„640 kB should be enough for everyone“. Bis heute hält sich das Gerücht hartnäckig, dass der ehemals reichste Mann der Welt und Gründer von Microsoft, Bill Gates, diesen Satz mal im Jahr 1981 auf einer Computermesse gesagt sagen soll. Dafür gibt es allerdings keine Beweise und Gates selbst hat auch mehrfach klargestellt, dass er so etwas nie sagen würde. Die tatsächliche Wahrheit werden wir wohl nie herausfinden. Fakt ist: Unser adb-Computer hat nur 640 kB Arbeitsspeicher und wir müssen schauen, dass wir damit klarkommen!
Doch das ist nur eine Limitierung, mit der wir uns herumärgern dürfen. Ein Problem ist auch die geringe Festplattenkapazität. Bevor wir damit beginnen, ein paar Spiele auf der Kiste zu installieren, müssen wir uns wohl oder übel um die randvolle Festplatte kümmern. Ich habe zwar schon ein paar überflüssige Dateien entfernt, trotzdem sind gerade mal knapp 1,4 MB auf Laufwerk C: frei:
Prinzipiell könnten wir vermutlich einen Großteil der Dateien löschen, aber ich denke es wäre das mindeste, die Daten zu sichern und dem Vorbesitzer zukommen zu lassen, bevor wir sie endgültig löschen. Dafür müssen wir sie ja „nur“ auf einen modernen Computer übertragen, oder?
Das stimmt, doch leider stehen uns mit dem 3,5“-DD-Laufwerk nicht gerade weltbewegende Möglichkeiten zur Verfügung. Um die Daten „häppchenweise“ möglichst effizient zu sichern, habe ich ein Softwarepaket namens „PC Tools“ verwendet. Damit lassen sich relativ komfortabel (ohne händisches Eintippen von Befehlen) Datei für Datei auf ein paar 720 kB Disketten kopieren.
Fun Fact: Ein Glück, dass zumindest keine Datei größer als ca. 720 kB ist, sonst müssten wir uns noch mit Packprogrammen oder binär gesplitteten Dateien herumärgern!
Leider war das nur die halbe Miete, denn tatsächlich ist das Einlesen von DD-Disketten (720 kB) auf modernen PCs gar nicht so einfach. Die meisten gängigen USB-Diskettenlaufwerke unterstützen nur noch HD-Disketten (1,44 MB), dementsprechend habe ich echt lange suchen (und verschiedene Laufwerke kaufen) müssen, bevor ich mit dem HP N533 (FD05-PUB-349) ein USB-Floppylaufwerk gefunden habe, welches auch DD-Disks lesen und beschreiben kann:
Fun Fact: Tatsächlich ist in dem HP-Gehäuse ein TEAC-Laufwerk verbaut. Anhand der technischen Spezifikationen lässt sich erkennen, dass es sich um ein recht altes Modell handeln muss. Die Systemanforderungen (USB1.1, Pentium 133 und Windows 98) wirken aus heutiger Sicht lachhaft! 🙂
Es hat mich einige Kopiervorgänge gekostet, um die Daten alle zu übertragen, aber ich denke es hat sich gelohnt. Neben den persönlichen Daten, die mich nichts angehen (und auch nicht wirklich interessieren), konnte ich so einige interessante Programme sichern:
Soweit so gut, jetzt können wir den PC von allen unnötigen Programmen befreien und schauen, dass wir möglichst viel Platz auf der 20 MB Festplatte schaffen. Die Betriebssystemdaten von DOS und Windows können wir leider nicht löschen und ich möchte eigentlich auch ein paar Tools behalten. Im Endeffekt sind es jetzt gute 12 MB geworden, auf denen wir uns austoben können. Gar nicht übel! 🙂
Das Kopieren von ein paar Spieldaten gestaltet sich mindestens genauso umständlich, wie das Sichern der Daten. Während sich kleinere Spiele (wie z.B. „Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards“) in einem Aufwasch kopieren lassen, brauchen wir für größere Titel wie z.B. „Prehistorik“ mehrere Anläufe, bzw. mehrere Disketten:
Zumindest laufen beide Spiele auf den ersten Blick recht ordentlich. Bei Prehistorik fällt mir auf, dass im Vergleich zum DTK Tech-PC aus Artikel 233 die Spielwelt allerdings deutlich langsamer geladen wird. Wenn ich raten müsste, würde ich darauf tippen, dass es an der älteren und zusätzlich 2,5 MHz schwächeren CPU (8088 mit 10 MHz anstatt 80286 Prozessor mit 12,5 MHz) liegt. Auch die 384 kB weniger RAM (640 kB anstatt 1024 kB) sowie das etwas ältere Festplattenmodell (Seagate ST-225 anstatt Seagate ST251) könnten einen Einfluss auf die Performance haben.
Fun Fact: Gerade beim Bildschirmwechsel, also immer dann, wenn der bärtige Neandertaler ein neues Bild betritt, merkt man, wie der betagte Rechner immer ganz kurz ins Schwitzen kommt! 😀
Was Leisure Suit Larry angeht, braucht sich der PC auch nicht zu verstecken, denn der gute Larry lässt sich recht ordentlich durch Lost Wages navigieren – wenn auch etwas langsamer als gewohnt. Na ja, der alte Aufreißer wird eben auch nicht jünger! 😛
Fun Fact: Ich habe spaßeshalber versucht, ein paar der Spiele im langsamen 4,77 MHz-Modus laufen zu lassen. Keine Chance. Die meisten Programme starten erst gar nicht, und wenn sie das tun, dann kann man jeden Bildaufbau per Handschlag begrüßen. Da hat eine Diashow mehr FPS! 😛
Einzige Ausnahme bildet da „Spacewar“. Der olle Schinken von 1985 gibt sich sogar mit 4,77 MHz zufrieden und läuft auch mit niedrig getaktetem Prozessor einwandfrei. Dafür darf man vom Gameplay her auch nicht viel erwarten. Mich erinnert das Spiel irgendwie sehr an „Asteroids“! 😉
Für viele Titel ist der Rechner aber leider einfach zu schwach. Einer dieser Kandidaten ist z.B. „Sharkey’s 3D Pool“ von 1989. Spielbar? Ja! Angenehmes Spielerlebnis? Definitiv nein. Selten habe ich so eine lahme Billardsimulation gesehen. Der Computer nimmt sich zum „Denken“ (Auswahl des nächsten Stoßes) mehr Zeit, als ein menschlicher Gegner an einem echten Billardtisch! xD
Auch nur im Schneckentempo daher kommt einer meiner persönlichen Favoriten: „Electro Body“ von 1992. Kein Wunder – schließlich erwartet das Spiel eigentlich ein 286er-CPU. Es ist schon erstaunlich, dass es überhaupt startet. Dafür musste ich allerdings auch die Hintergrundmusik (und damit meine ich den PC Speaker) deaktivieren, andernfalls missglückt ein Start gänzlich.
So was Ärgerliches! Und dabei habe ich für das Spiel extra – weil die EXE-Datei größer als 720 kB ist, mit Hilfe des Programms „split“ aus Artikel 276 die Datei binär geteilt (split eb.exe -b 500k), um sie überhaupt auf den Computer übertragen zu können. Fail. Tja, so ist das Leben! 😛
Vielleicht sollten wir uns lieber auf die Titel konzentrieren, die wir halbwegs zum Laufen bekommen können. Gut spielbar ist z.B. „Prince of Persia“. Wichtig ist nur, dass man eine ältere Version des Spiels auftreibt, welche noch den Hercules-Grafikmodus unterstützt. In späteren Versionen wurde dieser nämlich zu Gunsten einer VGA-Auflösungen und diversen Sound-Modi entfernt.
Auch „Arkanoid: Revenge of DOH“ lässt sich problemlos spielen. Aus heutiger Sicht wirken diese Spiele größtenteils extrem primitiv, aber dreht mal die Uhr ein paar Jahrzehnte zurück: Ende der Achtziger Jahre war es ein Segen, nicht mehr Mark für Mark in diverse Spielautomaten in den (damals noch in großer Stückzahl vorhandenen) Spielhallen investieren zu müssen, sondern bequem zu Hause vor dem eigenen Rechner eine Vielzahl an Spielen zur Verfügung zu haben! 🙂
„Pipe Mania“ (in amerikanischen Gefilden unter dem Titel „Pipe Dream“ vertrieben) von Lucasfilm Games aus dem Jahre 1989 ist eines dieser klassischen Logikspiele, welches einen entweder stundenlang fesselt, oder direkt beim ersten Blick abschreckt. Ich spiele zwar gerne hin und wieder auch ein Puzzlespiel, in dem Fall gehöre ich aber wohl eher zu letzterer Sorte an Menschen! 😀
Mit „Leather Goddesses of Phobos“ ist auch ein waschechtes Textadventure aus dem Hause Infocom (1986) am Start. Eure Aufgabe ist es, als namenloser Protagonist eine Invasion der „Ledergöttinnen vom Mond Phobos“ zu verhindern, welche im Begriff sind, die Erde einzunehmen und die Menschheit zu versklaven. Was nach einem typischen SciFi-B-Movie klingt, spielt sich auch so. So ganz ohne Grafik kann man sich voll und ganz auf den humorvoll geschriebenen Text konzentrieren. Tja, im Jahre 1986 brauchte man eben nur die eigene Vorstellungskraft – die vermutlich beste Grafikkarte der Welt! 🙂
Dem anzüglichen Titel entsprechend, kommen sexuelle Anspielungen in dem Spiel nicht zu kurz. Darüber hinaus gibt es auch wieder eine „Cheftaste“ (Bosskey), welche per Knopfdruck eine Tabellenkalkulation, bzw. ein ähnlich aussehendes Bild anzeigt, falls der Chef ins Büro kommt! 😀
Fun Fact: Der sog. „Level of Naughtiness“ kann vom Spieler selbst in Form von drei Stufen beliebig angepasst werden. Das Niveau der Anzüglichkeiten lässt sich hierbei zwischen „zahm“, „andeutend“ und „lüstern“ einstellen. xD
Sehr überrascht war ich darüber, dass sich sogar Maxis‘ „Sim City“ halbwegs angenehm spielen lässt – allerdings nur mit der Tastatur. Etwas schade ist, dass die angeschlossene Maus scheinbar nur mit Windows 3.0 funktioniert. Dagegen gibt’s doch auch was von Ratiopharm, oder? 😉
Aber Hallo! Mit einer alten Version des Microsoft Maustreibers von 1987 können wir den digitalen Nager mit Kugel im Bauch dazu bewegen, auch unter DOS zu arbeiten. Dafür müssen lediglich die Dateien „MOUSE.COM“ und „MOUSE.SYS“ auf den PC kopiert und in der AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS entsprechend geladen werden:
Ab dem nächsten Systemstart steht uns die Maus dann auch als Eingabegerät unter DOS zur Verfügung und wir können Sim City wesentlich bequemer bedienen. 🙂
Mit „Planet X3“ ist sogar ein neues DOS-Spiel aus dem Jahre 2018 (!) auf dem PC lauffähig. In dem Echtzeitstrategiespiel steuert ihr Vertreter der Menschheit, welche im Rahmen einer Expedition versuchen, den neu entdeckten Planeten (X3) zu besiedeln. Dabei stoßen sie auf eine Alienrasse (die sog. Protoids) und es entbrennt ein Streit um die begrenzten Ressourcen. Das Spiel ist 100% in x86-Assembler geschrieben – das nenne ich mal wahre Hingabe/Leidenschaft. Einfach nur irre!
Fun Fact: Der Entwickler David Murray hat den Hercules-Grafikmodus erst nachträglich, auf Wunsch einiger Enthusiasten (man könnte auch „Freaks“ sagen) implementiert – abgefahren! 😀
Schön zu wissen, dass das klappt, aber mit so neumodischem Schnickschnack wollen wir uns doch gar nicht weiter beschäftigen! 😛 Schnell zurück in die Achtziger. Auch das 30 Jahre ältere „California Games“ von Epyx lässt sich auf dem System gut spielen. In verschiedenen Disziplinen (wie z.B. Skateboard, Footbag, Surfen oder BMX) kann man hier seine Unfähigkeit, die vom Spiel gewünschten Tasten zum korrekten Zeitpunkt zu drücken, unter Beweis stellen! xD
Im 1989 erschienenen „Barbarian“ steuern wir einen oberkörperfreien Grobian namens Hegor durch eine Vielzahl von Dungeons, um letztendlich seinen Bruder, den bösen Zauberer Necron zu besiegen. Gesteuert wird Hegor durch Menüelemente am unteren Bildschirmrand. So fühlt sich das Spiel fast wie ein Point-and-Click-Adventure an, obwohl es eigentlich ein Action-Spiel sein soll. Mich persönlich erinnert Barbarian aufgrund der merkwürdigen Steuerung etwas an „Dragons Lair“ auf dem NES.
Zu guter Letzt möchte ich natürlich noch ausprobieren, ob auch der Adventure-Evergreen „The Secret of Monkey Island“ auf der Kiste läuft. Tatsächlich lässt sich Guybrush’s erstes Abenteuer mit dem 8088 spielen, allerdings muss ich zugeben, dass ich den Möchtegern-Piraten selten so langsam habe laufen sehen. Ich denke, dass die 10 MHz CPU hier einfach an ihre Grenzen kommt.
Damit sollten, bzw. müssen wir es mit dem adb 8088-PC aber auch endgültig gut sein lassen, denn von unseren freigeschaufelten 12 Megabyte sind auf der Festplatte leider nur noch 277 kB frei – so schnell geht’s! 😀 Das passt gut, denn ich denke viel mehr gibt es über den Computer auch nicht zu sagen. Was mich schon etwas überrascht hat, ist die Tatsache, dass es sich um einen Klon eines IBM XT-Computers in einem AT-Gehäuse handelt. Warum das so gemacht wurde, weiß vermutlich nur der Bauer des PCs – und der ist im dümmsten Fall schon nicht mehr auf der Welt.
Vom Erhaltungszustand her ist das Teil vermutlich einer der besten PCs, die ich jemals besessen habe. Trotzdem merkt man dem guten Stück auf technischer Seite die Jahre an. Eine etwas stärkere CPU würde der Kiste nicht schaden, denn einige der Spiele laufen doch arg langsam. Für die damalige Zeit war der Rechner aber – gerade für Office-Anwendungen – bestimmt ein tolles Teil und ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viele DM das System seinen Vorbesitzer gekostet hat.
Eine Sache vielleicht noch – ich bin euch ja noch das Baujahr des Systems schuldig! Anhand der gefundenen Dokumente, verbauten Teile und eingesetzter Software würde ich vermuten, dass der PC ca. 1988 also vor über 35 Jahren zusammengebaut und verkauft worden sein müsste. Ist das nicht irre? Einige Komponenten wie z.B. die Netzwerkkarte oder das 3,5″-Diskettenlaufwerk sind erst im Laufe der Zeit hinzugekommen. Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass das System wohl bis ins Jahr 2000 hinein genutzt wurde. Wirklich cool! 🙂
Um die Sache abschließend rund zu machen, habe ich natürlich wieder ein kleines Menü (Batchdatei) gebastelt, mit welchem sich die einzelnen Spiele bequem starten lassen:
Ende gut, alles gut? Leider nein, denn mein selbstgebasteltes Skript funktioniert nicht, da der „CHOICE“-Befehl, zur Abfrage der Eingabe vom Benutzer nicht erkannt wird. Uff, woran könnte das denn liegen? Seht es mir nach, aber dieses Problem werden wir heute nicht mehr lösen. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, ich habe da schon eine Idee… 😉
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!