Aller guten Dinge sind drei! Nachdem wir den Tema TC PC wieder zum Laufen gebracht haben, möchte ich den heutigen Beitrag dazu nutzen, noch ein paar Spiele auf dem System zu installieren.
Mein Ziel ist es, auf dem Computer ein paar Spiele aus der „EGA-Zeit“ (also Spiele mit 16 Farben) zum Laufen zu bringen. Ich weiß – die verbaute OAK-Grafikkarte würde zwar auch schon VGA mit 256 Farben unterstützen, aber neben den bisher aufgearbeiteten PCs (z.B. der 286er DTK Tech-1260 mit Hercules-Grafik und 486er Sysline SLT450 mit VGA) passt der „EGA-Zwischenschritt“ für den 386er Tema TC einfach gut rein. Natürlich ist es auch nicht schlimm, wenn das ein oder andere VGA-Spiel dabei ist, schließlich haben viele „neuere“ Spiele (so ab Anfang der Neunziger) gar keinen EGA-Modus mehr.
In Artikel 273 habe ich ja schon erzählt, wie beeindruckend ich einige Spiele aus der „Zeit der 16 Farben“ finde. Einer der populärsten EGA-Klassiker ist sicherlich „Loom“.
Auch wenn es von dem Spiel eine zwei Jahre später erschienene, überarbeitete VGA-Version (samt Sprachausgabe) gibt, greifen Kenner zur stummen EGA-Version von 1990. Das liegt einerseits daran, dass die VGA-Version geschnitten wurde (einige Dialoge wurden zensiert und Zwischensequenzen entfernt), andererseits kommen die einzelnen Abschnitte visuell betrachtet nur in der EGA-Version so rüber, wie es sich Spieldesigner Brian Moriarty ersonnen hat.
Ein Spiel, welches gefühlt jeden Videomodus unterstützt, ist „Prehistorik“ aus dem Jahre 1991. Egal ob mit monochromer Hercules-Grafikkarte, Vier-Farben-CGA-Bildschirm, EGA- oder VGA-Grafik – das Spiel läuft so gut wie immer. 🙂
Auch, wenn mir persönlich die VGA-Version etwas besser gefällt, muss ich sagen, dass auch hier extrem viel aus den 16 Farben herausgeholt wurde!
Etwas schade ist, dass in dem Rechner keine Soundkarte verbaut ist. So müssen wir uns mit dem piepsigen PC-Speaker abgeben. Ich persönlich finde das eigentlich gar nicht so schlimm, denn einige Spieleentwickler waren kreativ und haben wahre Meisterwerke mit dem einstimmigen Lautsprecher erschaffen! Trotzdem kann ich verstehen, dass das auf Dauer (oder bei nicht ganz so tollen Stücken) schnell nervig werden kann. Wir brauchen also eine Soundkarte – doch woher bekommen wir die?
Na, kennt ihr das Teil noch? Hier haben wir eine 16-Bit-ISA-Soundkarte vom Typ Terratec ProMedia TT1816-S. Das gute Stück haben wir schon mal in Artikel 263 beim Proline-PC gesehen. Mittlerweile hat der Proline-PC eine Sound Blaster Karte verbaut bekommen und seitdem liegt die ProMedia TT1816S traurig in der Ecke. Wenn das mal keine gute Gelegenheit ist, der gut 25 Jahre alten Karte eine neue Existenzberechtigung zu geben? 😉
Die Soundkarte ist schnell in einen freien ISA-Slot…
…gesteckt und mit dem Gehäuse verschraubt.
Um das Teil unter DOS zum Fliegen zu bekommen, benötigen wir einen geeigneten Treiber. Ich finde es immer wieder verblüffend, dass sich online immer noch Downloads für so alte Hardware finden! Die gut 600 Kilobyte sind schnell auf eine Diskette kopiert. Das Installationsprogramm ist ungewöhnlich intuitiv und lässt sich recht fix durchdrücken:
Nach einem Neustart des PCs wird dann tatsächlich der entsprechende Treiber geladen. Das Installationsprogramm hat hierfür Änderungen in der AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS gemacht. Was die ganzen Parameter bedeuten, will ich eigentlich gar nicht so genau wissen. 😀
Viel wichtiger ist doch die Frage – läuft das Ding? Einige Spiele erkennen die Soundkarte automatisch, in einigen anderen Fällen (wie hier z.B. bei „Silverball“) müssen die Soundeinstellungen entsprechend auf die bei der Installation festgelegten Werte (Port 220H, IRQ 5 und DMA 1) angepasst werden:
Schon läuft auch Silverball mit gelungener, akustischer Untermalung. Flippern geht einfach immer! 🙂
Fun Fact: Silverball ist zwar ein gutes Spiel um die Soundkarte zu testen, allerdings passt es eher weniger in die Zeit der EGA-Spiele, da es ausschließlich im VGA-Modus läuft! 😉
Besonders gut in die EGA-Zeit passen die von „Unlimited Software Inc.“ (eine Tochterfirma des kanadischen Entwicklerstudios „Distinctive Software“) entwickelten DOS-Portierungen der NES-Klassiker „Castlevania“ und „Super Contra“. Beide Titel spielen sich leider deutlich schwächer, als ihre großen Brüder auf dem Nintendo Entertainment System, trotzdem sind es meiner Meinung nach gelungene Ports der Konsolenvorlagen.
Natürlich dürfen auch klassische Pausenspiele und Arcade-Klassiker wie „Blockout“…
…„Arkanoid: Revenge of Doh“…
…oder „Outrun“ nicht fehlen.
Ach, und wenn wir schon bei Pausenspielen sind – tatsächlich läuft auch das zickige „Dyna Blaster“ (den meisten vermutlich eher unter dem Titel „Bomberman“ bekannt) auf der Kiste. Damit hatte ich in der Vergangenheit auf einigen PCs Probleme – warum auch immer! 🙁
Moment – das war ja schon wieder ein Spiel für den VGA-Modus! Jetzt aber schnell wieder zurück in die EGA-Zeit. Wie wäre es z.B. mit dem Adventure-Klassiker „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“ aus dem Jahre 1992? Damit wird das Spiel im EGA-Modus zum Fliegen bekommen, müssen wir eine angepasste Batch-Datei mit den etwas kryptischen Parametern „e“ (EGA-Grafik) und „s“ (Soundblaster-Audiogerät) starten. Das muss man wissen! 😀 Anschließend nervt uns noch der Kopierschutz, bei welchem bestimmte Symbole aus dem Handbuch angeordnet werden müssen.
Das Spiel selbst sieht meiner Meinung nach auch mit nur 16 Farben noch wirklich gut aus! Klar, die VGA-Version ist nochmal einen Tick detaillierter und schöner, aber auch hier bin ich überrascht, was die Entwickler (trotz der extremen Beschränkungen) aus der Optik herausgeholt haben:
Falls ihr euch wundert, wie ich die ganzen Spiele auf dem Rechner installiere: Da das gute Stück nur ein, bzw. zwei Diskettenlaufwerke verbaut hat (und ich mir vorstellen könnte, dass der Einbau eines CD-ROM-Laufwerks am gleichen IDE-Strang/Controller im Zusammenspiel mit der alten Festplatte problematisch werden könnte), müssen wir die ganzen Spiele von Diskette installieren. Dafür habe ich entsprechende Images vorbereitet und auf ein paar Disketten gespielt:
Bei einigen Spielen reicht es aus, die Spieldaten per Copy-Befehl auf die Festplatte zu kopieren. Andere Titel bringen dagegen eigene Installationsroutinen mit, welche die auf der Diskette in proprietär gepackten Formaten erst extrahieren. Ich persönlich habe immer etwas Respekt (um nicht zu sagen „Angst“) vor diesen Installationsprogrammen, da man nie genau weiß, ob sie auch wirklich zuverlässig funktionieren.
In jedem Fall steht bei „größeren“ Spielen (mit ca. vier bis zehn Megabyte) immer eine wahre „Diskettenwechselorgie“ an. Ach ja – das zwischendrin ggf. mal eine Diskette defekt ist, oder aus welchen Gründen auch immer nicht gelesen werden kann, kommt natürlich auch gerne mal vor. In solchen Augenblicken ist viel Geduld, eine hohe Frustrationstoleranz und vielleicht die ein oder andere Hopfenkaltschale zur Beruhigung gefragt! 😀
Bevor ich es vergesse – ich habe dem Tema-PC noch zwei weitere Megabyte an Arbeitsspeicher gegönnt. Die zwei bereits verbauten SIMM-Riegel sind vom Typ „HYM91000S-70“ des Herstellers Siemens. Um möglichst kompatibel mit den bestehenden Modulen zu sein, habe ich einfach zwei weitere Riegel dieser Art gekauft. Auf jedem Riegel sind neun HYB511000BJ-70 Chips verbaut, wobei auf dem neunten Chip nur Paritätsdaten zur Fehlerkontrolle gespeichert werden.
Fun Fact: Gerade in der „EDV-Frühzeit“ war Arbeitsspeicher noch nicht so zuverlässig und es wurde verstärkt auf RAM-Module mit zusätzlichem Chip zur Paritätsprüfung gesetzt. Werden Daten in den Arbeitsspeicher geladen, wird anschließend ein Vergleich der gespeicherten Daten und der berechneten Parität (gerade oder ungerade) durchgeführt. Erkennt das System einen Paritätsfehler (ausgelöst durch z.B. fehlerhafte Hardware oder Störeinflüsse wie elektromagnetische Strahlung), wird der Computer angehalten und nicht gespeicherte Daten gehen verloren. Das klingt erst mal nicht gut, ist aber wesentlich besser, als dass sich beschädigte (falsche) Daten im RAM befinden und Programme falsch arbeiten. Spätere DIMM-RAM-Module verwenden auch teilweise heute noch einen zusätzlichen Chip, um via ECC (Error Correction Code) im Fehlerfall eine automatischen Korrektur der Daten im Arbeitsspeicher durchzuführen.
Es war gar nicht so einfach die zwei weiteren Module in die Steckplätze zu quetschen. Unterhalb des Netzteils ist verdammt wenig Platz und die Module müssen zu allem Überfluss auch noch schräg von der Seite eingeklipst werden. Zumindest wird der zusätzliche Arbeitsspeicher – nach einem kurzen Abstecher ins BIOS – sofort vom PC erkannt. Damit haben wir nun insgesamt sage und schreibe ganze vier MB RAM zur Verfügung! Ich denke, damit sollten wir locker auskommen. Selbst mit zwei MB läuft die Kiste gut, aber es gibt ein paar anspruchsvollere Spiele, die vier MB haben möchten.
Fun Fact: Die beiden RAM-Module sind aus dem Jahr 1992 – über 30 Jahre alt und trotzdem noch gut in Schuss. Wenn das mal bei mir selbst auch so wäre…! 😀
Hey, nicht ablenken – wir wollten uns doch noch ein paar EGA-Spiele ansehen, oder? Eine gute Idee, doch leider ist der verfügbare Speicherplatz auf unserer 89 MB-Festplatte mittlerweile auf ca. 3 MB zusammengeschrumpft:
Es hilft nichts – wir brauchen wohl oder übel mehr Speicherplatz. So ein Mist – und dabei wollte ich doch die kleine Reihe über den Tema TC Computer heute beenden. Wenn ich mich dunkel erinnere, hatte ich das gegen Ende von Artikel 273 sogar versprochen! 😛
Auch wenn es mittlerweile wohl ungläubig erscheint: Ich plane solche „Eskapaden“ (also ein Thema über mehrere Beiträge) im Vorfeld nicht. Wenn es nach mir ginge, wäre jeder Beitrag knappe 3-4 Seiten lang und damit ist das Thema erledigt. Doch leider kommt es gerade bei so (Retro-)Hardware immer wieder zu unvorhergesehenen Problemen, welche alles in die Länge ziehen. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse. Durchhalten, ihr habt es fast geschafft! Wenn alles glattgeht, ist dann beim nächsten Mal aber wirklich Schluss mit dem Thema. Seht es mir aber nach, dass ich nichts versprechen möchte. Wie gesagt, manchmal ist das Basteln mit so alter Hard- und Software einfach nur unberechenbar… xD
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!