Lang ist es her als wir in Artikel 69 den Gameroom etwas dekoriert haben. An und für sich bin ich mit dem Raum zufrieden, aber eines ist mal klar – man kann nie genügend „Bling-Bling“ in so einem Spielezimmer haben! 😛 Und tatsächlich weiß ich auch den perfekten Platz, an dem noch etwas fehlt:
Jeder Flipper-Freak weiß natürlich, dass sich oben auf die Backbox eines Flippers ein sog. „Topper“ gehört. Ein Topper ist ein Dekorationsobjekt, welches nicht nur die kahle Oberseite des Flippers verdeckt, sondern vor allem in einer Spielhalle oder Kneipe die Aufmerksamkeit auf das Gerät ziehen soll – fast so wie die Überschrift über einem Blogartikel! 😉
Topper gibt es in sämtlichen Ausführungen und Formen. Das reicht von einfachen Plastikfiguren oder Schriftzügen bis hin zu beleuchteten LED-Gebilden mit eingebauten Ventilatoren oder sonstigen Gimmicks, welche zum jeweiligen Thema des Flippers passen.
Wie man sehen kann, habe ich für meinen Indiana Jones leider noch keinen Topper, auf der Backbox ist noch gähnende Leere. So können wir das nicht lassen! 😉
Tatsächlich gäbe es einige fertige Lösungen für das Gerät, allerdings sind diese meist recht schwer – und wenn dann nur zu horrenden Preisen – zu bekommen. Hier ein paar Beispiele für ein paar käuflich erwerbbare Topper für den Indiana Jones Flipper:
Fun Fact: Der Topper links oben im Bild kostet in der einfachen Ausführung bereits 900 Dollar. In der Premiumvariante sind einige Teile mit Blattgold vergoldet, aber dann kostet das Teil auch stolze 2.200 Dollar. Selbst die einfacheren Modelle kosten häufig viele hunderte Euro. Das ist schon verrückt – so viel Geld für etwas Plastik und ein paar LEDs? Nein, danke! 😀
Das sind meiner Meinung nach alles irgendwie keine richtigen Alternativen. Viel zu teuer und auch optisch treffen die Modelle nicht so sehr meinen Geschmack. Klar – man könnte es sich natürlich extrem einfach machen und einen Fedora plus Peitsche auf den Flipper legen, aber ich finde etwas blinken, bzw. Beleuchtung muss dann schon sein. Also was tun?
Letztendlich habe ich eine (meiner Meinung nach) coole Lösung gefunden. Es gibt ein interessantes Projekt namens „go DMD“, bei welchem zwei LED Matrix Displays mit Hilfe eines Mikrocontrollers angesteuert werden, um so die Uhrzeit, ein paar Klimadaten sowie nette DMD-Effekte und Animationen (wie auf einem echten „Flipper-Display“) auf dem Teil anzuzeigen. Klingt ja crazy! 🙂
Tatsächlich hatte ich das Projekt schon seit längerem auf dem Schirm, allerdings bin ich bisher nie dazu gekommen so ein Ding zu bauen und mittlerweile sind die Teile (Controller, Gehäuseteile, etc.) schon längst vergriffen. So ist die Welt – wer zu spät kommt, den bestraft das Leben…
Dachte ich! Denn durch einen Zufall bin ich über einen Forumskollegen an eine bereits fertig gebaute Uhr gekommen. Klar – die Teile sind für gewöhnlich auch nicht gerade billig (ca. 200€), aber ich denke das Teil hat zu einem sehr fairen Kurs den Besitzer gewechselt! 😉
Rein optisch betrachtet gefällt mir die Uhr (bzw. das Display) schon mal sehr gut. Die einzelnen technischen Komponenten wurden in ein schickes, halbtransparentes Plexiglasgehäuse eingebaut. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, wie groß (65x20x7cm) das Ding eigentlich ist. Auf der Rückseite befinden sich ein paar Löcher, mit denen man das fette Teil an der Wand aufhängen könnte.
Auf der rechten Seite hat die Uhr seitlich eine Öffnung. Hm, was es wohl damit auf sich hat?
Egal, viel wichtiger ist doch, wie die Uhr aussieht, wenn sie an ist! 😉 Also, nichts wie ab mit dem Stecker in die Steckdose!
Hm, es tut sich nichts… Das Display bleibt dunkel. Zumindest scheint im Inneren etwas zu leuchten, daraus schließe ich, dass die Uhr zumindest Strom bekommt!
Es hilft nichts. Wir müssen das gute Ding wohl oder übel mal aufschrauben. Zuerst habe ich versucht die sechs Schrauben auf der Vorderseite zu lösen. Leider kommt man dadurch nicht wirklich gut an die elektronischen Komponenten ran. Lediglich die zwei Matrix Displays und ein paar verkabelte Bauteile kommen uns entgegen. Hm, ob das so sein soll, dass die Platine mit dem Mikrocontroller und der Steuereinheit lose im Gehäuse liegt? 😀
Hier kommen wir nicht weiter, also drehen wir fix die Uhr auf den Rücken und entfernen dort alle Schrauben. Leider sind das deutlich mehr (16 Stück) und zu allem Überfluss fallen dadurch auch noch die nur zwischen die Vorder- und Rückseite geklemmten (eingesteckten) Plexiglasseitenwände raus. So langsam bekomme ich das Gefühl, dass wir das Ding komplett zerlegen müssen! xD
Immerhin – scheint so als wären wir beim eigentlich „Herz“ der Uhr – der Elektronik – angekommen.
Wenn ich das so sehe, bin ich ganz froh, dass ich das Teil nicht selber zusammenbauen muss(te). Mir gefällt zwar die Acryloptik sehr gut, aber ich bin absolut kein Fan der Arbeit mit diesem fragilen Kunststoff. Was die Technik angeht sieht es definitiv nicht nach „Hexenwerk“ aus, aber dennoch gibt es einige Leitungen und Stecker, die wohl korrekt gesteckt werden müssen. Und von den vielen kleinen SMD-Chips, die man verlöten muss, möchte ich gar nicht erst anfangen! 😛
Zumindest ist der Fehler recht schnell gefunden. Wie vermutet steckt die Steuerplatine gar nicht mehr auf den Panels und kann diese dementsprechend nicht ansteuern. Wahnsinn – sogar die Pins sind ganz schön verbogen – hat DHL mit dem Paket Fußball gespielt oder was?!
Kein Problem, denn letztendlich müssen wir (nachdem die Pins geradegebogen wurden) nur die schwarze, zweireihige Buchsenleiste der Controllerplatine auf das passende Gegenstück an den Panels aufstecken. So sieht das schon viel besser aus! 🙂
Wenn wir die Uhr schon offen haben, können wir gleich noch die restlichen Komponenten überprüfen. Tatsächlich hat das Teil einen Temperatur- und Feuchtigkeitssensor (das blaue Ding), einen Bewegungsmelder sowie einen Infrarotempfänger zur Steuerung der Uhr mit Hilfe einer kleinen Fernbedienung. Diese lagen auch lose im Gehäuse und ich habe sie etwas sauberer angeordnet, bzw. den Bewegungsmelder in die Öffnung auf der Gehäusevorderseite verfrachtet.
Fun Fact: Die Infrarotsignale der Fernbedienung (IR-Wellen) gehen durch das getönte Acrylglas durch. Das ist das gleiche Prinzip wie beim „Playstation CD-Player“ aus Artikel 74! 😉
Jetzt wird mir auch langsam klar, wofür die Öffnung an der Seite des Gehäuses ist! Darüber lässt sich die MicroSD-Karte entnehmen, auf welcher die benötigten Daten zum Betrieb der Uhr (Programmlizenz, Animationen und Abspielmuster) gespeichert sind.
Geschafft – endlich können wir die Uhr wieder verschließen. Achja, bevor ich es vergesse – für das Lösen der Schrauben habe ich natürlich wieder ein Spezialbit benötigt, weil es sich nicht um metrische Schrauben, sondern um Schrauben im Zollmaß handelt. Um ehrlich zu sein wundert mich das nicht. Bei allem was auch nur im Entferntesten mit dem Thema „Flipper“ zu tun hat, kommen einem immer mal wieder Zollschrauben unter. Standards und so! 😉
Jetzt ist die spannende Frage – funktioniert die Uhr denn nun auch? Aber hallo! 🙂
Das Teil zeigt abwechselnd Datum, Zeit und ein paar Klimadaten sowie originale Animationen, welche sonst auf den DMD-Displays der Flipper zu sehen sind an – echt cool! 🙂
Schade ist nur, dass es sich überwiegend um Animationen eines „Star Wars“-Flippers handelt. Nicht dass ich etwas gegen Star Wars hätte, aber viel besser wäre es, wenn wir auf dem Display Animationen sehen könnten, welche zum „Indiana Jones“-Thema meines Flippers passen! Zwar lassen sich mit Hilfe der Fernbedienung zahlreiche Optionen (Helligkeit, Datum- und Uhreinstellungen, Farbmodi, Bewegungsmelder, etc.) verändern, aber auf die Auswahl an gezeigten Animationen hat das leider keinen Einfluss.
Fun Fact: Man könnte sogar einen „FSK-Filter“ setzen und nur Animationen anzeigen, welche für 6, 12, 16 oder 18-jährige geeignet sind. Zensur auf einem DMD-Display – ich fass es nicht! 😀
Ich denke wir sollten den Inhalt der MicroSD-Karte mal etwas genauer inspizieren. Tatsächlich findet sich im Stammverzeichnis eine mysteriöse „foo.ani“-Datei. Ich vermute mal, dass darin die ganzen Animationen gespeichert sind.
Um die Animationen zu bearbeiten benötigen wir ein Tool namens „pin2dmd-editor“.
Not so fun Fact: Das Tool benötigt natürlich wieder Java, damit es läuft. Ich hasse Java! 😀
Damit lassen sich nicht nur bestehende Animationsabläufe anpassen oder die Reihenfolge ändern, sondern auch neue, eigene Animationen designen. So weit wollen wir nicht gehen, denn das ist leider recht aufwändig. In jedem Fall sollten wir als erstes die „foo.ani“-Datei in das Programm importieren.
Fun Fact: Es gibt sogar eine Seite auf der man sich den Spielablauf eines DMD-Displays für verschiedene Flippermodelle ansehen kann – abgefahren! 🙂
Nun können wir die Animationen bearbeiten. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, doch die Animationen aller Flipper (die sich schon in der Datei befinden) zu belassen und nur die ein oder andere zu entfernen sowie die Indiana-Jones-Animationen an den Anfang zu schieben.
Fun Fact: Solche Animationen aufzutreiben ist gar nicht so einfach. Entweder man versucht mit Hilfe eines ROM-Explorers (z.B. WPCEdit) die einzelnen Bilder der Animationen aus originalen Flipper-Spielprogrammen zu exportieren oder man erwirbt diese – abhängig vom Flippermodell – käuflich gegen eine kleine Spende. Abhängig davon, wie viele Animationen man haben möchte, kann das ganz schön ins Geld gehen. Besser wir behalten die Animationen, welche wir schon haben! 😉
Nach dem Export sowie dem Zurückspielen der Datei auf die MicroSD-Karte können wir prüfen, ob die Uhr die neue Animationsabfolge abspielt. Klappt! 🙂
Fun Fact: Mittlerweile habe ich gelernt, dass die Animationen zwar zufällig abgespielt werden, allerdings setzt die Zufallswiedergabe erst ein, wenn die komplette Reihe einmal durchgelaufen ist. Was soll man sagen – im Nachhinein ist man immer schlauer…
Als letzte Amtshandlung sollten wir die Uhr noch auf den Flipper stellen. Puh – das gute Stück passt gerade so auf die Backbox – größer dürfte es wirklich nicht sein! 😀
Damit es beim Zocken nicht umfällt, habe ich zwei kleine Gummifüßchen auf die Backbox geklebt, welche sich bei Bedarf auch wieder rückstandsfrei entfernen lassen. Ich finde das Teil eignet sich prima als „Topper“ für den Flipper. Ach, es ist schön, dass nach den vielen, teils anstrengenden, bzw. zeitraubenden Bastelprojekten, wenn mal etwas „einfach“ funktioniert. Einziger Nachteil der Uhr: Durch die vielen Animationen muss man aufpassen, nicht beim Spielen abgelenkt zu werden! 😉
In diesem Sinne, bis die Tage, ciao!