Vorwort: Während ich diese Zeilen so schreibe, kann ich kaum glauben, dass wir bereits bei Artikel 100 angelangt sind. Wie doch die Zeit vergeht?! Aber genauso wie mit „echten“ Geburtstagen sind das nur irgendwelche Zahlen, die nicht wirklich eine Bedeutung haben. Man ist immer so alt, wie man sich fühlt! 😛
Ihr kennt mich, ich bin nicht der Typ für ein „100-Artikel-Special“ oder eine Feier samt „Extra-Tombola-Verlosungs-Orgie“. Ich bin froh, meine Gedanken in den letzten paar Artikeln „auf Papier“ gebracht zu haben (damit ich sie nicht vergesse)! Und wenn ich dabei dem ein oder anderen von euch auch noch ein „Retro-Nostalgie-Schmunzeln“ auf die Lippen zaubern konnte, dann ist das ein toller Bonus! Dennoch möchte ich mit dem heutigen Artikel mir einen Herzenswunsch erfüllen und über mein erstes Auto erzählen – ein treuer Begleiter in unbeschwerteren Zeiten! 🙂
In diesem Sinne: Alles Gute retrololo – auf die nächsten 100? 😉
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Das erste eigene Auto… Ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit und ein essentieller Schritt im Leben eines Mannes! 🙂
Na gut, ob der fahrbare Untersatz wirklich ganz so wichtig ist? Um ehrlich zu sein, haben sich die Prioritäten (zumindest meine) mittlerweile verschoben. Ein Auto soll sicher und zuverlässig sein, nicht mehr und nicht weniger. Mein „Vergangenheits-Ich“ würde mir für diese Aussage vermutlich ein paar saftige Backpfeifen verpassen! 😀 Ich denke zumindest in dem Punkt wird mir jeder zustimmen: Egal ob es nun der alte Golf von der Oma, der gebrauchte Polo vom Schrauber im Dorf oder der neu finanzierte Seat Ibiza vom Autohändler um die Ecke war – das erste eigene Auto ist in jedem Fall etwas Besonderes! 🙂
So auch bei mir. Selbst heute erinnere ich mich noch sehr gerne an mein erstes eigenes Auto zurück. Bevor die Erinnerungen verblassen, möchte ich die Chance nutzen und euch heute das gute Stück etwas genauer vorstellen. Darf ich vorstellen? Ein silberner Audi A6 C4:
Fun Fact: Tatsächlich war es ein Zufall, aber erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der alte A6 doch ganz gut zum 100. Artikel passt, denn der Vorgänger des A6 hieß Audi 100! Der Audi A6 C4 war quasi das 1. Facelift des Audi 100 C4, welcher bereits seit 1990 so gebaut wurde – so schließt sich der Kreis. 🙂
Das gute Stück wurde im November 1996 zum ersten Mal zugelassen und kostete in der Grundausstattung bereits saftige 49.000 DM. Dieser Audi im speziellen war seinerzeit als Vorführwagen auf Automessen unterwegs und wurde dementsprechend mit einigen Extras für 55.000 DM verkauft.
Fun Fact: Als der Kauf eines ersten KFZ anstand, habe ich mir überlegt wie ein Auto aussehen muss. Dabei habe ich mich wohl grob an die Zeichnungen aus Kindergartenzeiten erinnert und mich prompt für eine Stufenhecklimousine entschieden! 🙂
Ich selbst habe den Diesel (von meinem Onkel liebevoll als „Heizöl-Ferrari“ bezeichnet) als junger Spund gebraucht für 3.300€ von einem betagten Herrn irgendwo in der Nähe von Ingolstadt erworben. Schon verrückt, wenn man sich den Wertverlust so einer Karre vor Augen führt…
Eins kann ich euch sagen – ich werde nie die ersten Kilometer vergessen. Die erste Fahrt führte gleich mal zu einer Tankstelle um den Tank komplett zu füllen (denn der war natürlich bis auf die äußerste Reserve leer). Knapp 96 € – da blutete das Fahranfänger-Herz! 😉
Fun Fact: Wer sich jetzt wundert, wieso eine Tankfüllung fast hundert Euro gekostet hat. Zum einen war der Sprit zum Kaufzeitpunkt etwas teurer und andererseits war der Audi mit einem 80 Liter Tank ausgestattet. Das sorgte zwar regelmäßig für ein trauriges Gefühl an der Tankstelle, andererseits war der Audi so auch für längere Ausflüge gut gerüstet.
Bestückt war der Audi mit einem unkaputtbaren 1.9er TDI (1896 cm³ Hubraum). Dieser brachte sparsame 90 PS für ein 1,5 Tonnen schweres Schiff auf die Straße. Nicht gerade viel – definitiv kein Auto zum Rasen, eher zum entspannten Cruisen mit Sonnenbrille auf dem Kopf und Arm auf dem Fensterrahmen…
Fun Fact: Ich habe leider keine Bilder mehr vom Motorraum, dafür gibt’s ein Bild von der Rücksitzbank! 😛 😀
Dementsprechend lag die laut Fahrzeugschein angegebene Höchstgeschwindigkeit bei nur 177 km/h, auch wenn man mit viel Geduld (und bergab) bis zu 185 km/h schaffen konnte. Da ich mich selbst aber eher als entspannten, passiven Autofahrer einordnen würde, bin ich nur selten bis in diese Sphären vorgedrungen. Meist war der Audi ganz entspannt mit ca. 120 km/h auf der Autobahn unterwegs… 😉
Fun Fact: Beschleunigung von 0 – 100 km/h in bahnbrechenden 13,9 Sekunden – abgefahren! 😀
Generell fühlte man sich als Fahrer des A6 stets wie der Kapitän eines großen Schiffs, welches zwar etwas schwerfällig und solide auf der Straße liegt, sich aber trotzdem ohne Probleme durch kritische Situationen manövrieren ließ.
Fun Fact: Hat jemand die einsame Kassettenhülle in der Mittelkonsole entdeckt? 😉
Was den Verbrauch anging, konnte man sich echt nicht beschweren. Für so ein altes, schweres Auto war man auch Jahre später noch sparsam unterwegs. Je nach Fahrweise (geschaltet wurde noch manuell) brauchte der Audi im Durchschnitt knapp sechs Liter Diesel auf 100 km. So waren in Kombination mit dem 80 Liter Tank problemlos 1.200 km mit einer Tankfüllung möglich.
Fun Fact: Es war eine Zei,t in der offizielle, vom Hersteller herausgegebene Verbrauchsangaben tatsächlich noch gestimmt haben. Könnt ihr euch das vorstellen? 😀
Über die Feinstaubbelastung reden wir besser nicht weiter. Ich habe damals absichtlich auf die Beantragung einer Feinstaubplakette verzichtet, da der Diesel (wohlgemerkt ohne Katalysator) vermutlich sowieso nur eine rote Plakette bekommen hätte. In der Praxis hatte ich damit nie Probleme, zumal ich meist größere Innenstädte (nicht nur auf Grund des Verkehrsaufkommens) vermieden und stets entspannte Touren über Landstraßen bevorzugt habe.
Fun Fact: Meine Freunde haben mir damals eine schwarze „Euro 0“-Plakette für den alten Diesel gekauft. Um kritischen Nachfragen bei Routinekontrollen zu entgehen, habe ich auf deren Anbringung an der Windschutzscheibe verzichtet! 😀
Zum Kaufzeitpunkt hatte er 143.000 km auf der Uhr, ich selbst bin ihn bis ca. 265.000 km gefahren. Natürlich habe ich hin und wieder einige Euros für Verschleißteile investieren müssen (gebrochene Federn, Bremsen, etc.), aber das ist ja leider bei jedem Auto so. Rost war dank vollverzinkter Karosserie eigentlich nie ein Thema, lediglich an den Plastikteilen (z.B. Stoßdämpfer) musste der abgeblätterte Lack eines Parkremplers ausgebessert werden.
An der Ausstattung merkte man, dass es sich um ein Fahrzeug der „gehobenen Mittelklasse“ handelte. Für sein Alter waren schon ein paar nette Features wie z.B. elektrische Fensterheber, eine Klimaautomatik, sogar eine Sitzheizung und selbstverständlich ein hochwertiges Kassettenradio mit an Board.
Fun Fact: Auch der Kofferraum war mit 510 Liter relativ geräumig ausgestattet. In der Mitte der Rücksitzbank war der Verbandskasten untergebracht und direkt darüber wurde – für Wintersportfans – ein Skisack zum Durchladen von Skis eingearbeitet! 😀
Gerade beim Thema „Kassetten“ (wir erinnern uns an Artikel 85) denke ich gerne an den Audi zurück. Das verbaute „Audi Gamma CC“ hat immer stets seinen Dienst verrichtet – auch unter anspruchsvollen Bedingungen! Ich erinnere mich da z.B. an einen sehr heißen Kroatienurlaub im Jahre 2013, für den ich extra mehrere Kassetten (3 Stück mit jeweils 90 Minuten) überspielt hatte. Aus heutiger Sicht ein unvorstellbarer Aufwand. 😀
Fun Fact: Der Urlaub an sich war auch nicht schlecht. Unterwegs in unbekannten Gefilden und eine siebenstündige Fahrt mit einem fast 20 Jahre alten Auto – Abenteuer pur! 🙂
Rückblickend betrachtet, sieht man natürlich immer nur die positiven Seiten. Die negativen Erlebnisse werden oft ausgeblendet. Ich nenne das Phänomen gerne „rosarote Rückblick-Brille“! 😀 Bei genauerem Nachdenken erinnere ich mich z.B. an den defekten Klimakompressor, welcher mich die ein oder andere hitzige Heimfahrt aus der Arbeit begleitet hat. Eine vierstellige Reparatur wäre zu teuer gewesen, bedenkt man den Restwert des Autos. Das hatte zur Folge, dass es im Auto (durch das Gebläse) meist wärmer war, als draußen – und das im Sommer bei 30° Außentemperatur! 😀
Auch hatte der betagte Kollege (nein, nicht ich – das Auto!) öfter Probleme mit Inkontinenz. So waren das ein oder andere Mal Ölleitungen undicht und der Motorraum wurde etwas „lackiert“. Auch eine Dieselleitung hatte mal ein Loch und so hat der Audi in jeder Einfahrt und auf jeder Straße, auf der er geparkt hatte, ein kleines „Andenken“ hinterlassen…
Aber alles in allem kann ich mich echt nicht beschweren. In einer alten Autozeitschrift von damals wurde der Audi als „unspektakulär und zuverlässig“ sowie „rostresistent und zeitlos“ beschrieben. Ich erinnere mich noch gut an den abschließenden Satz: „Ein grundsolides Auto, bei dem man einfach weiß, was man kauft. Ein Fahrzeug, dass bei entsprechender Pflege länger hält als manche Ehe“. 😀 Dem kann ich nur beipflichten – tatsächlich hat mich der Audi nie stehenlassen! Auch wenn er (gerade im Winter bei eisigen Temperaturen) einige Anläufe gebraucht hat, bis der Diesel angesprungen ist. 😉
Mittlerweile ist der treue Audi längst von mir gegangen. Er musste sein Leben leider bei einem Autobahnunfall lassen, dafür durfte ich meins behalten! 🙂 Kleiner Tipp: Egal für welches „erstes Auto“ ihr euch entscheidet, achtet darauf, dass sich etwas Blech um euch herum sowie eine solide Sicherheitsausstattung an Board befindet.
Das einzige was noch übrig geblieben ist, ist die Bedienungsanleitung sowie das Autoradio (aus Artikel 41).
So, es wird Zeit den Nostalgietrip (für heute) zu beenden. Tja, was soll ich über meinen treuen Audi noch sagen? Im Nachhinein betrachtet bin ich froh, dass ich mich damals gegen den massiven Widerstand meiner Eltern (von den Schelten der Großeltern mal ganz zu schweigen) durchgesetzt und mir den alten Audi gekauft habe.
Zum einen war es ein zuverlässiges, sparsames Fahrzeug mit einem (auf Grund des geringen Anschaffungspreises) gigantischen Preis-Leistungs-Verhältnis. Andererseits hatte es trotzdem genügend „Flair“ und Klasse für stilvolles Cruisen durch die Weltgeschichte. Für mich persönlich war der Audi einfach der perfekte Kompromiss zwischen Fun- und Vernunftauto! 🙂
Ich denke so ganz werde ich den A6 nie vergessen (können). Die Magie des ersten eigenen Autos kann man eben nur einmal erleben, das ist einfach etwas Besonderes! 😉
Fun Fact: Tatsächlich ziert der Audi bis heute meinen Desktophintergrund und wenn es nach mir geht kann das auch noch eine ganze Weile lang so bleiben… 🙂
Bis die Tage, bleibt geschmeidig!