Oh Mann! Wie kann man nur vier Seiten Text über alte Billardqueues schreiben?! Ernsthaft Leute – ich bin selbst von mir schockiert! 😛
Keine Angst – diesmal wird es aber nicht wieder ein fetter Vierzehnteiler wie beim C64, heute werden wir das Billard-Thema (zumindest fürs erste) abschließen. Nachdem wir uns beim letzten Mal schon ein paar Queues angesehen haben, wird es Zeit heute noch kurz einen Blick auf die Billardkugeln zu werfen.
Wie bei jedem Produkt gibt es auch bei den „pool balls“ eine Vielzahl an verschiedenen Herstellern und Varianten. Der Marktführer für Billardkugeln ist die belgische Firma „Saluc“, welche unter dem Markennamen „Aramith“ seit Jahrzehnten hochpräzise Bälle herstellt. Die langjährige Expertise und somit die entsprechend hohe Qualität der Kugeln wird scheinbar geschätzt, denn weltweit verwenden ca. 80% aller Spieler Aramtih-Kugeln! Auch ich bin ein Fan der Marke und besitze selbst vier verschiedene Sätze von Billardkugeln:
Diese möchte ich euch heute im Detail vorstellen. Wobei – ganz korrekt ist das nicht, denn eigentlich sind es nur drei Sätze, über die es etwas zu erzählen gibt, denn mit ein paar der Bällen haben wir uns in Artikel 59 ja bereits beschäftigt…
Erinnert sich noch jemand an „Pooker“ sowie den dazugehörigen Satz Kugeln? Keine Angst, die in Billardtischgröße gefertigten Snookerkugeln können wir gleich mal getrost beiseiteschieben. 😉
Stattdessen möchte ich euch die anderen drei Sätze zeigen. Fangen wir mit dem „Aramith Premium“-Set an. Für gut 120€ bekommt man hier einen guten und zuverlässigen Satz Kugeln. Ich selbst habe die Bälle beim Kauf des Billardtischs dazu erworben und habe dementsprechend die ein oder andere Session damit verbracht.
Fun Fact: Was?! 120€? Und das ist das Einstiegssegment?! Tja, es gibt eben Produkte, bei denen der Spruch „Qualität hat ihren Preis“ noch gilt. Man kann auch für 40€ Billardkugeln kaufen, aber die lassen sich dann wirklich nur in der Kneipe auf Tischen mit Sperrholzplatte oder in der Einfahrt als Boule-Kugeln verwenden! 😉
Sie spielen sich an sich ganz gut, kippen aber bei Unebenheiten leichter zur Seite und wirken insgesamt auch recht „stumpf“ (rollen nicht so gut).
Fun Fact: Tatsächlich gibt es mit dem „Premier“-Set auch noch eine etwas günstigere Alternative, allerdings macht der geringe Preisunterschied von gerade mal zehn Euro keinen Sinn zu der minderqualitativen Serie zu greifen.
Was die Optik angeht, gibt es nicht viel zu meckern. Aus heutiger Sicht wirkt die Schriftart vielleicht etwas altbacken, aber ich finde die Kugeln sehen immer noch sehr gut – und vor allem „klassisch“ – aus. Der Spielball (weiße Kugel) selbst kommt ohne Markierungen (außer einem blauen Firmenlogo, welches nicht auf dem Foto zu sehen ist) daher – so wie man es eben seit Jahrzehnten aus der Kneipe kennt! 😉
Leider sind sie mittlerweile schon stark abgenutzt (Kratzer, minimale Unebenheiten) und dementsprechend spiele ich eigentlich gar nicht mehr mit den Kugeln, weil es einfach so viel bessere Alternativen gibt…
Machen wir gleich weiter mit dem zweiten Satz, den „Super Aramith Pro“ Bällen:
Diese Bälle kosten ca. 190€ und werden weltweit bei Ligaspielen und auch auf einigen Turnieren eingesetzt. Ich selbst habe sie schon seit ca. drei Jahren im Einsatz und spiele regelmäßig damit. Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass die Zahlen etwas größer auf die Kugeln gedruckt sind.
Fun Fact: Von Werk aus kommen die Kugeln bereits mehrfach poliert. Meinem Satz sieht man das leider nicht mehr an, er hätte mal wieder eine gründliche Politur nötig. 😉 Natürlich reinige ich die Kugeln nach jeder Session, aber, wenn man das wirklich gut machen möchte müsste man wesentlich mehr Zeit und Aufwand in Reinigung sowie anschließende Politur investieren.
Qualitativ gibt es nicht viel zu meckern. Vor dem Verkauf wird jeder Ball zuvor gewogen und mit gleich schweren Bällen abgestimmt, sodass man ein konsistentes Set erhält in dem jede Kugel möglichst gleich schwer ist. Dementsprechend ist das Laufverhalten der Kugeln wesentlich besser als beim Premium-Set.
Fun Fact: Die WPA (World Pool-Billard Association) schreibt vor, dass jede Kugel einen Durchmesser von 57,2 Millimeter (mit einer maximalen Abweichung von 0,127 Millimeter) haben muss. Was das Gewicht angeht, dürfen die Kugeln zwischen 160-170 Gramm schwer sein, wobei die meisten Hersteller sich eher in Richtung 170 Gramm orientieren.
Kommen wir abschließend zu meinem teuersten Kugelsatz, den „Aramith Tournament Pro-Cup“ Kugeln:
Die Bälle besitze ich erst seit ein paar Monaten und habe sie für 270€ in einem „Value Pack“ (zusammen mit einem Mikrofasertuch, etwas Reinigungsflüssigkeit und einem „Jim Rempe Trainingsball“) erworben.
Fun Fact: Da ich den Trainingsball nicht benötige, habe ich ihn in der Zwischenzeit für 20€ verkauft. So haben mich die Kugeln so gesehen „nur noch“ 250€ gekostet! 😉 Ich weiß – selbst das ist immer noch verdammt viel Geld für ein paar Billardkugeln aber im Nachhinein bin ich froh die Teile gekauft zu haben, weil sie sich einfach so unglaublich gut spielen lassen…
Was die Kugeln an sich angeht, sind wir hier bei der höchsten – derzeit aktuell verfügbaren – Qualitätsstufe angelangt. Die Kugeln werden mit einer speziellen Phenolharzmischung („Duramith“ genannt) hergestellt. Wie genau diese aussieht ist natürlich Betriebsgeheimnis des Herstellers. Angeblich sollen diese Kugeln durch die Art und Weise wie sie ausgehärtet wurden wesentlich haltbarer und somit langlebiger sein. Unabhängig davon soll das Laufverhalten wesentlich präziser sein und es sollen weniger Schwankungen („Wegkippen“ der Kugeln) bei langsamen Stößen vorkommen. Bisher kann ich das definitiv bestätigen! 🙂
Als Besonderheit ist bei dem „Value Pack“ auch ein mit roten Punkten versehener Spielball („gepunktete Weiße“) dabei. Im normalen Tournament-Set wäre das nicht der Fall, da wäre die weiße Kugel einfach nur weiß (ohne Punkte). An und für sich ist das auch egal, aber die gepunktete Weiße hat den Vorteil, dass man den Effet (wenn man die Kugel beim Stoßen nicht ganz gerade trifft und somit etwas „anschneidet“) wesentlich besser sieht. Ebenso lässt sich der gepunktete Spielball beim Anstoß (Break) entsprechend positionieren, sodass man einfach einen der roten Punkte als Ziel (wo man den Spielball treffen möchte) anvisieren kann – praktisch!
Was ich vielleicht noch erwähnen sollte – den Super Pro- sowie den Tournament-Satz gibt es auch als „TV-Edition“ bei welcher einige Kugeln eine andere Farbe besitzen. Diese Farbkombination wurde extra für Turniere, welche live (im TV) übertragen oder aufgezeichnet werden, erschaffen, weil die angepassten Farben auf Bildschirmen wesentlich besser rüberkommen.
Fun Fact: Ich selbst bin kein großer Fan der TV-Farben, weil für mich z.B. die lila Kugel mit der „4“ einfach lila sein muss und nicht pink. Zum einen war das schon immer so und wenn man ehrlich ist sieht das pink im Vergleich zum Rest der Kugeln auch etwas „stilwidrig“ aus finde ich! 😉
Laber Rhabarber – ich rede hier immer vom unterschiedlichen „Laufverhalten“ der Kugeln, aber wie kann ich euch das beweisen? Theoretisch könnte ich die Kugeln einfach mit dem Queue anstoßen, aber um verlässliche Resultate zu bekommen müsste ich ja drei Mal exakt den gleichen Stoß (gleicher Treffpunkt und gleiche Geschwindigkeit) durchführen! Puh, ich befürchte das schaffe ich nicht, dazu fehlt mir eindeutig der Skill!
Tja, gut, dass es für alles eine Lösung gibt. Auch wenn man sich diese erst selbst ausdenken muss. Darf ich euch den „automatischen Kugelanstoßer Binford 6000“ vorstellen? 😀
Fun Fact: Daumen hoch für alle, die die „Binford 6000“-Anspielung verstanden haben. Für alle anderen gibt es hier den Tipp zur Auflösung: Schaut euch einfach mal die ein oder andere Folge „Hör mal, wer da hämmert“ an! 😉
Was haltet ihr von dem Teil? Okay – ich gebe es ja zu – das Teil ist Mist. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich habe ich das Ding innerhalb weniger Minuten aus Brennholz, zwei Schrauben, einem Nagel und einem selbstklebenden, transparenten Rutschstopper (Gummifuß) gebaut! 😀
Die Idee ist vom Prinzip her total einfach – die Weiße Kugel wird in die kleine Einkerbung an der Vorderseite gelegt und anschließend lässt man „den Hammer“ einfach aus einer beliebigen Höhe fallen um die Kugel anzustoßen.
Klingt plausibel, jetzt brauchen wir eigentlich nur noch ein paar freiwillige Kandidaten für den Test. Hierfür habe ich von jedem der drei Sätze den Spielball genommen (v.l.n.r. Premium, Super und Tournament) um zu sehen wie sehr sie untereinander abweichen.
Eines ist mal klar – ein Test unter Laborbedingungen ist das nicht! 😀 Aber das ist auch gar nicht Sinn der Sache. Mir ging es nur drum euch zu zeigen, wie unterschiedlich die Kugeln über den Tisch bewegen! 😉
In der Praxis hat das tatsächlich besser geklappt als ich es mir vorgestellt hätte und ich konnte mit mehreren Versuchen das gleiche Ergebnis reproduzieren. Während die günstige Premium-Kugel die meiste Abweichung zur Mitte zeigt, verläuft der Tournament-Spielball kaum.
Fun Fact: Ein Faktor ist natürlich auch, dass der Tisch selbst vermutlich auch ganz leicht zur rechten Seite hängt. Aber ich finde man sieht trotzdem einen deutlichen Unterschied! 😉
Auch bei der zurückgelegten Strecke sieht man einen klaren Unterschied. Die Tournament-Kugeln gleiten viel sanfter über das Tuch und legen so eine weitere Strecke zurück als die günstigeren Bälle.
Fun Fact: Natürlich muss man auch berücksichtigen, dass der „Binford 6000“ ggf. nicht ganz gerade ausgerichtet (und vermutlich auch nicht perfekt kalibriert ist). Ebenso müsste man vermutlich noch eine Vorrichtung bauen, die den Hammer jedes Mal auch wirklich aus der exakt gleichen Höhe fallen lässt. Tja, man kann eben keine Wunder erwarten, wenn man auf die Schnelle ein Präzisionsmessgerät aus Schrottteilen baut! 😀
Als letztes habe ich die einzelnen Spielbälle dann noch auf eine Küchenwaage gepackt. Warum kann ich euch gar nicht mehr so genau sagen, ich glaube mich hat einfach der Gewichtsunterschied interessiert. Tatsächlich gibt es auch hier Abweichungen, aber das ist völlig normal. Bei häufiger Benutzung spielen sich die Kugeln einfach etwas ab und durch Reinigungs- und Poliervorgänge kann im Lauf der Jahre schon mal ein Gramm verloren gehen.
Im Endeffekt ist diese ganze Theorie aber auch völlig egal, denn jeder empfindet das Material (Queues und Bälle) etwas anders. Und wenn man ehrlich ist – dem „normalen“ Hobbyspieler (und dazu zähle ich mich) fällt nicht auf ob die Kugel jetzt ein Gramm mehr oder weniger wiegt. Wichtig ist, dass man ein gutes Gefühl beim Spielen hat und es Spaß macht! 🙂
In diesem Sinne entschuldigt mich jetzt bitte – es gibt noch ein paar „praktische Tests“ durchzuführen. Denn, wenn ich eines gelernt habe, dann ist das „Probiergen geht über Studieren“! 😉
Fun Fact: Eigentlich wollte ich auch noch einen kleinen Ausflug in die einzelnen Billard-Disziplinen samt deren Regelwerke wagen, aber ich denke das werden wir auf ein anderes Mal verschieben müssen. Zu viel Text kann auch nicht gesund sein! 😉
Bis die Tage, ciao!