#192 – Sticks & Balls – I

Könnt ihr das glauben? Fast 200 Artikel im Kasten und davon sind nur magere zwei Stück über das Thema „Billard“! Ich kann es nicht fassen denn, wenn ich ehrlich bin, verbringe ich einen Großteil meiner Freizeit an diesem Tisch! 😀

Über den Tisch selbst und die grundsätzlichen Zubehörteile habe ich euch ja bereits in Artikel 6 berichtet. Heute möchte ich euch einen kleinen Einblick in mein verwendetes Equipment geben. Mittlerweile hat sich nämlich einiges angesammelt…

Fun Fact: Hatte ich nicht sowieso versprochen euch irgendwann mal ein paar Infos über meine verwendeten Queues und Billardkugeln zukommen zu lassen? Nein? Na, auch egal. Pech gehabt – heute ist es jedenfalls soweit! 😀

Fangen wir mit den Queues (im Titel etwas abwertend als „Sticks“ bezeichnet) an. In Artikel 6 habe ich ja bereits erwähnt, wie wichtig es ist mit einem für den eigenen Spielertyp geeigneten Queue zu spielen. Leider ist es gar nicht so einfach herauszufinden, welcher Queue der richtige für einen ist! Es gibt zahlreiche Variablen wie Gewicht, Griff, Material, Leder, etc. zu beachten, welche die Auswahl erschweren. Ich selbst besitze fünf verschiedene Queues:

Fun Fact: Bevor ihr mich steinigt – diese Anzahl ist durchaus gerechtfertigt, denn je nach Spielsituation werden manchmal unterschiedliche Queues benötigt! 😉

Natürlich ist neben den technischen Fakten auch der preisliche Aspekt nicht zu vernachlässigen. Die günstigsten Queues („Hausqueues“ genannt) gibt es bereits ab 15€, damit lässt sich aber maximal der Ofen im Winter befeuern. Die Dinger sind meist nur einteilig (lassen sich also nicht – wie jedes normale Queue – in der Mitte auseinanderschrauben) und von höchst fraglicher Qualität. Solche Exemplare findet man häufig in Jugendzentren oder Billardcafés, macht besser einen großen Bogen um diese Beleidigungen für den Billardsport! 😉

Die günstigsten „wirklichen“ Einsteiger-Queues von der Stange (also maschinell in Serienfertigung hergestellt) liegen im Preisbereich zwischen 50-100€. Für ca. 150-300€ kann man dann schon etwas gut Spielbares bekommen und nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Gerade im Profi-Bereich werden vier- bis sechsstellige (!) Summen für speziell für einen Spieler angefertigte Queues aufgerufen. Grundsätzlich gilt – ein teurerer (und meist in aufwändiger Handarbeit) gefertigter Queue bietet eine höhere Präzision als ein maschinell in großen Stückzahlen hergestellter Queue.

Fun Fact: Ausnahmen bestätigen die Regel. So ist der Snooker-Spieler Ronnie O’Sullivan dafür bekannt, dass er 2001 die Weltmeisterschaft mit einem gebrauchten Fünf-Pfund-Queue (umgerechnet 6€) gewonnen hat. Darüber hinaus spielt er regelmäßig beidhändig (Queueführung mit links oder rechts) auf Top-Niveau bei Turnieren. Wie gesagt, das ist aber die absolute Ausnahme. Wer so viel Talent hat, kann einen vermutlich mit einem krummen Besenstiel immer noch locker abzocken! 😀

Genug Vorgeplänkel, werfen wir einen kurzen Blick auf meine Queues. Den Anfang macht der „Ambassador“:

Fun Fact: Ich kann euch gar nicht mehr sagen wann ich das Teil gekauft habe und wie die genaue Modellbezeichnung lautet. Ich weiß nur noch, dass es ein paar Jahre her ist und ca. 40€ gekostet hat! 😀

Der Queue ist eher ein Einsteigermodell und besitzt ein etwas härteres Leder an der Spitze. Somit eignet er sich perfekt als „Break-Queue“. Wie der Name bereits sagt wird dieser Queue (auch „Breaker“ genannt) lediglich für das Break, also für den Anstoß zu Beginn einer Partie verwendet.

Fun Fact: Heutzutage gibt es auch spezielle Break-Queues welche anstatt einer Lederspitze eine Phenolharz-Ferrule besitzen. Diese ermöglicht die maximale Kraftübertragung auf den Spielball, allerdings geht dadurch auch etwas die Kontrolle flöten. Meiner Meinung nach ist das eher was für fortgeschrittene Spieler und wenn ich ehrlich bin ist es mir die Investition nicht wert. 😉

Der „Ambassador“ lässt sich theoretisch auch noch an einer weiteren Stelle (ungefähr bei dreiviertel der gesamten Länge) auseinanderschrauben. So erhält man einen etwas kürzeren Queue, welcher sich für Jumpshots (das Stoßen der Kugel „in“ den Tisch, um sie über einen anderen Ball springen zu lassen) nutzen lässt. Um ehrlich zu sein, bin ich persönlich kein großer Fan von Jumpshots, da sie Kugeln, Tuch und vor allem die darunterliegende Schieferplatte in Mitleidenschaft ziehen. Aus diesem Grund lasse ich den Queue immer verschraubt und verzichte auf die Nutzung als „Jumper“.

Der zweite im Bunde ist ein Kurz-Queue namens „TRIBALL STB-1“.

Fun Fact: An dessen Bezeichnung erinnere ich mich (im Vergleich zum Ambassador) gut, denn den Queue hat mir meine Frau vor knapp zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt.

Das gute Stück ist eigentlich ein Modell für jugendliche Spieler. Er misst – im Vergleich zu seinen 148cm langen Kumpels – nur ca. 134cm und eignet sich so perfekt für Situationen in denen der Wandabstand im Billardzimmer nicht mehr ausreichend groß genug ist, um mit einem „normalen“ Queue zu spielen. Das kommt glücklicherweise eher selten vor (z.B. dann wenn der Spielball an der Bande liegt), aber manchmal ist man froh, mit dem Kurz-Queue eine Alternative zu haben!

Eine Sache haben alle Queues gemeinsam – sie sind alle mit einem Klebleder ausgestattet. Dieses wird (von Werk aus oder von einem Queue-Fachmann) auf die Ferrule (das weiße Stück an der Oberseite des Queues) aufgeklebt und entsprechend behandelt, damit es seine typische (rundliche) Form enthält. Leder (auch Pomeranze genannt) gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen (länger/kürzer, härter/weicher, runder/flacher, etc.). Die Wahl eines passenden Leders ist etwas sehr Subjektives und hängt dementsprechend auch stark vom eigenen Spielstil ab.

Fun Fact: Nur auf sehr günstigen Queues sind sog. Schraubleder angebracht, welche sich an der Oberseite aufschrauben lassen. Ein gutes Konzept für einen schnellen und unkomplizierten Wechsel, doch leider merkt man das auch an der Qualität der Leder. Alles in Allem eher etwas, was für Betreiber von Billardcafés interessant ist.

Machen wir weiter mit dem nächsten Queue, dem „Gotic“. Das Teil habe ich vor Jahren mal in den Kleinanzeigen erstanden und ich habe keine Ahnung um welches genaue Modell es sich handelt. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Vorgänger des G-1 ist, aber wer weiß das schon?! 😀

Preislich ist der Queue auch eher im Einstiegssegment angesiedelt, allerdings ist er recht gut erhalten und hat erst kürzlich ein neues Leder bekommen. Das Teil spielt sich recht geradlinig und verzeiht einige Ungenauigkeiten im Spiel. Dafür lässt sich auch nicht so viel Effet an den Spielball weitergeben, allerdings ist das sowieso etwas, was man als Einsteiger eher vermeiden sollte. Alles in allem der Perfekte Queue für unerfahrene Billard-Gäste! 🙂

Kommen wir nun mit dem „Buffalo“ zu Kandidat Nummer vier. Meine Jugendliebe, mein treuer Begleiter, mein langjähriger Spielgefährte…

Der Buffalo-Queue (auch hier weiß ich leider die genaue Modellbezeichnung nicht mehr) stammt aus längst vergangenen Tagen, in denen ich noch aktiv Billard in einem Verein (samt Ligaspielen und Turnieren) gespielt habe. In dem Teil stecken definitiv zahlreiche gute Erinnerungen und nicht zuletzt auch einige Erfolge! 😉

Fun Fact: Ich erinnere mich noch gut, wie ich den Queue in einem (längst nicht mehr existenten) Billardgeschäft in Regensburg für 160DM (ja, D-Mark) gekauft habe. Das war zum damaligen Zeitpunkt eine ganz schön heftige Investition aber es hat sich gelohnt! 🙂

In den Jahren hatte ich das ein oder andere Leder auf dem Queue und er hat definitiv – durch die in jugendlichem Leichtsinn unvorsichtige Handhabung – schon die ein oder andere Schramme davongetragen. Trotzdem spielt sich der Queue auch heute noch wunderbar und hin und wieder greife ich gerne (wenn auch nur aus Nostalgiegründen) zum Buffalo! 🙂

Fun Fact: Der holländische Hersteller Buffalo ist eher für seine Carambolage-Queues (eine abgewandelte Form von Pool Billard, bei welcher es keine Taschen und nur drei Kugeln gibt) bekannt. Dennoch wurden auch – teils andere Fabrikate – unter der Marke Buffalo als Pool-Billard-Queues verkauft.

Während ich den Queue gerade so in der Hand halte, fällt mir auf, dass ich euch noch gar nichts über den Griff erzählt habe. An und für sich ist die Art und Weise wie der Spieler den Queue in der Hand hält wesentlich wichtiger, aber auch die Beschaffenheit des Griffs spielt eine Rolle. Schließlich möchte man den Queue einerseits gut, aber gleichzeitig möglichst locker während eines Stoßes in der Hand halten. Ebenso ist die Positionierung des Griffs wichtig um eine optimale Gewichtsverlagerung zu erreichen.

Fun Fact: Die meisten modernen Queues haben ganz feine, um das Holz gewickelte Griffbänder aus Leinen, Leder oder vollständig aus Gummi gefertigte Griffe. Gerade bei günstigen Queues wird gerne auf beides verzichtet und einfach nur eine Lackschicht oder aufgebracht. Aber selbst das ist nichts Schlechtes! Wie alles im Leben sind solche Dinge immer extrem subjektiv! 🙂

Apropos Gewicht – die meisten Queues liegen in einem Gewichtsbereich zwischen 510 – 560 Gramm (17-20 Unzen). Bei einigen (meist etwas teureren Queues) lässt sich das Gewicht verändern, indem man den Gummipfropfen auf der Unterseite entfernt und eine sogenannte „Gewichtschraube“ einsetzt. Um ehrlich zu sein empfinde ich persönlich diese Möglichkeit als absolut überflüssig. Ob der Queue ein paar Gramm hin oder her wiegt ist meiner Meinung nach vernachlässigbar. Wichtig ist, dass man grundsätzlich mit dem Queue klarkommt. Ist man erst mal an ein Modell gewöhnt ist es völlig egal, wie leicht oder schwer dieser ist. Fast so wie in einer Beziehung! 😛

Soviel zum Buffalo. Wie es so ist im Leben ist die Jugend irgendwann vorbei und der Geschmack verändert sich. Mittlerweile habe ich mit dem „Players HXT-99“ eine neue Liebe gefunden:

Das gute Stück habe ich mir damals quasi als „Bonus“ zum Kauf des Billardtisches dazu gegönnt und, wenn ich mich recht erinnere, hat es knapp 200€ gekostet. Was das Preis-Leistungsverhältnis angeht ist der Queue ein super Kompromiss zwischen moderner und präziser Fertigung und einem dafür absolut gerechtfertigten – meiner Meinung nach sogar günstigen – Preis.

Leider war vom Hersteller aus nur ein ganz dünnes Leder, welches sich in kürzester Zeit abgespielt hat, aufgeklebt. Dementsprechend habe ich das erst kürzlich wechseln lassen. Mittlerweile ist ein „Kamui Black Medium“ drauf, welches alleine schon 20€ gekostet hat. Die professionelle Montage kostet meist so zwischen 15-50€, je nachdem bei welchem Billardshop man das machen lässt.

Spielen lässt sich der Players-Queue wirklich sehr gut. Das Oberteil ist mit der sogenannten „Low Deflection Technology“ ausgestattet. Innerhalb der Ferrule befindet sich hierbei ein Polymer-Kern, welcher die Abweichung beim Effetspiel drastisch reduzieren soll. Fancy! 😀

Fun Fact: Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, für den sind vielleicht neuartige vollständig aus Carbon gefertigte Queues etwas? Ich habe mich bisher noch nicht an so etwas herangetraut, weil mir die Teile einerseits viel zu teuer sind und andererseits laut Erfahrungsberichten die Kugeln vom Spielverhalten her eher hart und direkt über den Tisch manövriert werden. Das hört sich – zumindest für mich – nicht gut an und irgendwie gehört so ein Holz-Queue einfach zum Gesamtpaket dazu… 😉

Tatsächlich spielt sich der Queue etwas anders, als alles was ich bisher zuvor gespielt habe. Allerdings sagt das nicht viel aus, weil jeder Queue (und vor allem jedes Leder) sich sehr unterschiedlich spielt! Wie gesagt – ich denke ein Großteil ist reine Gewohnheitssache. Oder könntet ihr einen Unterschied zwischen diesen beiden Oberteilen (links Buffalo, rechts Players) feststellen? 😛

Abschließend vielleicht noch ein Satz zum Gewinde. Das Ober- und Unterteil eines Queues werden mit einem Schraubgewinde (auch Joint genannt) miteinander verbunden. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Arten von Gewinden und jeder Hersteller hat sich eigene lustige Namen wie „Uni-Loc“, „United-Joint“ oder „Turbolock“ für diese Schraubverbindungen ausgedacht! 😀

Möchte man seine Queues transportieren, macht es Sinn, diese auseinanderzuschrauben und mit Gewindeschonern zu versehen um das Gewinde vor Schmutz und Beschädigungen zu schützen. Für den eigentlichen Transport gibt es dann noch passende Köcher oder Koffer, in denen auch etwas Zubehör (Kreide, Handtuch, Lederformer, etc.) verstaut werden kann.

Fun Fact: Gerade diese Koffer haben es in sich! Ich wurde mal auf dem Weg zu einem Billardturnier zusammen mit ein paar Vereinskollegen aufgehalten und der zuständige Polizeibeamte dachte wir hätten eine ganze Waffenladung im Kofferraum! 😀

Uff – eigentlich hatte ich vor euch heute auch noch etwas über die Billardkugeln zu erzählen aber der Beitrag ist mal wieder ausgeufert! 😀 Seht es mir nach, dass ich das aufs nächste Mal verschiebe. Hätte selbst nicht gedacht, dass es über die Queues so viel zu erzählen gibt…

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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