#258 – retro PC madness – Sysline SLT450 – VIII

Vorwort: Eigentlich hatte ich heute vor, euch nur noch ein paar Screenshots von verschiedenen installierten DOS-Spielen zu zeigen. Wie so oft ging der Plan schief und wir müssen uns an der ein oder anderen Stelle doch noch mit ein paar kryptischen Konfigurationen beschäftigen.

Ich fühle mich schon fast wie ein Deutscher Bahn Mitarbeiter, wenn ich sage: „Wir bitten um ihr Verständnis“. Seht es mir nach – bei so alter Hard- und Software läuft es selten wie geplant und es ist das erste Mal, dass ich mich etwas intensiver mit MS-DOS oder Windows 3.1 beschäftige.

Ich hoffe ihr könnt den – diesmal wirklich letzten – Beitrag über den Sysline-PC trotzdem genießen, primär geht es ja dennoch eher um ein paar Spieleklassiker! 😉

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Uff – schon wieder sieben Beiträge über einen alten Computer – wo soll das noch hinführen? xD Nach den ganzen anstrengenden technischen Eskapaden möchte ich heute versuchen, etwas weniger auf die technischen Aspekte (um nicht zu sagen Probleme) einzugehen, sondern euch abschließend einfach noch ein paar Spiele, die mittlerweile auf dem System laufen, zeigen! 🙂

Fun Fact: Wer das Vorwort gelesen hat, weiß, dass das eher semi-optimal funktioniert hat! 😀

Fangen wir gleich mit „Dyna Blaster“ an. Den meisten Leuten wird das Spiel eher unter dem wesentlich populäreren Begriff „Bomberman“ bekannt sein, aber tatsächlich wurde es in europäischen Gefilden in „Dyna Blaster“ (manchmal auch Dynablaster) umbenannt, da die Befürchtung bestand, das Spiel würde mit Terroranschlägen und Bombenlegern assoziiert werden. Davon wollte man sich verständlicherweise möglichst weit distanzieren.

Sonst gibt es nicht viel zu sagen. Es ist halt Bomberman – nur eben für MS-DOS. 🙂 Das Spielprinzip ist einfach, aber dennoch fordernd und macht auch heute noch extrem viel Spaß. Es ist meiner Meinung nach eines dieser Spiele mit dem typischen „nur noch dieses eine Level“-Effekt! 😉

Ein Spiel, welches ich noch gut aus meiner Kindheit kenne, ist „Pushover“. In dem Puzzlespiel verhelfen wir einer Ameise beim Aufstellen (und anschließendem Umwerfen) von Dominosteinen.

Fun Fact: Nach der Installation des Spiels müssen in einem Konfigurationsmenü ein paar Einstellungen zur Spielsprache, der Grafik (VGA 256 Farben) oder dem Sound (SoundBlaster) vorgenommen werden. Ich erspare euch die langweiligen Details – das alles haben wir mittlerweile ja schon mehrfach geübt.

Moment mal, Dominos aufstellen und umwerfen? Ich weiß – klingt erst mal recht langweilig, ist aber dank des knappen Zeitlimits pro Level und den zig unterschiedlichen Arten von Dominosteinen gerade in den späteren Levels ganz schön herausfordernd. So fliegen z.B. einige Dominosteine nach dem Umfallen nach oben in die Luft, während andere sich entzwei teilen, verzögert umfallen oder gar explodieren. Hier ist viel Köpfchen und etwas Geschick gefragt.

Genug Dominos umgeschmissen? Gut, dann können wir uns gleich dem nächsten Game widmen. Dabei handelt es sich natürlich um ein Point-and-Click-Adventure, wie könnte es auch anderes sein? 😉 „Loom“ ist wohl eines der umstrittensten LucasArts-Werke. Im gleichen Jahr wie das erste Monkey Island veröffentlicht, wurde Loom von Presse und Spielern mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

Einerseits wurden das innovative Spielkonzept (das Spiel steuert sich gänzlich ohne Textparser oder klickbare Verben ausschließlich durch das Anklicken von Gegenständen sowie das Spielen von kleinen Musikmelodien auf einer Tonleiter) sowie die toll inszenierte Spielwelt gelobt. Andererseits wurden die kurze Spielzeit, das sehr lineare Gameplay und die etwas einfach ausgefallene Sprachausgabe kritisiert. Loom baut in jedem Fall ganz stark auf seine Story und die schöne Präsentation. Ein Webstuhl, der das Raum-Zeit-Gefüge zusammenhält, bzw. maßgeblich beeinflusst? Eine alteingesessene Weber-Gilde mit magischen Fähigkeiten und Fortpflanzungsproblemen? Verzauberte Schwäne, eine böse Macht namens „Chaos“ und wir als „Bobbin Threadbare“ (auch „Kind des Webstuhls“ genannt) mittendrin? Klingt ja fast wie in einem Märchen! 🙂

Warum ist Loom nicht ein ähnlicher Erfolg wie Monkey Island vergönnt gewesen? Vermutlich war der Bruch für Adventure-Fans zu der Zeit einfach zu groß. Es gibt kein Inventar, keine Befehle, keine großen Erklärungen. Loom ist in jederlei Hinsicht einzigartig. Müsste ich es zusammenfassen, würde ich sagen, Loom ist ein ganz besonderes Meisterwerk, welches eben nicht jedermanns Sache ist. 😉

Fun Fact: Der Originalversion des Spiels war eine Musikkassette beigelegt, welche die Vorgeschichte des Abenteuers in Hörspielform bis kurz vor Spielbeginn erzählt. Ich denke, dass das einer der Gründe ist, der viele Spieler (welche nicht die Möglichkeit oder Lust hatten, sich die Kassette anzuhören, um tiefer in die Rahmenhandlung einzusteigen) etwas abgeschreckt hat. Schade eigentlich! 🙁

Bevor ich es vergesse – natürlich müssen wir uns auch bei Loom durch eine Kopierschutzabfrage kämpfen, damit wir es spielen können. Gott sei Dank fällt diese im Vergleich zu anderen Spielen deutlich simpler aus (ich erinnere da nur an „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“ aus Artikel 255). Ebenso muss das Spiel mit gedrosselter CPU gestartet werden, sonst gibt’s Sound-Aussetzer.

Um auch mal ein Spiel unter Windows zum Laufen zu bringen, sollten wir mit „Indiana Jones and his Desktop Adventures“ das letzte Spiel der Zehn Adventures CD installieren. Einfacher gesagt als getan, denn nach einer zugegeben sehr einfachen Installation direkt unter Windows (Aufruf der setup.exe von CD) verweigert uns das Spiel den Start mit einer Fehlermeldung:

Oha, mir ist bisher gar nicht aufgefallen, dass Windows 3.1 aktuell nur mit dem Microsoft-Standard-Bildschirmtreiber mit ganzen 16 Farben läuft! 😀 Na, dagegen sollten wir schleunigst was unternehmen. Im Endeffekt müssen wir eigentlich nur in den Systemeinstellungen den Grafiktreiber ändern, oder?

Not so fun Fact: Ich weiß – eigentlich wollte ich heute nicht zu sehr in die Technik abdriften, aber ganz vermeiden können wir es wohl nicht. Sorry! 🙁

Leider wird unsere Grafikkarte, eine „Tseng ET4000AX Targa Win+“ nicht nativ von Windows unterstützt. Dementsprechend müssen wir die Option „Treiber von Diskette installieren“ ziehen. Den entsprechenden Treiber habe ich tatsächlich ohne Probleme noch online gefunden – irre! 😀

Fun Fact: Den Typ der Grafikkarte weiß ich bereits seit Artikel 251. Wer sich erinnert: Beim Systemstart wird ganz oben der Begriff „Targa Win+“ eingeblendet. Über diesen Weg konnte ich problemlos die genauen Daten der Karte nachsehen! 🙂

Wow, mit einer Auflösung von 800×600 und 256 Farben sieht Windows 3.1 ja richtig gut aus! 😉

Not so fun Fact: Sorry für die zugegeben recht laienhaften Fotografien. Es soll keine Entschuldigung sein, aber wann habt ihr das letzte Mal versucht, einen Röhrenbildschirm abzufotografieren? 😛

Und siehe da – schon können wir zusammen mit Indy seine „Desktop Adventures“ bestreiten. Um ehrlich zu sein, wirkt das Spiel auf den ersten Blick ziemlich grottig. Scheint so, als wäre ich mit der Meinung nicht alleine. Die PC Joker watschte das Spiel im August 1996 mit einer Wertung von nur 34% und der Unterschrift „Jäger des verlorenen Spielwitzes“ ab. Dem kann ich nur zustimmen! 😀

Schon ärgerlich – jetzt hatten wir so einen Aufwand mit dem Grafiktreiber nur um festzustellen, dass das Spiel (wofür wir den Treiber eigentlich installiert haben) Schrott ist. Aber egal. Ich habe das Gefühl, was Gutes getan zu haben, denn zumindest sieht Windows jetzt frisch aus und läuft besser – oder auch nicht? Nach einem Systemneustart fährt Windows nicht mehr hoch und knallt uns einen Fehler ins Gesicht. Genau das meine ich, wenn ich immer wieder sage: „IT ist manchmal einfach gnadenlos“. Einen Treiber installiert – System bootet nicht mehr. Willkommen in der EDV-Hölle! 😉

Ok, ganz ruhig bleiben. Woran liegt’s? Letztendlich verrät uns die Meldung ja bereits recht viel. Windows versucht einen UMB-Speicherblock ab der Adresse B000 zu verwenden und das scheint nicht zu klappen. Hm, mir dämmert da was. Beim letzten Mal hatten wir den Speichermanager EMM386 durch den Parameter „I=B000=B7FF“ optimiert, sodass er weniger konventionellen Speicher verbrät, in dem er selbst Speicherbereiche an genau dieser Adresse verwendet!

Ich dachte, das wäre kein Problem, denn eigentlich wird der Speicherbereich nur beim Anschluss eines monochromen Displays an den Computer verwendet. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass der Bereich leider auch von Windows angesprochen wird, sofern man entweder einen zweiten Bildschirm am PC betreibt oder alternativ eine Grafikkarte mit eigenem Treiber im SVGA-Modus (Auflösung 800×600) verwendet. Nachdem wir jetzt die Windows-Auflösung mit eigenem Grafiktreiber abgeändert haben, wird der Bereich wohl vom Grafiktreiber belegt, bzw. blockiert und genau das schmeckt Windows nicht, weil es nicht darauf zugreifen kann. Jetzt ergibt alles einen Sinn!

Letztendlich haben wir jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wir nehmen dem EMS den Speicherbereich wieder weg (das möchte ich aber nicht, weil dann steht uns ja wieder zu wenig konventioneller Speicher für DOS-Spiele zur Verfügung), oder wir versuchen Windows, bzw. den Grafiktreiber zu überlisten. Ich bin für Variante B! 😛 Tatsächlich wird der Bereich nämlich von den meisten Grafiktreibern gar nicht genutzt. Die Treiber sind nur so schlecht (mit dem Windows 3.0 Device Development Kit) programmiert, dass einfach generell der Speicherbereich B000-B7FF beansprucht wird, auch wenn er gar nicht verwendet wird. Was für ein Schrott! 🙁

Um den Bereich wieder für Windows oder DOS freizugeben, müssen wir lediglich in der „SYSTEM.INI“ (liegt im Verzeichnis C:\WINDOWS) einen „leeren“ Dummy-Treiber namens „MONOUMB.386“ definieren. Klingt komisch, ist aber so! 😀

Not so fun Fact: Sofern der Treiber nicht bereits in der Windows-Installation (C:\WINDOWS\SYSTEM) vorhanden ist, muss man ihn sich vorher herunterladen. Auch dieser Schritt blieb mir nicht erspart! 🙁

Und schon fährt Windows wieder hoch. Gott sei Dank. Wenn wir schon mal da sind, können wir auch eigentlich gleich noch ein paar Windows-Spiele installieren. Ich habe die einzelnen Games größtenteils aus dem „Microsoft Entertainment Pack“, einer Art Puzzlespielsammlung von Microsoft übernommen. Schon klar, das alles sind definitiv keine AAA-Titel, aber trotzdem sind schon ein paar – auch heute noch bekannte Klassiker – wie Solitär, Minesweeper oder Freecell dabei.

Not so fun Fact: Leider war selbst die Installation von den paar – sehr simplen – Spielen alles andere als einfach und ich musste an einigen Stellen ganz schön tricksen, damit Windows 3.1 das tut, was ich will. Man kann es nicht ignorieren – im Lauf der Jahre hat sich bei der Bedienung halt doch einiges getan. Sei es nun die (De-)Installation von Software oder das Anlegen einer Verknüpfung (nicht auf dem Desktop, sondern im Programm-Manager – eine Art Vorläufer des Dateiexplorers). Jeder Schritt wirkt extrem kompliziert und ist aus heutiger Sicht einfach alles andere als komfortabel! xD

Eines ist mal klar – Windows 3.1 und ich werden keine Freunde mehr. Schnell wieder zurück zu DOS und erst mal eine Runde „Simon the Sorcerer“ zur Beruhigung spielen! Für die meisten Leute wäre das vermutlich die blanke Folter, aber ich finde, alte PC-Adventures gehen einfach immer. 😉

Ich denke damit sollten wir das Thema (also den Sysline Computer) so langsam hinter uns lassen. Natürlich habe ich noch etwas weiter mit dem Teil herumgespielt und bin erwartungsgemäß auf zig neue Herausforderungen und Probleme gestoßen. Dementsprechend könnte ich euch vermutlich noch stundenlang über fehlgeschlagene Installationen, merkwürdiges (um nicht zu sagen zufällig wirkendes) Systemverhalten, nicht lauffähige Spiele, seltsame Abstürze, inkompatible Treiber, verworfene CMOS-Einstellungen, defekte Laufwerke, zickige Disketten oder CDs mit Lesefehlern erzählen. Ich weiß – wen interessiert das alles? 😛

Auch wenn es auf den ersten Blick extrem langweilig klingt – ich kann jedem mutigen Technikfan nur ans Herz legen, sich auf so ein „Retro-Abenteuer“ mit älterer Hardware einzulassen. Es geht gar nicht so sehr um die Auswahl an Spielen oder PC-Teilen selbst, sondern vielmehr um die Erfahrungen, die man während des Abenteuers sammelt. Frei nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“.

Es hat einfach etwas unbeschreibliches, ein Spiel von 8 Disketten zu installieren, nur um festzustellen, dass Diskette 6 einen Fehler hat! 😀 Zu retro? Wie wäre es hiermit: Eine 90-minütige Installation eines Spiels von CD-ROM ertragen, nur um dann festzustellen, dass es auf Grund der zu schwachen Hardware (sei es nun CPU, RAM oder Grafikkarte) doch nicht läuft. Solche Rückschläge gehören einfach dazu. Dafür wird man dann um so mehr entschädigt, wenn man nach hartem Kampf doch ein Spiel auf der einem zur Verfügung stehenden Hardware zum Laufen bekommt, wie z.B. „The Incredible Machine 2“ – einen meiner Kindheits-Klassiker!

Not so fun Fact: Leider gibt es auch eine Vielzahl an Spielen, die ich nicht zum Laufen bekommen habe. Dazu gehören Titel wie „Die Siedler II“, „Leisure Suit Larry: Yacht nach Liebe!“ oder „Flight of the Amazon Queen“. Echt schade, aber dafür ist der Prozessor des PCs einfach zu schwach.

Wenn ich so an die letzten paar Artikel denke, hätte diese kurze Beitragsreihe auch gut und gerne „DOS game madness“ heißen können! 😀 Selbstverständlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, auch für diesen PC ein „Gameskript“ (play.bat) zu entwerfen, welches die ganzen schönen Spiele automatisch per Knopfdruck mit den entsprechenden Parametern startet. Diesmal ging es deutlich leichter, weil wir in Artikel 239 ja bereits einige Erfahrungen gesammelt haben… 😉

So haben einige der Menüpunkte diesmal sogar eigene Untermenüs (in Form von eigenen Batch-Dateien) bekommen. Damit lassen sich verschiedene Versionen der Spiele starten:

Genug geredet, ich hoffe ihr hattet bei der – leicht ausgeuferten – Artikelreihe über den Sysline-PC genau so viel Spaß wie ich. In jedem Fall bekommt das gute Stück einen würdigen Platz unter meinem Werkstattschreibtisch! 😉

Fun Fact: Der Computer ist so groß, dass er fast nicht unter den Schreibtisch passt – abgefahren! 😀

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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