So langsam füllt sich unser bunter Switch-Blumenstrauß, aber ich denke es ist noch etwas Platz für ein paar weitere Spiele! 😉
Nachdem wir uns mit Gänsen, Papierschnipseln, einem Golf- und einem „Nicht“-Spiel beschäftigt haben, möchte ich euch heute in ein buntes Labyrinth entführen! 😉
In „Labyrinth City: Pierre the Maze Detective“ begleiten wir Detektiv (und Protagonist) Pierre auf seiner Mission den bösen „Mr. X“ zu stoppen. Dieser hat nämlich den Labyrinthstein – ein magisches Artefakt, das alles um ihn herum in ein Labyrinth verwandelt – aus dem Museum gestohlen und möchte damit jetzt die ganze Welt in ein großes Labyrinth verwandeln!
Das müssen wir natürlich verhindern! Ohne langwierige Tutorials wird Pierre sofort ins Spielgeschehen geschmissen. Ziel ist es, einen bestimmten Punkt in einem gigantisch wirkenden Irrgarten zu erreichen. Meist ist das der Standpunkt von Personen, welche uns einen Hinweis auf den Verbleib von Mr. X geben können. Dieser hält sich für gewöhnlich am Rand eines Levels auf und wartet spöttisch auf unser Eintreffen, nur um uns dann doch wieder knapp zu entwischen.
Die Spielwelt ist dabei in mehrere Level bzw. Labyrinthe aufgeteilt, durch die wir den Schurken jagen müssen. Moment mal? Bedeutet das, dass es die einzige Herausforderung in dem Spiel ist Labyrinthe zu durchqueren? An und für sich ist das korrekt, allerdings gibt es in jedem Level zahlreiche Easter Eggs und versteckte Gegenstände zu entdecken. Dazu gehören so Dinge wie drei Sterne (das kennen wir ja bereits von diversen Smartphone-Spielen) oder auch ein paar versteckte Schätze und Notizseiten aus dem Tagebuch von Mr. X.
Gerade letztere haben für mich einen besonderen Charme. Betrachtet man es objektiv sind die Seiten völlig überflüssig, allerdings zeigen sie Ausschnitte der aberwitzigen Pläne unseres finsteren Widersachers. Es ist fast so als würde man sich ein Notizbuch von Superschurke „Gru“ aus den Minions-Filmen ansehen! 😀
Um etwas Abwechslung in das Spielgeschehen zu bringen, gibt es in jedem Labyrinth auch einen weißen Eisbären zu finden, welcher immer wieder ein anderes Minispiel für Pierre bereithält. So müssen wir Bilder in einem Museum geraderücken, die Musik einer Mariachi-Band nachspielen, oder ein paar Vögel aus Seifenblasen mit Hilfe eines einfachen Papierdrachen befreien – was man eben so tut! 😛 Als Belohnung winkt eine Minispiel-Trophäe. Yay – noch mehr Sammelgegenstände! 😉
Was mir bei der Optik des Spiels auffällt: Es herrscht eine verblüffende Ähnlichkeit zu den „Wo ist Walter“-Büchern, von welchen ihr vielleicht als Kind schon mal eines in der Hand gehalten habt. Der einzige Unterschied ist, dass die einzelnen „Buchseiten“ eben animiert sind! Dabei wurden alle Hintergründe sowie jedes einzelne Objekt im Spiel per Hand gezeichnet – Wahnsinn!
Fun Fact: Tatsächlich basiert das Spiel nicht auf „Wo ist Walter“, sondern auf den Werken des japanischen Autors Hiro Kamigaki, welcher bereits seit einigen Jahren Wimmelbild-Bücher rund um den Irrgarten-Detektiv Pierre veröffentlicht. Dessen Homepage ist definitiv einen Besuch wert! 🙂
Besonders die unterschiedlichen Schauplätze machen einen Großteil des Charmes des Spiels aus. Protagonist Pierre huscht über Dächer, streift durch Restaurants, durchkämmt eine Waldsiedlung, macht ein Spukhaus unsicher oder schlägt sich durch die Menschenmassen auf dem Stadtfest. Auch wenn das Labyrinth statisch aufgebaut ist – gefühlt lässt sich jeder Winkel eines Levels erkunden. Klar gibt es das Hauptziel, aber ich lasse mich gerne von all den anderen Geheimnissen ablenken. 🙂
Neben den wunderschönen Grafiken ist auch die akustische Untermalung äußerst gelungen. So hört man passend zur jeweiligen Lokation neben dem fröhlichen Hintergrundgedudel z.B. auch sämtliche Umgebungsgeräusche (sei es nun das Gebrabbel der zahlreichen verrückten Charaktere, das Rauschen des Wassers in einem Springbrunnen, oder das Zerspringen einer Vase).
Fun Fact: Der erste Level sieht aus wie eine gezeichnete Version von „Nachts im Museum“. Auch hier spielt das Museum verrückt und sämtliche Tiere und Menschen sind lebendig geworden!
An jedem neuen Schauplatz finden sich skurrile Situationen und lustige Dialoge mit schrägen Charakteren. So treffen wir z.B. in jedem Level den Ninja, welcher stets versucht vor uns die goldenen Sterne einzusammeln, es aber nie schafft, weil er sich dabei selten dämlich anstellt! 😀
Als Rahmen für die Hauptgeschichte sind die einzelnen Spielabschnitte durch Zwischensequenzen in Form eines „animierten Comic-Hefts“ verbunden. Hervorzuheben ist die humorvolle weibliche Erzählerstimme, welche uns den Comic (durch Imitation der verschiedenen Charaktere) quasi vorliest. Zugegeben – die Story ist jetzt nicht gerade der Brüller und klingt eher nach Kinderbuch als nach Herr der Ringe, aber das ist zweitrangig, weil das Spiel einfach so liebevoll gemacht ist! 🙂
Fun Fact: Und ja – mir ist durchaus bewusst, dass solche Spiele eher auf eine jüngere Zielgruppe abzielen, aber das heißt ja nicht, dass es mir nicht auch Spaß machen darf, oder? Ihr wisst schon, das Kind im Manne und so… 😛
So, genug geschwärmt. Wird Zeit, dass wir den Irrgarten hinter uns lassen. Für mich war „Labyrinth City“ ein kurzweiliger Ausflug in die Kindheit. Das Spiel bietet entspannten und originellen Suchspaß für kleine und große Kinder. Die beruhigende Musik sowie die optisch detailverliebten Levels erzeugen trotz augenscheinlichem Chaos ein Gefühl von Geborgenheit und so ist das Abenteuer von Detektiv Pierre genau das richtige für den ruhigen Ausklang nach einem langen Arbeitstag! 🙂
Apropos Ausklang – wie wäre es zum Abschluss mit einer Gute-Nacht-Geschichte? Vielleicht sogar mit etwas Grusel-Faktor? Eigentlich ist es auch egal, ob ihr wollt oder nicht, denn ich werde so oder so im Folgenden noch ein paar Sätze über „Minute of Islands“ verlieren. 😉
Das Spiel stammt aus dem Jahre 2021 und wurde vom deutschen Entwicklerstudio „Studio Fizbin“ erdacht. Im Vergleich zu bisherigen Titeln des Studios handelt es sich diesmal allerdings nicht um ein klassisches Point-and-Click-Adventure, sondern mehr um ein Puzzle-Plattformspiel. Ihr schlüpft in die Rolle einer jungen Mechanikerin namens Mo, deren Aufgabe es ist eine Welt zu reparieren, die kurz vor dem Untergang steht.
Fun Fact: Wenn ich an Studio Fizbin denke, fällt mir sofort deren Erstlingswerk „The Inner World“ ein. Das putzige Adventure – sowie sein Nachfolger – haben Eindruck bei mir hinterlassen und wären definitiv geeignete Kandidaten für einen zukünftigen Blogartikel… 🙂
Und was ist die Bedrohung? Ein riesiges Tentakelmonster? Eine Zombie-Apokalypse? Ein Angriff von Außerirdischen oder gar der dritte Weltkrieg? Falsch gedacht, es geht mehr oder weniger um das Thema Umweltverschmutzung durch eine Vielzahl von giftigen, gelben Wolken mit Pilzsporen!
Bist du jetzt unter die Ökos gegangen, lieber retrololo? 😛 Spaß beiseite – lasst euch von dem vermeintlich harmlosen Thema nicht täuschen. Was auf den ersten Blick eher gediegen (um nicht zu sagen langweilig) klingt, entwickelt sich zu einer düsteren, gar bittersüßen Geschichte, welche sich rund um die Themen Traumabewältigung, Moral, Angst, und zerstörerischem Verhalten dreht. Klingt abgefahren? Ist es auch! 🙂
Als eine der letzten Bewohnerin einer kleinen Gruppe von Inseln pflegt Mo lebensrettende Maschinen, die wie riesige Luftfilter die giftigen Pilzsporen vertreiben. Angetrieben werden sie tief in der Erde von vier antiken, menschenähnlichen Riesen (die Brüder Safan, Bergan, Ande und Afla). Doch plötzlich streiken die Maschinen und eine Katastrophe droht. Mo macht sich daher mit einem kleinen Boot auf die Reise, die Maschinen zu reparieren und alle zu retten.
Dabei begibt sie sich selbst – durch das Einatmen der giftigen Sporen – in größte Gefahr und gibt für ihr aussichtsloses Ziel, die Welt zu retten, Freunde und Familie auf, um in der Einsamkeit der Höhlen auf die Riesen zu achten und die Maschinen zu warten. Das Spiel erzählt auf melancholische Art und Weise gleichzeitig die Geschichte einer Heldin sowie eines Opfers. Es geht um den Preis, den es kostet, solch eine übermenschliche Aufgabe bewältigen zu wollen und letztendlich auch um die Erkenntnis, dass eine Reise immer ein Ende haben muss.
Bewaffnet ist Mo dabei mit dem „Omni-Stab“, einem Artefakt welches unsere Protagonistin als mysteriöse Energiequelle bei sich führt und damit zahlreiche Gegenstände (wie z.B. die Luftfilter sowie letztendlich die vier Riesen) wieder in Gang bringen kann.
Die Grafik pendelt permanent zwischen „Kinderbuch-Optik“ und einer postapokalyptischen Albtraum-Vision. Während man sich einen Moment an der – zwar etwas heruntergekommenen, aber größtenteils farbenfrohen und freundlich wirkenden – Oberfläche befindet und versucht ein paar simple Mechanismen (wie einen defekten Aufzug oder eine kaputte Holzbrücke) flott zu bekommen…
…befindet man sich im nächsten Moment in einem skurrilen Fiebertraum – ausgelöst durch die giftigen Pilzsporen – aus welchem Mo sich erst durch das Lösen ein paar einfacher Rätsel (Anordnung von Tönen in korrekter Reihenfolge, Einsammeln eines Schlüssels, etc.) befreien muss.
Auch der Untergrund (Mos eigentliches Zuhause) dient häufig als Schauplatz des Geschehens. Hier leben die vier Riesen in einem Geflecht von organischen Elementen, welche so rein gar nicht an eine „Maschine“ erinnern. Membranen trennen Räume voneinander ab, der Strom wird durch ein pulsierendes Herz geleitet und Nervenstränge durchziehen die seltsame Unterwelt – verrückt!
Generell wirkt der Untergrund meiner Meinung nach extrem gruselig und verstörend. Gerade die vier Riesen haben ein – sagen wir „spezielles“ – Design und wirken bedrohlich, obwohl sie das gar nicht sind. Puh, fest anschnallen Leute – das ist der Stoff aus dem Albträume gemacht sind! 😀
Wobei – wenn ich es mir recht überlege – an der Oberfläche sieht es an einigen Stellen auch nicht viel besser aus. Ein verendeter Wal, welcher in der Sonne vor sich hin gammelt und von giftigen Sporen sowie den hungrigen Möwen zerlegt wird? Prost Mahlzeit!
Neben dem bescheidenen Hauptziel die Welt zu retten, lassen sich auf dem Weg dahin ein paar Erinnerungen (in Form geisterhafter Wesen) einfangen, durch welche sich Mo Stück für Stück an eine vergangene Zeit (in der die Welt noch in Ordnung war) erinnern kann. Das Einsammeln dieser Erinnerungen ist völlig optional und bietet dem Spieler – sofern gewünscht – die Möglichkeit mehr über die Hintergrundgeschichte von Mos Welt zu erfahren. Wie konnte es nur so weit kommen? Welche Bedeutung haben die Riesen und der Omni-Stab? Wer hat ihr diese bedeutende Rolle auferlegt? Warum ignoriert sie alle Warnungen ihrer Familie? Fragen über Fragen… 😉
Was das Gameplay angeht, zeigt Minute of Islands leider ein paar Schwächen. Die Steuerung ist unpräzise und wirkt an einigen Stellen recht hakelig. Die Rätsel sind auch extrem einfach gestaltet und meist wird man sofort auf die Lösung (z.B. durch Anzeige der korrekten Tastenkombination) hingewiesen. Hier haben die Entwickler meiner Meinung nach einiges an Potenzial verschenkt!
Ich denke das war bzw. ist aber auch gar nicht so der Fokus des Spiels. Minute of Islands fühlt sich eher wie ein „spielbarer Comic“ an, welcher neben einigen heiteren eine Vielzahl an tristen und nachdenklichen, ja gar bedrückenden Momenten für euch bereithält. Die ausdrucksstarke Grafik wird akustisch durch die Erzählerstimme der neuseeländischen Schauspielerin Megan Gay ideal untermalt und auch der perfekt zum Setting passende Soundtrack gefällt mir gut.
Viel mehr kann und will ich gar nicht verraten. Wer über die Gameplay-Schwächen hinwegsehen kann, den erwartet hier eine Art „interaktives, spielbares Kunstwerk“, wie man es in dieser Form nur selten findet. Der emotionale und optische Kontrast der melancholisch-düsteren Endzeit-Geschichte lässt zahlreichen Interpretationsspielraum und regt zum Nachdenken an. Für den einen wirkt das Werk so äußerst imposant, während ich mir vorstellen könnte, dass es auch zahlreiche Leute gibt, die so rein gar nichts mit solcher Art von Spielen anfangen können. So ist das eben mit der Kunst. Und eines ist mal klar: Minute of Islands ist Kunst – und über Kunst lässt sich bekanntlich ja streiten. 🙂
In diesem Sinne, bis die Tage, ciao!