#230 – Connecting Consoles – II – possibilities

Beim letzten Mal haben wir uns ja schon mit einer Lösung beschäftigt, wie man alte Konsolen an einem halbwegs modernen TV anschließen könnte. So richtig weit sind wir dabei noch nicht gekommen, denn, wenn man ehrlich ist, war das ja mehr so eine Art „Bestandsaufnahme“ der bisherigen Konfiguration in meinem Spielezimmer. Sorry fürs Abschweifen! 😀

Heute werfen wir einen Blick auf konkrete Möglichkeiten, wie man die alten Konsolen via HDMI an den Fernseher bringen könnte. Ich denke das macht Sinn, denn die Wahrscheinlichkeit, in ein paar Jahren noch einen TV mit SCART-Anschluss zu besitzen, ist verschwindend gering.

Die vermutlich einfachste Möglichkeit ist es, das Composite- oder RGB-Signal durch einem „SCART-Konverter“ zu schicken, welcher sich bequem per HDMI am Fernseher anschließen lässt. Die Auswahl der Geräte ist schier grenzenlos. Ich selbst besitze ein No-Name-Gerät („HD Video Converter“), welches in einem schicken Metallgehäuse daherkommt:

Fun Fact: Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mir das Gerät vor ein paar Jahren mal gekauft (damals vergleichsweise teuer extra direkt aus China importiert), weil es im Vergleich mit anderen „billigen“ Konvertern recht gut abgeschnitten hat. Das sagt aber leider nicht viel aus, da bei dem Thema so viele falsche und irreführende Informationen im Netz kursieren! 🙁

Die Idee ist einfach: Der Konverter fungiert als aktiver Wandler, welcher das analoge Eingangssignal der SCART-Buchse in digitale Daten umwandelt und an einem HDMI-Port wieder ausgibt:

Das eingehende Analogsignal kann dabei auf SVGA (800×600), SXGA (1280×1024), 720p (1280×720) oder 1080p (1920×1080) hochskaliert werden. Ebenso erkennt der Adapter automatisch ob es sich um ein PAL- oder NTSC-Signal handelt und passt die Ausgabeeinstellungen entsprechend an.

Fun Fact: Es können sogar HDMI-Signale (über einen HDMI-Input-Port neben dem SCART-Eingang) durchgeschliffen und dabei das HDCP-Signal (digitaler Kopierschutz) entfernt werden! 😉

So die Theorie – in der Praxis stellen uns die zig unterschiedlichen Eingangssignale vor erhebliche Herausforderungen. Dazu gehören so Dinge wie Probleme mit der Helligkeit, zu starke oder zu schwache Farbsättigung, abgeschnittene Bilder oder eine Eingabeverzögerung durch die Signalkonvertierung. Besonders letzterer Punkt ist für Gamer ein riesiges Problem, weil es – gerade bei vielen älteren Spielen – auf sehr präzise und zeitkritische Inputs (Knopfdrücke) ankommt. Es muss also um jeden Preis vermieden werden, dass „Input Lag“ (also eine Eingabeverzögerung) entsteht!

Laber Rhabarber – was soll denn die ganze Theorie? Ich denke es wird Zeit für einen kleinen Versuch! Zum Testen habe ich mir zwei N64-Konsolen (ein auf RGB-Bildausgabe umgebautes Modell, sowie ein „normales“ N64) hergenommen und das Spiel „Super Mario 64“ eingesteckt – ein Klassiker! 🙂

Fangen wir mit der „normalen“ (nicht modifizierten) N64-Konsole an. Über den „Standardweg“ (also den Anschluss der Konsole über das mitgelieferte Compositekabel) sieht das Bild ziemlich verwaschen aus. Man merkt richtig, dass die Konsole nicht dafür ausgelegt ist das Bild auf einem HDTV auszugeben. Schon irgendwie traurig, an einem Röhrenfernseher würde das gar nicht so auffallen, bzw. vermutlich sogar richtig gut aussehen! 🙁

Der Adapter kann leider nicht zaubern und macht aus dem sowieso schon recht matschigen Bild ein etwas zu helles, stark geglättetes Bild. An und für sich wäre die Ausgabe gar nicht so schlecht, wäre das Seitenverhältnis des originalen Bildsignals (8:7, bzw. 4:3 in der Ausgabe) nicht auf ein Widescreen-Format (16:9) gestreckt worden. So wirken alle Grafiken leider doch recht verzogen.

Fun Fact: Klar, der Vergleich ist nicht ideal, denn dafür müsste ich das Bildsignal mit einer HD Capture Card aufnehmen und nicht vom Fernseher abfotografieren. Seht es mir bitte nach, dass ich mir nicht extra für einen amateurhaften Bildvergleich so ein Teil für 170€ anschaffen möchte – sorry! 😀

Ganz anders sieht die Bildausgabe über die mit einem RGB-Mod versehenen Konsole aus. Das Bild ist schön klar, die Farben kräftig und die Schrift lässt sich ohne Probleme entziffern. Wirklich unfassbar, dass es sich um das gleiche Spiel handelt! Aber wenn man ehrlich ist, dann ist das kein Wunder – schließlich gibt die Konsole ein sauberes RGB-Signal aus und hängt direkt über SCART an einem RGB-fähigen Fernseher, welcher die niedrige Auflösung unterstützt – quasi der Optimalfall! 🙂

Und wie sieht das ganze über die „HDMI-Umleitung“ aus? Der Adapter kann das schöne RGB-Signal prinzipiell ganz gut aufnehmen, in ein 1080p-Signal konvertieren und auch mundgerecht an den TV weitergeben. Einziger Wermutstropfen ist das gestreckte Seitenverhältnis. Das Bild sieht leider immer etwas gestaucht aus – egal welche Auflösung man am Adapter einstellt.

Also fassen wir zusammen: Die gute Nachricht ist, dass der Adapter prinzipiell funktioniert und ich keinen, bzw. kaum Input Lag feststellen konnte. Das Hauptproblem vieler dieser günstigen Adapter (und so auch meines Konverters) ist, dass sie das originale Seitenverhältnis ignorieren und das Bild einfach strecken. Dadurch bekommt man zwar ein „Vollbild“ auf dem HDTV, aber das angezeigte Spiel wirkt meist doch deutlich verzerrt. Das Problem ist, dass der Konverter die originale Auflösung zwingend (auf mindestens 720p) hochskalieren muss um dem HDMI-Standard zu entsprechen und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass das Ausgabegerät (also der Fernseher) auch mit dem Signal umgehen kann – was für ein Teufelskreis! xD

Not so fun Fact: Zu allem Überfluss gibt es einige N64-Spiele (z.B. Donkey Kong 64 oder Banjo-Tooie) welche sogar nativ einen Widescreen-Modus unterstützen. Für einige andere Titel gibt es manchmal die Möglichkeit über ROM-Patches oder GameShark-Codes einen Widescreen-Modus nachzurüsten – aber natürlich nicht für alle. Was soll ich dazu noch sagen, das Chaos ist perfekt! 😀

So ein Mist, da muss es doch noch was Besseres geben! Tatsächlich gibt es noch einige weitere Möglichkeiten, um ein möglichst gutes Bildsignal von Retro-Konsolen auf HDTVs zu zaubern. Der Platzhirsch unter den sog. „Upscalern“ ist mit Sicherheit der „Framemeister xRGB-mini“. Dieses japanische Wunderkästchen ist gerade für geringe Auflösungen im Vollbildverfahren (progressive scan) für Retro-Freaks ein absolutes Muss. Kleiner Hinweis für alle, die sich so ein Gerät anschaffen möchten: Neben dem Gerät wird für europäische Konsolen ein spezieller SCART-Adapter benötigt. Das größte Problem des Framemeisters ist die Verfügbarkeit (das Gerät wird mittlerweile nicht mehr hergestellt) und der damit verbundene, extrem hohe Preis von mehreren hundert Euro! 🙁

Not so fun Fact: Aktuell findet man mit Glück solche Geräte für 400-500€ am Markt, allerdings haben einige Modelle auch schon für fast vierstellige Summen den Besitzer gewechselt – absolut irre!

Ich will an dieser Stelle nicht wieder in ellenlange technische Erklärungen abdriften, aber einen kleinen Einwurf müsst ihr mir noch gestatten. Während NTSC-Konsolen im Vollbildverfahren (geringere Auflösung, höhere Frameraten von 30FPS durch 60Hz) arbeiten, verwenden europäische PAL-Konsolen das Halbbildverfahren (interlaced). Das bedeutete für uns in Europa lebende Konsolenjünger zwar eine etwas höhere Auflösung, dafür aber dank der 50Hz eine geringere Framerate von 25FPS. Einige ältere PAL-Konsolen können durch technische Modifikation dazu überredet werden auch ein 60Hz-Progressive-Signal auszugeben. Das ist aber nicht immer der Fall und darum müssen wir uns mit diesen ganzen blöden Auflösungen und Signalen rumärgern! 😀

Doch jetzt schnell zurück zu den Upscalern. Neben dem Framemeister gibt es mit dem „OSSC“ (Open Source Scan Converter) eine weitere, etwas günstigere Alternative. Das Gerät wird häufig in Form von DIY-Kits angeboten und wurde explizit für Retro-Spielkonsolen entwickelt. Ziel der Entwickler war es, ein quelloffenes Gerät ohne Input Lag (Latenz) zu einem vernünftigen Preis zu erschaffen. Der OSSC ist ein äußerst solider Upscaler, aber wie jedes Gerät hat das Teil Vor- und Nachteile. Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er 150€ für einen Bausatz ausgeben möchte.

Fun Fact: Ein Vorteil des OSSCs im Vergleich zum Framemeister ist, dass das Gerät zusätzlich einen VGA-Eingang bietet, welcher für eine Hand voll Konsolen (z.B. Xbox 360, Dreamcast) verwendet werden kann. Ein Nachteil ist, dass die Konfiguration des Geräts nicht ganz trivial ist und es zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten zu beachten gibt – so wie bei fast jedem Open Source Projekt! 😉

Hm, warum funktionieren diese speziellen Upscaler eigentlich besser, als ein stinknormaler HDMI-Konverter? Zum einen wurden diese Geräte gezielt auf die Bildsignale von Retro-Konsolen optimiert (Latenz, Farbraum, Auflösungen), andererseits kommen spezielle Algorithmen und Verfahren (z.B. Linedoubling via Scanlines) zum Einsatz, welche das Bild noch weiter verbessern sollen! 🙂

Einfach gesagt wird das Ausgabesignal entsprechend „aufgearbeitet“ und dem Benutzer werden zig Optionen (z.B. Filter) an die Hand gegeben, die Optik nach eigenem Geschmack anzupassen.

Was aber klar ist: Sofern bereits ein minderwertiges Bildsignal (also nur Composite, kein RGB) aus der Konsole kommt, kann auch der beste Upscaler der Welt nicht helfen. Im Endeffekt muss man – sofern man glaubt das wirklich zu brauchen – in den sauren Apfel beißen und die entsprechenden Lieblingskonsolen mit einem RGB-Mod versehen (lassen). „Wer schön sein will, muss leiden“! 😛

Stop – nicht schon wieder abdriften – zurück zu den Geräten. Weitere Upscaler im Bunde sind die Modelle der Firma „RetroTINK“. In der kleinsten Ausbaustufe (2X-Pro) kann der Scaler nur Composite-, Component- und S-Video-Signale konvertieren, allerdings ist die Handhabung dafür extrem einfach und trotzdem liefert der Scaler sehr gute Ergebnisse (ohne Input Lag). Somit ist es das ideale Gerät für Leute, die sich nicht weiter mit den Themen „RGB“, „spezielle Kabel“ sowie dem „Umbau von Konsolen“ beschäftigen wollen! Mit 150€ ist es auch eine vergleichsweise günstige Option. Ich weiß – auch das ist noch ganz schön viel Geld, aber es ist schon mal deutlich günstiger als die 500€, die man für einen Framemeister berappen müsste! 😉

Fun Fact: Für Leute, die bereits (umgebaute) Konsolen haben, welche ein RGB-Signal über SCART ausgeben wird extra eine „2X-SCART“-Version angeboten, welche RGB unterstützt. Ein schönes Gerät, aber dank dem eingeschränkten Funktionsumfang erscheint es mir für 100€ fast etwas zu teuer.

Das Flaggschiff der RetroTINK-Geräte ist eindeutig das Modell „5X-Pro“. In diesem schicken Scaler wurden alle Funktionen bisheriger Geräte vereint und es kann mit so ziemlich jedem Signal umgehen. Weiterhin bietet es ein paar coole Optimierungsmöglichkeiten (Scanlines oder Filter) um das Beste aus dem Bildsignal der Konsole herauszuholen. Alles in allem wirklich ein cooles Teil, aber für umgerechnet ca. 350€ ist es leider auch eine gewaltige Investition. Da kann man sich schon fast überlegen, ob man nicht doch gleich zum noch etwas teureren Framemeister greift.

Not so fun Fact: So langsam bekomme ich den Eindruck, dass das ein teures Hobby ist! 😀

Möchte man sich keinen teuren Upscaler zulegen, kann man auch versuchen, seinen Lieblings-Retro-Konsolen ein hübsches Bild mit Hilfe von speziellen Adapterkabeln zu entlocken. Einige Hersteller haben diesen Nischenmarkt entdeckt und entsprechende Adapter oder Kabel hergestellt. Beispiele hierfür sind z.B. das „RAD2x“-Kabel. Damit lassen sich einige Nintendo-Konsolen (SNES, N64 und GameCube) sehr bequem und mit gutem Ergebnis (ohne Latenz) über HDMI anschließen. Leider sind die Teile recht selten verfügbar und trotzdem benötigt man auch hier mehrere Kabel, sofern man Konsolen mehrere Hersteller hat (z.B. Sega Mega Drive oder Sony Playstation Konsolen). Für weitere Konsolen (z.B. Neo Geo oder PC Engine) gibt es dann nochmal zusätzliche Adapterkabel, welche sich an ein RAD2x-Adapterkabel anschließen lassen. Was für ein Kabelsalat! 😀

Eine Alternative zum RAD2x-Kabel ist der „EON Super 64“-Adapter, welcher zum Anschluss eines N64 an einen HDTV verwendet werden kann. An und für sich ist der Adapter schon in Ordnung, da er auch ohne Input Lag arbeitet und extrem einfach (ohne viel Konfiguration) handzuhaben ist. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Das Ausgabesignal einer N64-Konsole mit RGB-Mod ist noch einen Tick besser (als das über den Adapter konvertierte S-Video-Signal) und andererseits werden unterschiedliche Versionen des Adapters für PAL- oder NTSC-Konsolen benötigt. Zu guter Letzt ist leider auch der Preis für das Ding extrem hoch. Würdet ihr 150€ für einen Adapter ausgeben, welcher ausschließlich an einer Konsole (dem N64) funktioniert – nein danke! 😀

Auch von der Firma HD Retrovision gibt es im Preisbereich zwischen 30€-70€ unterschiedliche Komponentenkabel, welche sich entweder direkt (oder z.B. über einen RetroTINK 2X-Pro) an einem HDTV anschließen lassen. Die Kabel sind definitiv nicht schlecht, aber meiner Meinung nach ist der Unterschied im Vergleich zu alternativen Komponentenkabeln (z.B. für GameCube, Xbox oder Wii) nicht so groß, dass es den Preis für mehrere dieser Kabel rechtfertigen würde.

Hat man keine Lust auf den ganzen Kabelsalat besteht mittlerweile sogar die Möglichkeit, die Retro-Konsolen so zu modifizieren, dass sie direkt mit einem HDMI-Port ausgestattet werden. Leider kosten entsprechende Bausätze häufig schon weit über hundert Euro und ein fertig gemoddetes System meist zwischen 200-500€ – pro Konsole wohlgemerkt! Das sind alles Lösungen für absolute Freaks, die – neben den ganzen Konsolen – auch einen richtig dicken Geldbeutel benötigen! Mir persönlich ist es das definitiv nicht wert, da investiere ich mein Geld lieber in Bier und gutes Essen! 😀

Puh, was für eine Odyssee! Und dabei sind wir doch „nur“ auf der Suche nach einer einfachen und kostengünstigen Möglichkeit, die Retro-Konsolen in halbwegs akzeptabler Qualität an einen modernen TV anzuschließen. Kann das wirklich so schwer sein?

Ob es nicht doch noch eine andere, etwas günstigere Lösung gibt? Mehr dazu beim nächsten Mal! 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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