Wie das so ist mit Kindheitsträumen gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wenn man langsam erwachsen wird: Entweder man lebt sie oder sie geraten in Vergessenheit und werden unter Umständen nie in Erfüllung gehen…
Preisfrage: Was verbirgt sich hinter dieser Tür?
Nur ein Tipp: Wer jetzt bei dem Titel des Blogartikels an Sommer und große Wasserbecken denkt, an denen Cocktails geschlürft und braun gebrannte Bäuche emporgeragt werden, liegt leider falsch.
Trommelwirbel… TADA! Ein Billardtisch 🙂
Dieses schöne Stück habe ich bei einem Billardladen in der Münchner Gegend erworben. Der „Clubmaster“ kommt von der Firma Buffalo aus dem orangenen Land der Holzschuhe und der vielen Wohnwagen.
Die Lieferung und der Aufbau gestalteten sich problemlos, da die Monteure sich gut einen halben Tag lang Zeit genommen haben um den Tisch aufzubauen und korrekt zu justieren (Höhe, Abstände zur Wand, Ausrichtung der Füße, …).
Mit seinen 285 x 158 cm und knapp 500 kg ist der Tisch nicht gerade ein zierlicher Zeitgenosse, hier nochmal ein Eindruck:
Das Thema Beleuchtung war eine größere Herausforderung, da zu dem Zeitpunkt wo die Lampe (im Optimalfall sollte natürlich eine spezielle Billardlampe verwendet werden, die den ganzen Tisch gleichmäßig ausleuchtet) geliefert wurde, der Billardtisch schon stand. Dennoch muss die Lampe ja irgendwie – möglichst zentral und in der korrekten Höhe – über dem Tisch angebracht werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Decke nur aus Rigipsplatten besteht und die Lampe doch ein paar Kilo wiegt.
Zusammen mit meinem Vater galt es diese Challenge zu meistern. Die Grundidee war gut: Ein Gerüst über den Tisch aufbauen um somit mittig die Lampe an der Decke mit Hohlraumdübeln anbringen. Leider stellte sich sehr schnell heraus, dass das für den Aufbau angedachte Malergerüst ein paar cm zu schmal war, so mussten zuerst eigene Holzplanken gebastelt werden. Anschließend konnte die Lampe aufgehängt und extra helle LED-Birnen (11,6 Watt) eingesetzt werden, ich denke das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Auch bei der Verkabelung musste etwas getrickst werden, da das Anschlusskabel der Lampe sehr kurz war und nicht bis zu dem aus der Decke ragenden Kabelanschluss gereicht hätte.
Bevor man nun loslegen und „eine ruhige Kugel“ schieben kann ( 😀 ), sollte man noch den Tisch „einzeichnen“. Damit sind die Linien und Punkte gemeint, welche sich üblicherweise auf einem Billardtisch befinden.
Im „Werkszustand“ befinden sich auf dem Tuch des Billardtischs nämlich keinerlei Linien oder Punkte. Theoretisch kann man auch so darauf spielen, allerdings weiß man dann nie an welcher Stelle z.B. der Pulk (das Dreieck mit den Kugeln) aufgebaut werden muss.
Tisch ohne Einzeichnung:
Grundsätzlich hängt es von der Spielart ab, welche Einzeichnungen benötigt werden. Neben dem klassischen 8-Ball (also die „Halben“ und die „Vollen“) gibt es nämlich auch noch viele weitere Pool-Billard-Varianten, die andere Markierungen benötigen.
Da ich möglichst flexibel bleiben und den Tisch, bzw. das Tuch möglichst gleichmäßig auf beiden Seiten abspielen möchte, habe ich mich dazu entschlossen nur einen Kopf- und einen Fußpunkt einzuzeichnen. Prinzipiell gilt, je weniger man auf dem Tisch rumkritzelt umso besser bzw. schonender ist es für das Tuch.
Der Kopf- und der Fußpunkt befinden sich jeweils am zweiten „Diamanten“ (so werden die weißen Punkte auf der Bande des Billardtischs genannt), also hier muss die Markierung hin:
Nur wie macht man das am besten? Die perfekte Lösung – also so wie das wohl ein professioneller „Billardtischtucheinzeichner“ (eine Stelle auf die ich mich in meinem nächsten Leben bewerbe 🙂 ) macht – habe ich nicht gefunden, häufig werden Schnüre oder Ähnliches verwendet. Da ich kein Stück Schnur im Haus finden konnte, habe ich mich für ein Überbleibsel unseres Bodenverlegers entschieden: Ein paar Stücke von unseren Sockelleisten 😉
Die längste Sockelleiste ist gute 250 cm und passt so ziemlich genau auf die lange Seite des Spielfelds. Die beiden kurzen Stücke sind 61 und 69 cm lang und passen somit perfekt auf die kurze Seite des Spielfelds. Dabei bleibt exakt ein Zwischenraum für die lange Leiste, sodass ich einen Punkt einzeichnen kann – Schicksal oder Glück? 🙂
Mit Hilfe der Leisten lässt sich der Kopfpunkt (wird durch ein kleines „+“ gekennzeichnet) prima einzeichnen. Häufig werden diese Markierungen mit schwarzem Edding eingezeichnet, aber ich habe mich dann doch für die harmloserer Variante (dicker, weicher Bleistift) entschieden.
Auch das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Das gleiche Prozedere wiederholt man jetzt für den Fußpunkt, der liegt genau gegenüber auf der anderen Seite des Tischs jeweils am zweiten Diamanten.
Anschließend kann eine erste Partie Billard gespielt werden. Moment, da fehlt doch noch was…? Richtig, neben dem Tisch braucht man auch Queues und Kugeln sowie weiteres kleines Zubehör zum Spielen – gehen wir die Sachen mal kurz durch (nur um sicher zu gehen, dass auch alles da ist 🙂 ).
Das wohl wichtigste Zubehör sind die Queues. Ohne diese holzigen Kameraden wäre ein Billardspiel schlicht und einfach nicht möglich. Für viele mag das nur ein „Stock“ sein, aber sie wirken sich weit mehr auf das eigentliche Spiel aus als so manch einer vermuten würde. Ein Queue ist mit einem Stück Leder an der Spitze ausgestattet. Dieses sollte von Zeit zu Zeit (im Optimalfall nach jedem Stoß) mit etwas Kreide gekreidet werden, so erhöht sich die Griffigkeit auf den Spielball (die weiße Kugel).
Natürlich ist es für die Queues nicht gut, wenn sie einfach so durch den Raum fliegen, während sie nicht gebraucht werden…
Wie durch Zauberhand (bzw. durch den Einsatz von Bohrer, Dübel und Schrauben) stehen bereits einige Queues in einem Queuehalter an der Wand. Die meisten von ihnen sind Standard-Modelle, welche für das normale Spiel verwendet werden. Eines der Queues ist ein sog. Break-Queue (ugs. auch „Breaker“ genannt), dieses wird nur zum Anstoß („Break“) verwendet, um die Lederspitze der anderen „Spiel-Queues“ zu schonen.
Ebenso sind zwei „Hilfs-Queues“ mit im Repertoire und spitzen oben aus dem Queuehalter hervor. Eines davon (das mit den langen Beinen) wird im Billard-Jargon „Spider“ genannt, das andere hat die Form eines „X“ und wird von fast allen Billardspielern schlicht und einfach „Oma“ genannt. Über den Ursprung dieses Begriffs gibt es viele Diskussionen, allerdings weiß keiner so recht, woher dieser Begriff kommt. 😉
Neben den Queues wird auch noch weiteres Zubehör benötigt. Damit das auch nicht durch die Gegend fliegt, habe ich es auf einem kleinen Regal zusammengefasst:
Nicht weniger wichtig als die Queues sind die Kugeln, denn ohne die rollt beim Billard nichts 😉
Kugeln gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen. Eine normale Pool-Billardkugel besitzt einen Durchmesser von 57,2 mm und wiegt 170 g. Ein Satz Kugeln kostet je nach Qualität zwischen 35 – 270€.
Neben Kugeln und Reinigungszubehör findet sich hier auch ein trigonometrischer Bekannter: Das Dreieck! Prinzipiell kann man das immer noch zum Aufbauen der Kugeln verwenden, ich persönlich bevorzuge allerdings ein MBR („magic ball rack“). Ein – abgekürzt – „magic rack“ ist eigentlich nur eine Plastikschablone, welche die einzelnen Kugeln beim Aufbau – analog dem Dreieck – möglichst eng aneinanderpressen soll. Die kleinere Variante des MBR wird für 9- und 10-Ball (zwei Pool-Billard-Variationen) verwendet.
Nun ist es so weit – das erste „Rack“ wird aufgebaut. Hierzu wird das Magic Rack mit einer Spitze voraus auf den zuvor eingezeichneten Fußpunkt gelegt.
Bereits an dieser Stelle kann man die Vorteile des Magic Racks erkennen: Die Kugeln liegen „press“ (ohne Zwischenraum) aneinander. Diese Genauigkeit wäre mit dem Dreieck nur schwer – oder nur nach mehreren Versuchen – hinzubekommen.
Kugeln aufgebaut, Queues gekreidet, jetzt kann es losgehen 🙂
Nach dem Break kann das Magic Rack weiter auf dem Tisch liegen bleiben, oder – sobald sich keine Kugel mehr darauf befindet – einfach weggenommen werden.
Macht Spaß! 🙂
Zwischendrin das Kreiden nicht vergessen!
Eine andere Pool-Billard-Variation ist „9-Ball“. Hierbei kommt das kleine Magic Rack zum Einsatz und anstatt von „Halben“ und „Vollen“ werden einfach die Kugeln der Reihe nach (1-9) versenkt. Das Break (der Anstoß) muss nicht zwingend von dem von uns eingezeichneten Kopfpunkt erfolgen. Die weiße Kugel muss lediglich hinter einer – auf meinem Tisch gedachten – Linie zwischen dem jeweils zweiten Diamanten der langen Bande von der Kopfbande aus liegen. Ich z.B. bevorzuge es beim 9-Ball von der Seite zu „breaken“.
Eigentlich könnte ich an dieser Stelle aufhören zu schreiben und einfach die nächsten Stunden mit Billard spielen verbringen 😉
Leider ist es wie überall im Leben: Wenn man seine Sachen länger haben möchte, sollte man gut Acht darauf geben. Der Billardtisch ist natürlich auch keine Ausnahme und bedarf etwas Pflege.
In regelmäßigen Abständen sollte der Tisch mit einem Staubsauger mit Teppichbürste auf niedriger Saugstufe abgesaugt werden um Kreidestaub und sonstige Verschmutzungen zu entfernen.
Manchmal kann es auch vorkommen, dass sich die Kreide etwas tiefer in das Tuch gefressen hat. Für solche Fälle gibt es eine spezielle Bürste.
Brav machst du das! 🙂
Auch die Kugeln werden durch das Spielen in Mitleidenschaft gezogen. Gerade die weiße Kugel, die ja stets mit der mit Kreide bestäubten Lederspitze des Queues in Kontakt kommt, hat nach dem Spielen einige „Gebrauchsspuren“:
Aus diesem Grund sollten die Kugeln mit einem Mikrofasertuch und einem speziellen Ballreiniger auch etwas Aufmerksamkeit bekommen.
Anschließend können die Kugeln wieder in ihrer Verpackung verstaut werden.
Um zu vermeiden, dass der Tisch bei Nichtgebrauch nicht einstaubt oder sich sonstiger Dreck auf dem Tuch fängt, kann man noch eine Abdeckplane drüberlegen.
In diesem Sinne: „Gut Stoß“ und bis bald… 🙂
1. Januar 2019, 2:00
Keep on rolling!