#91 – CD-Player basteln

Erinnert sich noch jemand an Artikel 36? Bei dem ganzen Gebastel mit dem Doctor V64 sind mir doch glatt ein paar CD-Laufwerke (IDE) übriggeblieben.

Ich wollte die Teile schon mehrere Male wegschmeißen, hab mich dann aber immer wieder dazu durchgerungen sie doch noch aufzuheben. Eigentlich Schwachsinn, denn einen Desktop-PC mit IDE-Controller zu finden wird immer schwieriger und generell sind optische Medien ja sowieso voll am absteigenden Ast…

Durch Zufall (war eigentlich auf der Suche nach CD-Rohlingen für die retrololo-Alben) bin ich auf ein interessantes Projekt gestoßen. Scheinbar gibt es mehrere Ansätze, aus alten Laufwerken noch funktionsfähige CD-Player zu bauen. Klingt interessant und schreit ja fast förmlich nach einer Challenge! 😉

Also gut, die Sache ist beschlossen – heute wollen wir versuchen uns einen CD-Player aus einem alten PC-Laufwerk zu bauen. Projektbudget: Maximal 20€! 🙂

Mal überlegen, was braucht man wohl alles an Teilen dafür? Neben dem Laufwerk (ist klar) in jedem Fall eine Möglichkeit, dieses mit Saft zu versorgen und anzusteuern. Ich habe mich für eine „fertige Lösung“ in Form eines IDE-CD-Rom-Controllers samt Display und Fernbedienung entschieden. Das Netzteil habe ich separat bestellt. Der CD-Rom-Controller samt Zubehör kostet 17€, das Netzteil (liefert 12V und 5V via Molex-Stecker) 3€. Damit ist das Budget bereits jetzt vollständig ausgeschöpft – so viel dazu! 😀

Fun Fact: Natürlich könnte man auch alles selbst, z.B. mit einem Arduino basteln, aber das ganze Arduino-Zeug ist nicht so meine Welt. Reicht schon, dass man so ein Teil für die musizierenden Diskettenlaufwerke benötigt! 😉

Bevor wir mit der Verkabelung anfangen können, müssen wir erst mal das Display auf die Hauptplatine stecken.

Fun Fact: Das Board des CD-Rom-Controllers ist modular aufgebaut. Neben der Hauptplatine befinden sich die Knöpfe zur Steuerung des Players, sowie ein Remote-Empfängerslot jeweils auf einer eigenen (mit Kontakten verbundenen) Platine. Indem man nun beide Platinen abbricht und mit Kabeln verbindet könnte man diese relativ flexibel, z.B. in einem defekten Gehäuse eines anderen Gerätes, unterbringen – cool! 🙂

Zur Befestigung des Displays an der Hauptplatine waren beidseitig schraubbare Abstandshalter mit dabei.

Jetzt brauchen wir natürlich noch ein paar Kabel um das Laufwerk mit dem Controllerboard zu verbinden. Neben einem Kaltgerätekabel für das Netzteil habe ich in meinem Fundus auch ein IDE-Kabel zur Datenübertragung an das Laufwerk gefunden.

Die Verkabelung ist nicht kompliziert, im Endeffekt muss das IDE-Laufwerk mit 12V, 5V und Masse versorgt werden, während die Hauptplatine nur 12V und Masse benötigt.

Da ich so wenig wie möglich mit irgendwelchen verlöteten Verbindungen (samt Schrumpfschlauch) arbeiten möchte, habe ich ein Molex-Verlängerungskabel, welches bei der Ausschlachtung eines alten PCs übriggeblieben ist, verwendet.

Wichtig ist, das Laufwerk auf „Master“ zu jumpern, sonst wird es vom CD-ROM-Controller nicht erkannt!

Nachdem man den Strom an das Laufwerk sowie die Controllerplatine angeschlossen hat, müssen die beiden Komponenten nur noch mit Hilfe eines IDE-Kabels verbunden werden.

So sieht das schon mehr nach „Experiment“ aus! 😀 Nicht gerade schön, aber für einen ersten Testaufbau bin ich zufrieden 😀

Es wird Zeit Frankensteins Monster anzuschmeißen – Energie!

It’s alive! Na dann wollen wir mal testen. Womit würde das besser klappen, als mit dem ersten retrololo-Album? 😉

Soweit so gut, zumindest wird schon mal auf die CD zugegriffen. Zum Testen habe ich einfache In-Ear-Kopfhörer angestöpselt.

Fun Fact: Wichtig ist, dass man ein älteres CD-Laufwerk mit Kopfhöreranschluss auf der Vorderseite verwendet. Neuere CD- und vor allem DVD-Laufwerke besitzen den Kopfhöreranschluss samt Lautstärkeregler leider nicht mehr.

Leider wird die CD nicht erkannt. Was ist das Problem?

Nach ein paar weiteren Versuchen (ich dachte zuerst, dass evtl. etwas falsch verkabelt ist) bin ich draufgekommen, es mal mit einer anderen CD zu probieren! 😀

Und tatsächlich, mit einer originale CD funktioniert es. Scheint so als wäre es schon ein sehr altes Laufwerk, welches gebrannte CD-Rohlinge nicht unterstützt. Oh Mann… xD

Ich habe letztendlich noch das ein oder andere Laufwerk ausprobiert, bis ich letztendlich bei meinem Favoriten angekommen bin, einem „CyberDrive CW058D“ CD-Brenner. Das Teil ist im Vergleich zu den anderen Laufwerken sehr leise und spielt neben den originalen Audio-CDs auch alle von mir getesteten gebrannten CDs (wie z.B. das retrololo-Album) ab! 🙂

Aber wie üblich bei so „Retro-Bastelprojekten“ gibt es auch immer wieder Rückschläge! So ist mir aufgefallen, dass der Laufwerkschlitten nur in ca. einem von fünf Fällen auch tatsächlich ausfährt. Der Motor dreht sich zwar, aber es klingt so als würde etwas blockieren…

Hilft nichts, um der Sache nachzugehen, müssen wir das Laufwerk auseinandernehmen. Glücklicherweise geht das recht einfach, denn hierfür müssen einfach nur die Plastikblenden auf der Vorderseite gelöst (sind geklippt) und die Schrauben auf der Unterseite des Gehäuses gelöst werden.

Nach kurzer Analyse bin ich darauf gekommen, dass der Riemen des Laufwerks recht locker scheint. Da ich keinen passenden Ersatzriemen habe, habe ich einfach den eines weiteren defekten LG-Laufwerks ausgebaut und in den CD-Brenner eingebaut! 😀

Und was soll ich sagen, tatsächlich war der Riemen das Problem. Das Laufwerk ist nur ab und zu herausgefahren, weil der Riemen (dadurch, dass er schon recht locker geworden ist) ab und zu „durchgerutscht“ ist.

Nachdem das Laufwerk nun repariert ist können wir uns der Steuerung widmen. 🙂 Zur Bedienung des CD-Players kann man die Buttons auf der Extra-Platine verwenden. Das halte ich allerdings für keine gute Lösung, denn diese sind klein und wirken sehr schwammig. Aus diesem Grund habe ich die beiden nicht benötigten Platinen abgebrochen und die Kanten etwas abgefeilt.

Fun Fact: Um die Position des Remote-Empfängers zu verändern, müsste man diesen erst auslöten und auf der eigenen (abgebrochenen) Platine einlöten und mit Kabeln verbinden. Darauf habe ich ehrlich gesagt keine Lust! 😀

Und wie kann man den Player jetzt steuern? Hier kommt die mitgelieferte Universalfernbedienung ins Spiel. Doch wie funktioniert diese? Auf Anhieb (nach dem Einlegen der Batterien ins Batteriefach) hat es leider nicht funktioniert.

Fun Fact: Die mitgelieferte, leider ausschließlich chinesische, Anleitung hat mir bei der Konfiguration nicht wirklich geholfen! 😀

Letztendlich bin ich dann in der eBay-Artikelbeschreibung doch noch fündig geworden. Damit der Player die Fernbedienung erkennt, müssen wir sie auf den Infrarot-Code „470“ einstellen. Hierzu muss die „S“-Taste (nach dem Einlegen der Batterien) für fünf Sekunden gedrückt werden, bis die LED leuchtet. Anschließend können die Zahlen (4, 7, 0) eingegeben werden und die Fernbedienung sollte jetzt mit dem Controller „sprechen“ können! 🙂

In der Praxis funktioniert das relativ gut. So kann man z.B. Lieder weiterschalten, gezielt einzelne Tracks wählen oder auch die Lautstärke (gekennzeichnet durch einen kleinen pixeligen Block) anpassen – wie bei einem normalen CD-Player halt! 😀

Fun Fact: Das Einzige was man mit der Fernbedienung nicht machen kann, ist tatsächlich Ein- und Auszuschalten! 😀 Der Powerknopf öffnet lediglich die Schublade des Laufwerks. Im Endeffekt ist das aber auch nicht verwunderlich, da das Board keinen „Standby-Modus“ besitzt.

Eigentlich könnte ich jetzt zufrieden sein, aber die Tatsache, dass die ganzen Kabel durch die Gegend fliegen gefällt mir nicht wirklich. Damit die Sache rund wird brauchen wir noch ein Gehäuse!

Da das Budget bereits vollständig ausgeschöpft war, habe ich mich letztendlich dazu entschieden ein einfaches Gehäuse aus Holz- und Schraubenresten zu basteln. Natürlich könnte man auch hier bestimmt einiges mit dem 3D-Drucker zaubern, aber das kostet auch etwas und ich finde es war mal wieder an der Zeit für Resteverwertung! 😀

Im Endeffekt ist es nur ein einfacher Rahmen geworden, der den Kabelsalat etwas verstecken soll. Nichts Weltbewegendes, aber immerhin zu 100% aus Teilen, welche sonst im Kamin oder im Müll gelandet wären! 😉

Ja, das könnte man fast als Grundschul-Bastelprojekt durchgehen lassen! 😀

Fun Fact: Seit gnädig mit mir – ich hatte einfach keinen Nerv mehr ein vernünftiges Gehäuse zu basteln. Und es kommt ja auf die inneren Werte an, oder? 😛

Damit die CD-Einheit nicht nur lose an den Kabeln baumelt, habe ich sie mit dem Laufwerk verschraubt. Das hat den Vorteil, dass sich ein defektes Laufwerk einfach durch Umstecken der Kabel sowie Lösen von zwei Schrauben tauschen lässt! 🙂

Nun ist aber gut…

Insgesamt bin ich mit dem Teil recht zufrieden. Klar, man hätte ein deutlich professionelleres Gehäuse bauen können, aber wozu? Und im Endeffekt hätte das das Budget gesprengt. Das wollte ich tunlichst vermeiden, weil – sind wir mal ehrlich – selbst 20€ für einen CD-Player sind aus heutiger Sicht schon viel! 😀

Stay tuned! 😉

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