#276 – retro PC madness – Tema TC DT325SX – V

Ich gebe es offen zu – beim letzten Mal sind wir nicht wirklich vorangekommen, weil wir uns mit zig ungeplanten Fehlern und Problemen beschäftigen mussten. Das soll heute anders sein, denn tatsächlich wollen wir heute die Reihe um den Tema TC Computer beenden – diesmal wirklich! 🙂

Die Betriebssysteme (DOS und Windows 3.1) haben wir ja schon wieder auf der neuen Festplatte zum Laufen gebracht. Jetzt fehlt nur noch unser „GAMES“-Verzeichnis mit satten 60 MB Daten:

Stimmt, das Zeug müssen wir ja auch noch irgendwie auf die Kiste bringen. Doch wie? Das wären ca. 45 Disketten, die man jeweils bespielen und anschließend auf den PC überspielen müsste. Das ist sogar mir zu verrückt! 😀 Um die Daten noch etwas zu komprimieren, habe ich etwas mit älteren Archivierungs- und Komprimierungstools herumgespielt. Ein sehr gutes Programm, was unter Windows und DOS läuft ist z.B. „UHARC“:

Die Software läuft zwar relativ langsam, dafür komprimiert sie (abhängig von der Art der Ausgangsdaten) bis zu 10% stärker als WinRAR (.rar-Format) und ca. 2% besser als 7-Zip (.7z-Format). Gespeichert werden die Archive im proprietären UHA-Format. Ich habe mir den Spaß gemacht, die gut 60 MB an Spieldaten mal mit dem Tool zu packen. Im Ergebnis erhalten wir ein ca. 36 MB kleines Archiv – gar nicht mal so übel! 🙂

Für unseren Übertragungsvorgang hilft uns das aber leider nicht weiter, denn selbst, wenn wir das Archiv jetzt mit einer entsprechenden Software in kleine Stücke (max. 1,38 MB) zerhacken würden, dann wären es immer noch 27 Disketten, die wir zur Übertragung der Daten auf den PC benötigen würden. Ebenso müssten im Anschluss die einzelnen Teile dann unter DOS mit einem „copy /b file1+file2+file3… archiv.uha“ wieder zusammengestückelt und entpackt werden. Das ist mir eigentlich alles zu viel Aufwand! 🙁 Anbei mal ein kleiner Versuch mit einer knapp 4 MB großen Datei – nur um zu zeigen, wie so etwas (Splitten von Dateien) aussehen könnte.

Not so fun Fact: Unter DOS/Windows gibt es leider keine Möglichkeit, Dateien binär zu splitten. Dafür müsste man sich ein Tool aus dem Unix-Umfeld (Stichwort „split“) ausborgen! 😉

Irgendwie drehen wir uns im Kreis und kommen nicht weiter. Das Problem ist seit zwei Beiträgen das gleiche: Die Übertragung von größeren Datenmengen auf den PC. Doch Abhilfe kommt! Mittlerweile habe ich eine ganz gute und optisch zu dem Retro-Computer passende Möglichkeit gefunden. Tada!

Na, was sagt ihr zu dem Klopper? 😀 Hier haben wir ein Mitsumi „CRMC-LU005S“ CD-ROM-Laufwerk von 1993 – eines der ersten internen CD-ROM-Laufwerke zum Einbau in einen Personal Computer. Das gute Stück arbeitet im „SingleSpeed“-Modus (1x-Geschwindigkeit) und kann so 153,6 kB an Daten pro Sekunde lesen. Ich weiß – absolute Raketentechnologie – Elon Musk kann einpacken! 😛

An einem normalen IDE-Bus können wir das gute Stück aber leider nicht anschließen. Einerseits wird dieser ja von unserer „Dual-drive emulation“-Festplatte (Seagate ST5850A) belegt, andererseits unterstützt die IDE-Controllerkarte leider noch nicht den „ATAPI“-Standard, welcher zum Anschluss von CD-ROM-Laufwerken benötigt wird. Um dieses Monstrum anzuschließen, benötigen wir eine spezielle CD-ROM-Controllerkarte vom Typ „74-1645A“ – ebenfalls von Mitsumi aus dem Jahre 1994.

Fun Fact: Ich hatte Glück und habe das Laufwerk (samt Controllerkarte) zu einem sehr fairen Kurs erstanden. Solche Retro-CD-ROM-Laufwerke werden üblicherweise im dreistelligen Bereich verkauft. Für die speziellen, teils herstellerspezifischen Controllerkarten werden dann nochmal ca. 50€ fällig.

Die Karte besitzt einen Anschluss für ein 40-Poliges Flachbandkabel (ATAPI-Interface für das Laufwerk), zwei Cinch-Buchsen (zur Ausgabe des Audiosignals von wiedergegebenen CDs), sowie eine ganze Latte an Jumpern und DIP-Schaltern zum Setzen der technischen Parameter (I/O, IRQ und DMA) für die Signalleitungen bzw. Kanäle, welche die PC-Komponenten miteinander verbinden.

Fun Fact: IRQ- oder Interruptleitungen werden benötigt, wenn eine Hardwarekomponente der CPU mitteilt, dass Daten ausgegeben oder empfangen werden sollen. DMA-Kanäle (Direct Memory Access, also direkter Speicherzugriff) sind dagegen für die Übertragung von Daten zum Hauptspeicher (RAM) zuständig. I/O- oder auch Eingabe-/Ausgabe-Adressen sind spezielle Speicheradressbereiche, die für den Datenaustausch zwischen den Systemkomponenten und der CPU zur Verfügung gestellt werden. Ich weiß schon – wen interessiert das alles? Laaaaangweilig! 😛

Stutzig machen mich die beiden Keramikkondensatoren, welche auf der Rückseite der Karte etwas provisorisch verlötet wurden. Ob das von Werk aus so war? Ich will es gar nicht wissen. 😀

Das Laufwerk ist glücklicherweise recht schnell eingebaut und angeschlossen. So langsam wird es ja richtig eng in unserem kleinen Retro-Computer! 🙂

Fun Fact: Das vollbelegte (40-Pin) IDE-Kabel stammt aus der „vermutliche defekte Kabel“-Kiste und hat somit gerade so nochmal den Absprung von der Entsorgung im Elektroschrott geschafft! 😉

Damit der PC etwas mit dem Scheibenfresser anfangen kann, müssen wir entsprechende Treiber herunterladen, auf eine Diskette packen und installieren. Leider gibt es diesmal kein ausführbares Setup und wir müssen die AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS händisch anpassen. An dieser Stelle muss man wissen, wie die Jumper und DIP-Schalter auf der Karte gesetzt sind. Ebenso muss man aufpassen, Adressbereiche und Interrupts nicht doppelt zu vergeben. Keine Angst, ich schweife diesmal nicht weiter in die Untiefen der Technik ab, das alles würde jetzt viel zu weit führen.

Fun Fact: Glücklicherweise habe ich online noch das Handbuch sowie eine Übersicht gefunden, wie die DIP-Schalter (zur Auswahl des I/O-Adressbereichs) gesetzt werden müssen. Ohne Dokumentation wäre man hier definitiv aufgeschmissen! 😀

Nach einem Neustart des PCs wird das Laufwerk dann tatsächlich erkannt und unter dem Laufwerksbuchstaben „E:“ zur Verfügung gestellt:

Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob das gut 30 Jahre Teil noch seinen Dienst verrichtet. Doch halt – wie zur Hölle legt man denn eigentlich eine CD in das Ding ein? Nirgendwo kann ich einen Knopf oder ähnliche Bedienelemente zum Öffnen der Laufwerksschublade erkennen. Merkwürdig.

Damit kommen wir zu einer wahren Besonderheit des alten Mitsumi-Laufwerks. Das Laufwerk besitzt nämlich keine Schublade, sondern es selbst ist die Schublade! 😀 Moment mal, wie ist das denn gemeint? Durch einen Druck auf die Plastikfront wird das gesamte Laufwerk ca. einen Zentimeter ausgefahren. Anschließend muss man es mit etwas Kraft vollständig nach vorne herausziehen und manuell einen Deckel nach oben klappen, um eine CD einlegen zu können. Abgefahren! 😀

Fun Fact: Diese „Aufklapp-Mechanik“ wird „Top Loader“ genannt und kommt, bzw. kam in der Praxis bei CD-Playern und Stereoanlagen häufiger zum Einsatz. Fast so wie bei einem alten Discman! 🙂

Mit eingelegter CD muss der Deckel wieder heruntergeklappt und das Laufwerk eingeschoben werden. So etwas habe ich tatsächlich noch nie gesehen und wenn ich ehrlich bin fühlt es sich (u.a. auf Grund der massiven Bauweise des Laufwerks) nicht so an, als würde man eine CD einlegen, sondern eher, als würde man ein Brot in den Ofen schieben. Geil! 😀

Tatsächlich wird eine von mir, im Rahmen eines anderen Blogbeitrags über einen Retro-PC, gebrannte CD erkannt und wir können endlich anfangen, ein paar Daten auf den PC zu bringen.

Leider kann das Laufwerk nicht alle CDs lesen. Gerade bei gebrannten Scheiben tut es sich schwer. Kein Wunder – die zur damaligen Zeit zur Verfügung stehende CD-ROM-Technologie (Arten von Rohlingen, Beschichtung, etc.) war noch auf einem ganz anderen Stand. Im Endeffekt hat man gute Chancen, wenn man möglichst alte Rohlinge verwendet und diese möglichst langsam brennt. Ebenso arbeitet das Gerät nur im Zusammenspiel mit dem Dateisystem „ISO 9660“. Neuere Dateisysteme mit erweiterten Möglichkeiten (u.a. Unterstützung von langen Dateinamen) wie z.B. „Rockridge“ (UNIX) oder Joliet (Windows) werden leider nicht unterstützt.

Zum Transfer des „GAMES“-Verzeichnisses habe ich extra eine CD mit dem Shuttle-PC aus Artikel 87 gebrannt, welcher mittlerweile einen älteren CD-Brenner verbaut hat, mit dem man zumindest in vierfacher Geschwindigkeit brennen kann. Noch besser wäre es, die CD in einfacher Geschwindigkeit zu brennen, aber sind wir mal ehrlich – wer hat schon noch einen 1X-CD-Brenner? 😀

Egal – nachdem wir jetzt geklärt haben, wie wir die Daten auf den PC bringen, sollten wir uns aber endlich noch ein paar Spiele ansehen. Den Anfang macht „Indiana Jones and the Last Crusade: The Graphic Adventure“ von Lucasfilm Games aus dem Jahre 1989. Ähnlich wie Indys zweites DOS-Abenteuer (Fate of Atlantis) sieht auch The Last Crusade im EGA-Modus echt gut aus.

Not so fun Fact: Auch hier nervt uns vor Spielstart die Kopierschutzabfrage. Gerade bei den älteren Versionen der Spiele kam häufig noch ein Kopierschutz per Handbuchabfrage oder beigelegten Dokumenten oder Drehscheiben zum Einsatz. Merkwürdigerweise wurde bei den VGA-Versionen der Spiele (also eine frühe Form von Remakes) darauf verzichtet.

Wusstet ihr, dass es von „Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge“ auch eine EGA-Version gibt? Ich wusste es nicht und ich finde es cool, dass die Entwickler auch bei ihrem zweiten Piratenabenteuer den 16-Farben-Modus unterstützen, um Spieler mit schwächeren PCs anno 1991 nicht hängen zu lassen. Allerdings muss ich zugeben, dass der gute Guybrush mit 256 Farben doch besser aussieht! xD

Mit „Day of the Tentacle“ ist auch einer meiner persönlichen Adventure-Lieblinge mit an Bord. Auch wenn das Spiel nur im VGA-Modus läuft, möchte ich dennoch nicht darauf verzichten, es auf dem PC zu installieren. Viel möchte ich allerdings nicht dazu sagen, das Spielt habe ich euch bestimmt schon in einem der vergangenen Beiträge über irgendeinen anderen Retro-Computer vorgestellt! 😉

Fun Fact: Tatsächlich gibt es zwischen der CD- und der Diskettenversion einige Unterschiede. Installiert man das Spiel von Diskette (bzw. von sieben Disketten), muss man sich mit einem Kopierschutz herumschlagen und bekommt nur im ersten Kapitel eine Sprachausgabe. Die CD-Version ist komplett vertont und verzichtet auf die Kopiersperre. Dank verbautem CD-Laufwerk und größerer Festplatte können wir nun auch die CD-Version mit knapp 200 MB installieren! 🙂

Mit „Commander Keen“ ist gleich eine ganze Reihe an EGA-Spielen am Start. In dem putzigen Jump ‘n‘ Run begleiten wir „Billy Blaze“ a.k.a Commander Keen auf seiner Reise durch den Weltraum. Insgesamt gibt es sechs Teile, hier läuft stellvertretend Teil 4 „Commander Keen: Goodbye, Galaxy!“:

Fun Fact: Das Entwicklerstudio von Commander Keen (id Software) wird einigen älteren Semestern wohl eher auf Grund ihrer Werke „Wolfenstein 3D“, „Quake“ oder „Doom“ bekannt sein! 😉

Zu guter Letzt schauen wir uns noch das im Jahre 1989 erschienene „SimCity“ an. In bester EGA-Grafik lässt sich in der durchdachten Wirtschaftssimulation von Spieldesigner-Legende „Will Wright“ eine neue Stadt aufbauen. Dazu gehören so Dinge wie Steuern erheben, Stromleitungen verlegen, Straßen bauen und natürlich eine Vielzahl an Gebäuden (Kohle- oder Atomkraftwerke, Feuer- und Polizeiwachen und Wohnsiedlungen) errichten. Das Spiel war nicht nur ein finanzieller Erfolg, es legte auch den Grundstein für zahlreiche weitere Simulationsspiele wie z.B. „Die Sims“! 🙂

Not so fun Fact: Natürlich musste ich wieder den konventionellen Speicherbereich mit Hilfe des Speichermanagers EMM386 samt komplexer Parametrisierung optimieren, sowie Windows mit Hilfe des Dummy-Treibers „Monoumb“ überreden, nicht den Speicherbereich für monochrome Displays zu verwenden. Woher kommt mir das alles nur bekannt vor? Ich weiß – die Artikel 256, 257 und 258 lassen grüßen! :D. Sei’s drum, so Zeug gehört bei der Installation eines DOS-Systems einfach dazu! 😉

Ich denke damit sollten wir so langsam zum Ende kommen und die kleine Beitragsserie über den Tema TC DT325SX Computer endgültig beenden. Natürlich habe ich noch einige weitere Spiele installiert und getestet, aber die kann ich euch leider nicht alle zeigen. Das würden den Rahmen endgültig sprengen und wenn ich ehrlich bin, haben selbst diese fünf Beiträge mich an der ein oder anderen Stelle ganz schön viele Nerven gekostet! xD

Aber egal, das war es wert. Gerade das alte CD-ROM-Laufwerk finde ich einfach hammergeil! 😀 Und dabei hatte ich mich ursprünglich gegen den Einbau eines Laufwerks entschieden, weil das fast „zu neu“ für den Computer scheint. Ich finde aber, mit dem alten Mitsumi-Teil haben wir den Charakter und Charme des alten PCs erhalten (wenn auch CD-ROM-Laufwerke zur Zeit von 386er-PCs eher die Ausnahme waren und erst mit der nächsten Rechnergeneration, also 486er- oder gar Pentium-PCs, so richtig den Einzug in die Privathaushalte erhielten) und trotzdem eine vergleichsweise „komfortable“ Möglichkeit gefunden, Daten auf den PC zu bringen. 🙂

Fun Fact: Ich habe es leider erst im Nachgang des Beitrags ausprobiert, aber mit dem Kopfhöreranschluss auf der Vorderseite des Laufwerks sowie einer geeigneten Software lassen sich tatsächlich (gebrannte) Audio-CDs abspielen – und das sogar unter DOS. Echt abgefahren! 😀

Ende gut, alles gut. Ich weiß – ich bin bei so alter Hardware leicht zu begeistern, aber ich denke in seiner „Endkonfiguration“ mit 854 MB Festplatte, 4MB RAM, 512 kB Grafikkarte sowie der Terratec-Soundkarte macht der Tema Computer schon was her, findet ihr nicht? 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!