Beim Durchwühlen der Elektroschrott-Kiste nach Ersatzteilen habe ich durch Zufall folgendes Exemplar einer defekten Mehrfachsteckdose gefunden:
Wieso fristet das Teil ein trauriges Dasein im Schrott? Nun, der verbaute Schalter scheint defekt zu sein und funktioniert nicht mehr zuverlässig. Dementsprechend ist das Ding mehr oder weniger unbrauchbar, da kein Strom mehr an den einzelnen Dosen ankommt! 🙁
Hm, vielleicht können wir das Teil noch retten oder zumindest etwas Sinnvolles damit anstellen? Ich denke als erstes sollten wir mal versuchen die Steckdosenleiste aufzuschrauben…
Nanu? Was sind das denn für Schraubenköpfe? So etwas habe ich ja noch nie gesehen!
So ein Mist! Das sind spezielle Sicherheitsschrauben für die es nicht mal richtige Bits zu kaufen gibt. Und selbst wenn wäre so ein Bit vermutlich zu breit um in die schmale Öffnung einzutauchen. Optimisten könnten jetzt sagen, das ist ein „Sicherheitsfeature“, damit Kinder (oder neugierige retrololos) nicht auf die Idee kommen die Leiste zu öffnen. Böse Zungen könnten behaupten es ist Absicht der Hersteller um keine Reparaturen durchführen zu können und unter Umständen den innenliegenden Pfusch (dünne Leitungen, schlecht gelötete Verbindungen) zu verbergen!
Ich sehe schon – wir müssen mal wieder basteln. Um diese bescheuerten Schrauben letztendlich zu lösen, habe mir aus einem Innensechskant (war mal bei einem IKEA-Produkt zum Aufbau mit dabei) einfach einen eigenen Schlüssel gefräst. Dank Akkuflex und ein paar Feilen ist das kein Problem! 😉
Sicher – das selbstgemachte Bit ist nicht perfekt geworden, aber es erfüllt tatsächlich seinen Zweck und wir können die Spezialschrauben damit lösen! 🙂
Aha – und da haben wir ja auch schon den Übeltäter! Ich könnte mir vorstellen, dass man den Schalter vermutlich sogar recht einfach reparieren könnte, doch leider ist mir beim Öffnen ein Metallteil (einer dieser Mini-Kontaktpunkte) abhandengekommen…
Dementsprechend habe ich den kaputten Schalter gleich ganz ausgelötet. Für eine einfache Mehrfachsteckdose braucht man das Ding sowieso nicht! 😉
Doch was jetzt? Theoretisch könnte man die Zuleitung einfach mit den Dosen verbinden und die Steckdosenleiste ohne Schalter verwenden, aber dann müsste das klaffende Loch auf der Oberseite ja irgendwie gestopft werden…
Ich habe mich im Haus umgesehen, ob ich nicht etwas Geeignetes finde, was ungefähr in die Öffnung, an der sich der Schalter befunden hat, passen könnte. Letztendlich ist mir diese runde USB-Netzteil in die Hände gefallen:
Eigentlich keine schlechte Idee die Steckdose um einen USB-Port z.B. zum Betrieb elektronischer Basteleien oder zum Laden des Handys zu erweitern. Jetzt müssen wir es nur noch schaffen das blöde Stecknetzteil zu öffnen…
Gar nicht so einfach sag ich euch! Mit viel Geduld (und etwas Gewalt) habe ich das Ding dann doch noch aufbekommen. Zugegeben – ich hatte etwas Hilfe von der Akkuflex! 😉
Um zu testen, ob bei dem brachialen Öffnungsversuch die Innereien beschädigt wurden, habe ich ein Stromkabel angelötet und versucht ein Smartphone zu laden – funktioniert noch! 🙂
Fun Fact: Vermutlich ist das ein guter Zeitpunkt darauf hinzuweisen, dass man bei solchen Basteleien mit Strom extrem vorsichtig sein sollte. Gerade so offene Leitungen vor dem Netzteil sind echt gefährlich und sollten nie und nimmer einfach so durch die Gegend fliegen. Ebenso sind das Arbeiten die nur von Elektrofachkräften ausgeführt werden sollten. Also Kids – don’t try this at home! Das gilt ganz besonders für dich, lieber retrololo: „Finger weg“! 😛
Bleibt eigentlich nur noch die Frage zu klären, wie wir das Netzteil im Gehäuse befestigen. Hierfür habe ich die Steckdose erst mal in ihre Einzelteile zerlegt. Schon irgendwie lustig wie einfach das ganze Konstrukt eigentlich aufgebaut ist. Etwas Plastik, ein paar Metallschienen und Drähte und fertig ist eine Mehrfachsteckdose! 😀
Was mir augenscheinlich auffällt ist die „interessante“ Qualität der einzelnen Adern. Ich bin zwar kein Fachmann, aber selbst für mich als Laie sieht das (gerade die zwei fehlenden Zentimeter Ummantelung am Neutralleiter) irgendwie „falsch“ und definitiv nicht sicher aus! 😀
Die Abdeckung für den USB-Port ist zufälligerweise fast exakt so groß wie die runde Ausbuchtung für den Schalter und kann einfach aufgeklebt werden – ein Glückstreffer! 🙂
Damit das Netzteil dahinter auch Platz findet muss allerdings etwas vom Gehäuse abgetragen werden. Für die groben Arbeiten habe ich ein Schleifwerkzeug verwendet und zum Entgraten sowie für die feinen Arbeiten einen Satz kleiner Feilen. Fehlt eigentlich nur noch die Überblendung: „Zwei Stunden später“… 😉
Die Verkabelung geht dagegen relativ schnell. Als erstes sollten wir die Zuleitung neu abisolieren und sicherheitshalber mit der Kabelklemme am Gehäuse verschrauben.
Praktisch, dass sich zwei große Lötpunkte am Netzteil befinden. An diesen lassen sich prima die Zuleitung…
…sowie die Adern zum Anschluss der Dosen befestigen:
Fun Fact: Keine Panik – ich habe die Lötpunkte nach einem Funktionstest noch etwas besser, bzw. anständiger befestigt. Bei diesem ersten Versuch ging es mir nur darum zu testen, ob die Verdrahtung überhaupt funktioniert! 😀
Mit eingesetzten Steckkontakten sieht das schon wieder richtig nach einer Mehrfachsteckdose aus! 😉
Na, dann müssen wir das gute Stück ja eigentlich nur noch verschrauben. Da ich keinen Bock habe wieder diese blöden Sicherheitsschrauben zu verwenden habe ich einfach ein paar passende Kreuzschlitzschrauben herausgesucht und diese verwendet. Sollte ich (oder wer auch immer) das Ding irgendwann nochmal öffnen müssen wird er es mir danken! 😀
Endlich fertig. Zumindest optisch bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, man könnte fast meinen das gehört sich so! 😀
Und? Funktioniert das Ding auch wirklich? Um das auszuprobieren stecken wir schnell mal einen Staubsauger, ein Akkuladegerät für den Fotoapparat sowie ein Smartphone am USB-Port an – läuft! 🙂
Tja, und viel mehr gibt’s zu dem Teil nicht zu sagen. Rein wirtschaftlich betrachtet macht so eine DIY-USB-Steckdosenleiste vermutlich überhaupt keinen Sinn. So Dinger kann man heutzutage bereits für wenige Euros fertig kaufen. Ob deren Qualität allerdings großartig besser ist wage ich zu bezweifeln, das Innenleben der gekauften Leiste hat mich schon etwas schockiert muss ich sagen…
Egal, das war ja auch gar nicht der Punkt des heutigen Beitrags. Letztendlich bin ich froh, dass ich einem im Elektroschrott gelandeten Teil nochmal etwas Leben einhauchen konnte! 🙂
In diesem Sinne, bis die Tage – ciao!