#238 – retro PC madness – Tech-1260 – VI

Endlich sind die Hardware-Arbeiten am DTK Tech-1260 Computer abgeschlossen und wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren – das Spielen von alten DOS-Games! 😀

Nachdem wir beim letzten Mal Larry’s erstes Abenteuer „Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards“ (na, wenn das mal kein Zungenbrecher ist) zum Laufen gebracht haben, bin ich top motiviert auszuprobieren, was der Rechner noch alles schafft! Hierfür habe ich mal meine ganz alten, digital auf CDs oder externen Festplatten schlummernden, PC-Spiele herausgekramt und deren Daten auf ein paar Disketten kopiert. Ich weiß – was für ein irrer Aufwand! xD

Dieser Schritt ist leider notwendig, da wir ja keine Möglichkeit haben, eine SD-Karte oder USB-Stick am alten DTK-Rechner anzuschließen. Theoretisch könnte man zum Transfer von Daten auf den Rechner auch Geräte wie einen „GoTek Floppy Emulator“ einsetzen. Damit lassen sich Images von Disketten über einen USB-Stick auf den Rechner laden. Im Endeffekt hat man dann quasi alle Disketten „virtuell“ auf einem USB-Gerät und kann per Knopfdruck zwischen ihnen wechseln.

Fun Fact: Alternativ könnte man natürlich auch versuchen, ein altes CD-Laufwerk im Rechner zu verbauen und davon eine Vielzahl an Daten und Programmen zu laden. Dafür bräuchte es aber spezielle Laufwerke und Controller-Karten, die ich leider nicht habe.

Das sind alles interessante Ansätze und vermutlich auch gute, bzw. bequeme Lösungen, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich den Charakter des alten Computers erhalten und lieber mit Disketten arbeiten. Wenn retro, dann richtig! 😉

Fangen wir mit „Bubble Bobble“, einem aus der Spielhalle bekannten Klassiker, an. Die Portierung für DOS stammt aus dem Jahre 1988. Auf der Diskette befindet sich ein Installationsprogramm, mit welchem wir die (zur Laufzeit entpackten) Spieldaten auf die Festplatte schieben können. Klingt gut!

Beim Versuch das Spiel zu starten, folgt prompt die Ernüchterung. Wir müssen einen Grafikmodus auswählen und leider wird der von unserem Rechner eingesetzte monochrome Modus nicht unterstützt! 🙁 Egal was man hier auswählt – das Spiel stürzt ab oder der Rechner hängt sich auf.

Spätestens jetzt fällt das größte Problem unseres Computers auf. Wir haben gar keine Grafikkarte verbaut und dementsprechend sind alle Spiele, welche auf den EGA- oder VGA-Grafikstandard setzen, für uns nicht spielbar. Hier mal ein kleiner Vergleich der verschiedenen Grafikstandards anhand des Spiels „Prince of Persia“:

Was wir allerdings hätten, wäre ein CGA-Grafikchip auf dem Mainboard. Diesen müssten wir lediglich via Jumper 22 aktivieren und hätten so 2 oder 4 Farben (abhängig von der Auflösung) zur Verfügung. Leider kann man nicht MDA und CGA parallel betreiben, d.h. entweder wir haben eine höhere Auflösung und können nur Text darstellen, oder wir haben eine geringere Auflösung und können dafür aber Grafiken mit 2-4 Farben anzeigen. So ein Mist! 😀

Fun Fact: Der MDA-Modus war eher für den geschäftlichen Einsatz konzipiert. Kein Wunder, denn er bietet dank der hohen Auflösung (720×350 Pixel) eine sehr scharfe Textausgabe (80×25 Zeilen), welche zur konturscharfen und vergleichsweise flimmerfreien Darstellung von Büroanwendungen (wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation) von vielen Anwendern geschätzt wurde. CGA-Grafikkarten (oder Chips) waren dagegen für den Heimgebrauch gedacht. Stichwort Spiele und so! 😉

Und wir haben noch ein weiteres Problem: Selbst, wenn wir den CGA-Modus via Jumper aktivieren (oder uns alternativ eine vermutlich schwer aufzutreibende und entsprechend teure ISA-Grafikkarte zulegen), würde uns das alles nichts helfen, da der angeschlossene Samtron-Bildschirm nur monochrome Bilder (und eben kein CGA, EGA oder VGA) bernsteinfarben darstellen kann. Fail! 😀

Moment mal – wie zur Hölle läuft denn dann das Larry-Spiel, welches wir in Artikel 237 zum Fliegen gebracht haben? Das hat doch auch eine grafische Ausgabe und funktioniert im Zusammenspiel mit dem monochromen CRT-Bildschirm – und das obwohl der Rechner im monochromen Modus läuft!

Tja, das haben wir der Firma Hercules zu verdanken. Die verkaufte nämlich ab 1982 Grafikkarten, welche zusätzlich zur MDA-kompatible Textausgabe auch einen monochromen Grafikmodus mit einer Auflösung von 720×348 Pixel unterstützten. Viele Hersteller statteten ihre Geräte in Folge standardmäßig mit einem (zumindest zu den Hercules-Grafikkarten kompatiblen) HGC-Adapter aus. Genau das ist auch bei unserem DTK-Rechner der Fall und wir können über diesen „Trick“ dem Gerät eine grafische Ausgabe für den monochromen Monitor entlocken. Sehr geil! 🙂

Viele (aber nicht alle) Spieleentwickler haben den HGC-Standard aufgegriffen und entsprechende Unterstützung dafür in ihre Spiele programmiert. Einfach gesagt bedeutet das, dass wir nach Spielen Ausschau halten müssen, welche den „Hercules-Modus“ unterstützen.

Einer dieser Kandidaten ist das bereits im Grafikvergleich erwähnte „Prince of Persia“ (1990):

Ich habe das Spiel schon auf zig verschiedenen Computern und Konsolen gespielt, bin aber (egal in welcher Version) noch nie wirklich weit gekommen. Mich haben die Steuerung und nicht zuletzt das knapp bemessene Zeitlimit immer zu sehr gestresst. Auch diesmal endet der Versuch, die Prinzessin zu retten, für mich wie eh und je nach nur wenigen Schritten tödlich:

Ein ebenso pflegeleichter Kandidat ist „Prehistorik“ (1991) von Titus. Beim Spielstart kann explizit der Hercules-Modus gesetzt werden und dementsprechend gut läuft das Spiel auf unserer Kiste.

Mann, an das Game kann ich mich tatsächlich noch gut erinnern, denn das Spiel habe ich häufig als Kind auf einem alten Windows 95 Rechner gespielt. Richtig weit bin ich auch hier nie gekommen, spätestens am Ende von Level 3 war immer Schluss. Ich behaupte als Ausrede einfach mal, dass die Spiele früher einfach viel schwerer waren! 😛

Ein Titel, den wir garantiert nicht zum Laufen bekommen werden ist „Happyland Adventures“. Kein Wunder, denn das Spiel ist aus dem Jahr 2000. Ich war so mutig und habe es trotzdem probiert, aber nach einer recht zähen Installation (entpackt waren es fast 3 MB :P) teilt uns das Programm mit, dass es mindestens eine 386er-CPU benötigt. Unser Computer ist zu alt, bzw. die CPU ist zu schwach! 🙁

Fun Fact: Erst nachträglich habe ich herausgefunden, dass ebenso 8MB RAM benötigt werden. Puh, da schauen wir mit unserem einem verbauten Megabyte Arbeitsspeicher in die Röhre! 😀

Generell ist es sehr unterschiedlich, wie Spiele installiert werden. In manchen Fällen reicht es aus, die Daten von Diskette in ein Verzeichnis auf der Festplatte zu kopieren. In anderen Fällen werden eigene Installationsroutinen mitgeliefert, welche akribisch befolgt werden müssen, um ein Spiel auf den Computer zu bringen. Bei größeren Spielen kann es vorkommen, dass mehrere Disketten benötigt werden – fast so wie bei der MS-DOS-Installation in Artikel 237! 😉

Pushover“ (1992) ist da so ein Fall. Manchmal ist es schon extrem frustrierend. Man quält sich durch eine gefühlt nicht enden wollende Installation mit drei Disketten, nur um dann festzustellen, dass der Hercules-Grafikmodus nicht unterstützt wird. Sehr schade! 🙁

Macht nichts, anstatt der ganzen negativen Beispiele sollten wir uns besser darauf konzentrieren, was wir auf dem PC zocken können! 🙂 Ein Spiel, welches wir definitiv zum Laufen bekommen ist „Blockout“ aus dem Jahre 1982, denn auch hier wird der Hercules-Grafikmodus unterstützt:

Oha, was sind denn das für Geräusche aus dem Computer? Hat sich die Festplatte aufgehängt? Ach nein, das ist nur der PC Speaker, der sein bestes gibt, dem Spiel zumindest etwas akustische Untermalung zu verleihen! 😀 Stimmt, wir haben ja auch gar keine Soundkarte verbaut! Spätere Rechnersysteme hatten häufig Soundkarten (z.B. einen „Sound Blaster“ von Creative Labs) verbaut um eine vollwertige Stereoausgabe der Audiosignale über PC-Lautsprecher zu ermöglichen.

Unser System hat das nicht und wir müssen mit dem PC Speaker leben. Das macht im Falle von Blockout nichts, denn es gibt so gut wie keine Soundeffekte. Das Spielprinzip erinnert etwas an Tetris, nur in 3D! Definitiv ein cooles Konzept, aber ich denke ich bleibe dann doch lieber bei Tetris auf dem Game Boy (und auf der Toilette – siehe Artikel 163).

Ein DOS-Spiel, welches schon mehrfach auf meinem Blog aufgetaucht ist, ist „Electro Body“ (siehe Artikel 12) von 1992. In Artikel 169 hatte ich euch über einen netten Austausch mit dem Entwickler des Jump ‘n‘ Runs berichtet. Die von ihm 2006 ohne Kopierschutz veröffentlichte Version bekommen wir aber leider nicht auf dem alten PC zum Laufen, denn die unterstützt lediglich den VGA-Modus:

Das ist aber kein Problem, denn wir können auf die von mir käuflich erworbene Version aus Artikel 127 zurückgreifen. Diese ist etwas älter und unterstützt noch eine monochrome Bildausgabe! 🙂

Fun Fact: Tatsächlich habe ich noch eine weitere Version des Spiels ohne Kopierschutz gefunden. Dabei scheint es sich um das polnische Original zu handeln. Die Optik der einzelnen Level ist etwas anders und das Spiel läuft auch etwas langsamer. Ich vermute, dass es sich um eine recht frühe, (noch) nicht optimierte Version des Spiels handelt.

Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, wie gut das Spiel auf dem monochromen CRT-Bildschirm aussieht, wenn man bedenkt, dass das Ding keine Farben darstellt! Da hätte ich gleich wieder Lust, mich in das Abenteuer zu stürzen und ein paar Roboter abzuballern! xD

Mit „The Secret of Monkey Island“ (1990) lässt sich auch ein echtes Adventure-Schwergewicht auf dem 12MHZ-Rechner zum Laufen bringen.

Dafür muss allerdings eine recht frühe EGA-Version des Spiels verwendet werden, welche den Hercules-Grafikmodus unterstützt. Bereits ein paar Monate nach Erscheinung des Spiels wurde diese Erstauflage durch die VGA-Version abgelöst. Eins kann ich euch sagen – es war gar nicht so einfach so eine Uralt-Version des Spiels zu finden, welche dann auch noch in Deutsch ist! 😉

Not so fun Fact: Das Spiel wurde ursprünglich auf acht 5,25“-DD-Disketten (also jeweils mit 360kB formatiert) veröffentlicht. Diese virtuellen Diskettenimages musste ich erst mit WinImage in zwei 1,44MB-Disks umbauen, damit ich es auf den Rechner übertragen konnte.

Beim Spielstart wird man freundlich aufgefordert, das Todesdatum eines Piraten zu nennen. Der kreative Kopierschutz (liebevoll „Dial-a-Pirate“ genannt) mit Hilfe eines speziellen „Code Wheel“ ist mit Sicherheit einer der originellsten Schutzmaßnahmen, welche sich Entwickler einfallen haben lassen, um ihr geistiges Eigentum vor Raubkopierern zu schützen! 😀

Man muss fairerweise schon sagen, dass das eher einem technischen „Proof of Concept“ gleicht, als einer wirklich komfortablen Spielerfahrung! 😀 Trotzdem – das Spiel lässt sich problemlos spielen und alleine schon wegen des ikonischen Intro-Themas, welches auf dem PC-Speaker so richtig gut zur Geltung kommt, war es den Aufwand wert! 😉

So, ich denke damit sollten wir es für heute gut sein lassen. Ganz fertig sind wir mit dem DTK-Rechner allerdings immer noch nicht. Beim Spielen ist mir nämlich noch ein Thema eingefallen, um das wir uns kümmern müssen. Ich verspreche es euch – der nächste Beitrag ist dann aber wirklich der letzte zu dem Thema – Ehrenwort! 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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