Beim letzten Mal haben wir ja – Gott sei Dank – mit einem kleinen Erfolgserlebnis den Artikel beenden können. Das Diskettenlaufwerk funktioniert und wir können sogar auf die Festplatte des alten DTK-1260-Rechners zugreifen.
Um ehrlich zu sein, würde mich interessieren, wie die Festplatte partitioniert wurde. Laut Datenblatt bietet die Seagate ST251 Platte Speicherplatz für ca. 42MB an Daten, aber die DOS-Version 3.30 kann eigentlich nur Platten und Partitionen bis 32MB verwalten und trotzdem klappt ein Zugriff! Ich denke um das herauszufinden, brauchen wir noch mal unsere MS-DOS-Startdiskette:
Fun Fact: Wie es der Zufall will, ist mittlerweile sogar die zweite Startdiskette aufgetaucht, auf welcher sich noch einige weitere nette Tools befinden! 🙂
Mit dem Tool „fdisk“ (welches sich praktischerweise auf der 5,25“-Startdiskette befindet) lassen sich Infos zu den Partitionen der Festplatte anzeigen. Aha – die Platte wurde also in zwei 20 MB große Laufwerke aufgeteilt. Laut der Software müssten wir als auch ein D:\-Laufwerk haben.
Tatsache! Auch hier finden sich eher weniger interessante Daten, aber gut zu wissen, dass über diesen Weg dem Betriebssystem der Zugriff auf die komplette Platte ermöglicht wurde. 🙂
Ich denke als erstes sollten wir uns mal etwas auf der Platte umsehen. Natürlich ist mir sofort das „UTIL“-Verzeichnis aufgefallen – vielleicht befinden sich darin ein paar nützliche Tools? Leider lässt sich das Inhaltsverzeichnis des Ordners nicht anzeigen und wir bekommen einen kryptischen Fehler:
Oha – ob sich unsere Platte vielleicht doch nicht mehr in einem so guten Zustand befindet wie erhofft? Um das zu überprüfen, sollten wir „CHKDSK“ von der Startdiskette ausführen.
Na, das nenne ich aber mal viele Fehler! Natürlich habe ich versucht die beiden Partitionen mit einem „chkdsk <laufwerk> /f“ zu reparieren, aber das hat letztendlich auch nichts gebracht. Und ich habe mich schon gewundert – eigentlich ist auf der C:\-Partition sogar ein DOS-Verzeichnis (samt ein paar Systemdateien wie COMMAND.COM und AUTOEXEC.BAT) vorhanden. Ich denke bei so vielen Fehlern erklärt sich von selbst, warum das System nicht von der Platte starten will! 🙁
Im Endeffekt ist das aber kein Problem, da es einerseits sowieso keine schützenswerten Daten auf der Platte gibt und ich andererseits sowieso gerne eine etwas neuere DOS-Version (so wie ich es interpretiere befindet sich auf der Platte eine DOS-Version 3.30) installieren würde. Die Frage ist nur – wie schaffen wir das? Leider habe ich keine 5,25“-Installationsdisketten für MS-DOS und eigentlich sehe ich es auch nicht ein, mir jetzt für teures Geld welche zu kaufen. Besser wäre es, wenn wir das alles mit kleinen (3,5“) Disketten machen könnten, weil ich die problemlos von diversen PCs (oder über ein USB-Diskettenlaufwerk) bestücken kann!
Dafür müssten wir ja eigentlich „nur“ ein 3,5“-Laufwerk an den Floppycontroller anstecken. Tatsächlich habe ich sogar noch so ein Laufwerk herumliegen. Blöd nur, dass das im Computer verwendete Floppy-Kabel nur den Anschluss von 5,25“-Laufwerken (größerer Steckertyp) zulässt:
Fun Fact: Immerhin war zumindest noch ein freier Berg-Stecker am Netzteil zur Stromversorgung des Diskettenlaufwerks vorhanden, sonst müssten wir uns erst eine Stromzufuhr mit Adaptern basteln! 🙂
Da ich die Möglichkeit, 5,25“-Disketten lesen zu können nicht gänzlich verlieren möchte, wäre es gut, wenn wir beide Laufwerke am PC betreiben können. Kein Problem – schaut mal, was ich da aus den Untiefen der Elektroschrottkiste gefischt habe! Mit diesem Floppykabel sollten wir in der Lage sein, das 3,5“-Laufwerk als primäres Gerät (Bootlaufwerk A:) und das 5,25“-Laufwerk als sekundäres Gerät (B:) zu verwenden.
Merkwürdigerweise besitzt zwar das Gehäuse auf der Vorderseite sogar zwei freie 3,5“-Einschübe, allerdings befinden sich dahinter keine Halterungen oder ähnliches. Wie zum Geier soll man hier ein Laufwerk anbringen? Ich denke darum sollten wir uns später kümmern – fürs erste habe ich das Teil einfach lose oben auf das 5,25“-Laufwerk aufgelegt.
Dadurch, dass jetzt das 3,5“-Drive Laufwerk A: ist, müssen wir uns erst eine entsprechende Bootdiskette erstellen, um den Rechner wieder starten zu können. Hierfür habe ich ein einfaches DOS 3.30-Image heruntergeladen und mit der Software „WinImage“ auf eine frische Diskette geschrieben. Natürlich hat die frische Floppy auch gleich einen passenden Aufkleber bekommen:
Tatsächlich lässt sich der Rechner damit starten, sehr schön! 🙂
Leider fehlen aber auf unserer selbst erstellten 3,5“-Startdiskette die ganzen schönen Tools, welche sich auf den beiden 5,25“-Disketten befinden. Glücklicherweise können wir diese recht einfach mit Hilfe eines „xcopy“-Befehls auf unsere neu erstellte Startdiskette kopieren:
Fun Fact: Der xcopy-Befehl unterstützt in dieser alten DOS-Version noch nicht alle Parameter, welche man aus späteren Betriebssystemversionen kennt.
Natürlich muss zwischen den Kopiervorgängen die Diskette gewechselt werden, schließlich wollen wir ja alle Tools von Disk 1 und 2 auf unserer 3,5“-Diskette zur Verfügung haben. Es ist schwer zu beschreiben, aber dieses „Diskettenwechseln“ fühlt sich einfach nur gut an. Man hat richtig das Gefühl, dass man die Daten in der Hand hat! 😀
Fun Fact: Das Kopieren der gesamten Disketteninhalte auf nur eine 3,5“-Diskette klappt nur, weil die 5,25“-Disketten lediglich mit 360kB (Double Density) formatiert sind. Wären sie mit 1,2 MB (High Density) formatiert, wäre auf unserer 3,5“-HD-Disk (1,44 MB) nicht genügend Platz für alles! 🙂
Moment mal – kann es sein, dass ich schon wieder abschweife? Wollten wir nicht eigentlich Installationsdisketten für eine neuere DOS-Version erstellen? 😀 Schnell zurück zum eigentlichen Thema! Die Frage ist nur, für welche MS-DOS-Version wir uns entscheiden. Ich denke wir sollten anstelle des etwas populäreren MS-DOS 6.22 eher auf die etwas ältere Version 5.0 zurückgreifen. Zum einen ist das authentischer und passt besser zum 286er-System, andererseits belegt die ältere DOS-Version etwas weniger Arbeitsspeicher und so sollte uns mehr RAM für Programme (oder vielleicht sogar Spiele?) zur Verfügung stehen! 🙂
Leider habe ich (wie bereits erwähnt) keine physische Version von MS-DOS, aber tatsächlich findet man die benötigten Diskettenimages noch recht einfach online. Das Problem ist nur, das diese für DD-Disketten (720 kB) gemacht wurden und sich nicht so einfach auf eine HD-Diskette (1,44MB) mit einem HD-Laufwerk überspielen lassen. Dementsprechend müssen wir die Images erst mal mit WinImage in das HD-Format (1,44 MB) konvertieren:
Anschließend können wir die Images auf drei Disketten schreiben:
Passend zu der neuen Version habe ich auch eine neue Startdiskette erstellt. Ich denke das macht Sinn, denn einige Programme haben Probleme, wenn sie z.B. mit einer von Diskette geladenen älteren Version von MS-DOS gestartet werden sollen.
Bevor wir DOS installieren können, sollten wir mit Hilfe der Boot-Diskette sowie dem Tool „fdisk“ die bisherigen Partitionen auf der Festplatte löschen.
Not so fun Fact: Das war gar nicht so einfach, denn als erstes muss die logische Partition (welche sich innerhalb einer erweiterten Partition befindet) gelöscht werden, erst dann können die erweiterte und die primäre Partition entfernt werden. Ja ja, Partitionieren war mal kompliziert… 😉
Ist das geschafft, können wir gleich wieder eine neue DOS-Partition anlegen. Diesmal wird es nur eine, ich bin – gerade bei so kleinen Festplatten – kein Freund der Aufteilung in C:- und D:-Laufwerk.
Fun Fact: Im Vergleich zu DOS 3.30 sollte die neuere DOS-Version 5.0 mit der einen Partition auskommen, da sogar Partitionen bis zu 2GB unterstützt werden. So sollten wir die vollen 42MB der Platte direkt auf C:\ nutzen können! 🙂
Nach der Partitionierung muss die Platte noch neu formatiert werden. Das geht mit dem berühmt-berüchtigten Befehl „format c:“. Als Jugendlicher hatte ich förmlich Angst vor der mächtigen Anweisung, da sie als eine akute Bedrohung (z.B. bei Falscheingabe, wenn man eigentlich eine Diskette in Laufwerk A: formatieren möchte) aller Spielstände und Anwendungsprogramme galt. Heute ist der Befehl für uns ein verbündeter Gefährte! 😉
Theoretisch könnten wir jetzt mit der Installation beginnen, aber ich will sichergehen, dass mit der Festplatte alles ok ist. Die zerstörten Verzeichnisse und nicht lesbaren Dateien haben mich etwas verunsichert! 😀 Um das zu überprüfen, sollten wir die Platte besser nochmals „low-level“ formatieren. Dabei wird der Datenträger vollständig gelöscht und von Grund auf neu in Sektoren und Spuren aufgeteilt. Theoretisch könnte man dafür eine Funktion des BIOS im Setup-Menü verwenden. Ich habe es probiert, aber da wird man nach allerlei kryptischen Dingen gefragt. Seid ehrlich – wüsstet ihr, was man hier auswählen muss? 😀
Ich will es mir etwas einfacher machen und habe dafür die Software „SpinRite II“ heruntergeladen und auf eine Diskette kopiert. Damit lassen sich alte MFM-Festplatten analysieren und formatieren. Wirklich extrem interessant, welche Werte und Einstellungen es da alles gibt. Man könnte meinen, man steuert ein U-Boot oder Flugzeug! 😀
Sobald wir uns durch ein paar Menüs gedrückt haben, beginnt der eigentliche Formatierungsvorgang. Puh, so wie ich das sehe, wird das was Längeres. Der „Ladebalken“ (um nicht zu sagen die schwarze Zeile mit ein paar Punkten) bewegt sich unfassbar langsam…
Ich drehe die Uhr mal für euch etwas weiter. Der Vorgang hat letztendlich entspannte vier Stunden gedauert. Und das für eine 42MB-Festplatte! Ich hoffe, das muss ich nie wieder machen! 😀
Tatsächlich wurden ein paar defekte Sektoren auf der Disk gefunden, aber das sollte eigentlich kein Problem sein, da diese ja bei der nächsten Formatierung ausgeblendet werden.
Ich habe abschließend die Partition nochmal neu angelegt und sie formatiert. Ich denke damit sollte sie bereit sein für ihren ersten Einsatz! 🙂
Wollten wir nicht eigentlich heute MS-DOS 5.0 installieren? Ich traue es mich ja fast gar nicht zu sagen, aber ich denke, das müssen wir beim nächsten Mal machen. Sorry – das war so nicht geplant, aber manchmal hat man eben keinen Einfluss auf so Zeug – gerade wenn es um unberechenbare Retro-Hardware geht! xD
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!