig durchgesetzt hat…

Klingt ja alles schön und gut, aber wie sind denn jetzt die ganzen Retro-Konsolen damit verbunden? 😀 Ihr habt ja recht – ich schweife wieder ab! Um die fünf aktuell angeschlossenen Konsolen (PS1, NES, SNES, N64 und GameCube) mit dem TV zu verbinden habe ich eine kleine SCART-Verteilerbox zwischen die Konsolen geschaltet.

Solche Dinger gibt es bereits für ein paar Euro, allerdings gibt es krasse Qualitätsunterschiede zwischen den zahlreichen Modellen. Viele Hersteller isolieren die einzelnen Adern nicht richtig oder verdrahten die Buchsen erst gar nicht vollständig. Das macht nur Probleme und erzeugt Störsignale oder zu dunkle Bilder. Bei meinem Modell (Recoton RSB05) ist dies zum Glück nicht der Fall, aber ich habe auch mehrere Adapter durchprobieren müssen, bis ich ein gutes Gerät gefunden hatte!

Um ein möglichst gutes Bildsignal aus den einzelnen Konsolen zu bekommen, habe ich entsprechende RGB-Kabel gekauft. Für die Playstation 1 sowie den den GameCube funktioniert das – mit den richtigen Kabeln – von Haus aus. Für das Supernintendo theoretisch auch, allerdings gibt es dafür leider kein offiziell erschienenes RGB-Kabel. Gut, dass es ein paar Enthusiasten gibt, die genau für solche Zwecke extra abgeschirmte RGB-Kabel produzieren und zu fairen Preisen anbieten.

Beim Nintendo 64 sowie dem Nintendo Entertainment System sieht die Situation leider noch schlechter aus. Die beiden Konsolen müssen (bzw. mussten) erst mit entsprechenden Modchips umgebaut werden, um den Geräten überhaupt ein RGB-Signal zu entlocken. Natürlich werden dann auch für die umgebauten Konsolen wieder speziell angefertigte RGB-Kabel zum Anschluss an den TV benötigt. Puh, ein ganz schöner (und vor allem kostspieliger) Aufwand…!

Not so fun Fact: Allein die eigens für den TV-Anschluss gefertigten RGB-Kabel mit jeweils einzeln abgeschirmten Adern und Multi-AV-Stecker kosten mittlerweile um die 30€. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Gerade das „offizielle“ (damals von Nintendo verkaufte) RGB-Kabel für den GameCube ist berüchtigt für seine Wucherpreise und wechselt meist nicht für unter 70€ den Besitzer!

Das funktioniert zwar alles recht gut, ist aber stark abhängig von der jeweiligen Konsole sowie dem Fernseher. Was macht man nun, wenn man keinen TV mit SCART-Anschluss mehr hat? Ein weiteres Problem ist, dass viele HDTVs (selbst wenn sie noch eine SCART-Buchse besitzen) häufig gar nicht mehr die geringen Bildauflösungen der älteren Spielkonsolen unterstützen!

Das NES läuft z.B. mit einer Auflösung von 256×240, das SNES mit 512×480 und das N64 mit 640×480. Dann gibt es noch Konsolen wie die PS1, welche je nach Spiel (und manchmal sogar innerhalb eines Spiels) zahlreiche unterschiedliche Auflösungen verwenden kann. Mann, ist das alles kompliziert!

Not so fun Fact: Zu allem Überfluss sind bei amerikanischen oder japanischen NTSC-Konsolen die Auflösungen auch nochmal anders. Abhängig davon wie (und wo) ein Spiel entwickelt wurde, kann es also nochmal auf Spielebene – je nach Region – unterschiedliche Videosignale geben – puh…

Es hilft einfach nichts – man muss mit der Zeit gehen. Und nein – damit meine ich nicht den Umstieg auf neuere Konsolengenerationen mit HDMI-Anschlussmöglichkeiten (z.B. WiiU, Switch, Xbox One, Playstation 4, etc.)! 😛 Wir müssen eine Lösung finden, welche es ermöglicht, die alten Konsolen an modernen Geräten anzuschließen, um auch für die Zukunft gut gewappnet zu sein. Doch wie?

Seht es mir nach, dass ich an dieser Stelle einen Break mache. Das Thema ist mal wieder völlig ausgeufert und ich möchte nicht, dass der Beitrag wieder deutlich länger als vier Seiten wird! 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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