Beim letzten Mal haben wir unseren C64 ja erfolgreich ins Internet gebracht. Wie zur Hölle willst du das heute toppen, lieber retrololo? 😛
Fun Fact: Technisch gesehen machen wir heute eher wieder einen Rückschritt, dennoch ist das Projekt meiner Meinung nach nicht weniger beeindruckend – ganz im Gegenteil! 😉
In Artikel 146 habe ich euch ja etwas über das C64-Diskettenlaufwerk vom Typ „1541“ erzählt. Wie wir bereits wissen, frisst das gute Stück 5,25“ Disketten, welche im CBM-Dateisystem formatiert wurden. Zur Erinnerung: Auf so einer Diskette können pro Diskettenseite bis zu 166kB an Daten gespeichert werden.
Fun Fact: Auch in den folgenden Beiträgen (z.B. 147, 151 und 153) hat uns das Laufwerk gute Dienste geleistet. Ich bin echt froh, dass ich das habe! 🙂
Dass sich die Technik-Welt selbst im Jahre 1987 schnell weiterentwickelt hat auch Commodore gemerkt. Nach und nach liefen die 1982 eingeführten 3,5“-Disketten den seit 1976 regierenden 5,25“-Disketten den Rang ab. Commodore musste 1987 also reagieren und ein Laufwerk für ihren C64 bringen, welches mit dem neuen, kleineren Diskettenformat (3,5“) umgehen konnte. Dieses neue Hightech-Modell wurde „1581“ getauft:
Fun Fact: Zwischen der 1541 und der 1581 gab es noch ein Zwischenmodell namens „1571“, welches zwar mit 5,25“-Disketten arbeitet, dafür aber über zwei Schreib-/Leseköpfe verfügt, d.h. die Diskette muss nicht gewendet werden, so wie es bei den Vorgängermodellen noch der Fall war! 🙂
Das 1581er-Laufwerk arbeitet mit einer erweiterten Form des CBM-Dateisystems. Die 3,5″-Disketten können dabei auf 800kB formatiert werden und haben somit mehr als die vierfache Kapazität einer 5,25″-Diskettenseite. Analog dem 1571er Modell besitzt das Laufwerk zwei Schreib-/Leseköpfe um die 3,5“-Diskette beidseitig (400kB pro Seite) beschreiben zu können, ohne diese wenden zu müssen. Zusammengefasst kann man sagen: Eine 3,5“-Diskette kann also mit dem 1581er Laufwerk etwas mehr als zwei beidseitig bespielte 5,25“-Disketten in einem 1541er Laufwerk speichern – fancy! 😀
Doch nicht nur das! Daten können mit dem 1581er Laufwerk ca. 20% schneller gelesen und ca. 45% schneller geschrieben werden. Ebenso werden damit erstmalig Unterverzeichnisse (durch eigene Partitionen) unterstützt. Mann, das klingt ja nach einem tollen Gerät! Und wo ist der Haken? Tja, im Vergleich zu den „billigen“ 1541er-Modellen gilt die 1581 als der heilige Gral unter den C64-Laufwerken, welches mittlerweile kaum – und wenn dann nur noch für mehrere hunderte Euros – zu erstehen ist. Ich bin zwar verrückt, aber selbst ich würde niemals 800€ für ein altes Diskettenlaufwerk ausgeben – absolut abgefahren! 🙁
Fun Fact: 1993 brachte die Firma CMD (Creative Micro Designs) mit dem „FD-4000“ ein Alternativprodukt zur 1581 auf den Markt. Das Laufwerk konnte 3,5“-Disketten im HD-Format (high density, 1,6MB) oder spezielle ED-Disketten (extra high density) mit bis zu 3,2MB beschreiben. Das gute Stück ist heutzutage leider noch seltener auffindbar wie eine originale 1581 und wenn dann für gewöhnlich nur zu vierstelligen Preisen.
Na, das ist ja frustrierend. Und jetzt? Ohne einen Kredit aufzunehmen, werde ich wohl nicht an so ein Modell herankommen. Oder etwa doch? Was bleibt uns übrig, wenn wir uns so ein Teil nicht kaufen können? Richtig – wir müssen selbst eins basteln! 😉
Und wie geht das? Findige Bastler haben die originale Platine eines 1581er Laufwerks 1:1 nachempfunden, um so für C64-Fans eine Möglichkeit zu schaffen, selbst so ein Laufwerk nachzubauen. Das Projekt wird unter dem Begriff „1581-Replica“ geführt. Die Idee ist einfach: Die Platine muss mit einem ganzen Haufen an Chips und Kleinteilen bestückt werden. Anschließend kann daran ein spezielles 3,5“-Diskettenlaufwerk angeschlossen werden – so wie es eben bei dem originalen Modell des 1581er Laufwerks auch war! 🙂
Der einzige Unterschied der Replica-Platine im Vergleich zum Original ist, dass einige Bauteile optimiert oder gleich wegrationalisiert wurden. Ebenso gibt es auf dem Board ein paar Jumper, mit denen man festlegen kann, ob man originale Teile für CPU (65C02 anstatt 6502A) und SRAM-Bausteine verwenden möchte. Das ist prima, denn so muss man nicht auf die undankbare (oder unmögliche) Suche nach längst nicht mehr erwerbbaren Bauteilen gehen! 🙂
Wer Lust hat, kann versuchen, die einzelnen Teile selbst zusammen zu hamstern, oder alternativ einen frei konfigurierbaren Bausatz (mit sämtlichen noch fehlenden Teilen) zu kaufen. Ich selbst habe für einen fairen Preis über ein Forum einen Satz mit fast allen benötigten Teilen ergattern können.
Not so fun Fact: Auch der Bausatz ist leider alles andere als günstig. Wenn man alles zusammenrechnet, kommt man schnell in den dreistelligen Bereich. Ob man so viel ausgeben möchte, muss jeder für sich selbst wissen. Im Vergleich zu den vierstelligen Beträgen für originale Modelle ist das ja fast ein Schnäppchen! 😀
Puh, das sieht nach einigem an Arbeit aus! Es gibt zahlreiche gesockelte Chips, Buchsen, Widerstände, Kondensatoren, Kabel und Steckverbindungen, welche alle auf die Platine gebrutzelt werden möchten…
Na dann, frisch ans Werk. Als erstes sollten wir die IC-Sockel für die Chips verlöten. Im Endeffekt ist es das gleiche Prozedere wie bei jeder Lötarbeit. Teile sortieren und ggf. vorbereiten (aus Verpackung entfernen, Pins verbiegen, etc.), in die Platine einstecken, ggf. Flussmittel auftragen und anschließend Bauteil für Bauteil verlöten. Das schwierigste ist es, die Sockel möglichst nach Plan auf der Platine aufzulöten. Leute, die öfter so Zeug machen, verwenden zur temporären Fixierung der Komponenten auf der Unterseite der Platine häufig Knetgummi. Coole Idee! 🙂
Als nächstes sind die DIN-Buchsen sowie der Power-Schalter dran. Ebenso habe ich eine Stiftleiste, an welcher später das Floppykabel angeschlossen wird, verlötet. Warum die nicht auf dem ersten Bild drauf ist weiß ich nicht mehr. Vermutlich habe ich das schlicht und einfach verpeilt! 😀
Es läuft gut – jetzt fehlen doch eigentlich nur noch die Kleinteile. Tja – „nur noch“…
Not so fun Fact: Tatsächlich habe ich keine ordentliche Anleitung zum Bau des Laufwerks gefunden, aber immerhin gibt es auf YouTube ein paar Mitstreiter mit gleichem Vorhaben! 🙂
Mann ist das ein Haufen an unterschiedlichen Teilchen! Hilft nichts – wir müssen Schritt für Schritt vorgehen. Fangen wir mit den Keramikkondensatoren an. Hier wartet bereits eine fiese Falle auf uns, denn unter den 14 Stück 100nF-Kondensatoren hat sich ein 10nF-Kondensator versteckt, welcher an einer ganz bestimmten Stelle (C15) auf der Leiterplatte verlötet werden muss:
Fun Fact: Nach jedem Arbeitsschritt habe ich die (auf der Unterseite der Platine überstehenden) Beinchen der Bauteile mit einer Zange abgezwickt. Das ist zwar aufwändig, aber andernfalls lässt sich Leiterplatte nicht mehr flach hinlegen und das erschwert die Lötarbeit der nächsten Komponenten! 😉
Ein paar Elektrolytkondensatoren sowie die Stiftleiste für die Stromversorgung finden auch ihren Platz auf der Platine. Bei den Elkos muss man ganz genau hinschauen um diese auch ja richtig herum zu verlöten. Was mir gut gefällt ist, dass das Board wirklich nahezu originalgetreu aufgebaut wird, d.h. wir müssen uns nicht mit nervigen SMD-Bauteilen rumärgern! 🙂
Um die Ferritperlen (zur Dämpfung hochfrequenter Störungen) sowie die EMI-Filter besser verlöten zu können, habe ich mir die Beinchen mit Hilfe eines Stückchen Holz zurechtgebogen. Manchmal braucht es eben kein teures Werkzeug, sondern nur eine einfache aber kreative Idee! 🙂
Aufpassen müssen wir auch bei den Widerstandsnetzwerken. Im Vergleich zu einfachen Widerständen muss nämlich bei diesen Bauteilen die Einbaurichtung beachtet werden. Der weiße Punkt markiert dabei Pin Eins des Bauteils.
Fun Fact: Tatsächlich könnte man auch anstatt eines Widerstandsarrays eine ganze Latte an einzelnen Widerständen auf der Platine verlöten. Um Platz und vor allem Kosten zu sparen, wurden diese Dinger gerne verwendet. Mir soll es recht sein, so haben wir ein paar Lötstellen weniger! 😉
Gleiches gilt auch für den Quarz sowie die Diode. Gut, dass hier auch entsprechende Kennzeichnungen auf der Leiterplatte vorhanden sind!
Dennoch kommen wir leider nicht ganz um das Verlöten von ein paar einzelnen Widerständen herum. Auch hier kann man die Beinchen vorab etwas zurechtbiegen, damit sich die kleinen „Ringel-Würmchen“ besser fixieren lassen.
Not so fun Fact: Leider waren die einzelnen Bauteile im Bausatz nicht markiert und so musste ich erst über die Farbcodierung (Farbringe auf jedem Widerstand) im Zusammenspiel mit der Teileliste (siehe hier) versuchen herauszufinden, um welches Teil (Ohmwert) es sich handelt – anstrengend! xD
Endspurt – jetzt müssen wir nur noch zwei LEDs, einen DIP-Schalter sowie eine Zuleitung zur LED-Platine (welche später von der Leiterplatte abgebrochen und in ein Gehäuse verfrachtet werden kann) einbauen. Wichtig: Bei den LEDs muss auch die Baurichtung beachtet werden. Das längere Beinchen (die Anode) ist Plus, das kürzere (die Kathode) steht für Minus.
Fertig – sieht schon richtig gut aus wie ich finde! 🙂
Als letzten Schritt müssen wir – wie bereits erwähnt – noch mit Hilfe von drei Jumpern konfigurieren, ob wir originale Commodore-Bauteile (CPU und SRAM) verwenden, oder ob es sich um Chips (mit leicht abgewandelten Spezifikationen) von anderen Herstellern handelt. In unserem Fall war in dem Bausatz eine originale CPU, aber Dritthersteller-SRAM. Dementsprechend müssen wir die Jumper JP1 und JP2 schließen, JP3 muss dafür offenbleiben.
Fun Fact: Schon krass, oder? Einige der Chips sind mittlerweile vermutlich ca. 40 Jahre alt! 😀
Bevor wir die kostbaren Chips einsetzen, sollten wir das Ding mal an den Strom hängen und schauen ob es explodiert! 😀 Dafür kann einfach das Netzteil des Diskettenlaufwerks „1541-II“ aus Artikel 146 verwendet werden. Bei der Gelegenheit habe ich dann noch mit einem Multimeter überprüft, ob am Port für das Laufwerk die korrekten Spannungen (5 und 12 Volt) anliegen. Es sieht gut aus – die rote Power-LED leuchtet und bisher ist auch noch nichts in die Luft geflogen! 🙂
Nun können die Chips (CPU, SRAM, ROM, Interface-Chips, etc.) eingesetzt werden. Ich hätte gedacht, dass das der einfachste Schritt wird, aber leider mussten bei jedem Chip die Beinchen erst zurechtgebogen werden, sodass sie gut in den jeweiligen Sockel passen und auch fest darin sitzen.
Soweit so gut, jetzt ist nur die Frage, welches Laufwerk wir überhaupt für unsere 1581er-Platine verwenden können. Wie bereits angesprochen wurde im 1581er Modell ein spezielles 3,5“-DD-Diskettenlaufwerk (welches auch für die Amiga-Computer wie z.B. A500 oder A1200 verwendet wurde) verbaut. Theoretisch lässt sich jedes Amiga-DD-Laufwerk für das Projekt verwenden, aber wenn ich ehrlich bin möchte ich nicht noch mehr Geld für eines dieser speziellen Amiga-Laufwerke rausschmeißen. Gut, dass es für ein paar Euro einen „PC-Drive-Adapter“ gibt, mit welchem man ganz normale 3,5“-PC-HD-Diskettenlaufwerke an dem Bord verwenden kann! 🙂
Dieser kostet ca. 5€ und wird auch in Form eines Bausatzes verkauft. Dementsprechend müssten wir auch hier nochmal etwas Hand anlegen und löten.
Seht es mir nach, dass ich die einzelnen Schritte jetzt nicht mehr fotografiert habe. Zum einen ist der Beitrag sowieso schon lang genug und zum anderen war es schon spät und ich wollte die Lötarbeiten endlich fertigstellen! 😀
Der Adapter wird abschließend einfach auf die Floppy-Schnittsteller der 1581er Platine aufgesteckt.
Endlich fertig! 🙂
So, Schluss für heute. Was? Jetzt, wo es doch erst richtig spannend wird machst du einen Break? Sorry Leute, aber ich bin müde und man muss wissen, wann man aufhören soll! xD
In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!