#166 – Nintendo DS Macro

Nanu? Was ist das denn für ein trauriger Haufen?

Ach ja, das sind ja die Überbleibsel des „geschlachteten“ Nintendo DS, welchen wir in Artikel 164 als Organspender (Display) für unseren Game Boy Macro XL missbraucht haben! 😉

Hm, mal überlegen – ob sich mit den Resten auch noch etwas Sinnvolles anstellen lässt? Natürlich könnte ich daraus nochmal einen Game Boy Macro XL bauen, aber wo wäre da der Sinn? Nein, ich denke wir sollten heute noch einen Schritt weitergehen und versuchen einen Nintendo DS zu bauen, mit dem sich – trotz nur einem funktionsfähigen Bildschirm – auch noch DS Spiele spielen lassen. Ja, richtig gehört! 😀

Im Endeffekt ist ein Großteil des Umbaus gleich wie beim Macro XL, nur soll eben die Nintendo DS Funktionalität des Geräts erhalten bleiben, also quasi ein Nintendo DS Macro. Doch wie soll das gehen, mit nur einem Bildschirm? Nun, die Idee ist es, einen Schalter zu verbauen um den Inhalt beider Bildschirme auf nur einem Display je nach Spielsituation flexibel hin- und her zu schalten. Klingt abgefahren, ob wir das hinbekommen? Fangen wir erst mal mit etwas Einfachem, bzw. Bekanntem an. Das Oberteil lässt sich diesmal sehr leicht entfernen – schließlich sind die Scharniere ja eh schon gebrochen! 😀

Wie man einen DS auseinander baut, haben wir ja jetzt lange genug geübt – ich denke ich kann mir an der Stelle weitere Ausführungen sparen.

Analog dem Game Boy Macro, müssen wir die Konsole erst mal überreden, überhaupt mit nur einem Bildschirm zu starten. Gut, dass ich noch einen zweiten 330 Ohm Widerstand herumliegen hatte! 😀

Not so fun fact: Beim Löten ist mir das Lötpad für LEDA2 abgerissen, bzw. es ist von selbst (schon durch leichtes Erhitzen) einfach abgefallen. Materialermüdung oder eigene Unfähigkeit? Schwer zu sagen. Wie dem auch sei, ich musste den Widerstand an einem sehr kleinen Testpunkt (ca. 0,3mm groß) darunter befestigen. Gar nicht so einfach, zumal meine Hände auch nicht ruhiger werden, wenn etwas schief geht… Ich glaube ich werde zu alt für so Quatsch… 😀

Ebenso muss auch wieder ein Lautsprecher verlötet werden – schon klar, alles kalter Kaffee.

Fun Fact: Kleiner Tipp für alle die selbst mal so etwas basteln wollen – cool bleiben, auch wenn mal was schiefgeht. Ich weiß das ist leichter gesagt als getan, aber in den meisten Fällen lässt sich das Problem mit genügend Geduld und einem kühlen Kopf wieder beheben. Manchmal auch nicht, dann ist die entsprechende Platine für die Tonne. Mal gewinnt man, mal verliert man… 🙂

Bisher sind wir auf dem besten Weg einen zweiten Game Boy Macro XL zu bauen, oder? Keine Angst, jetzt wird es interessanter. Nun müssen wir uns nämlich um den Schalter-Mechanismus kümmern. Augen auf, denn jetzt geht es ganz nah an die Platine heran…

Die interessante Stelle befindet sich am rechten unteren Rand, direkt bei den Steckern für die Flachbandkabel des Bildschirms:

Und zwar muss nach folgender Anleitung eine winzige Leiterbahn (Trace) in der Nähe des Flachbandkabelsteckers bei der Kennzeichnung P6 unterbrochen werden – definitiv kein leichtes Unterfangen! Vielleicht gibt es bessere Möglichkeiten, aber ich habe das mit dem feinsten Teil der Spitze eines Cutter-Messers gemacht:

Puh, geschafft. Ich glaube das kommt auf den Fotos leider gar nicht so gut rüber, aber ihr könnt euch nicht vorstellen wie klein das ganze ist. Hier mal ein Versuch die Größe mit Hilfe eines 10 Cent Stücks zu verdeutlichen…

Fun Fact: Ich hatte es nicht zur Verfügung, aber ich kann euch nur empfehlen mit einer Lupe oder einem Mikroskop zu arbeiten. Das ist eine sehr filigrane Arbeit, bei der verdammt viel schiefgehen kann, wenn man auch nur einen halben Millimeter danebenliegt!

Und jetzt? Warum haben wir jetzt eigentlich die Leiterbahn zerstört? 😀 Keine Panik, ich erkläre es euch. Die Idee ist, das Signal beider Displays (oberes und unteres Bild) mit einem Schalter zu schalten und an den Bildschirm weiterzugeben. Damit das klappt muss an die Lötpunkte DCLK1 und DCLK2 jeweils ein Kabel angebracht werden.

Fun Fact: Ich habe hierfür die kleinen Antennenkabel aus dem DS-Oberteil recycelt. Eine klassische Win-win-Situation – weniger Müll und keine Materialkosten! 🙂

Dann kommt der mit Abstand schwierigste Teil des Umbaus, denn nun müssen wir es irgendwie schaffen, an dem Kontakt, bei welchem wir die Verbindung zum Mainboard unterbrochen haben, ein Kabel zu befestigen. Uff – da habe ich mich vorhin doch glatt über den kleinen Testpunkt (oder die Mini-Leiterbahn am Punkt P6) beschwert. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass das schlimmste mir noch bevorstehen würde. Alleine den richtigen Kontakt am Flachbandkabelstecker ausfindig zu machen ist schon schwierig, weil das alles so winzig ist…

Fun Fact: Ernsthaft – nicht mal meine Digitalkamera konnte so nah auf die Platine zoomen. Ich musste für einige Aufnahmen etwas weiter weggehen und mit den Lichtverhältnissen herumspielen um überhaupt ein halbwegs anständiges Bild knipsen zu können – verrückt! 😀

Und wie befestigen wir das Kabel jetzt? Es hat mich viele Nerven gekostet und letztendlich habe ich es nur nach mehreren Versuchen mit etwas Flussmittel und extrem ruhigen Händen geschafft. Zur Sicherheit habe ich das Kabel und auch den Kontakt mit etwas Heißkleber befestigt – ich weiß, nicht gerade Ideal, aber eine bessere Lösung war einfach nicht machbar. Selbst dabei muss man aufpassen, keinen Kleber in den Stecker zu bekommen, sonst kann man die Platine in den Müll werfen. 😀

Fun Fact: Für alle Klugscheißer die jetzt sagen man hätte das Kabel ja auch am Punkt P6 festlöten können: Das geht leider nicht, denn dann bleibt die Verbindung zu anderen Komponenten auf der Platine erhalten und der Bildschirm zeigt Pixelfehler an. 😉

Mann, was für ein Kabelsalat! 😀

Um zu testen, ob der Umbau technisch gesehen funktioniert, habe ich den Bildschirm angeschlossen und die Platine in die Gehäuseunterseite verfrachtet um die Batterie einzulegen. An die Enden der drei Kabel habe ich einen kleinen Schalter gelötet. Betätigt man diesen wird tatsächlich das Bild umgeschaltet – ich fass es nicht, es funktioniert! Echt geil! 🙂

Fun Fact: Richtig viel können wir hier leider noch nicht erkennen. Das liegt zum einen dran, dass die Bilder recht dunkel sind (:P) und andererseits müsste der DS erst wieder (nachdem die Batterie entfernt wurde) sauber eingerichtet und ein Spiel gestartet werden. Wir vertrauen jetzt einfach mal darauf, dass das so passt… 😉

Ich denke damit sollten wir die Platine erst mal beiseitelegen und uns etwas um das Gehäuse kümmern. Schließlich ist dieses sowas von dreckig. Auch die ganzen Knöpfe und Zubehörteilchen haben schon bessere Tage gesehen.

Ich befürchte wir kommen nicht um eine Reinigung drum herum. Also – Zahnbürste und Spülmittel ausgepackt und los geht’s! 🙂

Anschließend müssen wir die Teile gut trocken lassen, wäre ja blöd wenn Wasser mit der fragilen Technik in Kontakt kommen würde.

Um Platz für den Lautsprecher zu machen muss das Gehäuse wieder etwas bearbeitet werden. Mit einem beherzten Kniff mit der Zange lassen sich die unnötigen Plastikteilchen problemlos abbrechen. Anschließend habe ich auch wieder Löcher ins Gehäuse gebohrt, damit der Sound nach außen dringen kann und nicht vom Gehäuse gedämpft wird.

Schwieriger wird es diesmal mit der Oberseite, denn leider sind die Scharniere ja schon gebrochen und so kann ich nicht einfach (wie in Artikel 164) eine Eisenstange dazwischen packen! 😛 Spätestens an dieser Stelle muss man sich Gedanken machen, an welcher Stelle man in dem – sowieso schon recht vollgepackten – Gehäuse den Schalter später unterbringen will. Gar nicht so einfach, da noch ein Plätzchen zu finden!

Und wie bekommen wir überhaupt die Scharniere abgeschliffen? Da hilft nur eins – viel Geduld, ein paar verschieden große Feilen und etwas Schleifpapier. Mein Ziel war es eine möglichst glatte Oberfläche zu schaffen, sodass wir diese später irgendwie überdecken können.

Fun Fact: Echt schön mal wieder richtige Handarbeit zu machen, so ganz ohne Power-Tools! Dafür hat es gefühlt ewig gedauert, aber das macht mir nichts aus. Solche „stupiden“ Arbeiten können (in Kombination mit einer Feierabend-Hopfenkaltschale) extrem entspannend sein find ich! 🙂

Natürlich müssen wir auch noch etwas Platz für den Schalter schaffen. Dafür habe ich ein Loch gebohrt und die Kanten etwas ausgefeilt:

Nun können wir uns dranmachen, den DS wieder zusammenzubauen. Eigentlich kein Thema, oder?

Fun Fact: Ein klarer Vorteil des DS Macro im Vergleich zum Game Boy Macro XL ist, dass man damit nicht nur GBA-Spiele, sondern auch (die eigentlich dafür vorgesehenen) Nintendo DS Spiele spielen kann. Was du nicht sagst! 😛 Ein kleiner Nachteil ist allerdings, dass dadurch der Touchscreen, der einfach auf das untere Display geklebt ist, erhalten bleiben muss, sonst lässt sich eine Vielzahl an DS-Spielen (welche die Touch-Funktion benötigen) nicht mehr steuern. Der Game Boy Macro XL Umbau braucht den Touchscreen nicht und hat dementsprechend ein etwas klareres Bild. Man kann eben nicht alles haben! 🙂

Das dachte ich auch, doch leider wollten die Gehäusehälften noch nicht so ganz zusammenpassen. Kein Wunder, schließlich haben wir ja auch deutlich mehr Zeug (Lautsprecher, Schalter, Kabel, Widerstand, Heißkleber) als eigentlich vorgesehen mit in das Gehäuse gepackt! 😀

Um dem Problem entgegenzuwirken habe ich die Kabelführung etwas optimiert und die Durchführung für den Schalter noch weiter abgeschliffen.

Nun steht einem Zusammenbau nichts mehr im Weg. Natürlich habe ich den DS gleich gestartet und die Konfiguration nach dem Einlegen der Batterie durchgeführt um zu prüfen ob das Teil noch läuft.

Fun Fact: Diesmal war die Positionierung des Lautsprechers nicht ganz so einfach, denn ich konnte die Führungsschiene, welche den Stylus hält, nicht ausbauen (wie im Fall des Game Boy Macro), da wir den Stift ja weiterhin zur Bedienung von DS-Spielen benötigen!

Um die hässliche Stelle über dem Display zu überdecken habe ich mir einfach ein kleines Logo erstellt und auf Aufklebepapier ausgedruckt. Die Aussparung für den Schalter habe ich mit einem Cutter-Messer eingeritzt.

Fertig! 🙂

Die Umschalt-Mechanik ist wirklich cool! Je nach Spielsituation kann man so zwischen den Bildern hin- und herschalten, hier am Beispiel von „Phoenix Wright: Ace Attorney“ demonstriert. Sofern ein Spiel beide Bildschirme gleichzeitig benötigt wird es natürlich schwierig, aber hey – irgendeinen Tod muss man sterben. Allemal besser, als die DS-Teile („Überbleibsel“) in den Müll zu werfen! 😉

Durchatmen – endlich geschafft. Auch wenn es nicht nach viel aussieht hat mich das Projekt mehrere Abende gekostet und im Nachhinein kann ich getrost sagen, dass mich der DS an die Grenze meiner Fähigkeiten gebracht hat. Das gilt sowohl für den eigenen Skill als auch für die verwendeten Werkzeuge. Vermutlich bräuchte man für solche Umbauten eine viel bessere Ausrüstung und/oder im dümmsten Fall sogar eine entsprechende Ausbildung. Umso stolzer bin ich, dass ich es auch hinbekommen habe. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass das der erste und letzte „Nintendo DS Macro“ war – das halten meine Nerven einfach nicht mehr aus! 😉

In diesem Sinne, ich bin dann mal weg und gönn mir jetzt noch einen etwas leichter verdaulichen Nintendo DS! 😉

Ciao!

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