Na, sind das nicht zwei Prachtexemplare? 😉
Jeder, der irgendwann in den Neunzigern einen Computer besessen hat, kennt vermutlich noch diese Art von „PC-Lautsprechern“. Die Dinger gab es von zig verschiedenen Herstellern in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Während neuere Modelle meist in silberne oder schwarze Gehäuse verpackt waren, wurden ältere Geräte in den ikonischen (zum damaligen PC-Setup passenden) Beige- oder Grautönen gefertigt und verkauft.
Das hier vorliegende Exemplar vom Typ „Sound Link SV-810SL“ macht optisch einen guten Eindruck, wenn auch das Gehäuse im Lauf der Jahre doch ganz schön vergilbt ist. Der Gelbstich-Look ist nicht jedermanns Sache, aber mir gefällt es ganz gut. Einerseits finde ich, dass man alter Technik die Jahre auch ansehen darf und andererseits passen sie so prima zu meinen vergilbten Computern! 😀
Fun Fact: Lasst euch von dem Bild nicht täuschen – auch die Rückseite ist stark vergilbt, aber das kommt auf dem Foto nicht so rüber. Scheint so, als hätte ich vergessen, den Blitz anzuschalten! xD
Die Bedienelemente sind sehr einfach gehalten. Außer einem Lautstärkeregler, einem Tiefen- und Höhenregler, dem Einschaltknopf, einer Status-LED sowie einer Klinkenbuchse zum Anschluss eines Kopfhörers finden sich keine weiteren Einstellmöglichkeiten an den Boxen.
Auch auf der Rückseite gibt es keine Überraschungen. Mit dem Netzkabel (zur Stromzufuhr), einer Leitung zum zweiten Lautsprecher sowie dem Klinkeneingang zum Anschluss an einen PC sind die typischen „Verkabelungsmöglichkeiten“ vorhanden.
Laaaangweilig! 😛 Zugegeben – es gibt deutlich spannendere Dinge, als ein paar alte PC-Boxen. Was will ich denn eigentlich mit dem „Elektroschrott“? Tja, der Begriff Elektroschrott trifft es ganz gut, denn leider sind die guten Stücke wohl defekt. Naja, nicht wirklich, aber sobald man sie einschaltet, ertönt ein lautes Surren aus den Boxen. Selbst wenn gar kein Eingangssignal anliegt, brummen die Teile in einem konstanten Ton. Das hört sich fast so an, als wären Hummeln im Lautsprecher! An dieser Stelle einen fetten Daumen hoch für den Praktikanten, der sich den Titel des heutigen Beitrags ausgedacht hat! 😛
Not so fun Fact: Ok, ihr habt mich erwischt – ich habe keinen Praktikanten. Wozu auch? Der wäre dann vermutlich auch nur recht schnell gelangweilt über die schier endlosen Ausführungen über veraltete Computer-Systeme… 😉
Da hilft nur eins – wir müssen die Lautsprecher mal aufschrauben und prüfen, ob wir sie reparieren können. Oh weh, ich höre schon den Mob rufen: „Aber retrololo, warum zur Hölle willst du ein paar billige, alte PC-Boxen zu reparieren? Solche Dinger kann man doch in Hülle und Fülle für wenige Euros kaufen!“ Keine Angst Leute, das weiß ich auch, aber ich schmeiß einfach ungern Sachen weg. Ökologischer Fußabdruck und so. Und so gesehen ist das doch eine prima Retro-Bastel-Challenge, findet ihr nicht? 😉
Die Prämisse ist einfach: Wenn ich es schaffe, die Boxen mit ganz einfachen Mitteln für “0€” (also ohne Geld für weitere Ersatzteile, etc. auszugeben) zu reparieren, dann bleiben sie hier. Andernfalls werden sie ausgemustert und wandern auf den Wertstoffhof. Ich finde das ist fair! 🙂
Die vier Schrauben auf der Rückseite sind schnell gelöst. Warum auch immer habe ich mich dazu entschlossen, erst die linke Box aufzuschrauben. Im Nachhinein betrachtet war das absoluter Quatsch, denn außer der Klinkenbuchse und dem Lautsprecher selbst finden sich keine weiteren technischen Komponenten im Gehäuse. Na, das nenne ich mal eine Mogelpackung! 😛
Der rechte Lautsprecher beheimatet da schon ein paar interessantere Teile:
Hier finden sich neben zwei Klinkenbuchsen und dem Lautsprecher auch noch das Netzteil sowie die Steuerplatine. Diese sollten wir uns mal etwas genauer ansehen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von den Widerständen (oder eines der anderen kleinen Bauteile) kaputt ist, halte ich für gering. Die typischen Kandidaten, welche sich meist nach ein paar Jahren verabschieden, sind die Elektrolytkondensatoren. Das in den Kondensatoren enthaltene Elektrolyt trocknet oder läuft im Lauf der Jahre aus und sie verlieren ihre Funktion. Im Bild kann man das z.B. ganz gut bei dem kleinen, hellblau ummantelten Kondensator erkennen.
Auch der große Elko, welcher direkt neben den Zuleitungen vom Netzteil sitzt, sieht nicht mehr gut aus. Die aufgeblähte Kappe ist auch immer ein gutes Zeichen dafür, dass sich das Teil verabschiedet hat. Tatsächlich würde ein Defekt dieses Kondensators sehr gut zum Fehlerbild (gleich lautes, monotones Brummen auch ohne dass ein Signal anliegt) passen, denn der große Elko wird vermutlich als Siebelko (Glättungskondensator) für die Netzspannung verwendet.
Ich denke das Ding sollten wir als erstes tauschen, bzw. auslöten. Gesagt, getan. Eins steht mal fest – hier ist definitiv einiges an Elektrolyt ausgelaufen!
Soweit so klar, doch woher bekommen wir ein geeignetes Ersatzteil? Schließlich darf es ja nichts kosten! 😉 Ich habe nicht lange in der Elektroschrott-Kiste suchen müssen, bis ich über das ausgebaute Netzteil von dem defekten RAID-System (siehe Artikel 123) gestolpert bin:
Wie es der Zufall will ist darin genauso ein Teil (Elektrolytkondensator, 2200uF 16V) verbaut!
Jetzt müssen wir das Ding nur noch von der Netzteilplatine auslöten…
…und auf der Lautsprecher-Steuerungsplatine wieder verlöten. Fertig! 🙂
Fun Fact: Schon irgendwie abgefahren, jetzt haben wir gerade in ein altes Gerät einen alten Kondensator aus einem noch älteren Gerät verlötet! Wer braucht schon neue Teile? xD
Na, ob das schon unser Problem behoben hat? Probieren geht über Studieren! Zumindest lässt sich der Lautsprecher noch einschalten! 😀
Und tatsächlich – das Brummen ist weg und es ertönen wieder vollständig ungestörte Klänge aus den Boxen. Ich fasse es nicht, wie einfach das war! Letztendlich lag es wirklich nur an dem einen kleinen Bauteil – ist das nicht verrückt?!
Not so fun Fact: Bei der ganzen Euphorie habe ich natürlich den kleineren, hellblau ummantelten Kondensator ganz vergessen! xD Nachdem die Boxen jetzt aber funktionieren stelle ich das Thema mal ganz dreist hinten an, der „Zukunfts-retrololo“ braucht ja auch noch ein paar Aufgaben! 😛
Um ehrlich zu sein hatte ich mit mehr Gegenwehr gerechnet, aber ich kann euch gar nicht sagen wie gut es tut, wenn ausnahmsweise Mal eine Reparatur unkompliziert ist und alles auf Anhieb funktioniert. Meiner Erfahrung nach kommt das eher selten vor… 😀
Abschließend gehen noch ein paar Grüße raus an alle Legenden, die trotz des vermeintlich langweiligen Themas den Browsertab noch nicht geschlossen und bis zum Ende durchgehalten haben. Glückwunsch, ihr gehört zu den ganz Harten! 😛
Um diesen schnellen Sieg gebührend zu feiern, haben wir uns eine Runde „RollerCoaster Tycoon“ verdient – dank neuem Kondensator ganz ohne Störgeräusche! 🙂
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!