#289 – Gaming-Geister – I – Beat the Beat

Kennt ihr das nicht auch? Es gibt diese Videospiele, die man stundenlang spielt, nur um irgendwann frustriert an einer bockschweren Stelle aufzugeben, an der man – egal wie häufig man es auch probiert – einfach nicht weiterkommt…

Egal mit welcher Generation von Videospielen ihr aufgewachsen seid – jede Epoche hat so ihre eigenen, brutal harten Spiele, an denen sich schon dutzende Spieler die Zähne ausgebissen haben. Während sich NES-Veteranen mit „Battletoads“, „Zelda II“ oder „Ghost ‘n Goblins“ herumgeärgert haben, kämpfen Switch-Spieler heute mit beinharten Spielen wie „Cuphead“, „Dead Cells“ oder „Celeste“. Auf dem PC sieht es nicht anders aus. Für Browser-Fetischisten gibt es tückische Spiele wie „The Impossible Game“ oder „Geometry Dash“. Richtige „PC-Gamer“ wagen sich mutig an Titel wie „Dark Souls“ oder „Elden Ring“.

Fun Fact: Selbst auf dem Smartphone ist man nicht vor schwierigen Spielen gefeit. Habt ihr schon mal versucht „Smash Hit“ oder „Getting Over It“ zu spielen? 😀

Ich selbst bin – trotz mittlerweile gut angehäufter Spielesammlung – definitiv kein Gamer und entsprechend ungeschickt stelle ich mich bei den meisten Spielen an. Um ehrlich zu sein, wundert mich das nicht, schließlich würde ich mich selbst eher als klassischen Kandidaten für „casual games“ oder Adventures, bei denen es auf den Humor, einen möglichst entspannten Spielverlauf sowie das Lösen von logischen Rätseln ankommt, sehen. Trotzdem stolpere ich hin und wieder über ein Spiel, welches Geschicklichkeit, viel Präzision und ein unfassbar hohes Maß an Frustrationstoleranz erfordert. Ich glaube es ist der Nervenkitzel, genau den richtigen Stresslevel zwischen „entspannt“ und „kurz vorm Herzinfarkt“ zu finden, der einen antreibt, sich auch an solche vermeintlich schwierigen Spiele zu wagen und diese zu bewältigen. Vielleicht ist es auch Sturheit, wer weiß? xD

In der Beitragsreihe „Gaming-Geister“ soll es allerdings nicht um besonders schwere Spiele im Allgemeinen gehen, sondern eher um Titel, welche mich im Lauf der Jahre regelmäßig gequält haben, bzw. bis heute quälen, weil ich es immer noch nicht geschafft habe, sie vollständig durchzuspielen. Quasi Spiele, die mich bis heute heimsuchen, Angstzustände und Wutanfälle auslösen – fast so wie die drei Geister der vergangenen Weihnachten, welche Ebenezer Scrooge in Charles Dickens Weihnachtsgeschichte heimsuchen! 😉

Es wird endlich Zeit, diese „Gaming-Geister der vergangenen Jahrzehnte“ zu vertreiben und einen Schlussstrich unter einige der „offenen Kapitel“ meiner persönlichen Videospielgeschichte zu ziehen. Schließlich werde ich nicht jünger und die Wahrscheinlichkeit, eines dieser Spiele jemals durchzuspielen, sinkt mit jedem Jahr mehr… 😀

Genug gejammert, es wird Zeit den ersten Geist zu vertreiben. Dieser kommt aus dem Jahre 2012, schimpft sich „Beat the Beat: Rhythm Paradise“ und tarnt sich als harmloses Kinderspiel für die Nintendo Wii:

Das in amerikanischen Gefilden unter dem Namen „Rhythm Heaven Feaver“ bekannte Rhythmusspiel haben wir bereits in den Artikeln 84 und 111 kennengelernt. Um ehrlich zu sein, hätte das schrille Musikspiel (bzw. die gesamte Spielreihe) definitiv einen eigenen, vollwertigen Blogbeitrag verdient, aber heute möchte ich euch nur kurz einen Einblick in das Dilemma geben, welches ich mit dem Spiel habe.

Fangen wir von vorne an. Um was geht es bei „Beat the Beat“? Einfach gesagt besteht das Spiel aus einer Reihe von Minispielen, bei welchen es auf Takt- bzw. Rhythmusgefühl ankommt. Jedes dieser Minispiele ist sehr unterschiedlich, allerdings immer passend zum jeweiligen Thema akustisch und visuell untermalt. Zu abstrakt? Hier ein paar Beispiele. Während in einem Minispiel z.B. im richtigen Takt ein Badmintonball zwischen zwei fliegenden Katzen hin- und her geschlagen werden muss…

…werfen euch beim Minispiel „Eingelocht!“ zwei Affen in unterschiedlichem Tempo Golfbälle zu, die per Knopfdruck im richtigen Beat versenkt werden wollen.

Oder wie wäre es hiermit? In „Rhythmoboter“ müssen in einer Schraubenfabrik sog. „Roboterschrauben“ im Gleichklang verschraubt werden:

Ist der Funke noch nicht übergesprungen? Spätestens bei „Date zu viert“ sollte ich aber hoffentlich euer Interesse geweckt haben! In dem Spiel geht es darum, unterschiedliche Bälle (konkret sind es Fuß-, Basket- und Footbälle) weg zu kicken, damit ihr ein Date zusammen mit einem Wieselpärchen genießen könnt! 😀

Ihr seht schon, die Szenarien sind mindestens so skurril wie witzig – typisch japanisch fällt mir dazu nur ein! 😛 Genau das macht aber den Charme von Beat the Beat aus. Die Kunst ist es, sich auf die jeweilige Situation einzulassen und zu jeder Zeit im Takt zu bleiben. Konkret bedeutet das, den A oder B-Knopf (manchmal auch beide) auf der Wii-Remote im richtigen Augenblick passend zur Musik zu drücken ohne sich dabei zu sehr von den bunten Animationen und dem wilden Gedudel auf dem Bildschirm ablenken zu lassen. Gar nicht mal so einfach, wie es sich anhört! 😉

Mein absolutes Lieblingsspiel schimpft sich „Pressekonferenz“. Ihr seid ein verschwitzter Ringer, welcher nach einem erfolgreichen Kampf ein Interview geben muss. Passend zur Musik müsst ihr also äußerst knappe Antworten geben und hin und wieder im Takt für die Kamera posieren. Das spielt sich mindestens so albern wie es klingt und die nervige Stimme der Reporterin bleibt auf jeden Fall tagelang im Kopf. Absolut empfehlenswert! 😀

Hm, ok, bisher habe ich ja nur von dem Spiel geschwärmt – wollten wir nicht irgendwelche „Gaming-Geister“ vertreiben? Stimmt, da war was. Wo liegt denn jetzt das Problem? Nun, um im Spiel voranzuschreiten, müsst ihr in jedem der 50 Mini-Rhythmus-Spiel gut genug abschneiden, um das jeweils nächste freizuschalten. Zu Beginn ist das noch kein Problem und die ersten paar Level lassen sich recht leicht – meist sogar mit Medaille (für besonders akkurate Treffer, bzw. wenige verpasste Eingaben) – abschließen, aber der Schwierigkeitsgrad steigt mit jedem geschafften Spiel dezent an.

Nach jeden fünf Minispielen kommt dann ein sog. „Remix“, in welchem jeweils kurze Passagen der bisher gespielten Minispiele mit anderer musikalischer Untermalung bewältigt werden müssen. Dabei wird nicht nur die Geschwindigkeit der einzelnen Spielabschnitte massiv erhöht, auch werden dem Spieler ein paar unvorhersehbare Stellen wie z.B. geänderte Rhythmusmuster in den Weg geworfen. Hier benötigt es viel Geduld, Geschick und natürlich Rhythmusgefühl. Entsprechend müssen diese Remix-Abschnitte in den meisten Fällen mehrfach gespielt werden, um zu wissen, was auf einen zukommt und sie schlussendlich zu bewältigen. Doch auch das wäre noch kein Problem, schließlich spricht ja nichts gegen eine anspruchsvolle Herausforderung, nicht wahr? 🙂

Das würde ich für 49 der insgesamt 50 Minispiele (sowie Remix-Level) so unterschreiben – wenn auch ich an der ein oder anderen Stelle (z.B. Remix 7) ganz schön zu knabbern hatte und es einige Anläufe gebraucht hat, um den Level zu schaffen. Kommen wir nun zum Problem: Der letzte Level des Spiels schimpft sich „Remix 10“ und beinhaltet zahlreiche sehr kurze, permanent wechselnde Abschnitte aus fast allen (!) im Spiel befindlichen Minispielen.

Konkret bedeutet das, dass man sämtliche Rhythmusmuster samt Tastenkombinationen im Kopf haben muss, und diese in einer knapp vier Minuten langen, sehr stressigen Abfolge (insgesamt 267 Tastendrücke), nahezu perfekt (also im richtigen Rhythmus) eingeben muss. Einfach nur krank! xD

Zu allem Überfluss ist die abschließende Bewertung gnadenlos und verzeiht kaum Fehler. Egal wie viele Anläufe ich gewagt habe, bisher ist es mir nicht gelungen, den letzten Level zu bewältigen! 🙁

Fun Fact: Zumindest spendet mir die Tatsache, dass ich scheinbar nicht der einzige bin, der massive Probleme mit dem Level hat, etwas Trost! 😀

Doch damit ist jetzt Schluss. Es gibt keine Ausreden mehr, es wird Zeit, dem Rhythmusgeist ein für alle Mal den Garaus zu machen!

Ich gebe es offen zu – es hat mich etliche Stunden (und mehrere Anläufe an verschiedenen Tagen) gekostet, bis ich es tatsächlich geschafft habe. Fast heulend vor Glück lasse ich meine Wii-Fernbedienung fallen und blicke mit müden Augen in einen nahezu schwarzen Bildschirm:

„Gut genug“ steht da. Ich weiß – das ist alles andere als ein „perfektes Ergebnis“ (bei welchem man eine Medaille erhalten hätte), aber das ist mir völlig egal. Denn auch dieser mit „OK“ bewertete Versuch reicht dafür, dass wir uns den Abspann samt Credits ansehen dürfen…

Not so fun Fact: Für euch liest sich das jetzt vermutlich so, als wäre das innerhalb von ein paar Minuten erledigt gewesen, aber ihr müsst mir an der Stelle einfach glauben, dass mich das ganze extrem viel Zeit und Nerven gekostet hat! 😀

Sehr schön finde ich, dass die „Darsteller“ aus sämtlichen Minispielen nach den Credits nochmal einzeln aufgelistet werden. Mit einem Hauch von Wehmut blicke ich so auf die vergangenen Stunden / Tage / Wochen / Monate zurück und denke an all die schönen, lustigen und manchmal auch hochgradig frustrierenden Momente zurück, die ich mit dem Spiel verbracht habe! 🙂

Aber egal – damit wäre der erste „Gaming-Geist“ vertrieben und ich kann wieder in Ruhe schlafen. Schon klar, für richtige Zocker ist das Spiel vermutlich keine Herausforderung, aber ich als „Gelegenheitsspieler“ bin einfach nur happy, es geschafft zu haben! 🙂

Allem Spott über den brutal schweren „Remix 10“ zum Trotz, kann ich euch nur wärmstens empfehlen, das Spiel – idealerweise zusammen mit einem Freund – mal auszuprobieren. Analog der „WarioWare“-Reihe lässt sich Beat the Beat gerade zu zweit gut spielen und ist ein Garant für einen unterhaltsamen Abend! 🙂

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!