Ach ja, der gute alte Klappzahlenwecker. Mann – lange ist’s her, dass ich mich mit dem Ding beschäftig habe! Genau genommen war es in Artikel 7 – anno 2019 müsste das gewesen sein, wenn ich mich recht erinnere. Schon verrückt wie die Zeit vergeht, oder? 😀
Mittlerweile gibt es im „digitalen Radiomuseum“ wenigstens eine Produktseite zu dem Gerät (Poppy DR-236) – zum Erstellungszeitpunkt von Artikel 7 war das noch nicht so! 😀 Trotzdem hilft mir das eher wenig, weil sich im gesamten Internet keine Bedienungsanleitung findet! xD
Fun Fact: Zumindest habe ich über diesen Weg herausgefunden, dass das Teil wohl aus dem Jahre 1977 stammt. Das bedeutet, dass das gute Stück mittlerweile 45 Jahre alt ist – Wahnsinn!
Hm?! Was ist das? Die Zahlen hängen ja total schief, bzw. werden nicht korrekt angezeigt. War das schon immer so? So eine Zahl gibt es nicht oder? 😀
Mann, das ist echt ein trauriges Bild. Ob man das reparieren kann? An sich scheint der Motor, welcher die Ziffernblättchen klappen lässt, ja prinzipiell zu funktionieren – nur werden eben einige Zahlen falsch oder gar nicht angezeigt. Ganz klar – wir kommen nicht drum herum das Teil aufzuschrauben. Tatsächlich trifft sich das gut, denn zum einen wollte ich mir schon lange mal das Innere des Geräts ansehen und andererseits hat das Teil ein paar kleine Fehler, die mich stören. Vielleicht können wir die bei dieser Gelegenheit auch gleich beheben?
Beim Umdrehen des Geräts ist mir aufgefallen, dass im Inneren wohl ein Teil lose sein muss – zumindest hört man etwas klappern! Zuerst habe ich vermutet, dass es sich um irgendwelche abgebrochenen Plastikteilchen des Gehäuses handeln muss, aber spätestens nach dem Öffnen des Teils kam die traurige Erkenntnis ans Tageslicht:
Uff – wieso fliegen denn die einzelnen Ziffernblättchen einfach so lose durch das Gehäuse!?
Eigentlich müssten die sich doch auf der „Rolle“ befinden!
Bei genauerer Betrachtung wird klar, wieso die Blättchen nicht in der Vorrichtung halten. Auf einer Seite ist die kleine Plastiknase abgebrochen. Mist, diese aus Plastik gefertigten Dinger sind so unglaublich klein, da habe ich noch keine Ahnung wie und ob man die überhaupt reparieren könnte. Ich befürchte, da muss ich mir erst mal etwas überlegen wie wir das wieder hinbekommen, ich denke das Problem sollten wir mal ganz hinten anstellen! 😉
Fun Fact: Leider sind die Blätter nicht nur klein, sondern auch dünn. Ich habe es getestet – jedes dieser Dinger ist sogar minimal dünner als eine MicroSD-Karte – crazy!
Kümmern wir uns lieber um ein etwas machbareres Problem. Eine Eigenschaft, die mich an dem Uhrenradio seit jeher massiv stört, ist, dass man – je nachdem in welchem Modus sich das Teil befindet – sehr laut das 50Hz-Brummen des Radionetzteils hört. Wie gesagt ist das allerdings abhängig vom Betriebsmodus. Während des Radiobetriebs hört man das Geräusch nicht so sehr und bei aktivierter Weckfunktion (sei es nun über einen schrillen Alarmton oder das anlaufende Radio) ist das Gerät interessanterweise auch zur „Nicht-Weckzeit“ komplett ruhig.
Um genau zu verstehen, wann das Gerät was tut, habe ich mir eine kleine Übersicht erstellt:
Fun Fact: Es war gar nicht so einfach die einzelnen Funktionen (sowie das Zusammenspiel der einzelnen Schalter untereinander) herauszufinden. Eine Bedienungsanleitung wäre hier vermutlich schon sehr hilfreich gewesen… 😀
So was Blödes – eigentlich wäre der „Ruhemodus“ (also die Nicht-Weckzeit, in der einfach nur das Uhrwerk läuft) genau der richtige, in dem ich das Teil gerne betreiben würde, aber leider ist dieser genau derjenige, welcher permanent einen lauten Brummton erzeugt. Dabei will ich doch eigentlich nur, dass die Uhr immer funktioniert, das Brummen zu keiner Zeit hörbar ist und das Ding mich nicht zu irgendeiner eingestellten Zeit weckt! Hm, ob wir das Gerät irgendwie überlisten können? 😉
Fun Fact: Um ehrlich zu sein ist dieses „Brumm-Verhalten“ sogar logisch und leicht zu erklären. Die Weckmechanik selbst läuft direkt mit 220/230V, während im Radiobetrieb (und eben merkwürdigerweise auch im Ruhemodus) ein eigenes Netzteil angeschaltet wird, welches das Radio mit viel weniger Volt betreibt. Dieses Netzteil verursacht die unschönen Hintergrundgeräusche.
Betrachtet man das Innenleben des Uhrenradios etwas genauer, fällt einem sofort auf, dass wir uns in den Siebzigern befinden. Natürlich ist der Klappzahlmechanismus toll, aber mein persönliches Highlight ist der Mechanismus zur Anzeige des Balkens für die Sendersuche. Wie da einfach mal durch das halbe Gehäuse eine dünne Schnur gespannt ist, welche durch einen Regler an der Seite des Geräts hin- und her bewegt wird. Sowas sieht man heutzutage wohl kaum mehr! 😉
Auch die Verkabelung ist höchst „interessant“ gestaltet und erinnert mich persönlich mehr an ein Hobby-Bastelprojekt (oder an einen dieser Elektronik-Baukästen aus Kindheitstagen) als an ein professionell gefertigtes Gerät von der Stange!
Fun Fact: Auf dem Bild rechts oben ist eine lose lila Ader sichtbar. Ich weiß bis heute nicht für was die gedacht ist bzw. war, aber es schaut auch nicht so aus als wäre sie abgerissen, sondern einfach mit einem Seitenschneider abgezwickt worden. Was zum Geier…?
Ich glaube viel mehr will ich mir vom allgemeinen Zustand der Elektronik gar nicht ansehen, das waren jetzt erst mal genügend schockierende Einblicke! 😀 Zurück zu unserem Problem – im Endeffekt müssen wir es ja nur schaffen, dass das Uhrenradio denkt es wäre im Weckmodus ohne uns jedoch (mit Radiogedudel oder einem Alarmton) zu wecken! 😉
Hierfür habe ich die Elektronik der Schalter freigelegt und mir (durch Herumprobieren einzelner Adern) einen Überblick verschafft, welches Kabel für welche Funktion da ist:
Als erstes sollten wir mal versuchen den schrillen Alarmton loszuwerden, den will ich wirklich nie wieder hören! 😀 Hierfür muss das rote Kabel zwischen Schalter eins und zwei entfernt werden.
Fun Fact: Ernsthaft – ihr verwöhnten Kiddies die üblicherweise von sanftem iPhone-Vibrations-Gedudel geweckt werden könnt euch nicht vorstellen wie laut und unangenehm das Geräusch ist! xD
Nun können wir durch Überbrückung des Radio-Wecksignals den Alarm-Modus gänzlich deaktivieren. Schon lustig, dass man letztendlich dafür nur die richtigen zwei Kabel zusammenlöten muss, aber eins kann ich euch sagen: Es war gar nicht so einfach herauszufinden, welche das sind! 😉
Durch diese Anpassung hat der linke Schalter nun keine Funktion mehr, daher habe ich ihn gleich ganz entfernt:
Fun Fact: Im Nachhinein wäre es aus „Design-Sicht“ vermutlich besser gewesen den Druckschalter nicht auszubauen und zu versuchen diesen für das Ein- und Ausschalten der Weckfunktion zu verwenden. Dafür hätte man jedoch deutlich mehr umbauen müssen und wenn ich ehrlich bin wäre mir das zu kompliziert geworden. Was soll ich sagen? Technik und Design passen eben nicht immer ideal zusammen und manchmal muss man Kompromisse eingehen! 😉
Ein Teilerfolg – zwar brummt das Gerät jetzt nicht mehr, aber das eigentliche Problem haben wir noch nicht gelöst: Entweder das Radio spielt oder wir befinden uns im Weckmodus und werden (min. ein Mal am Tag) zur eingestellten Zeit durch das Radio geweckt!
Mist, um ehrlich zu sein hatte ich hatte gehofft, dass das Teil im Weckmodus einfach nur das Radio kurzzeitig ein und nach ein paar Minuten wieder ausschaltet. Weil dann könnte man ja einfach die Lautstärke des Geräts auf ganz leise einstellen und es wäre egal, ob das Radio täglich für wenige Minuten läuft. Tja, Fehlanzeige! Das blöde Ding spielt einfach munter vor sich weiter, bis man den Weckvorgang händisch (durch Drehen des Reglers zum Einstellen der Weckzeit) deaktiviert. Wirklich – ein ganz tolles und vor allem durchdachtes Design! 😛
Na, wir wollen mal nicht meckern. Irgendwie müssen wir eine Möglichkeit finden, das Teil immer im Weckmodus laufen zu lassen ohne dass es uns weckt! Idealerweise sollte sich diese Option aber trotzdem noch manuell einstellen lassen, falls man doch mal das Uhrenradio als Wecker verwenden möchte. Tatsächlich habe ich auch hierfür eine Lösung gefunden: Auf der Oberseite des Radios gibt es einen „Sleep-Regler“, welcher eigentlich das Radio nach der eingestellten Zeit von selbst ausschalten soll.
Dieses „Ausschalten“ (kein Weckvorgang und kein Radio, aber Uhr läuft weiter) ist ja eigentlich genau das, was wir benötigen! Vielleicht können wir den darunterliegenden Sleep-Schalter genau für das Gegenteil missbrauchen, die Funktion umkehren und quasi durch Aktivierung des Schalters das Gerät in einen permanenten Sleep-Modus versetzen?
Aber dann müssten wir ja noch den Sleep-Schalter mit dem Schalter zur Einstellung der Weckzeit austauschen, damit die Weckfunktion bei deaktiviertem Sleep-Schalter trotzdem erhalten bleibt… Puh – ganz schön kompliziert! Um nicht den Überblick zu verlieren, habe ich die Matrix um die beiden Schalter erweitert und mir den aktuellen Funktionsumfang nochmal im Detail angesehen:
So die Theorie – und wie machen wir das jetzt? Als erstes müssen wir die beiden Schalter (Einstellen der Weckzeit und des Sleep-Modus) samt ihrer Verkabelung miteinander vertauschen:
An und für sich kein großer Akt, doch leider sind die Kabel des rechten Schalters zu kurz und wir müssen sie mit ein paar orangenen Drähten verlängern. Es ist auf dem Bild nicht ersichtlich, aber ich habe die Lötstellen noch mit etwas Isolierung versehen. Ich denke das macht Sinn, denn so lose, offene Drähte sind nicht nur gefährlich, sondern bieten auch ein hohes Maß an Fehlerpotential!
Fun Fact: Durch den Schaltertausch befindet sich das Gerät nun sozusagen nie im Sleep-Modus und das Radio spielt immer, außer die eingestellte Weckzeit ist erreicht, dann verstummt das Gerät. Schon witzig, das ist ziemlich genau das Gegenteil von dem was wir erreichen wollten! 😀
Um die Funktion des Weckschalters jetzt noch umzukehren, habe ich einfach die angelöteten Drähte abgelötet und miteinander vertauscht. Für alle die schon längst abgeschaltet haben – grämt euch nicht, so langsam blick ich selbst nicht mehr durch… xD
Durchhalten – wir haben es fast geschafft. Ein letztes Problem gibt es bei dem Sleep-Schalter noch zu beseitigen. Dieser schaltet sich dank Zahnradmechanik nach wenigen Minuten von selbst aus. Das wäre natürlich fatal, denn dadurch würde sich ja bei unserem umgebauten Gerät die Weckfunktion von selbst wieder aktivieren! 😉
Um das zu verhindern habe ich einfach den Regler abgeschraubt und die Zähne des Plastikzahnrads weggeschliffen:
Dadurch wird der umgebaute Sleep-Schalter (welcher ja jetzt letztendlich der Weck-Schalter ist) nicht mehr vom laufenden Uhrwerksmechanismus beeinflusst und wir können getrost verschlafen ohne geweckt zu werden! 😉
Uff – gar nicht mal so einfach bei dem ganzen Kabelsalat noch durchzublicken. Und dabei handelt es sich ja eigentlich um ein „einfaches“ Gerät aus den Siebzigern! Ich weiß, ich weiß. Ich hör euch Klugscheißer schon wieder rufen: Selbst schuld lieber retrololo! Welcher Geisteskranke würde auch auf die Idee kommen grundlegende Funktionen des Geräts durch kleine technische Manipulationen der Schalter und Drähte vorzunehmen? Ich 😛
Stellt euch schon mal drauf ein – beim nächsten Mal basteln wir weiter an dem Radio. Dann machen wir es aber endgültig fertig – versprochen! 😉
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!