Schon cool, dass das beim letzten Mal mit dem Überspielen der Kassette geklappt hat! 🙂 Aber wenn man ehrlich ist, dann ist das schon eine sehr aufwändige Lösung um Programme von einem „normalen“ PC auf den C64 zu bringen. Da muss es doch was Besseres geben! 🙂
Richtig gut wäre es, wenn man überhaupt keine Kassette benötigen würde und stattdessen die Audiodateien einfach irgendwie am C64 einspielen könnte! Eins ist klar – ich würde nie eine so steile These aufstellen, wenn es nicht wirklich eine Lösung geben würde! 😛 Tatsächlich lässt sich die Datassette relativ einfach modifizieren um direkt externe Audiosignale verarbeiten zu können. Klingt cool, doch wie geht das?
Als erstes benötigen wir mal eine Datassette, die wir „zerstören“ können. Da ich jetzt schon einige Zeit mit meiner Datassette verbracht und sie endlich halbwegs vernünftig justiert habe, möchte ich eigentlich ungern an ihr herumschrauben. Kein Problem, extra für dieses Bastelprojekt habe ich mir eine weitere auf eBay ersteigert! 😀
Zugegeben, das gute Stück hat schon ziemlich gelitten – leider nicht nur optisch, sondern auch technisch. So konnte ich bei einem Test keine einzige Kassette damit zum Laufen bekommen. Auf einen ersten Blick sieht es so aus als wäre der Antriebsriemen ausgeleiert. Ebenso scheint die Positionierung des Tonkopfes nicht ganz zu stimmen. Zumindest die Verbindung zum C64 scheint grundsätzlich zu funktionieren, denn die Datassette nimmt Befehle vom Computer einwandfrei entgegen.
Fun Fact: Dafür hat mich das Teil auch nur 2€ plus Versand gekostet! 🙂
Um ehrlich zu sein, will ich mich mit den Problemen gar nicht weiter beschäftigen, denn zum einen habe ich ja bereits eine funktionierende Datassette und andererseits benötigen wir den Kassettenmechanismus ja nach der Modifikation nicht mehr! 😉
Also – wie geht’s los? Nun, in jedem Fall müssen die vier Schrauben auf der Rückseite der Datassette gelöst werden.
Im Vergleich zum relativ großen Gehäuse wirken die Innereinen der Datassette fast spartanisch. Ich bin beeindruckt, wie klein der Laufwerksmechanismus gehalten wurde, das erinnert mich fast an einen alten Walkman! 🙂
Oh Mann – ich liebe den extrem einfachen Mechanismus des Bandzählwerks! 😀 Ernsthaft! Letztendlich wird nur die Drehung des Motors (zum Bewegen des Bands) über einen Riemen auf ein kleines Zahnrad übertragen, welches das Bandzählwerk weiterdreht. So einfach, aber so genial! 🙂
Auf der Rückseite der Datassette befindet sich der Motor sowie ein weiterer Riemen, welcher für die Übertragung der Energie auf die Spulen benötigt wird. Wie ich vermutet habe, ist dieser extrem schlaff und rutscht durch. In diesem Zustand kann der Motor das Band einer eingelegten Kassette nicht mehr weiterdrehen. Es wäre kein Hexenwerk das zu beheben, aber wie gesagt – das ist keine Baustelle für heute! 😉
Unter der Abschirmung (welche aus einer seltsamen Mischung aus Folie und Karton besteht) befindet sich die Platine. Sie wird benötigt um die vom Band gelesenen Signale über den Kassettenport des C64 an den Computer zu schicken.
Auf der Oberseite der Platine kann man die einzelnen Teile sehen: Widerstände, Kondensatoren und integrierte Schaltkreise. Mann, ist das noch einfache Technologie – eine richtig schöne, einseitig bestückte Leiterplatte. Nicht so hochkomplexes SMD-Zeug. Hier kann man auch ohne Profiwerkzeug noch was reparieren! 🙂
Bevor ich schon wieder ins Schwärmen über Retro-Technologie komme schnell zurück zum Thema – wollten wir nicht die Datassette modifizieren? 😀 Tatsächlich müssen wir hierfür nur eine 3,5mm Klinkenbuchse mit einem Kondensator an eine bestimmte Stelle auf der Platine löten. Je nach Modell der Datassette wurden unterschiedliche Platinenrevisionen verbaut. Gut, dass es im Internet noch Leute mit noch mehr Zeit gibt, welche bereits herausgefunden haben, an welchen Lötpunkten man die Komponenten anbringen muss! 🙂
Doch woher bekommt man die Teile? Nun, zwei Stück Kabel sollten noch irgendwo zu finden sein. Da ich keine Klinkenbuchse mehr hatte, habe ich einfach die Kopfhörerbuchse aus einem alten (defekten) IDE-CD-Laufwerk ausgelötet! 🙂
Da die Datassette nur mit einem Mono-Signal (linker Kanal des Stereokabels) umgehen kann, habe ich die nicht benötigten Beinchen abgetrennt und anschließend zwei Kabel an die Buchse gelötet:
Jetzt müssen wir nur noch einen Kondensator finden, diesen an eines der Kabel anlöten und abschließend die beiden Kabel an der Platine an bestimmten Punkte verlöten. Zugegeben – das Ergebnis sieht etwas improvisiert aus, aber für einen Testaufbau sollte das reichen! 🙂
Fun Fact: Den 100nF Keramikkondensator hatte ich tatsächlich noch rumliegen. Wenn ich mich recht erinnere stammt er aus einem Weihnachtsgeschenk. Mein Kumpel Max hat mir mal vor Jahren zu Weihnachten einen „Retro-Adventskalender“ geschenkt, in welchem zahlreiche kleine Bauteile zum Basteln diverser Spielprojekte drin waren. Schon witzig, dass da ein genau passender dabei war! 😀
Na, ob das wirklich funktionieren wird? Ich bin skeptisch… 😀
Zum Testen habe ich meinen Laptop über ein Stereokabel mit der Datassette verbunden. Das Laufwerk selbst ist natürlich am C64 angeschlossen.
Jetzt müssen wir am C64 eigentlich nur noch „LOAD“ eingeben, „Play“ auf der Datassette drücken und eine Datei mit einem Audioplayer unserer Wahl am PC abspielen.
Fun Fact: Zum Testen habe ich die „donkey.wav“-Datei aus Artikel 148 hergenommen, um mir keine weiteren Fehler über ggf. falsch konvertierte neue Dateien einzuhandeln! 😉
Doch was ist das? Leider wird das Programm nicht gefunden und der Bildschirm bleibt blau…
Woran liegt’s? Mann, habe ich lang nach dem Fehler gesucht! Letztendlich war ich zu naiv und habe mal wieder nicht mit den „Gemeinheiten“ der Treiberhersteller gerechnet! 😀 Naja, ok – das ist etwas übertrieben, aber tatsächlich hat mir der „Realtek HD-Audiotreiber“ auf meinem Laptop in die Suppe gespuckt! Scheinbar gibt es im „Zusätzliche Geräteeigenschaften“-Menü mittlerweile eine Dolby-Funktion, die standardmäßig eingeschaltet ist. Im Zusammenspiel mit einem 7.1-Soundsystem mag das ja (dass so richtig Kinofeeling aufkommt) ganz toll sein, aber die gute alte Datassette kann mit dem Standard nichts anfangen…
Fun Fact: Schon irgendwie ironisch, dass „Dolby“ (genaugenommen Dolby-B) in seiner Urform mal für die Rauschunterdrückung gut war und jetzt (so viele Jahre später) ist sein Urenkel (in Form von „Dolby Digital Plus“) dafür verantwortlich, dass ich meine piepsigen/kratzigen (und rauschenden?) C64-Programme nicht laden kann… 😀
Was soll’s wieder was gelernt. Mit deaktivierter Dolby-Funktion wird auch tatsächlich „Donkey Kong“ vom Laufwerk gefunden – cool! Im Vergleich zum normalen Laden über Datassette ist es dabei wichtig, dass man den „Commodore-Knopf“ gedrückt hält, sodass das gefunden Programm sofort geladen wird. Das ist eigentlich logisch, denn der C64 kann zwar die Datassette anhalten aber nicht den Audioplayer auf dem Laptop von welchem wir das Audiosignal streamen! 😉
Fun Fact: Wichtig ist auch, dass man den richtigen Lautstärkepegel findet, damit die Datassette etwas mit der Audiospur anfangen kann. In meinem Fall waren es 50%.
Und siehe da – drei Minuten später wurde das Spiel einwandfrei geladen und wir können den Klempner der Herzen durch die Levels steuern. Die gute Nachricht: Diesmal habe ich es zumindest bis in den zweiten Level geschafft und darf mich sogar in die Highscore-Liste eintragen! 🙂
Prima – nachdem das so gut geklappt hat, müssen wir eigentlich nur noch die Klinkenbuchse irgendwie nach außen legen, schließlich sollten wir die Innereien der Datassette wieder ordentlich verpacken. Ich habe lange überlegt, ob ich ein eigenes Loch in das Gehäuse bohren sollte, aber letztendlich habe ich mich dazu entschieden das Loch, welches für die LED (welche beim Speichervorgang leuchtet) benötigt wird, herzunehmen! 🙂
Dazu musste ich es nur etwas vergrößern und anschließend den Port dahinter anbringen. Gut, dass ich keine größere Buchse verlötet habe, denn diese würde vermutlich nicht durch die Halterung der LED passen. Beim Zusammenschrauben sollte man drauf achten, die Kabel sauber zu verlegen um später die Knöpfe auch noch anständig bedienen zu können – also nicht so wie ich! 😀
Man muss schon echt genau hinsehen, um die Buchse auf der Oberseite des Gehäuses zu erkennen. Genau das gefällt mir an der Lösung sehr gut, es sieht nicht so „auffällig verbastelt“ aus! 😀
Mann – das ist mal ein Bild! Ein halbwegs moderner Laptop mit einem absoluten Retro-Kult-Computer vereint – fast wie ein Familientreffen der Generationen! 🙂
Mist, eigentlich hätte ich noch zahlreiche interessante Dinge zu erzählen, aber der Blogartikel wird schon wieder gefährlich lang. Also gut, dann eben beim nächsten Mal – stay tuned! 😉
Bis die Tage!