#253 – retro PC madness – Sysline SLT450 – III

Bin ich froh, dass der Sysline-PC wieder läuft! Somit können wir uns heute etwas genauer mit dem Rechner beschäftigen und mal den Datenbestand auf der Festplatte erkunden! 🙂

Bevor es ans Eingemachte geht, habe ich noch eine kleine Ergänzung zum Thema „CPU“. Mittlerweile habe ich – mit Hilfe des Tools „Snooper“ – herausgefunden, dass in unserem Monster-PC ein 80486DX-50 Prozessor verbaut ist:

Fun Fact: Bei Modellen mit der „DX“-Kennung ist die „FPU“ (also der Zusatzprozessor für die Berechnung von Gleitkommazahlen) bereits mit im Hauptprozessor integriert. Bei SX-Modellen ist dem nicht der Fall. Wir haben also Glück und müssen keinen weiteren Prozessor kaufen! 🙂

Es scheint so, als hätte ich mit meiner Schätzung, was den CPU-Takt sowie die Funktion der Siebensegmentanzeige angeht, Recht gehabt. Der Prozessor arbeitet grundsätzlich mit 50MHz. Mit einem Druck auf den Turbo-Knopf lässt sich die CPU auf 16MHz drosseln, um ältere Anwendungen zum Laufen zu bekommen. Mann – 50MHz, ist das nicht abgefahren?! Anfang der Neunziger war das eine kaum vorstellbare Rechenpower! 😉

Jetzt aber schnell zurück zu dem Rechner, bzw. dem Inhalt der verbauten Festplatte. Wie beim letzten Mal bereits erwähnt, läuft als Betriebssystem MS-DOS 5.0:

Neben den zu erwartenden Systemverzeichnissen wie z.B. „C:\DOS“ sind auch zahlreiche Anwendungsordner vorhanden. Es sieht so aus, als hätte auch mit diesem PC jemand richtig produktiv gearbeitet – keine Spur von irgendwelchen Spielen! 😛

Etwas neugierig stimmen mich die Ordner „WINDOWS“ sowie „WINDOWS3“. Könnte es tatsächlich sein, dass auf dem Computer bereits eine frühe Windows-Version installiert ist?

Es gibt nur einen Weg das herauszufinden. Mit dem Mini-Befehl „win“ versuchen wir, Windows aus dem DOS-Prompt heraus zu starten:

Geiler Scheiß! Hand aufs Herz – wann habt ihr das letzte Mal dieses Logo gesehen?! 😀

Tatsächlich ist Windows 3.1 wenige Sekunden später gestartet und einsatzbereit. Es sieht so aus, als wäre der Dateimanager im Autostart, denn er poppt direkt nach dem Startvorgang selbstständig auf:

Um ehrlich zu sein, möchte ich gar nicht so viel in irgendwelchen persönlichen Dateien herumstöbern. Einerseits widerstrebt es mir fremde Daten zu durchwühlen, andererseits interessiert mich viel mehr, welche Programme installiert sind und wie das System generell aussieht. Hierfür minimieren wir den Dateimanager fürs erste. Prompt kommt dahinter eine gelinde gesagt „leicht überladene“ Programm-Übersicht zum Vorschein:

Fun Fact: Ich gebe es zu – so richtig angefangen hat meine „Windows-Karriere“ tatsächlich erst mit Windows 95. Mit dessen Vorgänger (Windows NT oder eben 3.1) hatte ich bisher nichts zu tun, umso interessanter zu sehen, wie das Betriebssystem tickt! Ich weiß – mega nerdy! 😛

Oha, hier ist ja einiges los! Ich denke diesen „Anwendungswust“ können wir uns nur Schritt für Schritt ansehen. Was mir natürlich sofort ins Auge sticht, ist die ominöse Anwendung „NTest 1.0a“. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein Programm namens „Nokia Monitor Test“ mit welcher sich ein Bildschirm auf Herz und Nieren (Pixelfehler, Schärfe, Konvergenz oder Geometrie) überprüfen lässt.

Na, das wollen wir doch gleich mal ausprobieren. Puh, das erinnert mich irgendwie ganz stark an das Testbild zum Sendeschluss (oder vor Sendebeginn), welches manch einer vielleicht noch von früher aus dem Fernsehen kennt! 😀 Ich weiß – aus heutiger Sicht ist es gar nicht mehr vorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der nicht 24 Stunden rund um die Uhr ein Programm auf jedem Sender lief. Wobei – heutzutage hat sich das Thema „TV“ ja sowieso dank Streaminganbietern größtenteils erledigt! 😉

Fun Fact: Das letzte deutsche Fernsehprogramm, welches bis 1997 regelmäßig ein Testbild sendete, war das hr-fernsehen. Willkommen zu „unnützes Wissen mit retrololo“! 😛

Mal sehen, was hätten wir den noch im Angebot. Wie wäre es mit ein paar veralteten Windows-Zubehörprogrammen? 😉

Klar hat sich optisch im Lauf der Jahre mit jeder neuen Windows-Version einiges verändert, aber die Grundzüge von ein paar Standardprogrammen wie z.B. dem Taschenrechner oder dem Editor (Notepad) sind auch heute noch erkennbar. Schon irgendwie bizarr, wenn man bedenkt, dass das Betriebssystem mittlerweile über 30 Jahre alt ist! 🙂

Wow, es gibt sogar schon eine frühe Version des „Media Players“. Zu sagen das Teil sieht schlicht aus, wäre eine Untertreibung! 😀

Fun Fact: Für alle Technik-Freaks unter euch – bei der Version des Media Players handelt es sich um Version „3.1“ von 1992!

Die Auswahl an abzuspielenden Musikstücken ist begrenzt, aber wir könnten es mal mit der „akkord.wav“ ausprobieren. Leider schlägt der Versuch fehl – und das obwohl wir doch eigentlich eine Soundkarte eingebaut und konfiguriert haben. Woran liegt’s?

Ach – ich Idiot! Wir müssen natürlich auch ein Ausgabegerät anschließen. Ich glaube da habe ich noch genau das richtige rumstehen…

Fun Fact: Diese Mini-PC-Boxen habe ich erst neulich von einer netten Verkäuferin auf einem Anzeigenportal geschenkt bekommen, weil ich bei ihr zwei alte Diskettenboxen erworben habe! Schon klar – wer kauft heutzutage noch Diskettenboxen… 😛

Nanu? Da ist man mal für wenige Minuten nicht am Rechner und schon schaltet sich der Bildschirmschoner ein! Mann, ist das lang her, dass ich die fliegenden Windows-Symbole das letzte Mal gesehen habe! 😀

Mit angeschlossenen Boxen klappt der Abspielvorgang ohne Probleme. Im Vergleich zum PC-Speaker ist so eine richtige Soundausgabe (und selbst wenn es nur ein 1,13 Sekunden langer Akkord ist) über Lautsprecher schon was ganz was anderes! 😉

Leider scheint nicht jede installierte Software ordnungsgemäß zu funktionieren. Auf Anhieb ist es schwer zu sagen, woran das liegt. Wie bei jedem PC-System gibt es gefühlt unendlich viele Fehlerquellen wie z.B. Hardware-Inkompatibilitäten, fehlende Treiber und Bibliotheken, falsch gesetzte Pfade, inkorrekt installierte Programme, defekte Sektoren auf einer Festplatte, etc.

Um diese Probleme wollen wir uns heute aber nicht kümmern. Viel mehr möchte ich noch etwas in der Retro-Software stöbern. Auf dem Rechner, bzw. der Festplatte ist echt einiges installiert. Von einem Routenplaner über ein Finanzprogramm (zum Berechnen von Zinsen, Tilgung, Renten oder zur Kontoführung) bis hin zu einer Software zum Garten- und Wohnungsdesign ist alles dabei:

Fun Fact: Das wäre doch mal ne krasse Challenge: Du willst deinen Garten umbauen? Kein Problem – plane deine neue Grünfläche doch einfach mit dem „3D Garten Designer“ unter Windows 3.1! xD

Bei einem Blick in die Windows-Systemsteuerung fällt auf, dass sich im Lauf der letzten Jahre einiges getan hat. Zumindest sind ein paar „alte Bekannte“ wie z.B. die „Eingabeaufforderung“ mit am Start.

Fun Fact: Bevor ich es vergesse – das System lässt sich nur über die linke Maustaste steuern. „Komfort-Funktionen“ wie z.B. die Windows-Taste oder eben die rechte Maustaste werden nicht verwendet und haben auch keine Funktion! Wer braucht schon so Schnickschnack? 😉

Mit „Microsoft Office“ ist ein auch heute noch sehr bekanntes Softwarepaket am Start. Die installierte Office-Version beinhaltet allerdings scheinbar nur Word und Excel. Der Mauszeiger, welcher sich beim Öffnen eines der Programme in eine Sanduhr verwandelt, weckt bei mir ein nostalgisches Gefühl der Vertrautheit. Mir persönlich hat die Sanduhr immer gut gefallen, der „ewige Kreis“ (wie ich den heutzutage anstelle der Sanduhr verwendeten blauen Ladekreis immer gerne nenne) erzeugt dagegen eher ein Gefühl der Frustration, dass man auf irgendetwas warten muss, was eigentlich viel schneller gehen sollte! 😀

Fun Fact: Natürlich könnte man auch in modernen Windows-Versionen das Schema für den Mauszeiger wieder auf die Sanduhr anpassen, aber es ist einfach nicht mehr dasselbe! 🙁

Die installierten Versionen von Word (Version 6.0 von 1993) und Excel (Version 5.0 von 1994) sind natürlich, was die Optik angeht, etwas in die Jahre gekommen, dennoch erinnern auch heutige Versionen des Office-Pakets (sei es nun Office 2021 oder Office 365) noch im Kern an ihre Großväter! Eh klar, dass mir das klassische Design gut gefällt, aber wenn ich ehrlich bin würde es mich nicht wundern, wenn man mit den Uraltversionen auch heute noch halbwegs effizient arbeiten könnte!

Mit „Microsoft Paintbrush“ ist auch ein simples Grafikprogramm à la Microsoft Paint mit an Bord. Tatsächlich gab es bereits in früheren Windows-Versionen die Software „Paint“, allerdings lief diese nur in schwarz-weiß und konnte lediglich das Microsoft eigene MSP-Format speichern. Mit Windows 3.0 wurde das „alte“ Paint durch die Software Microsoft Paintbrush ersetzt. Paintbrush wurde aber nicht von Microsoft, sondern von einer Firma namens ZSoft (unter dem Namen PC Paintbrush) entwickelt und lediglich in einer eigens angepassten Version in Windows 3.x integriert.

Fun Fact: Erst ab Windows 95 hat Microsoft – nach dem Vorbild von Paintbrush – das allseits beliebte „Microsoft Paint“ vollständig neu programmiert. Selbst in aktuellen Windows-Versionen findet man immer noch (immer wieder leicht verbesserte) Versionen von Microsoft Paint. Ein echter Klassiker! 🙂

Es ist wirklich unfassbar, wie viel Zeug auf der Kiste installiert ist. So finden sich z.B. auch ein paar exotischere Anwendungen wie „VoiceMorph“, eine Art Stimmenverzerrer, welcher ein Eingangssignal der verbauten Yamaha Sound Edge Soundkarte (über Line-In oder Mikrofoneingang) verändern kann. Mit „Audiostation“ ist ein stylischer Audioplayer am Start. Dieser scheint auch mit MIDI-Geräten umgehen zu können. Ich vermute mal stark, dass die Software im Zusammenspiel mit dem CD-ROM-Laufwerk und den Stereo-Buchsen der ISA-Einsteckkarte verwendet wurde…?

Das lässt sich leicht überprüfen, ich lege nur schnell eine Musik-CD (standesgemäß natürlich mit einem retrololo-Musikalbum) in das Laufwerk. Tatsächlich ertönt keine Musik aus den Boxen, aber wenn wir die Lautsprecher über die Buchsen der ISA-Karten, an welcher auch das CD-ROM-Laufwerk angesteckt ist, anhängen, dann können wir den süßen (Ok – wohl eher kratzigen) Klängen der musizierenden Diskettenlaufwerke lauschen! 🙂

So, genug erkundet. Ich denke viel tiefer möchte ich an der Stelle auch gar nicht einsteigen. Alte Software anzusehen macht mir zwar Spaß, aber wenn ich ehrlich bin, würde ich mit dem System viel lieber spielen anstatt zu arbeiten! 😀 Beim nächsten Mal – versprochen! 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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