Ich muss es einfach zugeben – das ganze Thema ist schon irgendwie frustrierend. Beim letzten Mal haben wir ja den Blick auf ein paar wirklich interessante Geräte zum Anschluss älterer Spielkonsolen an moderne HDTV-Fernseher geworfen. Was hängen geblieben ist, ist die Tatsache, dass jeder Upscaler seine Stärken und Schwächen bei unterschiedlichen Auflösungen hat. Ebenso wissen wir mittlerweile, dass die verschiedenen Geräte und Adapter leider kaum verfügbar sind und wenn dann werden sie nur zu horrenden Preisen angeboten. Um ehrlich zu sein möchte ich eigentlich nicht mehr als 50€ für so eine Lösung ausgeben. Dennoch wäre es schön eine etwas bessere Qualität als mit meinem No-Name-HDMI-Konverter zu erreichen!
Somit stehen wir immer noch vor dem gleichen Problem: Wie zum Geier schließen wir denn nun die ganzen alten Konsolen über HDMI an einem HDTV an?
Auf der Suche nach einer günstigen und dennoch halbwegs qualitativen Lösung bin ich über den „GBS8200“ gestolpert:
Diesen „Billig-Upscaler“ kann man bereits für ca. 40€ (aus China für 30€) erwerben. Das klingt erst mal zu gut um wahr zu sein und das ist es leider auch. Das Teil ist zwar günstig, aber das Ergebnis der Analog-zu-Digital-Wandlung ist leider auch dementsprechend schlecht. Neben Input Lag und einer begrenzten Auswahl an Videoausgabe-Modi leiden vor allem progressive Videosignale, da sie vom GBS8200-Board als interlaced-Signal verarbeitet und somit verschwommen dargestellt werden. Na das klingt ja nicht gerade berauschend! 🙁
Ebenso frisst der Upscaler nur Signale, welche über den Komponenteneingang oder die VGA-Buchse eingehen, RGB über SCART wird nicht unterstützt. Die Ausgabe erfolgt auch nur über einen VGA-Port.
Fun Fact: Tatsächlich wurde die GBS8200-Platine eigentlich ursprünglich für Arcade-Automaten (in der Spielhalle) entwickelt. Wenn bei einem Automaten der Röhrenbildschirm durch einen LCD-Bildschirm ersetzt werden sollte, konnte über ein GBS8200-Board das analoge Signal der Arcade-Platine relativ unkompliziert in ein VGA-Signal umgewandelt werden, welches mit einem LCD-Bildschirm kompatibel war. Tja, was für analoge Signale von Arcade-Platinen funktioniert, kann uns ja auch beim Anschluss von ein paar alten Videospielkonsolen an einen HDTV helfen, oder? 😉
Wenn der Upscaler eher durchschnittlich ist, warum erzähle ich euch dann überhaupt etwas darüber? Nun, die schlechte Qualität der Videoausgabe liegt tatsächlich nicht nur an der Hardware, sondern größtenteils an der grottigen Firmware, mit der das Gerät betrieben wird. Aber keine Panik – Hilfe kommt. Ein paar Enthusiasten haben es sich zur Aufgabe gemacht eine bessere Firmware namens „GBS-Control“ (oder kurz GBS-C) zu entwickeln.
GBS-Control ist eine faszinierende Software, welche das Maximum aus der GBS-Hardware herausholt. So werden z.B. höhere Auflösungen ermöglicht und der Input Lag reduziert. Progressive Videosignale werden korrekt verarbeitet und es gibt zahlreiche Möglichkeiten an Einstellungen zu schrauben, um das Videosignal nach eigenen Wünschen anzupassen. Doch wie kommt die gepimpte CFW (custom firmware) eigentlich auf das GBS8200-Board?
Die Idee ist, die Firmware mit Hilfe eines ESP8266-Mikrocontrollers über den Debug-Pin des GBS8200-Boards aufzuspielen. Anschließend lässt sich die Software dann bequem mit einem Webinterface über das WLAN-Modul des Controllers bedienen.
Im Lauf der letzten Jahre wurde allerdings nicht nur an der Software geschraubt, sondern auch die Hardware wurde – durch Hinzufügen oder Entfernen elektronischer Komponenten – etwas aufgemöbelt. Die ganzen Hardware-Änderungen werden mittlerweile unter dem Begriff „GBS-C AIO“ zusammengefasst. In Platinenform gegossen, wird das Upgrade mittlerweile als Bausatz, bzw. Erweiterung für das GBS8200-Board vertrieben.
Nur blöd, dass – ähnlich wie bei allen anderen Geräten – selbst dieser Bausatz aktuell nicht verfügbar ist und ehrlich gesagt ist mir das Kit mit 100€ auch fast einen Tick zu teuer. Eigentlich hatte ich das ganze Thema schon wieder abgehakt, aber wie es der Zufall will konnte ich vor ein paar Tagen über ein Bastelforum für 40€ so einen Bausatz (GBS8200-Board sowie einigen benötigte Teilen) ergattern:
Ihr merkt schon worauf ich raus will, oder? Wenn das mal nicht nach einem typischen retrololo-Projekt klingt! 😛 Heute wollen wir versuchen, uns einen getunten GBS-C-Scaler zu bauen! 🙂
Leider waren bei dem Bausatz nicht alle benötigten Teile dabei und so müssen wir uns die restlichen Bausteine auf anderen Wegen zusammenhamstern. Die SCART-Buchse habe ich leider kaufen müssen. War gar nicht so einfach überhaupt noch so ein Teil (mit geraden Pins) herzubekommen! 😀
Zumindest eine 3,5mm-Klinkenbuchse konnte ich aus einem alten IDE-DVD-Laufwerk (welches derzeit ein eher trauriges Dasein in der Elektroschrott-Kiste fristet) recyceln:
Auch zwei schwarze Schalter habe ich nicht kaufen müssen, denn die konnte ich praktischerweise aus den Netzteilen des defekten RAID-Systems (siehe Artikel 123) ausbauen! 🙂
Bevor wir anfangen an dem Board herumzubasteln, sollten wir erst mal ausprobieren, ob die GBS8200-Platine an sich überhaupt funktioniert. Dafür habe ich die Nintendo Wii Konsole aus Artikel 111 über den Komponenteneingang angeschlossen und über ein VGA-Kabel zu einem TV geführt. Das Bild ist erwartungsgemäß nicht perfekt, aber immerhin scheint das Teil prinzipiell zu funktionieren! 🙂
Na, dann wollen wir das gute Stück mal zusammenbauen.
Fun Fact: Theoretisch könnte man so ein Gerät auch bereits zusammengebaut für ca. 150€ kaufen. Das ist mir natürlich zu teuer und sind wir mal ehrlich – wo bleibt da der Reiz es selbst zu löten? 😉
Als erstes muss ein Jumper gesetzt sowie der SMD-Kondensator C11 entfernt und durch einen 22uF-Elektrolytkondensator (dessen Beine wir vorab etwas kürzen sollten) ersetzt werden:
Not so fun Fact: Leider war ich dabei etwas unvorsichtig und habe versehentlich eins der beiden Lötpads abgerissen. Dementsprechend musste ich beim Pluspol des Elkos etwas improvisieren! 😉
Als nächstes müssen drei Potentiometer entfernt und deren Lötstellen mit Hilfe von drei Drähten überbrückt werden. Wer effizient arbeitet, kann gleich die abgeschnittenen Beine des Elektrolytkondensators als Lötbrücken verwenden. So entsteht weniger Müll! 🙂
Um ein sauberes Bildsignal zu erzeugen, wird ein Taktgeber-Modul benötigt. Praktischerweise lässt sich das Ding prima mit einem Stückchen doppelseitigem Klebeband auf dem Kühlkörper befestigen.
Das Verlöten des Clock Generators ist dagegen leider alles andere als einfach, denn es müssen drei sehr dünne Kabel (mit möglichst schmaler Kupferlitze) vom Taktgeber zu unterschiedlichen Stellen auf dem GBS-Board geführt werden. So müssen die Adern z.B. seitlich an einem SMD-Kondensator sowie an einem einzelnen Beinchen eines Mikrochips angebracht werden. Was für eine fummelige Arbeit! Hier helfen nur eine ruhige Hand, viel Geduld, wenig Lötzinn und viel Flussmittel! 😉
Gut, dass das geschafft ist! 😀 Mit zwei weiteren – deutlich dickeren Kabeln – werden die Taktsignal- und Datenleitung des Clock Generators (Taktgeber) zum GBS-Board geführt.
Fun Fact: Um keine weiteren Kabel kaufen (oder aus verstaubten Elektroschrott-Kisten herauskramen) zu müssen, kann man vom mitgelieferten „GBS-Kabelstrang“ (welcher später für den Anschluss einer SCART-Buchse benötigt wird) ein paar Stückchen abschneiden. In den folgenden Schritten werden wir des Öfteren davon Gebrauch machen und uns ein paar kleine Kabelstückchen vom Strang mopsen! 🙂
Damit wir später den ESP8266-Mikrocontroller mit der GBS-Platine verbinden können, müssen noch ein paar Leitungen vorbereitet werden. Also – gleiches Spiel: Kabel passend zurechtschneiden, abisolieren und verlöten. Ganz wichtig: Damit die Ansteuerung des Scalers über den Mikrocontroller klappt, muss eine weitere Leitung an den Debug-Pin (zweiter von links) der GBS-Platine gelötet werden:
Ist das geschafft, können wir den Steckverbinder, welcher die Leitungen hin zur SCART-Buchse führt, vorbereiten. Dabei muss das graue Kabel entfernt und das gelbe an eine andere Stelle im Stecker angeordnet werden. Mit einem spitzen Gegenstand (in meinem Fall war es eine Feile, aber mit einer Nadel oder Pinzette sollte das auch gehen) lassen sich die einzelnen Adern prima lösen! 🙂
Fun Fact: Natürlich hat die Farbe der Kabel keinerlei Einfluss auf die Funktion, aber mir war es wichtig das sauber zu machen. So entspricht das Kabel dem SCART-Standard und die arme Sau, die das Gerät vielleicht irgendwann in ein paar Jahren nochmal öffnen muss, wird es uns danken! 😀
Apropos SCART-Buchse – diese sollten wir schleunigst an den Stecker löten. Keine Angst, ich langweilige euch an dieser Stelle nicht mit Details zu der Steckerbelegung! 😉
Um das bei SCART übertragene Stereo-Audiosignal auch verwenden zu können, brauchen wir zusätzlich eine 3,5mm-Stereobuchse, welche das Signal passiv weiterleitet. Die Buchse wird entsprechend verdrahtet und mit an den SCART-Stecker (Audiosignal-Eingänge) gelötet:
Mal überlegen, was fehlt noch? Achja, wir benötigen ja noch irgendeine Möglichkeit, das Gerät später ein- und auszuschalten sowie zwischen VGA und SCART als Eingangsquelle zu wählen. Hier kommen die beiden Kippschalter ins Spiel. Während der An-Ausschalter nur verdrahtet werden muss, wird beim Signalumschalter ein 100kOhm Widerstand benötigt. Ich habe diesen einfach zwischen Kabel und Schalter gelötet und mit einem Schrumpfschlauch isoliert.
Als nächstes können wir den ESP8266-Mikrocontroller mit der Platine verdrahten. Hierfür werden diverse Adern (Taktsignal, Daten- und Debugleitung, etc.) mit dem Controller verlötet. Mann, ist das mittlerweile ein Kabelsalat! 😀
Puh – eigentlich hatte ich vor den Bau heute abzuschließen, aber ich befürchte ganz fertig wird das Ding heute nicht mehr. Na, macht nichts, dann eben beim nächsten Mal! 🙂
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!