#195 – Poppy DR-236 fine tuning

Ich gebe es ja zu – die ursprünglich geplante „einfache Reparatur“ ist beim letzten Mal etwas ausgeartet! 😛 Aber so ist das nun eben einmal. Während ich das Gerät offen habe, fallen mir einfach zig weitere sinnvolle Verbesserungen und Tuningmaßnahmen ein. Und ihr kennt mich mittlerweile ja – solchen Gelegenheiten kann ich einfach nicht widerstehen. 😉

In Artikel 194 haben wir ja schon ganze Arbeit geleistet und uns mehr oder weniger um den technischen Fehler mit dem brummenden Netzteil – durch Etablierung einer Art „Anti-Weck-Modus“ – gekümmert. Abgefahren! 😀

Ein Problem, welches mich ebenfalls seit Jahren stört ist die Displaybeleuchtung. Diese erfolgt durch eine einfache (und mittlerweile sehr schwach, bzw. dunkel gewordene) Glühbirne:

Fun Fact: Kein Wunder, dass die kleine Birne nicht mehr so frisch ist wie am ersten Tag. Ich möchte euch mal sehen wie ihr nach viereinhalb Jahrzehnten noch strahlt! 😛

Wenn man ehrlich ist, brauchen die Klappzahlen ja auch keine besonders starke Beleuchtung. Es sollte nur so viel sein, dass sich die Uhrzeit auch in der Morgen- oder Abenddämmerung (oder bei einem altersbedingten, nächtlichen Spaziergang zur Toilette) ablesen lässt. Ebenso wäre es schön, wenn die Erleuchtung auf Knopfdruck passiert und nicht einfach Tag und Nacht durchleuchtet. Von Haus aus gibt es tatsächlich keine Möglichkeit die Beleuchtung ein- oder auszuschalten!

Fun Fact: Tatsächlich ist die Birne auf dem Foto wesentlich heller als sie es in Natura ist und trotzdem kann man sehen, dass die darüber liegenden Klappzahlen kaum beleuchtet werden!

Hm, im Endeffekt würde ja eine kleine LED zur besseren Beleuchtung ausreichen. Mir schwebt so eine Art Timer-Schalter vor, der das Licht auf Druck für ca. 5 Sekunden anschaltet und dann von selbst wieder ausmacht. Wo habe ich sowas nur schon mal gesehen…? Mal überlegen… Aha, ich weiß – in dem Ding ist so etwas verbaut:

Diese optisch an einen Game Boy angelehnte Uhr ist ein recht einfach produzierter Merchandiseartikel, welcher mir schon so zahlreiche graue Haare bereitet hat. Nicht etwa wegen der (meiner Meinung nach äußerst ansprechenden) Optik, sondern weil die verbaute Digitaluhr schlicht und einfach ungenau ist! Jede zwei Wochen weicht das Ding bereits um fast fünf Minuten ab. Ich habe schon so viel rumprobiert (Einstellungen, andere Batterien, etc.), aber ich befürchte das Ding ist einfach etwas „billig“. Allerdings hat es eine schöne grüne LED verbaut, welche auf Knopfdruck für wenige Sekunden das Display erhellt – eigentlich genau das was wir brauchen! 😉

Fun Fact: Unabhängig davon ist der Alarmton, bzw. das Wecksignal der Uhr auch grauenhaft! 😀

Ich gebe es zu – für gewöhnlich schlachte ich ungerne funktionierende Geräte (gerade wenn es nur für eine LED und einen Zeitschalter ist), aber in diesem Fall bin ich absolut schmerzbefreit. Um ehrlich zu sein bin ich fast froh, wenn das blöde Ding endlich wegkommt, weil es mich schon so viele Nerven gekostet hat. Spätestens bei einem Blick auf das Innenleben merkt man dem Gerät die gut 40 Jahre Altersunterschied zu unserer Klappzahlenuhr doch deutlich an. Bei dieser Fertigungsart lässt sich leider kaum mehr etwas selbst basteln, bzw. reparieren:

Mal sehen – um die LED sowie den Druckschalter samt Zeitsteuerung zu erhalten müssen wir im Endeffekt das gesamte Konglomerat in den Radiowecker einbauen. Damit das klappt, sollten wir als erstes die Platine um den Bildschirm erleichtern und nicht benötigte Kabel ablöten.

Da letztendlich auch nur einer der sechs Druckknöpfe benötigt wird, können wir die restlichen Tastengummis getrost beiseitelegen.

Leider sind die Leitungen zwischen den einzelnen Platinen sehr kurz. Ich denke wir sollten einige der Kabel etwas verlängern, so ersparen wir uns vielleicht später beim Verbau der Platine in den Radiowecker ein paar Probleme auf Grund zu kurzer Strippen…

Fun Fact: Um möglichst wenig Materialien anschaffen zu müssen, habe ich für die Verlängerung der einzelnen Adern die zuvor abgelöteten Drähte wiederverwendet. Da ich auch keine Schrumpfschläuche zur Hand hatte, habe ich einfach ein paar abisolierte Kabelummantelungen zur Isolation der Leiter verwendet – Upcycling und so! 😉

Nun sollten wir uns mal um das eigentliche Thema „Beleuchtung“ kümmern. Der Diffusor (also die Plastikplatte, welche das Licht der LED etwas verstreuen soll) muss ein ganzes Stück gekürzt werden, um in das Gehäuse zu passen. Die Idee ist, die Klappzahlen von unten (ähnlich wie bei der ursprünglich verbauten Glühbirne) zu beleuchten. Die Frage ist jetzt nur wie man das Plastikteilchen am besten unterhalb der Ziffern befestigen könnte…

Tatsächlich gibt es eine sehr einfache Lösung: Wir können die kleine Metallhalterung der Glühbirne wiederverwenden! Damit das klappt, müssen lediglich zwei kleine Löcher gebohrt werden. Anschließend kann der Diffusor mit der Halterung verschraubt werden. Klar, man könnte alternativ auch einfach versuchen das Ding irgendwie im Gehäuse zu verkleben, aber mir gefällt die flexible Lösung mit einer Schraube wesentlich besser! 🙂

Fun Fact: Ich habe die dicke Schaumstoffisolierung mit einem kurzen Streifen Isolierband ersetzt, da diese an der Innenseite angestanden ist und man das Gehäuse nicht mehr schließen konnte.

Nachdem das geschafft ist, können wir versuchen, die Hauptplatine zu verbauen. Glücklicherweise ist unterhalb des Radios noch etwas Luft und so findet die Hauptplatine dort problemlos ihren Platz:

Die kleine Platine mit dem Druckschalter zum Einschalten der LED-Beleuchtung müsste sich doch eigentlich ideal an der Vorderseite des Geräts (dort wo wir beim letzten Mal den Alarm-Schalter ausgebaut haben) unterbringen lassen. Leider ist diese viel zu groß und wir müssen das gute Stück etwas mit der Akkuflex bearbeiten. So lässt sich das Ding perfekt an der bestehenden Schalterverschraubung befestigen! 🙂

Für einen einfachen Testaufbau habe ich ein Batteriefach, welches mal in einer Solarlampe verbaut war, verwendet. Da ich kein passendes Fach für zwei Batterien (2x 1,5 Volt) hatte, musste ich etwas basteln. Nicht gerade die beste Lösung, aber für einen kurzen Test sollet es ausreichen! 😉

Funktioniert! Die LED leuchtet wie gewünscht auf Knopfdruck für ca. fünf Sekunden – sehr schön! Mir persönlich gefällt das grüne Licht gut. Es ist nicht zu aufdringlich und trotzdem lassen sich die Ziffern auch bei Dunkelheit problemlos ablesen.

Natürlich wollen wir aber kein zusätzliches Batteriefach mit in das Radio einbauen. Das wäre ja Quatsch, da das Gerät sowieso am Strom hängt. Um die Stromversorgung ohne Batterien zu gewährleisten, könnte man theoretisch versuchen an einem bestehenden Punkt eine Spannung abzugreifen, doch leider ist das Gerät so alt, dass es mit Wechselspannung (ich habe irgendwas um die 18 Volt gemessen) betrieben wird. Das hilft uns nichts, denn die LED, bzw. der Schaltkreis benötigen ca. 3V Gleichspannung. Ich denke, wir sollten auf Nummer Sicher gehen und ein eigenes Netzteil verbauen. Wie gut, dass in der Elektroschrottkiste noch ein einsames 12V-Netzteil von einem defekten Router rumliegt, welches förmlich nur darauf wartet von uns eingebaut zu werden! 😉

Da das Netzteil 12 Volt liefert, habe ich für drei Euro einen kleinen Spannungswandler auf eBay geordert, welcher uns die Eingangsspannung auf ca. 3,2 Volt runterregelt.

Die beiden Teile müssen wir jetzt nur noch irgendwie im Uhrenradio verbauen und mit dem Schaltkreis der LED verbinden. Tatsächlich ist an einigen Stellen im Gehäuse noch etwas Platz und wie es der Zufall will, lassen sich hier die Netzteilkomponenten prima unterbringen.

Zugegeben – richtig ordentlich und transparent ist das nicht, aber, wenn man ehrlich ist schaut es insgesamt betrachtet auch nicht viel schlimmer aus, als es bereits vorher (von Werk aus) war! 😀

Fehlt nur noch ein passender Knopf, den man auch von außen drücken kann. Bei meinen bisherigen Tests habe ich den Tastengummi einfach mit einem Bleistift bedient. Das ist natürlich suboptimal, wenn man mit verschlafenen Augen zu einer unchristlichen Tageszeit die Uhr ablesen möchte! 😀

Letztendlich habe ich aus Resteteilen (ich weiß gar nicht mehr bei welchen Basteleien das Zeug übriggeblieben ist) einen einfachen Knopf gebastelt. Nichts Besonderes, aber egal. Funktioniert! 🙂

Hm, kann mir mal jemand sagen, wieso wir das Radio überhaupt ursprünglich aufgeschraubt hatten? Ach ja – die defekten Klappzahlen – da war ja was! Mittlerweile habe ich so viel an dem Teil rumgeschraubt, dass ich das eigentlich Problem vom Anfang beinahe  vergessen hätte! 😀

Ich habe lange überlegt, ob sich die Ziffernblättchen nicht irgendwie selbst (z.B. mit einem 3D-Drucker oder etwas stärkerem Karton) herstellen lassen. Leider ist mir keine einfache und kostengünstige Lösung eingefallen, zumal der korrekt ausgerichtete Aufdruck der Ziffern bei beiden Ideen ein riesiges Problem darstellt. Da hilft nur eins – wir brauchen originale Ersatzteile. Doch wo soll man so etwas nach 45 Jahren herbekommen?

Eins kann ich euch sagen – es war eine richtige Challenge ein Gerät des gleichen Herstellers zu finden. Gut erhaltene Modelle in schönen Zuständen werden meist für dreistellige Beträge verkauft. Richtig schlecht Erhaltene landen dagegen meist auf dem Schrottplatz. Trotzdem konnte ich nach einiger Recherche folgendes, als defekt angebotenes Modell für einen gerade noch akzeptablen Preis ergattern:

Bei dem Ding handelt es sich um das Modell „Poppy DR-216“ aus dem Jahre 1975 – quasi der direkte Vorgänger meines DR-236-Modells! 🙂 Zwar ist das Design (wie z.B. die Anordnung der Schalter) etwas anders wie bei meinem Modell, aber wir haben Glück! Tatsächlich werden in beiden Geräten die gleichen Ziffernblättchen verwendet! 🙂

Fun Fact: Was haltet ihr von der Farbe? Meinen Geschmack trifft das nicht gerade, allerdings muss man auch zugeben, dass das Gehäuse wohl mal viel heller war und erst im Lauf der Jahre vergilbt ist – ein typisches Problem bei Plastik aus der Zeit…

Merkwürdig ist, dass gar keine Beschriftung der Schalter vorhanden ist. Wie soll man denn so wissen, welcher Schalter was tut?! Genau diese Gedanken hatte wohl auch der Vorbesitzer und so hat er einfach einen handgeschriebenen Zettel mit Hinweisen auf die Unterseite des Geräts geklebt! 😀

Auch wenn das Gerät als defekt verkauft wurde, funktioniert zumindest das Radio tatsächlich noch tadellos, lediglich der Synchronmotor scheint defekt zu sein. Dementsprechend funktioniert auch der Uhrmechanismus mit den Klappzahlen nicht. Gut für uns, denn so eignet sich das Modell wunderbar als Ersatzteillager und wir können ein paar der Ziffernblättchen für unser Radio verwenden. Eigentlich wollte ich einfach den kompletten Zifferblattmechanismus eins zu eins tauschen, aber das war leider auf Grund der leicht unterschiedlichen Bauart des Antriebs nicht möglich. So bleibt uns nichts Anderes übrig als nach und nach die einzelnen defekten Zifferblättchen auszubauen und in unser Uhrenradio einzubauen. Eine mühsame und zugegeben sehr fummelige Arbeit!

Bevor wir den guten Poppy nun wieder schließen sollten wir ein paar letzte Tuning-Maßnahmen durchführen. So können wir beispielsweise einen Streifen Isolierband auf die Innenseite des Gehäuses kleben, damit die LED nicht durch das dünne Plastikgehäuse durchscheint und auch wirklich nur die Ziffern beleuchtet. Gleiches gilt für die LED des Spannungswandlers, diese sollten wir ebenfalls abdecken. Damit das Uhrwerk jederzeit rund läuft, können wir die Zahnräder mit etwas Feinmechaniköl schmieren. Als letzte Optimierungsmaßnahme können wir den Halteclip der Ziffernblätter etwas nach vorne biegen. Dadurch klappen die Ziffern leichter nach unten und es entstehen weniger Laufgeräusche! 🙂

So, jetzt müssen wir eigentlich nur noch alles etwas saubermachen und das Ding wieder zusammenschrauben. Ich erspare euch den „Rückweg“ und zeige euch lieber gleich das Ergebnis! 😉

Das Radio funktioniert noch, eine coole Displaybeleuchtung gibt es jetzt auf Knopfdruck und, wenn gewünscht, lässt sich das Uhrenradio dank Schalter auf der Oberseite komplett ruhigstellen. Natürlich lässt sich auch weiterhin die Weckzeit ganz normal über den seitlichen Drehregler einstellen:

Puh – endlich fertig. Alles in Allem betrachtet war das schon ein lustiges Projekt. Jeder „normale“ Mensch hätte das Teil (nicht nur auf Grund der Fehlfunktion mit den Klappziffern) vermutlich schon längst weggeschmissen. Ein enthusiastischer Elektroniker hätte sich vermutlich den Schaltplan zur Hand genommen und das Ding von Grund auf neu verkabelt. Da ich keiner von beiden bin, habe ich einfach etwas improvisiert um zu meinem gesetzten Ziel zu kommen. So läuft es eben manchmal bei Projekten dieser Art, wenn man keine (oder nur wenig) Ahnung hat! 😀

Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Vielleicht liegt es daran, dass ich einfach eine Schwäche für Geräte aus der Zeit habe. Und – sind wir mal ehrlich – wer kann heutzutage schon von sich behaupten, dass er sich morgens von einem Klappzahlenuhrenradio wecken lässt…? 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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