#185 – cart reader – II – hardware

Oh Mann, wollten wir beim letzten Mal nicht aufräumen und dabei einfach nur ein paar Spielmodule digital sichern? So richtig weit sind wir ja noch nicht gekommen – zumindest liegt der Haufen immer noch eins zu ein so auf dem Schreibtisch! 😀

Na dann, nichts wie schnell zurück zum Cart Reader. Schließlich ist mein Ziel das Teil heute fertig zu bekommen! 🙂

Aus eurer Sicht sind nur ein paar Tage vergangen, aber im „real life“ drehen wir die Uhr mal um mehrere Wochen weiter. Verrückt ich weiß! Aber was soll ich sagen – aktuell merkt man die Rohstoffknappheit an allen Ecken und Enden! Ebenso werden (so spezielle) elektronische Bauteile hierzulande nicht mehr produziert. So ist es kein Wunder, dass die Lieferketten länger werden und mehr Zeit in Anspruch nehmen. Eine verrückte Zeit in der wir gerade leben! 🙁 Schluss mit Trübsal blasen – mittlerweile sind die restlichen Teile angekommen und wir können weitermachen:

Nachdem wir als letzten Schritt den Arduino entsprechend vorbereitet haben, können wir diesen mit Stiftleisten bestücken. Dafür muss immer die entsprechende Länge von einer großen Stiftleiste abgebrochen und eingesteckt werden.

Fun Fact: Leider waren in dem Teilepaket nur zwei Stiftleisten mit je 40 Pins, allerdings werden insgesamt 88 Pins benötigt. So musste ich für den letzten Achterstecker aus Zwei- und Dreierleisten, die ich noch bei mir im Fundus herumliegen hatte, die restlichen Pins zusammenbasteln! 🙂

Ist das erledigt, können wir uns wieder der Platine widmen. Als erstes sollten wir das Display verlöten. Leider kommt das bereits mit einer unglücklich (genau verkehrt herum wie wir es eigentlich benötigen) verlöteten Stiftleiste daher, die erst entfernt werden will.

Ist das geschafft können die Pins gekürzt und das Display möglichst flach auf der Platine verlötet werden. Sieht schon putzig aus, wie das kleine Display so durch das „Fenster“ schaut! 😀

Als nächstes sollte man den GBA-Modulport verlöten. Mann sind das viele kleine Lötpads – jetzt bloß aufpassen, dass keine Brücken entstehen! Um sicher zu gehen verwende ich für solche Angelegenheiten meist etwas Lötzinn mit integriertem Flussmittel.

Nun kann der Arduino, bzw. die Pins dafür mit der Platine verlötet werden. Durch das modulare Design lässt sich der Arduino bei Bedarf jederzeit wieder abnehmen – sehr clever!

Fun Fact: Schon witzig – da habe ich mich gerade noch über die 34 Lötstellen des GBA-Modulports beschwert. Tja, was soll ich sagen? Für den Arduino sind es jetzt insgesamt 88 Lötpunkte, die befestigt werden wollen – es kommt einfach nie was Besseres nach! 😀

Als nächstes sind die fünf Schiebeschalter, mit denen die jeweiligen Einstellungen des Cart Readers vorgenommen werden, dran. Hier gibt es nicht viel Spannendes zu erzählen…

Fun Fact: Aber retrololo, da sind doch nur vier Schalter auf dem Bild! Gut aufgepasst du Schlaumeier! 😛 Der fünfte Schalter befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite und ist wohl der wichtigste des gesamten Projekts, denn mit ihm lässt sich der Cart Reader ein- und ausschalten! 😉

Nun können wir uns wieder den Modulports widmen. Den Anfang macht der N64-Slot. Dieser lässt sich ohne weitere Umstände direkt auf die Platine löten. Man sollte lediglich darauf achten, dass der Stecker möglichst flach und solide sitzt um später „Unfallschäden“ durch brutales rausziehen eines Spielmoduls zu vermeiden.

Die Buchse für Sega Mega Drive Spiele muss dagegen, bevor sie eingelötet wird, an den Seiten etwas beschnitten werden, damit sie auf die Platine passt und nicht andere Lötstellen blockiert.

Als letzter Modulport im Bunde ist dann noch der Supernintendo-Slot dran. Dieser benötigt am meisten Aufmerksamkeit, denn damit er solide auf der Platine sitzt, benötigt man ein kleines Plastikteil als Unterlage. Der gute Max hat mir hierfür etwas mit dem 3D-Drucker gezaubert. So langsam nimmt der Cart Reader echt Form an! 🙂

Nachdem die Modulslots erledigt sind, will noch das MicroSD-Modul eingebaut werden. Warum auch immer wird das Teil mit rechtwinklig gebogenen Pins geliefert. Hat man diese erst mal mit einer Zange geradegebogen, muss noch die Plastikummantelung der einzelnen Pins entfernt werden:

Damit das Modul nicht direkt auf dem Mini-Display aufliegt, wird ein weiteres Zwischenstück aus dem 3D-Drucker benötigt:

Fun Fact: Eigentlich soll das Teil aus transparentem Material gedruckt werden, sodass man eine Status-LED durchleuchten sieht. Da ich aber gar keine LED verbaut habe, hat mir Max das Teil so angepasst, dass der nicht benötigte Zwischenraum gut ausfüllt wird – ein dickes Dankeschön dafür! 🙂

Leider sind selbst die gerade gebogenen Pins des MicroSD-Moduls zu kurz um Kontakt mit der Platine herzustellen. Konkret bedeutet das wir brauchen eine 6-polige Buchsenleiste. Hm – Moment mal, die habe ich ja gar nicht?! Mal schnell in die Excel-Datei schauen. Sehr witzig – irgend so ein Scherzkeks (also ich) hat bei diesem Teil ganz überheblich (oder optimistisch?) „evtl. was im Fundus“ geschrieben. Blöd nur, dass im Fundus nichts Passendes ist! 😀

Und jetzt?! 🙁 Das Teil bestellen und wieder mehrere Tage (oder Wochen) warten? Nein danke, da muss es doch eine schnellere Lösung geben. Ich habe lang überlegt, aber letztendlich habe ich mir selbst eine Buchse aus einem Teil des defekten RAID-Systems (siehe Artikel 123) gebaut.

Dafür musste ich die große, proprietäre Buchse zurechtschneiden, aus der originalen Platine entlöten, öffnen und die nicht benötigte Pinreihe entfernen.

Abschließend habe ich die Buchse dann mit der Cart Reader Platine verlötet und das MicroSD-Modul aufgesteckt. Ich weiß – alles andere als professionell, aber hey – es funktioniert und hat uns keinen Cent gekostet! 🙂

Die Oberseite der Platine ist nun fast fertig. Als letzten Schritt müssen wir noch zwei Druckknöpfe verlöten. Gar nicht so einfach, denn die Dinger sind winzig und man muss aufpassen, nicht etwas Lötzinn an das Gehäuse der Schalter zu bringen um einen Kurzschluss zu erzeugen! 😀

So ein Haufen Technik (also Hardware wie Platinen, Kabel und Schalter) ist ja schön und gut, aber natürlich benötigen wir auch ein Gehäuse um das ganze Zeug gut zu verpacken. Auch hier hat Max geholfen und mir ein schönes Gehäuse 3D-gedruckt!

Dieses ist extra für die Platine ausgelegt und sollte größtenteils „von Haus aus passen“. Eine Änderung die wir allerdings noch vornehmen müssen: Damit der Arduino auch reinpasst, muss der – ursprünglich mal für die Stromversorgung verwendete – Hohlstecker ausgelötet werden. Zur Erinnerung: Der Cart Reader wird über den USB-Port und ein USB-Netzteil mit Strom versorgt.

So, der Arduino hat zumindest schon mal einen schönen Platz im Gehäuse gefunden! 🙂

Fun Fact: Ich musste eine Plastikhalterung noch etwas abfeilen, da die Druckvorlage für ein neueres Arduino-Modull gedacht war und ich eine alten Arduino mit kleinerem Lochmaß verwendet habe! 😉

Na, das sieht doch schon mal ganz gut aus! Jetzt noch die Platine einsetzen und fertig, oder? Nicht ganz, denn ein Problem (welches wir bisher ausgeblendet haben) stellt das N64 dar. Wie wir ja bereits in Artikel 32 gelernt haben, werden nicht bei allen N64-Spielen die Spielstände auf einem SRAM zusammen mit einer Knopfzelle im Modul gehalten, sondern auf das „Controller Pak“ (ein in den Controller eingestecktes Add-on) gesichert:

Dementsprechend müssen wir dem Cart Reader eine Möglichkeit geben, auch diese Informationen auszulesen. Doch wie geht das? Da es keinen eigenen Slot für Controller Paks gibt (und ich es auch nicht einsehen würde einen originalen N64-Controller für so ein Bastelprojekt zu zerstören) müssen wir eine andere Lösung finden. Auf der Platine befinden sich drei Lötstellen, an die man ein Verlängerungskabel für N64-Controller anschließen kann. Steckt man hier einen N64-Controller mit eingestecktem Controller Pak an, sollten sich die Spielstände auslesen- oder einschreiben lassen.

Theoretisch könnte man das Kabel jetzt einfach abschneiden und die Buchse anlöten, aber das möchte ich nicht tun, denn dann hat man immer ein Kabel samt großer Plastikbuchse aus dem Reader herausbaumeln. Das ist einerseits optisch unschön und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man es irgendwann aus Versehen einfach abreißt! 😀

 

Eigentlich bräuchten wir ja nur einen Stecker und eine Buchse, die wir an das Gehäuse dranflanschen können. So könnte man den Controller-Adapter bei Bedarf einfach anstecken. Nanu? Was ist denn das auf der Rückseite des Teils aus dem RAID-System, welches wir bereits als Spender für die Buchsenleiste verwendet haben? Was für ein Zufall – genau was wir brauchen! 🙂

Natürlich müssen wir auch das Gegenstück (den Stecker) entsprechend vorbereiten und mit der Buchse für den N64-Controller verlöten. Da ich nur noch einen einzigen großen Schrumpfschlauch hatte, habe ich die einzelnen Adern mit etwas Kabel-Isolierungen ummantelt. Professionell geht anders, aber hey, wer hat behauptet, dass ich ein Profi bin? 😛

Aber jetzt sind wir fertig, oder? Noch nicht ganz. Wir haben das wichtigste Vergessen! Stichwort Stromversorgung: Die haben wir bisher ja noch ganz ausgeblendet! 😀 Als letzte Amtshandlung müssen wir also noch die in Artikel 184 an den Arduino gelöteten Leitungen mit der Platine verbinden. Schließlich muss der Strom für den Cart Reader ja irgendwo herkommen! 😉

Nun können wir endlich den Cart Reader in sein Gehäuse verfrachten. Dafür benötigen wir (neben der Umhüllung selbst) ein paar Schrauben und Abstandshalter aus dem Fundus sowie einen „N64 cart sleeve“, ein weiteres Teil aus dem 3D-Drucker. Dieses wird über den N64-Slot gesteckt und soll das Einstecken von N64-Modulen etwas erleichtern.

Fun Fact: Ich musst hier ganz schön viel herumprobieren (und an einigen Stellen etwas nachfeilen) bis alles seinen Platz gefunden hatte… Gerade beim Eindrehen der Schrauben in die Halterungen muss man echt höllisch aufpassen nicht etwas am Gehäuse zu beschädigen.

Für die Bedienung des Cart Readers werden auch noch zwei Knöpfe benötigt, welche die darunterliegenden Schalter betätigen. Vielleicht wäre an dieser Stelle auch was aus dem 3D-Drucker möglich gewesen, aber ich habe die beiden Knöpfe einfach aus beim Aufbau eines Möbelstücks übrig gebliebenen Abdeckkappen gebastelt. Schon lustig – mir kamen die Dinger (zumindest bei Möbeln) immer extrem überflüssig vor – jetzt habe ich endlich einen sinnvollen Einsatzzweck gefunden! 😛

Uff, gut, dass das Teil endlich fertig ist. ALTER – was für ein Aufwand! 😀

Fun Fact: Zu guter Letzt habe ich auf die Unterseite des Gehäuses noch vier Gummifüße geklebt, welche ich beim letzten Baumarktbesuch mitgenommen habe. Ich habe vergessen ein Bild davon zu machen, wollte es aber nicht unerwähnt lassen! ^^

Und? Was können wir jetzt damit anstellen? Nun, dafür reicht die Zeit heute leider definitiv nicht mehr, aber ich verspreche euch beim nächsten Mal zeige ich euch die Funktionen des Cart Readers! 🙂

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!

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