Beim letzten Mal haben wir uns ja mit den grundsätzlichen Funktionen der iTouch DS Karte vertraut gemacht, warum also noch ein Beitrag dazu? Ernsthaft – was kann man denn noch über eine fast 15 Jahre alte DS-Flashkarte erzählen?! xD
Ich schwör es euch – ich hatte das echt nicht geplant, aber auf der Suche nach der originalen Firmware bin ich auf eine weitere, von einem Team von Enthusiasten programmierte Firmware namens „M3 Sakura“ für die iTouch-Karte gestoßen. Und nicht nur das – wenn man es genau nimmt, gäbe es wohl noch eine ganze Latte an verschiedenen Homebrew-Anwendungen samt deren Konfigurationen, welche erforscht werden wollen. Wer hier zu viel Lebenszeit mitbringt, kann locker Tage (oder Wochen) versenken…
Keine Angst, wir wollen es aber eher gemäßigt angehen. Ich werde euch einfach in möglichst kompakter Form die Funktionen der Firmware vorstellen, damit ihr einen Überblick bekommt was alles mit spezieller Software möglich ist! 😉
Die Einrichtung gestaltet sich denkbar einfach, denn es müssen eigentlich nur die heruntergeladenen Firmwaredaten auf die MicroSD-Karte kopiert werden. Der iTouch-Ordner (Überbleibsel der originalen iTouch-Firmware) kann dabei gelöscht oder überschrieben werden:
Fun Fact: Die meisten Seiten, die sich mit dem Thema beschäftigen sind schon seit Jahren tot, es ist gar nicht so einfach, noch eine geeignete Quelle für Firmware-Downloads zu finden! 😀
Sobald man die MicroSD-Karte samt iTouch Flashkarte erst mal in den DS eingesteckt hat, sieht man sofort, dass die neue Firmware mehr Funktionen mit sich bringt. Beim Systemstart wird die SD-Karte auf Fehler überprüft und ein schlauer Spruch angezeigt: „The cherry blossom is the national flower of Japan“. Fragt mich bitte nicht, was das mit dem Nintendo DS zu tun hat! 😀
Im Hauptmenü angekommen, können wir natürlich auch DS Spiele, bzw. ROM-Dateien laden. Analog zur originalen Firmware wird eine Datei zur Erhaltung des Spielstands beim ersten Start eines Spiels mit auf die SD-Karte geschrieben. Das Menü lässt sich sehr intuitiv bedienen und wirkt wesentlich aufgeräumter als das der originalen Software (die unnötigen Auswahlmöglichkeiten iCARD, iGAME und iFAV sind z.B. vollständig entfallen).
Wem das Menü trotzdem nicht gefällt, der kann auch ganz einfach mit einem Druck auf „START“ das Skin der Firmware anpassen. Um ehrlich zu sein lege ich persönlich auf solche Funktionen keinen großen Wert. Egal wie die Oberfläche aussieht – man gewöhnt sich an alles. 🙂
Soweit so gut, doch was gibt es neues? Nun, zum einen wechselt der DS nach kurzer Inaktivität von selbst auf einen Bildschirmschoner auf welchem das aktuelle Datum sowie die Uhrzeit angezeigt werden:
Natürlich können noch zahlreiche weitere Systemeinstellungen gesetzt und verändert werden. Ich weiß – langweilig! Wer hat schon Lust sich mit Menüs und Einstellungen zu beschäftigen, wenn er doch eine Spielkonsole in der Hand hält? 😀
Unabhängig der Möglichkeit Spiele zu spielen, bietet die neue Firmware tatsächlich auch einige Multimedia-Funktionen. So können z.B. Bilder (.JPG) betrachtet werden. Auf dem oberen Bildschirm wird das Bild gestaucht, auf dem unteren in seiner originalen Größe angezeigt. Mit den Pfeiltasten kann gescrollt, bzw. der Bildausschnitt verschoben werden.
Fun Fact: Schon witzig, hier sehe ich mir z.B. gerade ein Bild der Konsole und der Flashkarte an, die gerade in der Konsole steckt, auf der ich mir das Bild ansehe – abgefahren! 😀
Auch für die Ohren ist was dabei, denn die Software ermöglicht auch das Abspielen von Musikdateien, sofern sich diese auf der SD-Karte befinden. Im Hintergrund wird praktischerweise ein Menü eingeblendet, welches die Hotkeys zur Steuerung des Players erklärt. Besonders cool – die Musik läuft sogar weiter, während der DS in den Bildschirmschoner-Modus wechselt. So lässt sich der DS als überdimensionierter, klobiger MP3-Player verwenden. Was denn? Ich sag ja nicht, dass es eine gute Idee ist, aber allein die Tatsache, dass es funktioniert ist doch toll oder? 🙂
Fun Fact: Videospielemusik auf einer Videospielkonsole – du spinnst, retrololo! 😛
Die richtigen Freaks können sich sogar Textdateien auf dem System anzeigen lassen. Ich wüsste allerdings nicht wozu das gut sein soll, da sich diese nicht verändern lassen! xD
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber tatsächlich lassen sich mit der Flashkarte auch Videos abspielen! Leider wird nur das proprietäre DPG-Dateiformat (NDS-MPEG) unterstützt, dementsprechend müssen die Videos zuvor mit einem Converter umgewandelt werden. Ich verwende hierfür die Software „SUPER“. Die ist zwar schon alt und läuft nur in einer virtuellen Maschine mit XP, aber dafür funktioniert sie tadellos und hat sogar eine – bereits mit den richtigen Parametern bestückte – Einstellung für die Konvertierung von Nintendo DS Videodateien! 🙂
Anschließend können wir den legendären Auftritt des Mr. Trololo auf dem DS genießen – einfach nur krank, dass das funktioniert. Klar, aus heutiger Sicht ist das nichts Besonderes mehr, aber stellt euch mal vor wie 2005 die Welt aussah… 😉
Abschließend wollen wir uns noch ansehen, wie es mit GBA-Spielen aussieht. Da der Nintendo DS ja einen Schacht für Game Boy Advance Spiele hat, sollte das Abspielen von GBA-Games mit der Flashkarte ja auch kein Problem sein oder? Hierfür habe ich einfach ein paar ROM-Dateien in ein eigenes GBA-Verzeichnis kopiert:
Mist, das scheint nicht zu funktionieren. Beim Versuch ein Spiel zu starten, bleiben wir beim Game Boy Logo hängen. Was ist das Problem?
Tja, der Fehler liegt im grundsätzlichen Design der Nintendo DS Konsole! Leider können technisch bedingt von einer Slot-1-Flashkarte (also eine, die in den Schacht für DS-Spiele der Konsole gesteckt wird) keine Slot-2-Spiele (Game Boy Advance) abgespielt werden. Das liegt daran, dass die Konsole technisch gesehen in zwei unterschiedlichen Hardware-Betriebsmodi läuft, je nachdem welches Modul (DS oder GBA) eingesteckt wurde.
Fun Fact: Wer es genau wissen will – sobald ein GBA-Spiel von einem Modul gelesen/gestartet wird und die Konsole im Slot-2-Modus läuft, besteht keine Möglichkeit mehr auf die DS Flashkarte (Slot-1) zuzugreifen, da sich der Nintendo DS hardwaretechnisch wie ein GBA verhält – eigentlich logisch! 🙂
Und jetzt? Heißt das, dass wir – egal mit welcher Slot-1-Flashkarte – gar keine GBA-Spiele spielen können? Nicht ganz, denn es gibt Abhilfe in Form eines weiteren kleinen Stückchens Hardware. Darf ich vorstellen? Hier haben wir das EZ Flash V 3-in-1:
Dieses kleine Erweiterungsmodul wird in den GBA-Slot des Nintendo DS eingesteckt und ermöglicht nicht nur das Abspielen von GBA-Spielen von einer DS-Flashkarte aus, sondern auch den Erhalt etwaiger Spielstände mit Hilfe einer eigens verbauten CR1220-Knopfzelle!
Hört sich in der Theorie gut an, doch leider wird selbst mit eingestecktem Erweiterungsmodul kein GBA-Spiel gestartet und wir bleiben beim Startbildschirm hängen:
Leider ist es auch mit dem Modul nicht ganz so einfach, denn die Erweiterung wurde eigentlich für eine andere Flashkarte konzipiert und somit steht uns unter dem M3 Sakura System kein interner GBA-Lader (zum Starten des Spiels von der DS-Karte aus auf dem Erweiterungsmodul) zur Verfügung. So ein Blödsinn! 😀
Abhilfe schafft ein externer Lader namens „GBA ExpLoader“. Dieser Stück Software stellt die Brücke zwischen DS-Flashkarte und GBA-Erweiterungsmodul her und muss mit auf die MicroSD-Karte kopiert werden. Sobald man die NDS-Datei ausführt, erkennt der GBA ExpLoader das eingesteckte Modul und initialisiert es einmalig.
Fun Fact: Je nach verwendeter Flashkarte und eingesetztem Erweiterungsmodul muss eine andere Version des GBA ExpLoaders verwendet werden. Sehr vertrackt das alles… 😀
Nun kann ein beliebiges GBA-Spiel in den RAM geladen…
… und gestartet werden. Da wir noch keinen Spielstand angelegt haben, kann (und muss) natürlich auch noch keine SAV-Datei in den SRAM geladen werden.
Yeah – ist das lang her, dass ich Kirby auf dem Game Boy Advance gespielt habe. Ach ja, gute alte Zeit… 🙂
Ich habe natürlich den ersten Level abgeschlossen und mein Spiel gespeichert, schließlich wollen wir ja die SAVE-Funktion des 3-in-1-Moduls ausprobieren. Leider scheint unser Spielstand nach dem Neustart der Konsole verlorengegangen zu sein, denn es wurde keine SAV-Datei geschrieben und der SRAM (batteriegestützter Speicher im 3-in-1-Modul) ist auch leer! 🙁
Ich könnte mir vorstellen, dass ggf. die im Modul verlötete Knopfzelle leer ist. Um das zu prüfen, habe ich mir ein Tool namens „SRAM test 2“ heruntergeladen und damit den SRAM überprüft. Und siehe da, auch das Tool kommt zu dem Schluss, dass etwas nicht stimmen kann!
Da hilft nur eins – Schraubenzieher herausholen und das Modul untersuchen! 🙂
Aha, da haben wir ja den Übeltäter! Die Knopfzelle ist definitiv platt, also komplett leer. Ok, wir brauchen einen Ersatz – kein Problem oder?
Ich sag‘s euch – es war gar nicht so einfach eine CR1220 mit Lötfahnen zu finden! Ich hatte Glück und habe den (zum damaligen Zeitpunkt) einzigen auf eBay verfügbaren Artikel gekauft. 😀
Mit frischer Batterie lässt sich dann auch tatsächlich ein Spielstand anlegen. Sehr gut, somit kann ich auch mal eine Pause machen und muss nicht Kirby’s Abenteuer in einem Rutsch spielen! 😀 Zugegeben – die Handhabung von GBA-Spielen ist etwas umständlich, aber cool, dass es überhaupt funktioniert! 🙂
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Im Vergleich zur originalen Firmware unterstützt die M3 Sakura Firmware leider keinen Soft-Reset (also das Neustarten der Konsole ohne Betätigung des Power-Schalters). Ebenso bietet die Firmware auch nicht so guten Support für Homebrew-Anwendungen wie die originale iTouch Software. Für uns bedeutet das konkret, dass die in Artikel 160 erstellte Ace Attorney Fan-Übersetzung (Ace Attorney Prosecutors Path New.nds) damit nicht läuft! 🙁
Gut, dass die Firmware aber so konzipiert ist, dass man beim Start der Konsole die „Y“-Taste gedrückt halten kann und damit wieder in die offizielle iTouch-Firmware bootet. So können wir auch die Ace Attorney-Fan-Übersetzung weiterhin spielen und den Soft-Reset nutzen! 🙂
So, ich denke damit sollten wir es aber mit der iTouch-Karte gut sein lassen. Im Nachhinein betrachtet bin ich darüber erstaunt, was technisch gesehen mit dem Teil alles möglich ist, aber um ehrlich zu sein gibt es heutzutage deutlich bessere Flashkarten mit noch mehr Funktionen. Dennoch – gerade für das Abspielen von Homebrew-Software ist die iTouch DS Karte immer noch das Mittel meiner Wahl.
In diesem Sinne – bis die Tage!