Preisfrage: Was haben diese Nintendo Spiele allesamt gemeinsam?
Für die „Normalsterblichen“ unter euch sind das vermutlich nur ein paar alte Spielmodule für den Game Boy Advance, aber geübte Nerds sehen sofort, das hier etwas nicht stimmt. Ganz klar – bei den Modulen handelt es sich um Fälschungen!
Oha! Heiße Ware? Und das im Hause retrololo? Wie kann das denn sein? Nun, leider sind gefälschte Videospiel-Module mittlerweile keine Seltenheit mehr. Während es in den Achtzigern und Neunzigern noch recht aufwändig war, modulbasierte Videospiele zu kopieren, stehen den Produktpiraten heutzutage zahlreiche Hard- und Software-Werkzeuge zur Verfügung, um urheberrechtlich geschützte Spiele günstig zu vervielfältigen. Fälschung ist dabei jedoch nicht gleich Fälschung! In Bereich der Videospiel-Piraterie gibt es diverse Begriffe für solche Kopien:
Die Begriffe sind leider alle recht schwammig definiert und greifen irgendwie auch ineinander. Das soll uns heute aber auch gar nicht weiter kümmern, schließlich geht es ja um die Spielmodule, die auf dem Schreibtisch liegen. Wer die obenstehende Tabelle gelesen hat, weiß, dass es sich bei den Spielen um klassische „Repros“ handelt. Aha – und woran kann man jetzt solche Fälschungen erkennen? Dass es keine Originale sind, kann man recht gut anhand der minderwertigen Modulaufkleber (nicht glänzend und ohne eingestanzte Nummer) sehen. Auch die verwendeten Plastik-Modulhüllen sind ein gutes Indiz. So ist z.B. der auf dem Plastik eingravierte Schriftzug in einem anderen Format (falsche Größe, falsche Schriftart) wie bei originalen Spielmodulen.
Möchte man ganz sicher gehen, dass es sich um keine originalen Module handelt, muss man das Spiel öffnen und sich die Platine ansehen. Dafür benötigt es einen speziellen Schraubenzieher. Im Vergleich zu den alten Game Boy und Game Boy Color Modulen wurden bei GBA-Spielen keine Außentorxschrauben, sondern Tri-Wing-Schrauben verwendet. Schade, das bedeutet, dass wir leider nicht das „Gamebit“ (u.A. aus Artikel 46 bekannt) verwenden können.
Not so fun Fact: Ich weiß nicht woran es liegt, aber gerade Game Boy Advance und Nintendo DS Spiele wurden (und werden bis heute) sehr häufig gefälscht. Beim DS könnte man das ggf. durch die hohen Absatzzahlen der dazugehörigen Konsolen erklären, aber beim GBA? Keine Ahnung…
Spätestens bei einem Blick auf die Platine bestätigt sich die Vermutung: Auf einer originalen GBA-Platine würden niemals ein in Harzmasse vergossener Chip-on-Board (siehe Artikel 36) zum Einsatz kommen. Normalerweise müssten sich hier ordentlich verlötete SMD-Komponenten befinden!
Fun Fact: Wusstet ihr, dass diese „Chip-on-Board-Technologie“ auch „Nacktchipmontage“ genannt wird? Ich nicht! 😀
Somit steht fest: Wir haben also ein paar gefälschte Module. Schön und gut, aber warum erzähle ich das alles und warum besitze ich diese „Repros“? Die meisten Leute haben solche Fälschungen, weil sie schlichtweg beim Kauf nicht aufgepasst haben und ein böswilliger Verkäufer es verschleiert hat, dass es sich nicht um Originale handelt. In meinem Fall ist das anders. Ich habe die Module vor ein paar Jahren (für ca. 3€ pro Stück) absichtlich erworben, um etwas daraus zu basteln. Was genau? Nun, vielleicht verrät es das folgende Bild bereits:
Fun Fact: Klar, für ca. 3€ pro Stück bekommt man auch schon mal sehr einfache (meist unpopuläre), originale Module. Ich habe mich trotzdem für die Fälschungen entschieden, weil ich es nicht übers Herz bringe, mehrere originale Spiele für ein Bastelprojekt zu zerstören! 🙂
Diese jeweils 8GB großen, bzw. kleinen USB-Sticks habe ich auch bereits vor zahlreichen Monden gekauft – damals für 4€ pro Stück. So richtig sicher bin ich mir nicht mehr, was ich damit anfangen wollte, aber als mir letztens beim Aufräumen die GBA-Module in den Schoß gefallen sind, kam die zündende Idee: Wäre es nicht cool, einen „retrololo-USB-Stick“ in Form eines Game Boy Advance Moduls zu basteln, auf dem ich alle „Diskettenlaufwerksmusikalben“ bündeln könnte? Quasi so eine kleine „Diskografie“.
Guter Plan! Da ich mehrere Sticks und Module zur Verfügung habe, können wir auch gleich ein paar „retrololo-USB-Sticks“ bauen.
Ok, wie gehen wir es an? Als erstes sollten wir mal die Aufkleber von den GBA-Modulen entfernen, denn logischerweise möchte ich den Sticks später ein eigenes Label verpassen. Gott, wie ich es hasse. Ich will gar nicht drüber nachdenken, wie viel Lebenszeit ich schon mit dem Entfernen von alten Aufklebern von diversen Oberflächen verbracht habe. Das ist – trotz Einsatz von scharfen Lösungsmitteln – immer eine ziemlich fummelige Arbeit. Abhängig vom verwendeten Klebstoff kann das eine Sache von Sekunden oder mehreren Minuten sein.
Egal wie gründlich man arbeitet – am Ende bleibt fast immer ein Kleberest auf der gereinigten Oberfläche zurück, welcher mit etwas hochprozentigem Alkohol und einem Mikrofasertuch entfernt werden möchte. Ich kann euch gar nicht mehr sagen, warum ich Depp bei den GBA-Modulen ein Taschentuch zum Entfernen des Klebers verwendet habe. Selten dämlich! 😀
Gut, dass das geschafft ist. Es ist nicht schlimm, dass ich beim Reinigen die Moduloberseite etwas verkratzt habe, denn schließlich kommt da am Ende ja ein neuer Aufkleber drüber. 😉
Soweit so gut, als nächstes sollten wir uns um die Technik, also den Einbau der Sticks in das Gehäuse kümmern. Damit das gelingt, müssen zuerst die USB-Sticks aus ihren Plastikgehäusen entfernt werden. Ich bin überrascht, wie einfach das geht, denn scheinbar sind die Platinen nicht mit den Gehäusen verklebt und die beiden Hälften sind nur zusammengeclipst.
Nun sollten wir uns überlegen, an welcher Stelle wir den USB-Stick ins Modul verpflanzen. Letztendlich bleibt uns wohl nur die seitliche Ausführung des USB-Steckers, da sonst nicht genügend Platz für die Platine im Gehäuse ist.
Not so fun Fact: Die Platinen der Repro-Module habe ich letztendlich entsorgt. Leider waren darauf keine Teile verbaut, welche man für ein zukünftiges Projekt noch hätte gebrauchen können und 6 der insgesamt 9 Spiele waren auch schon defekt, bzw. haben sich nicht mehr abspielen lassen.
Der Plan steht. Jetzt müssen wir eigentlich nur noch eine Öffnung für den USB-Stecker in das Gehäuse sägen. Dazu gibt es nicht wirklich viel zu sagen. Im Endeffekt müssen wir nur eine Modulhälfte in den Schraubstock spannen, an zwei Stellen einsägen und mit einem Geradschleifer das zu entfernende Stück Plastik abtrennen. Die Herausforderung dabei ist es, so genau wie möglich zu arbeiten, damit der Stick später nicht zu viel Spielraum hat. Hat man zu ungenau gesägt (so wie ich), kann man die Ecken noch etwas mit einer Feile bearbeiten.
Das sieht doch schon mal gar nicht so verkehrt aus! 🙂
Eigentlich hatte ich vor, die USB-Platine nur in das Gehäuse einzulegen, aber letztendlich habe ich sie dann doch mit etwas Sekundenkleber an der Modulinnenseite befestigt. Sicher nicht ideal, aber sind wir mal ehrlich – wie hoch ist die Wahrscheinlich, dass irgendwann in der Zukunft jemand auf die Idee kommt, das Ding wieder auseinander zu bauen? Ich würde sagen gleich null. 😉
Damit ist der „Modul-USB-Stick“ auch schon fertig und wir können die Gehäusehälften wieder miteinander verschrauben.
Ich erzähle das hier alles im Schnelldurchlauf aber ich kann euch sagen, dass es erschreckend viel Zeit gekostet hat, die Sticks zusammenzubasteln. Ihr müsst bedenken, dass ich jeden dieser Schritte ja insgesamt neun Mal machen musste! 😀
Aber egal, Hauptsache die Sticks sind jetzt alle fertig. Naja, ganz stimmt das noch nicht, denn damit die Module auch optisch etwas hermachen, fehlen noch passende Modulaufkleber. Es war ein ganz schöne Challenge, jemanden zu finden, der Aufkleber im passenden Format auf glänzendem Klebepapier zu einem vertretbaren Preis in einer so einer kleinen Auflage drucken kann (oder will)! 😀 Die meisten Verkäufer sitzen irgendwo in China oder Amerika und verlangen teils exorbitante Preise – und das völlig unabhängig von anfallenden Versandkosten und Importgebühren. Letztendlich habe ich die Sticker aber dann doch noch von einer netten Etsy-Verkäuferin aus Bayern für 3€ pro Stück erwerben können. Glück muss man haben! 🙂
Not so fun Fact: Ich hab mich mit dem Design, bzw. dessen Erstellung ganz schön abgekämpft. Ich weiß – es sieht nicht nach viel aus, aber die Vorgaben für den Druck (720 DPI bei einer Größe von 1285×700 Pixel, exakt 1mm Rand (65×75 Pixel), CMYK-Farbprofil 8/16 Bit, TIFF-Format) waren sehr spezifisch. Dementsprechend musste ich das Design mehrfach neu erstellen und mit Vektorgrafiken versehen. Es ist kein Geheimnis – die Bildbearbeitung und ich werden keine Freunde mehr! 😀
Mit Aufkleber bestückt sehen die modifizierten GBA-Module dann schon richtig nach „retrololo-USB-Sticks“ aus, findet ihr nicht? Rechnet man alles zusammen (3€ Modul, 4€ USB-Stick, 3€ Aufkleber) ergibt sich ein Gesamtpreis von 10€. Nicht gerade billig für einen 8GB-“Werbegeschenk”-Stick, aber dafür ist er selbstgemacht und in dieser Form (im GBA-Modul) und Farbkombination (mit retrololo-Design) sicher einmalig 🙂
Jetzt müssen wir die Datenträger nur noch mit Daten bestücken. Neben den zu erwartenden Dingen (Musikstücke im MP3-Format, Cover Art, Originalgrafiken, MIDI-Dateien zum Abspielen auf Diskettenlaufwerken) gibt es zusätzlich einen Ordner mit Bonus-Zeug. Darin sind so Dinge wie nicht verwendete, nicht fertiggestellte oder zu Demozwecken aufgenommene Musikstücke, Videos und Bilder enthalten! 🙂
Da ich mehrere der Sticks übrig habe, würde ich ein paar davon zum Selbstkostenpreis von 10€ pro Stück abgeben. Meldet euch einfach bei mir, falls ihr einen haben wollt. Nur solange der Vorrat reicht! 😛
Letztendlich ersetzt der Stick somit das obligatorische „Best Of“, bzw. die üblichen Musiksammlungen (mehrere CDs, etc.) eines Künstlers und dient als ideale Plattform zur Aufbewahrung aller retrololo-Musikalben samt Extras. Und für Leute, die mit der kratzigen Diskettenlaufwerksmusik so gar nichts anfangen können, gibt es zumindest einen optisch auffallenden, einmaligen USB-Stick! 😉
Fun Fact: Als kleines Extra ist jeder der Sticks mit einer personalisierten Nachricht in Form einer Readme-Datei bestückt. Abhängig vom Käufer finden sich hier ein paar mehr oder weniger persönliche Zeilen! 😉
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!