Beim letzten Mal haben wir ja schon das Sega Mega Drive kennengelernt, wieso also noch ein Artikel dazu? Nun, damit das Thema rund wird möchte ich noch auf ein paar weitere „Möglichkeiten“ der Konsole eingehen…
Also, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, bei den Spielen. Ich bin ein Fan von „All-in-One“-Lösungen. Wer will denn schon jedes Mal das Modul wechseln, wenn er ein anderes Spiel spielen möchte? Ihr wisst was jetzt kommt! 😉
Richtig, auch für das Mega Drive habe ich mir eine Flashkarte zugelegt. Diese kommt sogar mit optisch passender Sonic-SD-Karte! 🙂
Damit das alles so funktioniert muss die Karte natürlich mit entsprechenden Dateien präpariert werden – ich erspare euch jetzt einfach mal die Details… 😉
Steckt man die Flashkarte ein und startet das Mega Drive kommt man automatisch ins Hauptmenü:
Von dort aus kann man sich zu der Spieleliste durchhangeln.
Hat man ein Spiel ausgewählt wird die ROM-Datei von SD-Karte in den RAM der Konsole kopiert und ausgeführt.
Fun Fact: Zuvor wird noch der SRAM (Batteriespeicher via Knopfzelle) vom Modul auf die SD-Karte kopiert. Dieser Schritt ist notwendig, damit der Spielstand des zuletzt gespielten Spiels sicher verwahrt wird, da ja das nun zu startende Spiel ggf. auch wieder Daten im SRAM ablegt!
Prinzipiell funktioniert – wenn man alles eingerichtet hat – das Ding aber ganz gut. Hier spiele ich z.B. „Dynamite Headdy“ – ein Spiel bei dem wir eine Puppe (ähnlich wie Rayman) namens Headdy steuern um die bösen Machenschaften des Marionettenkönigs zu unterbinden.
Headdy kann dabei seinen Kopf als Wurfgeschoss sowie als Kletterhilfe verwenden. Skurril, aber spaßig! 😀
Ein weiteres, sehr cooles Feature der Flashkarte ist deren Abwärtskompatibilität. So können wir auf dem Mega Drive auch einige alte Master System Titel, wie hier z.B. „Castle of Illusion Starring Mickey Mouse“ spielen.
Leider sind nicht alle Spiele (u.a. aufgrund der unterschiedlichen Bios-Versionen) kompatibel, aber die meisten laufen ganz gut, wie z.B. „R-Type“ – ein Klassiker! 🙂
Fun Fact: Angeblich soll man mit dem Modul auch Sega 32X-Spiele spielen können. Aber wenn ich ehrlich bin will ich mich auf das Abenteuer gar nicht einlassen, denn hierfür bräuchte man das (wie beim letzten Mal festgestellt) gescheiterte „Sega 32X“-Add-on. Und der ganze Aufwand dann für weitere dreißig eher mäßige Spiele? Nein danke! 😀
Kommen wir nun zu meinem Lieblingsthema (NICHT!) – dem „region locking“. Während ich das Master System noch so gelobt habe, dass es auf das unnötige Sperren von Spielen aus anderen Teilen der Welt verzichtet, hat Sega beim Mega Drive die Daumenschrauben angezogen. Mal wieder sind die Schlagworte in diesem Zusammenhang die Fernsehnormen PAL und NTSC.
Selbstverständlich werden PAL-Titel (wie z.B. Dynamite Headdy oben) auf einer europäischen Konsole einwandfrei abgespielt, aber bei amerikanischen NTSC-Spielen sieht das schon anders aus. Einige Titel laufen zwar (dann aber meist mit Beeinträchtigungen wie z.B. gestauchtem Bildformat sowie 50Hz anstatt 60Hz wie bei NTSC üblich), während andere den Start komplett verweigern. Gerade die späteren Mega Drive Titel haben so eine Regionsprüfung eingeschaltet – uncool!
Fun Fact: Sega hat das „region locking“ längst nicht so schlimm wie Nintendo implementiert, aber trotzdem ist das extrem nervig! 😀
Wie sieht das in der Praxis aus? Höchst unterschiedlich! Ein Spiel welches ich z.B. ohne Probleme zum Laufen bekommen habe ist die NTSC-Version des vertikalen Shoot ‘em ups „Fire Shark“. Die einzige Einschränkung ist der leicht gestauchte Bildschirm mit schwarzen Rändern auf der Ober- und Unterseite.
Fun Fact: Ich bin nur durch Zufall auf „Fire Shark“ gestoßen, aber die Action und vor allem der geniale Soundtrack haben mich gleich gepackt. Eigentlich wollte ich nur testen, ob das Spiel läuft aber ich habe mich dann selbst dabei ertappt, wie ich doch einige Minuten verdaddelt habe… 🙂
Ganz anders dagegen sieht es z.B. mit „Asterix and the Great Rescue“ aus. Das Spiel verweigert sofort nach dem Einschalten den Dienst und quittiert das mit einer Fehlermeldung:
Auch „Contra: Hard Corps“ lässt sich nicht spielen. Anstatt eines schwarzen Bildschirms bleibt das Spiel einfach vor dem Start beim Konami-Logo hängen.
Fun Fact: Wer sich zurückerinnert: Wir haben „Contra: Hard Corps“ bereits in Artikel 66 auf dem Sega Genesis-Emulator der Xbox 360 mal angespielt! 😉
So, aber wie kommen wir jetzt aus der Nummer raus? Extra eine amerikanische Konsole will ich mir für die paar Spiele nicht anschaffen…
Gut, dass es hierfür eine recht einfache Lösung gibt. Das Mega Drive ist (vermutlich um Kosten zu sparen) technisch so aufgebaut, dass es theoretisch im NTSC-Modus mit 60Hz laufen könnte. Wir müssen nur schaffen es zu „überreden“. 😉
Also nochmal die Konsole aufschrauben…
Nachdem wir das etwas sperrige Schutzblech weggeschraubt haben kommt das Mainboard in seiner vollen Pracht zum Vorschein. Darauf befinden sich Leiterbahnen, Chips, Kondensatoren, Widerstände, usw. Alles was man eben so braucht! 😀
Die Region der Konsole wird mit Hilfe der Jumper (JP1-4) festgelegt. Während man mit JP1 und JP2 die Sprache der Konsole (Englisch oder Japanisch) regelt, wird mit den Jumpern JP3 und JP4 die Fernsehnorm (PAL oder NTSC) festgelegt.
Um die Konsole „regionsfrei“ zu bekommen, müssen wir erst mal die Verbindung (Leiterbahn) zwischen den beiden Lötpunkten von JP3 trennen. Es gibt mit Sicherheit besseres Werkzeug, aber ich habe das einfach mit einem Cutter erledigt.
Fun Fact: Für diesen „50/60Hz-Mod“ oder „regionfree-Mod“ gibt es einige Tutorials im Internet.
Um zu überprüfen, dass auch ja keine Verbindung mehr zwischen den beiden Lötpunkten besteht, habe ich die Verbindung (vor und anschließend nach der Modifikation) mit einem Multimeter durchgemessen.
Fun Fact: Hierfür muss natürlich das Netzteil angeschlossen und die Konsole eingeschaltet sein – Kids don’t try this at home! 😉
So weit so gut, doch was nun? Theoretisch könnte man jetzt einfach die beiden Punkte von JP4 verbinden, dann wäre die Konsole auf „NTSC“ gepolt. Allerdings wäre das nicht optimal, denn dann hätte man ggf. Probleme beim Abspielen europäischer Spiele. Gut wäre es, wenn man zwischen beiden Normen – je nach Bedarf – die Wahl hätte. Ein klassisches Szenario für einen Schalter. Wie gut, dass mir erst kürzlich ein LED-Strahler defekt geworden ist. Dessen Teile habe ich größtenteils entsorgt aber einen dreipoligen Kippschalter habe ich vor dem Elektroschrott bewahrt 🙂
Damit wir zwischen den Fernsehnormen hin- und herschalten können, muss zuerst ein drittes Kabel an den Schalter gelötet werden. Spätestens hier würde mir vermutlich jeder Elektroniker die Arbeitserlaubnis entziehen – jedes Kind weiß doch, dass der Leiter braun oder schwarz und der Nulleiter blau ist. Ganz so eng wollen wir das jetzt mal nicht nehmen. Zu allem Überfluss habe ich dann einfach nochmal ein Stück braunes Kabel hergenommen, weil es in passender Länge gerade herumgelegen ist – wenn schon falsch, dann richtig! 😀
Anschließend muss das Kabel an den entsprechenden Punkten verlötet werden um die Jumper zu beeinflussen. Damit ich nicht durcheinanderkomme habe ich mir eine kleine Skizze gezeichnet. Alles andere als professionell oder fachlich korrekt, aber mir hat es geholfen den Überblick zu behalten. 😀
Nachdem der Schalter verlötet wurde…
…habe ich mir eine geeignete Stelle gesucht, an der ich die Kabel durch das Schutzblech führen und den Schalter nach außen verlegen kann:
Als letzten Schritt musste ich nur noch ein passendes Loch bohren, dieses mit einer Feile etwas bearbeiten und anschließend den Schalter im Gehäuse mit einer Gegenmutter verschrauben.
Puh – hat sich dieser ganze Aufwand jetzt wirklich gelohnt? Laut Theorie können wir nun je nach gewünschter Region, bzw. Fernsehnorm (NTSC/PAL), den Schalter in die entsprechende Position umlegen. Theorie ist gut – Praxis ist besser! 🙂
Nachdem ich das Mega Drive nun wieder angestöpselt habe wird es Zeit den Schalter auszuprobieren.
Beginnen wir wieder mit „Fire Shark“. Siehe da – legt man den Schalter auf NTSC-Position lässt sich das Spiel auch mit „Vollbildmodus“ mit 60Hz (ohne die schwarzen Balken) spielen:
Auch läuft jetzt das zuvor problematische „Asterix and the Great Rescue“:
Fun Fact: Man kann sogar während die Konsole an ist den Schalter umlegen und das gerade angezeigte Spiel wechselt unmittelbar in den jeweils anderen Modus – irre! 😀
Einige Entwickler gingen sogar soweit diesen Zustand (das Umschalten der Region) zu überprüfen und sich einen Scherz mit dem Spieler zu erlauben, wie z.B. im Fall von „Mickey Mania“.
Und last but not least habe ich auch „Contra: Hard Corps“ zum Laufen bekommen – sehr schön! 🙂
Fun Fact: Ganz ehrlich – das Spiel ist wirklich absolut abgefahren. Das 1994 von Konami veröffentlichte Run and gun Shoot ‘em up bietet rasante Action, Cutscenes und unterschiedliche Enden (je nachdem wie sich der Spieler an bestimmten Stellen im Spiel entscheidet) – und das alles mit einem Schwierigkeitsgrad, der sich gewaschen hat. Nicht umsonst wird diese Version von Contra als eines der schwierigsten Spiele auf dem System betitelt! xD
Erfolg! 🙂 Was bleibt abschließend noch zu sagen? Alles in Allem ist das ein schöner und einfacher Mod, den man relativ problemlos durchführen kann. Ein vollwertiges NTSC-Genesis-Modell ersetzt das aber leider trotzdem nicht. Bei einigen wenigen Spielen kommt es dennoch zu Grafikfehlern und stotterndem Sound, aber die meisten Titele laufen recht flüssig. Im Idealfall müsste man ein NTSC-Modul, eine NTSC-Konsole und auch einen NTSC-Fernseher haben, aber wer hat das schon? 🙁
So, und nun wird es für mich Zeit sich dem Klassiker zu widmen, welcher das Mega Drive erst richtig bekannt gemacht hat: „Sonic the Hedgehog“.
In diesem Sinne – ich bin dann mal weg, oder wie Sonic immer zu sagen pflegt: „Gotta Go Fast“ 🙂