#109 – Mavica for Mavericks

Na, ob das Objekt, um das es im heutigen Artikel geht wirklich nur was für Einzelgänger ist, bzw. war? Da bin ich mir nicht so sicher! Eins ist aber ganz klar: Heutzutage ist es definitiv etwas sehr „Spezielles“… 😉

Hm? Auf den ersten Blick sieht das wie eine gewöhnliche alte (und etwas heruntergekommene) Digitalkamera von Sony aus: Auslöser, Objektiv und Blitz – alles da!

Mal etwas genauer inspizieren…

Fun Fact: Die Kamera besitzt noch keine Features wie „Zoom“ oder „Autofokus“ – wer braucht schon sowas? 😀

Auf der Rückseite befindet sich ein großes Display sowie die typischen Knöpfe und Bedienelemente einer Kamera (Power-Knopf, Helligkeitsregler, Modus-Schalter sowie ein kleines Steuerkreuz).

Fun Fact: Unter der kleinen Abdeckung rechts unten befindet sich im Übrigen eine CR2025-Knopfzelle. Ich vermute mal, dass die für die „interne Uhr“ (Erhalt des Datums sowie der Uhrzeit) der Kamera benötigt wird.

Betrieben wird die Kamera mit recht großen, proprietären Sony-Akkus (NP-F*), welche über ein externes Ladegerät geladen werden können. Ein „normaler“ Ladevorgang (ca. 80% Kapazität) benötigt gute drei Stunden. Um die Akkus vollständig zu laden, müssen sie ungefähr vier Stunden am Strom hängen. Das Ladegerät (AC-V700) könnte sogar für noch größere Videokamera-Akkus verwendet werden – clever!

Fun Fact: Spätere Mavica-Modelle konnten auch direkt über ein Netzteil betrieben, bzw. aufgeladen werden.

Schaut man sich die Unterseite an, findet man eine Klappe, unter der sich der Akku befindet.

Mit gut 590 Gramm ist die Kamera kein Leichtgewicht – allerdings hatte die Konkurrenz damals teilweise wesentlich schwerere Modelle im Angebot. Wer genau hinsieht, kann sogar eine Modellnummer erkennen: „MVC-FD5“ steht da. Leider habe ich nirgendwo eine Jahreszahl, welche auf das Baujahr hindeuten könnte gefunden, aber nach etwas Recherche hat sich herausgestellt, dass das gute Stück von 1997 und somit knapp 25 Jahre alt ist – verrückt! 😀

Das ist ja alles schön und gut, aber seit wann interessieren mich alte Kameras? Um ehrlich zu sein lautet die richtige Antwort „gar nicht“! 🙂

Die gute alte Mavica interessiert mich eigentlich nur aus einem Grund – und der verbirgt sich hinter dieser Klappe:

Öffnet man diese kommt ein schwarzer Schlitz zum Vorschein. Hm, schaut fast so aus als würde da etwas drin stecken…

Drückt man auf den kleinen schwarzen Knopf an der Unterseite kommt einem tatsächlich eine Diskette entgegengeschossen – das hältst du im Kopf nicht aus! 😀

Fun Fact: Spätestens jetzt erklärt sich auch der Name der Kamera. Der Begriff „Mavica“ ist ein Kunstwort von Sony und steht für „Magnetic Video Camera“ – eine direkte Anspielung auf die Speicherform der Bilder auf Diskette. Die FD5 ist dabei die erste Sony-Kamera, welche die Diskette als Speichermedium verwendete.

Natürlich habe ich sofort geprüft, ob sich noch Daten darauf befinden. Und tatsächlich, auch nach so langer Zeit lässt sich die Diskette noch lesen – Wahnsinn! 🙂

Der Inhalt war dann aber doch eher enttäuschend. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich schon immer mal ein Bild einer alten AAA-Batterie von 1997 sehen wollte… 😀

Fun Fact: Durch das Betrachten der technischen Daten des Bildes kann man Rückschlüsse auf die Funktionen der Mavica ziehen. Die Kamera nimmt Bilder in einer VGA-Auflösung von 0,3MP (640×480 Pixel) bei 96 dpi auf. Damit ist sie genauso „gut“, wie die Kamera meines Sagem Handys aus Artikel 22! 😀 Aus heutiger Sicht ist das natürlich lächerlich, aber es gab mal eine Zeit da war das „Standard“… 🙂

Genug Theorie, es wird Zeit das gute Stück anzuschmeißen. Tatsächlich springt die Kamera innerhalb von Sekundenbruchteilen an und erkennt sofort, dass keine Diskette eingelegt. Auch ohne Diskette lassen sich im Hauptmenü ein paar Einstellungen (Tastentöne, Uhrzeit, etc.) vornehmen.

Fun Fact: Über EV- und EV+ lässt sich die manuelle Belichtungskorrektur durchführen. Ich selbst lasse die Finger von solchen Einstellungen, zumal sich die Helligkeit ja noch über zwei weitere Regler einstellen lässt! 🙂

Zwar kann man keinen Einfluss auf die Auflösung nehmen, aber zumindest können zwei Stufen der JPEG-Kompression ausgewählt werden. Je nachdem für welche Option man sich hier entscheidet, hat das leichte Auswirkungen auf die Qualität des Bildes sowie die Dateigröße.

Ich denke es wird Zeit für einen Schnappschuss! Nachdem eine Diskette eingelegt wurde, brauchen wir nur noch ein geeignetes Motiv. Als Testobjekt habe ich ein Bild vom ersten retrololo-Album gemacht! 😉

Fun Fact: Das Bild ist nicht etwa in der Mitte „zerstört“, ich habe es nur zwei Mal gemacht und dann nebeneinander gelegt um den Unterschied zwischen den Optionen „Standard“ und „Fine“ zu testen. Von der Qualität her lohnt sich meiner Meinung nach die bessere Option kaum, lediglich an der Schrift kann man die schlechtere Kompression (links im Bild) erkennen. Allerdings ist es letztendlich auch egal, ob das Bild jetzt 30 oder 50kB groß ist! 😀

Der „Macro-Schalter“ (befindet sich auf der Vorderseite) bringt dagegen bei sehr nahen Aufnahmen (mit einem Abstand von ca. 8-25cm) tatsächlich so einiges. Hier zwei Aufnahmen einmal mit (links) und einmal ohne Makro-Schalter (rechts). Wie bei jeder Kamera muss man einfach etwas herumprobieren um die richtigen Einstellungen für das perfekte Bild zu finden.

Selbstverständlich kann man die geknipsten Fotos auch ansehen. Hier z.B. ein Bild von unserem IKEA-Hai! 😀

Fun Fact: Die Tatsache, dass man aufgenommene Bilder gleich ansehen konnte war in Zeiten, in denen (nicht zuletzt aus Kostengründen) noch überwiegend analog fotografiert wurde tatsächlich etwas Besonderes. Sehr lobenswert: Im „Play“-Modus verbraucht die Kamera wesentlich weniger Akku als im „Camera“-Modus.

Die kleine Grafik rechts oben auf dem Display zeigt an, wie viel Platz noch auf der Diskette ist. Auch wird die restliche Akkulaufzeit angezeigt.

Fun Fact: Je nach Motiv ist so ein Bild ca. 20-60 kB groß. So lassen sich tatsächlich ca. 25 Bilder auf einer einzigen Diskette speichern – sehr geil! 😀

Soviel zur „FD5“… Aber keine Angst, noch ist nicht Schluss, denn wie es der Zufall will besitze ich sogar noch zwei weitere Mavica-Modelle! 😀

Fun Fact: Ich weiß, ich weiß – ich höre schon wieder die Menge rufen: „Du alter Nerd, wer hat denn schon verschiedene Modelle von Kameras, welche auf Disketten aufnehmen zu Hause?“. Ich geb’s ja zu, ich denke das ist eher die Ausnahme… 😀

Zum einen wäre da die „FD83“ aus dem Jahre 1999. Im Vergleich zur FD5 bietet die Kamera 0,9MP mit einer Auflösung von bis zu 1216×912 Pixel. Auch ist dieses Mal ein 8-facher optischer Zoom mit an Bord – abgefahren! 😉

Mit 670 Gramm wiegt das gute Stück etwas mehr, aber die paar Gramm lassen sich verschmerzen. Auch wurde ein Diskettenlaufwerk mit vierfacher Geschwindigkeit verbaut. So ist die Wartezeit nach dem Knipsen eines Fotos noch kürzer – cool! 🙂

Da die FD83-Kamera aber ansonsten keine nennenswerten Neuerungen im Vergleich zur FD5 bietet, möchte ich keine Zeit verlieren und euch last but not least die „FD200“ aus dem Jahre 2002 vorstellen. Tatsächlich war die Kamera das letzte Mavica-Modell, in welchem die Diskettentechnologie zum Einsatz kam. Alle neueren Mavica-Modelle haben die aufgenommenen Fotos auf CDs gespeichert (kein Witz).

Fun Fact: Tatsächlich gab es noch zahlreiche weitere Mavica-Modelle im Lauf der Jahre, aber diese besitze ich nicht. Ich denke die Tatsache, dass hier drei verschiedene Varianten rumliegen ist schon schlimm genug. 😀

Optisch und technisch wurde das Modell im Vergleich zu seinen Vorgängern nochmal gehörig überarbeitet. So gibt es zahlreiche neue Funktionen wie z.B. eine höhere Auflösung, optisch und digitaler Zoom, Autofokus sowie einen Nacht- und Panoramamodus.

Ebenfalls mit an Bord ist ein Video-Out-Anschluss. Damit lässt sich die Kamera über ein AV-Kabel mit einem Fernseher verbinden, um die Fotos als Diashow auf dem TV zu zeigen – mega retro! 🙂

Fun Fact: Was das Erhalten von Einstellungen nach Ausschalten der Kamera angeht wurde beim Modell FD200 (wie auch bei der FD83) auf eine Knopfzelle verzichtet. Die Uhrzeit wird stattdessen auf einem intern integrierten zusätzlichen Lithium-Akku gehalten. Dieser wird während des Betriebs oder beim Betrieb über Netzteil (zum Aufladen des „normalen“ Akkus) aufgeladen – praktisch! 🙂

Neben der Speicherung auf Diskette konnten Bilder nun auch auf Sonys proprietärem „Memory Stick“, quasi ein Vorläufer der SD-Karte, gespeichert werden. Wie es der Zufall will habe ich sogar noch einen alten 8 MB-Memory-Stick samt Plastikhülle hier, mit dem wir das ausprobieren können! 😉

Fun Fact: Ich habe den alten Memory Stick von einem Forumskollegen quasi geschenkt bekommen und musste nur das Porto für den Briefversand zahlen – vielen Dank für die Spende! 🙂

Funktioniert einwandfrei! Mit dem Memory Stick lassen sich nicht nur deutlich mehr Bilder knipsen, sie werden dank schnellem Flash-Speicher auch wesentlich schneller abgespeichert. Vom Handling her fühlt sich das Teil wie eine überdimensionierte SD-Karte an (mit der Ausnahme, dass es kaum noch Kartenleser gibt, welche das MS-Format lesen können). Keine Angst, den Stick lasse ich gleich wieder verschwinden – da geht ja das ganze Retro-Feeling von den Disketten verloren! 😀

Als besonderes Schmankerl hat die Kamera sogar einen USB-Anschluss mit an Bord – das war für die damalige Zeit tatsächlich noch etwas Besonderes! Ich habe es ausprobiert und konnte so meine Bilder von Diskette oder Memory Stick einfach zum PC übertragen. Wahnsinn – es musste nicht mal ein Treiber oder ähnliches installiert werden, die Mavica wird von Windows sofort als „Sony DSC“-Kamera erkannt! Ich vermute mal der Name DSC rührt daher, dass der Treiber auch für neuere Kamera-Modelle der CyberShot-Familie (DSC-*) entwickelt wurde und funktioniert.

Fun Fact: Auch wenn es den USB-Standard offiziell bereits seit 1996 gibt wurde der Support (sei es nun von Geräteherstellern oder Betriebssystemen) flächendeckend erst mit USB 1.1 implementiert. Kein Wunder, dass Sony versucht hat alternative Speichermedien (z.B. in Form eines Memory Sticks) zu finden…

Was das eigentliche Fotografieren angeht kann die 2,1 MP-Kamera Bilder mit einer Auflösung von bis zu 1600×1200 aufnehmen. Selbstverständlich können aber auch niedrigere Auflösungen gewählt werden.

Fun Fact: Es gibt sogar eine Option Text abzufotografieren, dieser wird dann im GIF-Format gespeichert damit (laut Handbuch) „ein besonders scharfes Bild entsteht“. 😀

Je nachdem welche Auflösung man wählt können mehr oder weniger Bilder auf einer Diskette gespeichert werden. Im Handbuch gibt es eine lustige Tabelle dazu, welche sogar einige Nutzungsszenarien für die jeweilige Auflösung aufzeigt. Zugegeben, die ganzen Werte wirken aus heutiger Sicht schon etwas altbacken… 😉

Was die Qualität der Fotos angeht, braucht sich die alte Kamera nicht zu verstecken. Gerade mit den Maximaleinstellungen sind die Bilder auch heute noch brauchbar. Für kleinere Aufnahmen, welche nicht zu viel Platz belegen dürfen ist das allemal ausreichend. Hier beispielsweise ein Foto des Retro-Telefons aus Artikel 108.

Fun Fact: Tatsächlich habe ich mit der Mavica schon häufiger die Bilder für einige meiner Blogartikel erstellt! Das hat den Vorteil, dass die Aufnahmen automatisch in einem kleineren Format sind und ich sie so nicht komprimieren/verkleinern muss, bevor ich sie ins Internet hochlade. Unabhängig davon gefällt mir als alter „Retro-Fan“ natürlich der Übertragungsvorgang zum PC via Diskette! 😀

Theoretisch lassen sich mit der Mavica sogar kurze Videos (zehn Sekunden – ohne Ton) aufnehmen. Die Dateien werden im MPEG-Format mit einer Auflösung 320×256 aufgenommen. In der Praxis sieht das mehr nach „bewegten Bildern“ als nach einem wirklichen Film aus, aber allein die Tatsache, dass man 10 Sekunden auf eine Diskette bringt finde ich krass! 😀

Tja, was könnte ich abschließend zur Mavica sagen? Auch wenn das gute Stück aus heutiger Sicht etwas klobig wirkt, finde ich es extrem beeindruckend, wie der komplexe Laufwerksmechanismus auf so kleinem Raum untergebracht wurde! Selbst die externen USB-Diskettenlaufwerke sind meist etwas länger, wenn auch schmaler gebaut.

Klar, es gibt mittlerweile wesentlich elegantere Methoden digitale Bilder aufzunehmen. Trotzdem greife ich hin und wieder gerne zu der „Floppy-Kamera“ – was soll ich sagen, ich finde das Teil einfach richtig cool! 🙂

In diesem Sinne – bleibt lässig! 🙂

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