#241 – el commodore – XV – WiC64

Es ist schon gefühlt eine Ewigkeit her, dass wir uns in (in den Artikeln 142 bis 155) mit dem Commodore 64 samt seiner ganzen Hardware-Erweiterungen beschäftigt haben!

Eigentlich wollte ich die Reihe rund um den Kult-Retro-Computer auch schon längst abschließen, aber wie es immer so ist, bin ich durch Zufall über zwei nette Projekte für den C64 gestolpert, welche wir definitiv noch angehen sollten! 😉

Anfangen möchte ich mit dem „WiC64“, einem WiFi-Steckmodul für den C64. Moment, was?! 😀

Tja Leute, was soll ich sagen, das ist kein Witz! Mit diesem interessanten Stück Hardware lassen sich einige ältere Commodore-Rechner (VC 20, SX64, C64, C128) mit dem Internet verbinden! Wie das funktionieren soll und was man damit alles anstellen kann schauen wir uns heute gemeinsam an! 🙂

Fangen wir vielleicht am besten gleich mal mit der Hardware an. Das WiC64 wird in Form eines Bausatzes für knapp 30€ vertrieben. Das Modul verspricht durch die parallele Anbindung an einen 8-Bit breiten Datenbus Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 20kB pro Sekunde – abgefahren! 😉

Fun Fact: Das entspricht ungefähr der Geschwindigkeit, welche man beim Surfen in den entlegensten Ecken der Welt auf seinem Smartphone zu Gesicht bekommt. Kein Witz – jeder von euch hat bestimmt schon diese Erfahrung gemacht, wenn er irgendwo am Arsch der Welt war und „nur Edge hat“! 😀

Nanu, da kann man ja gar nichts erkennen! Ich denke wir sollten die Teile erst mal auspacken. Ob uns viel Arbeit erwartet?

Ich kann euch beruhigen – richtig viel gibt es nicht zu tun, denn die Platine ist bereits mit allen Bauteilen bestückt und der verwendete ESP32-Mikrocontroller hat auch bereits die aktuellste Firmware aufgespielt.

Lediglich der Userport-Stecker (zum Anschluss an den C64) muss auf beiden Seiten der Platine verlötet werden. Damit das leichter klappt, können die einzelnen Pins des Steckers etwas in die Mitte gebogen werden.

Ist das erledigt, müssen nur noch der Mikrocontroller sowie das OLED-Display aufgesteckt werden.

Fertig ist unser WiC64! 🙂

Fun Fact: Optional kann das Teil noch mit einem weiteren kleinen WLAN-Chip des Typs „ESP-01“ bestückt werden. Damit könnte man „live“ die Ein- und Ausgabedaten zwischen dem C64 und dem

ESP32 beobachten. Ich denke das ist eher für Entwickler interessant, ich verzichte darauf erst mal! 😉

Soweit so gut, und was können wir mit dem Ding jetzt machen? Laut Anleitung können damit einfache Anwendungen wie z.B. das Synchronisieren der Uhrzeit mit einen NTP Zeitserver über das Internet oder auch etwas komplexere Dinge wie z.B. das Laden von Daten und Programmen von Webservern oder aus PHP-Skripten bis zu komplexem Chat und Messagesystemen sein. Klingt gut, doch wie geht das alles?

Als erstes sollten wir uns mal die Funktion der Taster zu Gemüte führen. Am wichtigsten ist der an der Seite unten angebrachte Knopf, denn über diesen wird ein Reset am C64 ausgelöst. Möchte man den Controller selbst neu starten, drückt man einfach den darüber liegenden Knopf auf dem ESP32.

Fun Fact: Die anderen beiden Knöpfe (oberer Taster sowie zweiter Knopf auf dem Mikrocontroller) werden für Sonderfunktionen (Deaktivieren der Aktivitäts-LEDs sowie Deaktivieren des WiC64) verwendet. Apropos LEDs: Gelb und Rot sind nur zur Fehlerdiagnose, interessant ist die grüne LED. Leuchtet diese, schickt der C64 gerade Daten an den Mikrocontroller. Ist sie aus werden Daten vom ESP32 an den C64 geschickt. Gut zu wissen! 🙂

Um das WiC64 auszuprobieren, schließen wir es einfach am Userport des C64 an:

Sobald wir den Strom des Computers anschalten, startet auch das WiC64:

Zum Betrieb wird eine Software namens „WiC64 Portal Launcher“ benötigt, welche man von der Webseite des Projekts herunterladen kann. Ebenso macht es Sinn, sich die Programme zum Setzen der WLAN-Einstellungen herunterzuladen. Um die Tools auf den C64 zu bringen, habe ich das SD2IEC aus Artikel 152 rausgekramt, die Programmdateien auf die SD-Karte gepackt, das Teil samt SD-Karte am C64 angeschlossen und den Filebrowser des SD2IEC geladen.

Das Einrichten des WLANs gestaltet sich denkbar einfach. Mit dem Tool „WLAN-Scanconfig“ kann man nach verfügbaren Netzwerken scannen, eins auswählen, den Netzwerkschlüssel eingeben und schon erhält das WiC64 eine IP-Adresse und kann sich mit dem Internet verbinden.

Leider verliert das WiC64 in unserem Fall sofort wieder die Verbindung. Ich vermute es liegt daran, dass ich im letzten Eck vom Dachboden einfach keinen guten Empfang habe. Wird Zeit, mit dem C64 in den Keller umzuziehen. Da steht passenderweise auch gleich der kleine Röhrenfernseher aus Artikel 224 als Bildschirm zur Verfügung. Der passt rein optisch schon viel besser zum Commodore Rechner als so ein neumodischer Fernseher! 😉

Fun Fact: Die Zahl hinter der SSID (im Bild rot eingekreist) verrät die Empfangsstärke des WLANs. Je niedriger der Wert, desto besser ist die Signalstärke.

Jetzt können wir endlich den „Portal Launcher“ aufrufen, quasi das „Tor“ zum Internet! 🙂

Fun Fact: Es ist schon bizarr. Auf dem alten Röhrenfernseher sieht (nicht nur) das Bild vom C64 deutlich besser aus als auf einem Flachbildschirm, aber es ist nahezu unmöglich das halbwegs abzufotografieren! Ihr müsst mir einfach glauben, wenn ich euch sage, dass es so ist! 😛

Um Online-Dienste zu nutzen, müssen wir einen Account anlegen. Normalerweise bin ich kein Fan von so etwas, aber im Fall vom C64 will ich mal eine Ausnahme machen. 😉

Schnell ist der retrololo-Account angelegt und wir können auf unser Dashboard zugreifen. Von hier aus kann man online spielen, chatten oder sogar im Internet surfen.

Fun Fact: Mich erinnert das fast an eine frühe Form des Internets oder gar des BTX-Netzwerks. Das war so eine Art „Internet im Videotext“ 😀

Als erstes sollten wir mal probieren, ob wir wirklich online spielen können. Hierfür habe ich im „Highscore-Modus“ das Spiel „Giana Sisters“ ausgewählt und den ersten Level gespielt. Schon irgendwie cool – fühlt sich fast wie ein Online-Flashgame an – nur eben in „retro“! 🙂

Fun Fact: Ich habe es sogar auf Platz eins in die Tages-Highscore-Liste geschafft, allerdings sieht es so aus als hätte auch kein anderer das Spiel gespielt! 😀

Zukünftig soll es auch einen Online-Multiplayer-Modus geben, dieser befindet sich aber noch in der Entwicklung. Kein Wunder, das WiC64 ist noch ein recht neues Gerät, für welches eben erst Software gestrickt werden muss. Immerhin – mit „Multorio“ ist ein einfaches Artillery-Spiel am Start, welches bereits Stand heute über Internet funktioniert. Jetzt bräuchte ich nur einen zweiten Mitspieler! 😀

Unter dem Menüpunkt „C/Place Pixel Project“ findet sich ein interessantes Gruppenprojekt, bei welchem jeder WiC64-Nutzer einen Pixel (max. jede drei Minuten) auf eine Fläche setzen darf, um so ein von der Community erstelltes Pixel-Art-Bild zu erstellen.

Da das erstellte Bild aktuell schon recht gut aussieht, habe ich drauf verzichtet einen weiteren Pixel zu setzen – ihr wisst wie gut ich mit Grafiken bin. Nicht! 😀

Es gibt sogar ein Chat-Programm, mit dem man sich mit anderen WiC64-Benutzern austauschen könnte. Leider sieht es so aus als wäre ich gerade der einzige angemeldete Benutzer. Kein Wunder, an einem Dienstagnachmittag bei über 30 Grad sitzen wohl nicht viele Leute vor ihrem C64! xD

Fun Fact: Ich habe keine Ahnung, wann dieser Beitrag veröffentlich wird, aber anhand solcher „Wetterdaten“ fällt auf, wie lang die Blogartikel häufig in der Mache sind – oder wie lange sie schon „auf Halde“ liegen und auf ihren Upload warten! 😛

Natürlich lassen sich zahlreiche Informationen aus dem Netz holen. Das fängt bei so einfachen Dingen wie der Uhrzeit oder Highscore-Listen an, aber man kann sich z.B. über einen News-Feed auch die aktuellen Nachrichten von Tagesschau.de anzeigen lassen – abgefahren! 😀

Standesgemäß gibt es natürlich auch ein Internet-Radio mit verschiedenen Sendern. Die einzelnen Stücke sind dabei keine Kracher aus den Charts, sondern alles Chiptunes welche mit dem Soundchip des C64 (SID) abgespielt werden können!

Neben den im WiC64-Portal enthaltenen Programmen lassen sich auch externe Anwendungen, welche von der Online-Konnektivität des WiC64 Gebrauch machen, herunterladen und verwenden. Ein interessantes Beispiel ist „C6Maps“, eine Art „Google Maps“ für den C64! 😀

Das Projekt ist so verrückt, dass ich es erst nicht glauben konnte, aber es funktioniert tatsächlich. Der Zugriff erfolgt dabei vom C64 auf einen Zwischenserver, welcher sich die Daten von Google Maps holt. Man kann Adressen suchen, sich die Straßenkarte ansehen oder im hybriden Modus sogar die Bauwerke erkennen. Ich trau es mich ja fast nicht zu sagen, aber sogar Google Street View läuft und man kann sich Bilder der jeweiligen Orte und Gebäude ansehen – absolut krank! 😀

Fun Fact: Für alle Neugierigen unter euch – nein, das ist nicht mein Haus! 😉

Wahnsinn! Ich denke damit sollten wir das gute Stück erst mal wieder beiseitelegen, sonst wird der Beitrag wird unnötig lang. Ach ja, bevor ich es vergesse – für gerade mal 5€ habe ich zusätzlich ein 3D-Druck-Gehäuse samt Aufkleber erworben – das ist ja fast geschenkt! 🙂

Die Verkleidung ist schlicht, erfüllt aber gut ihren Zweck. Das OLED-Display wird durch einen kleinen Turm abgestützt, damit es möglichst gerade im Gehäuse sitzt. Auf der Vorderseite wird der Sticker angebracht, damit man immer auf Anhieb weiß, welcher Taster für welche Funktion gut ist! 🙂

Um die aufleuchtenden LEDs (welche recht tief im Gehäuse sitzen) auch von außen besser erkennen zu können, kann man ein paar kurze Stücke Lichtleiter (Durchmesser 3mm) in die drei runden Vorrichtungen stecken. Ich selbst habe die Teile für ein paar Euro auf eBay erworben, aber theoretisch lässt sich jeder beliebige Lichtwellenleiter (z.B. ein Glasfaserkabel) verwenden.

Fertig! Alles in allem ist das WiC64 ein feines Teil, welches dem C64 das Tor ins Internet öffnet. Die Einsatzszenarien dieses kleinen WLAN-Adapters sind theoretisch unbegrenzt: Eigene Server hosten, Online-Spiele entwickeln, Webanwendungen basteln, Daten aus dem Netz abrufen, etc. Bleibt abzuwarten, welche verrückten und interessanten Projekte die Community mit dem Ding umsetzt. Ich für meinen Teil bin echt gespannt, was da noch alles an Anwendungen entstehen wird! 🙂

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

Write a comment