#115 – IJ Lost in Production

In Artikel 104 haben wir ja einige Reparaturen und kleine Modifikationen am Indiana Jones Flipper durchgeführt. Eigentlich wollte ich heute etwas auf die Spielmodi und das Regelwerk eingehen, aber es gibt noch eine offene Baustelle, um die wir uns kümmern sollten…

Fun Fact: Ich verspreche es euch – beim nächsten Mal (wann auch immer das sein wird) gehen wir auf die verschiedenen Spielmodi ein! Dann aber wirklich! 😛

Es geht mehr oder weniger um das Thema Beleuchtung. Beim Durchstöbern von Internetseiten zum Herausfinden von Informationen über den Flipper ist mir aufgefallen, dass er auf manchen Bildern an einigen Stellen unterschiedlich aussieht. Eine gute Übersicht liefert folgendes Bild mit Spielfeldern zweier unterschiedlicher Versionen:

Um herauszufinden welche Flipper-Version ich besitze, habe ich nach einem Typenschild Ausschau gehalten und bin tatsächlich auf der Rückseite der Backbox fündig geworden! 🙂

Fun Fact: 23.07.1993 – schon Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass die meisten verbauten Teile schon dreißig Jahre alt sind! 😀

Tatsächlich gibt es mehrere Bestrebungen den Verbleib sowie einige technische Daten aller noch existierenden Flipper zusammenzutragen. Dieses Vorhaben schimpft sich IPSND (Internet Pinball Serial Number Database). Anhand der Seriennummern werden dort Flipper identifiziert und versucht bestimmten Produktionschargen zuzuordnen.

Fun Fact: Mittlerweile ist auch mein Indy dort registriert! 🙂

Ich schweife schon wieder ab… Eigentlich ging es doch um die unterschiedlichen Versionen des Flippers! 😀 Für die technischen Daten gibt es eine weitere Online-Datenbank, die IPDB (Internet Pinball Database). Tatsächlich existieren laut dieser unterschiedliche Revisionen des Flippers.

Die ersten Prototypen des Flippers wurden ca. von Mai bis Anfang Juni 1993 gebaut. Ab Juli bis ca. Mitte August wurden dann die sogenannten „Earlies“ produziert. Darin wurden teils schon vorproduzierte (aber noch nicht serienreife) Teile verbaut. Die „normalen“ Produktions-Modelle (ab August 1993) zeichnen sich durch einige Kosteneinsparungen aus. So wurde bei den meisten (späteren) Produktions-Modellen das sogenannte „Lost Plastic“ weggelassen, ein an der Rückwand (Backboard) angebrachtes Stück bedrucktes Plastik. Oben im Bild ein späteres Modell ohne Lost Plastic, unten im Bild ein früheres Modell, in welchem das Lost Plastic noch verbaut ist:

Fun Fact: Bei einigen späteren Modellen war das „Lost Plastic“ zwar vorhanden, wurde aber nur in Form eines Aufklebers auf das Backboard geklebt.

Ich habe Glück, bei meinem Flipper ist so ein Lost Plastic verbaut. Dieses wird sogar von hinten (mit originaler Hardware) beleuchtet! Das ist sehr schön, denn auch diese Platine wurde samt Lampen irgendwann aus Kostengründen weggelassen.

Fun Fact: Bei dieser Gelegenheit habe ich die Glühbirnen auch gleich noch gegen LEDs getauscht! 🙂

Sieht schon cool aus! 🙂

Hm, das spricht dafür, dass mein Indianer tatsächlich ein Vorproduktions-Modell ist! Allerdings lässt sich das nur anhand dieses einen Merkmals nicht sagen, denn das Lost Plastik wird (auch heute noch) häufig nachgemacht und nachträglich in die späteren Modelle des Flippers eingebaut. Ein weiteres Indiz ist das „Super Jackpot Insert“. Während dieses bei den ersten Modellen noch einen schwarz-weißen Hintergrund hatte, hatten die neueren Modelle merkwürdigerweise nur noch einen schwarzen Hintergrund.

Fun Fact: Spätestens jetzt ist klar, dass ich tatsächlich ein „Early-Modell“ besitze – Wahnsinn! Auch der „Geburtstag“ des Flippers (23.07.1993) liegt vor dem eigentlichen Datum des Produktionsbeginns (August 1993) – verrückt… 🙂

Eine Funktion, welche es vom „Prototypen-Status“ leider noch nicht mal in die früheren Modelle geschafft hat, sind die beleuchteten Symbole unter dem DMD in der Backbox. So war ursprünglich vom Hersteller Williams mal geplant die Artefakte (Bundeslade, den Sankarastein sowie den heiligen Gral) von hinten zu beleuchten. Die sog. „Jackpot Lights“ sollten dann aufleuchten, wenn man im Spielverlauf einen Jackpot in einem bestimmten Spielmodus erreicht. Die Funktion wurde jedoch leider aus Kostengründen gestrichen.

Tatsächlich ist in der Software allerdings die theoretische Funktion zur Ansteuerung der Lampen vorgesehen. Lediglich die benötigte Hardware (Elektronik und Lampen) ist nicht vorhanden. In meinem frühen Modell sind sogar extra Aussparungen für diese Lampen in das Holz gesägt worden. Bei späteren Modellen hat man auch auf die Aussparungen verzichtet (denn es war ja nur ein „Überbleibsel“ einer nicht verwendeten Funktionalität).

Ihr wisst was jetzt kommt… Eine Challenge mit 30 Jahre alter Hardware, kaum zu beschaffenden Ersatzteilen und wenigen Infos im Internet? Wie könnte ich da widerstehen! 😀

Um den Indianer zum Leuchten zu bringen brauchen wir letztendlich „nur“ eine spezielle Steuerplatine (mit Dioden und Anschlussbuchse bestückt), unterschiedliche Schneidklemmstecker, drei Fassungen, etwas Kabel und natürlich ein paar Lampen (vorzugsweise LEDs). Die Lampen sind kein Problem, da habe ich sogar noch drei passende LEDs im Fundus! 🙂

Der Rest wird da schon schwieriger. Gerade die Platine war eine richtige Herausforderung. Immerhin hat Williams damals diese Platine seltsamerweise sogar als Ersatzteil produziert (obwohl sie ja de facto in den produzierten Geräten nicht zum Einsatz kam). Leider habe ich keinen Online-Shop gefunden, wo ich diese noch erwerben könnte…

Als Alternative gibt es professionell angefertigte Aftermarket-Platinen. Leider haben diese meist fest verlötete LEDs und das passt nun mal so gar nicht zum Konzept von Birnen/LEDs mit Fassungen, die ansonsten so im Flipper verbaut sind! 🙂

Es hat mich einige Monate gekostet, aber schließlich ist es mir dann doch noch gelungen eine originale Platine in einem Flipperforum von einem sehr netten Bastler-Kollegen aufzutreiben! 🙂

Fun Fact: Klar, man könnte so etwas mit genügend Zeit/Lust auch selber machen, aber so originale Ersatzteile haben einfach etwas! 🙂

Weiterer Pluspunkt: Die Platine ist schon mit Dioden bestückt und drei T10-Fassungen (für die LEDs) sowie Abstandshalter und Schrauben waren auch mit dabei – sehr schön! 🙂

Jetzt ist nur die große Frage, wie wir das Ding an den Flipper angeschlossen bekommen. Tatsächlich müssen wir erst mal die entsprechenden Anschlüsse auf dem Power Driver Board finden. Grundsätzlich können die Lampen an den Ports J133/J134/J135 (Rows) und J137/138 (Colums) angeschlossen werden. Gut, dass bei uns die Anschlüsse J133 und J137 noch komplett frei sind, so haben wir „Platz zum Spielen“! 🙂

Bevor es an die Verkabelung geht, müssen wir noch herausfinden, an welchen Pins die entsprechenden Lampen angeschlossen werden müssen. Hierzu kann man die Lampen-Matrix aus dem Handbuch verwenden:

Soweit die Theorie – jetzt brauchen wir nur noch Stecker und Kabel. „Nur noch“ ist dabei leicht gesagt, denn der Flipper arbeitet mit etwas altertümlichen Schneidklemmsteckern. Dafür habe ich mir ein paar Kabel (in unterschiedlichen Farben) mit speziellem Litzendurchmesser bestellt:

Auch bei den Steckern musste ich ganz schön lange suchen, bis ich halbwegs passende Stecker (samt Werkzeug zum Einklemmen der Kabel) auftreiben konnte:

Leider hat einer der Stecker ein paar Pins zu viel (12 anstatt 9), so musste ich diesen erst etwas modifizieren. Nichts was man mit einer kleinen Säge, Schleifpapier und etwas Geduld nicht hinbekommen würde! 😉

Um bei der Verkabelung nicht den Überblick zu verlieren, habe ich mir einen kleinen Verschaltungsplan gemalt:

Fun Fact: Das war eine gute Idee, denn wie ich später feststellen musste, sind bei den Angaben im Handbuch leider ein paar Fehler. Gut, ich denke ich kann jetzt nicht böse auf den Hersteller sein, wenn er bei einer – offiziell nicht unterstützten – Funktion eine falsche Dokumentation liefert! 😀

Nachdem jetzt alle „Zutaten“ vorhanden sind, kann das Kabel gebastelt werden. Dazu müssen eigentlich nur die Kabel (an den richtigen Pins) in die Stecker geklemmt werden. Tatsächlich gibt es bei jedem Stecker einen Pin, der nicht verwendet wird. Um später mit der Drehrichtung nicht durcheinanderzukommen habe ich einen Blindstopfen mit eingebaut:

Fun Fact: In den kleinen Stecker hat das Werkzeug zum Einklemmen der Kabel leider nicht reingepasst, da habe ich händisch mit einem Schlitz-Schraubenzieher nachhelfen müssen! 😀

So sieht das Kabel dann fertig aus. Puh – ganz schön verwirrend! 😀

Fun Fact: Um sicherzugehen, dass auch alle Kontakte sauber sind, habe ich anschließend nochmal die einzelnen Leitungen durchgemessen. Traue keinem Kabel, das du selbst gebaut hast! 😛

Ich denke jetzt wäre es an der Zeit die Platine auszuprobieren! 🙂

Hierfür müssen wir das Kabel an der Platine und am Power Driver Board anschließen. Damit die einzelnen Adern nicht völlig willkürlich in der Backbox herumfliegen und sich ggf. irgendwo verhaken und dann abreißen, habe ich sie mit ein paar Kabelbindern zusammengebunden. Ebenso müssen natürlich die LEDs in die Fassungen eingesetzt und mit der Platine verschraubt werden.

Nicht gerade ästhetisch aber für einen ersten Test sollte es ausreichen! 😀

Nachdem man den Flipper angeschaltet hat, läuft er im sog. „Attract Mode“. Dabei blinken fast alle Lichter und es wird etwas Musik abgespielt. Immerhin sollte der Flipper in einer Arcade-Halle ja die Leute ermutigen ihr Kleingeld loszuwerden! 🙂

Für uns ist das ein guter Test um zu sehen, ob die LEDs leuchten. Tatsächlich wollte anfangs nur eine der drei LEDs ihren Dienst verrichten. Glücklicherweise konnte der Fehler schnell behoben werden: Ich hatte mal wieder die LEDs falsch herum in die Fassung gesetzt… 😀

Abschließend muss die Platine eigentlich nur noch mit Abstandshaltern versehen…

…und mit dem „Speaker Panel“ (das Stück Holz, welches das DMD und die Lautsprecher beheimatet) verschraubt werden:

Im laufenden Betrieb sieht das schon cool aus. So werden abwechselnd (und manchmal auch gleichzeitig) die einzelnen Artefakte beleuchtet:

Ich bin froh, dass das geschafft ist! 🙂 Im Nachhinein betrachtet war das an sich nicht viel Arbeit aber die Beschaffung der einzelnen Teile war diesmal wirklich eine krasse Challenge. Tatsächlich gäbe es noch eine ganze Reihe an weiteren Modifikationen und Upgrades, die man mit dem alten Archäologen durchführen könnte, allerdings werde ich davon eher die Finger lassen, da ich das Gerät so original wie möglich halten möchte! 🙂

In diesem Sinne – „This is how we say Goodbye in Germany, Dr. Jones“ – BÄM! 😀

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